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selbst hatte sich gefügt unter die Beschränkung, die der Vater seiner Sendung auf Erden gegeben hatte. Ich bin nur gesandt zu den verlornen Schaafen aus dem Hause Israel. Seine Apostel aber waren hiervon entbunden; ihnen gab er eine unbeschränkte Bollmacht, und sie konnten sie gebrauchen, wie sie wollten. Nur das Eine schårfte er ihnen ein, sie sollten Jerusalem nicht verlassen, bis sie würden angethan werden mit Kraft aus der Höhe. Diese Kraft des Geistes wurde aber nicht sowohl dem Einzelnen verheißen und gegeben, als ihnen insgesammt, und was die Gesammtheit ordnete und entschied, dem gehorchte der Einzelne; und Petrus ließ sich nicht minder nach Samaria schicken von den Aposteln und Aeltesten, als Barnabas nach Antiochia. Da waltete also überall der Gehorsam und auch die Helden des Glaubens haben sich bei dem am wohlsten gefunden. Ja, wenn der Einzelne als Urheber auftrat, so hatte er immer entweder ein bestimmtes Wort des Herrn für sich und wo uns dieses gebietet, da haben wir auch nicht weiter zu suchen, wonach wir uns entscheiden, oder wem wir gehorchen sollen, oder das neue Werk knüpfte sich an etwas Frůheres, so daß es auch nicht willkürlich oder neu erschien wie: als Petrus aufstand und vorschlug, es möchte ein neuer Apostel gewählt werden an Judas Stelle - oder er hatte durch das ges sammte göttliche Wort eine so feste Ueberzeugung gewonnen, wie Paulus, als er, unerachtet man ihm Trübsal und Bande dort weissagte, dennoch nach Jerusalem reiste, oder wie Luther als er. nicht widerrufen konnte. Denn diese fühlten sich auch nicht frei, sondern vielmehr als solche, die nicht anders konnten, als sie tha ten, also gebunden im Geiste. Und wer war wohl kräftiger, freudiger, und seliger als diese, nicht im Gefühle der Willkür, sondern des festen und rücksichtslosen Gehorsams? Denn die Willkür kann nur eitlen und verblendeten Menschen als etwas Großes und Herrliches erscheinen, eigentlich aber ist sie doch nichts, als die größte Unseligkeit unseres Lebens.

Aber, m. g. Fr., wenn man nun einwendet: So sind alle diejenigen nur ihres Thuns sicher, und haben die Quelle der Zufriedenheit in sich, die zu gehorchen haben in der Welt, und die Herrschenden, welche am meisten beneidet werden, sollen wir eigent lich bedauern und beklagen, weil sie so hoch gestellt sind in der menschlichen Gesellschaft, daß ihnen Niemand gebieten kann? und am meisten wåren diejenigen unter ihnen zu bedauern, die gewiß auch sich selbst für die glücklichsten halten, weil sie gar keine Art

von Gesetz haben, welches sie befolgen müßten; sondern selbst aus eigner Macht einer großen Menge von Menschen die Geseze geben? Freilich ist ihr Beruf schwer, das mögen wir, die wir gehorchen dürfen, nur immer erkennen, und nicht so leicht als uns kann es jenen sein, ihr Gewissen zu stillen und sich Rechenschaft abzulegen vor Gott. Aber da Gott sie nicht zum Zorn, sondern zu seinem Ebenbilde geseßt hat, so darf es auch ihnen nicht fehlen an dem, was zur wesentlichen Beruhigung des Menschen gehört. Und gewiß, auch sie werden immer eine öffentliche Stimme hören können, welche sie richtig leitet, wenn sie ihr nur vergönnen zu reden, und ihr Ohr nicht gegen sie verstopfen; auch sie werden wohl thun, wenn sie sich eine so sichere Ueberzeugung verschaffen, daß sie sich nirgend der Willkür bewußt werden, sondern sich im Gewissen gebunden fühlen, nicht anders zu handeln, als sie thun. Denn es sind Ulle Christen ohne Unterschied, Alle, die von der Finsterniß durchgedrungen sind zum Lichte, von denen der Apostel Paulus sagt: So waret ihr nun Knechte der Sünde zum Tode, jezt aber seid ihr geworden Knechte der Gerechtigkeit, und eare Frucht ist das ewige Leben. Darin sind also Ulle gleich, diejenigen die selbst schon Knechte sind leiblicher Herrn, und diejenigen, welche leibliche Herrn sind über Andere, daß sie mit ihrem sittlichen Leben müssen Knechte sein. Mit aller Freiheit also zu schalten, und mit aller Willkür, wie sehr sie auch dem Menschen wohlgefalle, wenn er fich nicht dabei einen Knecht der Gerechtigkeit fühlt, und das fühlt wohl Jeder, wenn er es ist, kann er doch nicht frei sein; sondern er ist dann nur einer von den Knechten der Sünde, die sich ja oft frei dünken, unerachtet sie es am wenigften find, und wenn er von der Sünde loskommt, so kommt er also nicht etwa in einen Zustand von Unabhängigkeit, sondern er wird ein Knecht der Gerechtigkeit. Auch dieser Apostel also lehrt uns, daß der Mensch nicht anders kann als gehorchen, und daß sein Glück nur darin besteht, feinen Herrn zu wechseln, auf daß er nicht mehr der Sünde diene, sondern der Gerechtigkeit, und dann zum Leben, und nicht zum Lode. Bedient sich nun der Apostel hierbei gerade des Ausdrucks, durch welchen ein recht strenger Gehorsam bezeichnet wird; so redet zwar der Herr selbst milder, aber auch nur mit dem kleinen Håuflein seiner ausgezeichneten Jünger, indem er zu ihnen sagt: Ich fage nun nicht mehr, daß ihr Knechte seid, sondern ihr seid meine Freunde. Gewiß ein Unterschied, mit dem kein anderer, welcher irgend unter Menschen besteht, auch nur von weitem verglichen

verstehen können, und nur die sind seine Freunde, welche sein Gebot zu verstehen suchen. Möchten wir das recht lebendig erkennen, daß die Freiheit der Kinder Gottes keineswegs etwas anderes ist, als der Dienst der Gerechtigkeit, sondern nur darin besteht, daß sie sich zur Handhabung und zum Besize Alles anzueignen wissen, was in den verschiedenen Verhältnissen des Lebens ihnen als Geseß und Ordnung entgegentritt; denn das ist der Geist der Kindschaft, welcher den Urheber aller Ordnungen und Gefeße, als lieben Vater anruft, und uns dem ähnlich macht, welcher den Willen seines Vaters ganz erfüllt hat. So lasset uns denn hingehen und unterthan sein, wie er es war.

Amen.

XVIII.

Am 27sten Sonntage nach Trinitatis 1826. †)

Am Todtenfeste.

Die Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesu Chrifti, die Liebe Gottes, unsres himmlischen Vaters und die trostreiche Gemeinschaft seines Geistes sei mit uns. Amen.

Text. 1. Thessalonich. 5, 1-11.

Von den Zeiten aber und Stunden lieben Brüder, ist nicht Noth euch zu schreiben. Denn ihr selbst wißt gewiß, daß der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen, es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen. Ihr aber, lieben Brüder, seid nicht in der Finsterniß, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsterniß. So laßt uns nun nicht schlafen wie die Andern, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein. Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da trunken sind, die sind des Nachts trunken. Wir aber, die wir des Tas ges find, sollen nüchtern sein, angethan mit dem Krebs des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit. Denn Gott hat uns nicht gesezt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu befizen durch unsern Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, auf daß, wir wachen nun oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen. Darum ermahnet euch unter einander, und bauet einer den andern, wie ihr denn thut.

1) Berlin, 1827 (bei G. Reimer).

M. a. Fr. diese Worte des Apostels beziehen sich allerdings zunächst auf die damals unter den Christen allgemein verbreitete und auch so natürliche Erwartung, daß der gen Himmel aufgehobene Erlöser bald wiederkommen werde zur Beendigung aller menschlichen Dinge. So verbreitet war diese Erwartung, daß wir fast in allen apostolischen Briefen, in so verschiedene Gegenden sie auch gerichtet sind, die Spuren davon antreffen. Und aus den mannigfaltigen nicht immer der Sache gemäßen Ausschmükkungen derselben in den häufigen Gesprächen der Christen über diesen Gegenstand folgte dieses, daß viele Christen eben deshalb, weil sie alle Herrlichkeiten dieser Wiederkunft des Herrn für sich und ihre Zeitgenossen erwarteten, die Besorgniß hegten, ob nicht die ganze bevorstehende Seligkeit denen entgehen werde, welche früher durch den Tod wåren hinweggerafft worden: worüber in den lezten Worten des vor: hergehenden Kapitels der Apostel die Thessalonicher zu trôsten sucht. Natürlich war diese Erwartung, denn sie hatte manches, nur zu buchstäblich aufgefaßte, Wort des Erlösers für sich; darin hielt sich die Sehnsucht der damaligen Verkündiger des Glaubens, welche den Erlöser von Angesicht gekannt hatten, und mit dem Glauben theilte sich auch ihre Hoffnung denen mit, welche das Wort der Verkün. digung annahmen.

Uns aber m. g. Fr. ist dieses alles weit aus den Augen gerúkt, und ohne daß wir deshalb zu denjenigen zu rechnen wären, von denen der Apostel sagt, daß sie schlafen als solche die der Finsterniß angehören, mögen wir wol alle die Ueberzeugung hegen, daß noch manche Geschlechter der Menschen kommen und vergehen werden, ehe das Werk des Herrn auf dieser Erde wird vollbracht sein, und dasjenige eintreten können, was damals schon erwartet wurde. Aber doch m. g. Fr. gehen auch uns des Apostels Worte nicht minder nahe an als die damaligen Christen. Denn was für jene ihrer Meinung nach die Wiederkunft des Herrn sein sollte, das ist für uns alle der Augenblikk unseres Abschiedes aus diesem Leben. Denn nicht anders als ob alle menschlichen Dinge beendigt wåren, tritt dann für jeden das Ende seines Wirkens hienieden und feines ganzen gewohnten Zustandes ein, auf die gleiche Weise ist dann alles für uns abgeschlossen, wovon wir Rechenschaft wers den geben müssen vor dem Richterstuhle dessen, der als Richter auch damals schon erwartet wurde. Darum m. g. Fr. zeichnet auch für uns der Apostel die zwei in dieser Beziehung einander entgegengesezten Zustände. Einige, sagt er, welche von der Nacht sind und

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