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wir an geistigen Gútern haben, nur von ihm zu haben, wird zu bestimmt sein und zu mächtig, als daß es nicht unsre Freude sein sollte, seinen Namen vor aller Welt zu bekennen; der Preis des treuen Seligmachers wird auf unsern Lippen sein, weil er in unferm Herzen ist; und es wird uns ein eben so süßes als ernstes Geschäft, Sorge zu tragen, daß, bis der Herr auch zu uns kommt, jedermann erkenne daß wir seine Jünger sind.

Aber, m. g. Fr., laßt mich noch zum Schluß meiner Rede das Wort an diejenigen richten, die der Herr in diesem Jahre bes trübt hat, indem er Einen oder den Andern aus ihrem nächsten Kreise abrief, und deren schmerzliche Gefühle zu theilen wir heute besonders berufen sind. Wie mannigfaltig aber, m. g. Fr., sind die Umstände, unter denen dies geschehen ist! Wie verschieden was ren gewiß von Anfang an die Empfindungen derer, die der Herr so geprüft hat! Wie frisch mögen bei Manchen noch die Wunden des Herzens bluten, und wie vieles hingegen sich bei Andern schon ereignet haben, wodurch der Schmerz gemildert ist. Wie fast unmöglich scheint es daher, ein allen gemeinsames und doch ergreis fendes Wort des Trostes und der Beruhigung zu sagen! Laßt uns deshalb von allen åußeren Verschiedenheiten absehn, aber uns zu den inneren wenden, welche sich leicht übersehen lassen und für uns Alle zugleich die bedeutendsten sind.

Ein großer Theil derer, welche im Verlauf eines Jahres das Beitliche gesegnet, sind immer solche, deren Leben noch nicht ents wikkelt war, deren geistige Kräfte noch schlummerten, und in denen daher auch die ihnen großentheils schon zugesicherte Gemeinschaft mit Christo noch nicht zu einem bewußten und wirksamen Leben hat gedeihen können. So vernehmet denn Ihr, denen solche Kleine entrissen worden sind, was der Herr, in demselben Zusammenhang aus welchem die Worte unseres Textes genommen sind, zu eurem Troste sagt, Siehe ich habe vor dir gegeben eine offene Thür und niemand kann sie zuschließen! Er selbst, m. g. Fr., wie er anderwårts sagt, ist die Thûre, die immer offen steht, und niemand kann sie zuschließen; er vermag nicht diejenigen, die des Herrn Eigenthum sind, aus seiner Hand zu reißen. Auch die von hinnen unentwikkelt scheiden müssen, bleiben in seiner Hand; und so wie er die Thüre zum Leben ist, so wird er auch sie zu dem Leben einzuführen wissen, das er uns Allen geöffnet hat.

Und wenn auch jezt noch in der Gemeinschaft der Christen es manche giebt unter den Dahingeschiedenen, deren natürliches Leben

zwar vollkommen entwikkelt ist und zur Vollständigkeit gediehen,
aber kaum hat das Auge der Liebe und Hoffnung auch nur die erz
ften Keime des höheren Lebens in ihnen entdekkt! das freilich, m.
g. Fr., das ist der tiefste Schmerz, wenn wir Angehörige verlieren,
die sich noch in diesem Zustande befinden. Aber auch für die, welche
diesen bittern Kelch im verflossenen Jahre haben leeren müffen, liegt
der Trost in den Worten dieses Briefes an die Gemeinde. Oder
wie, m. th. Fr., können wir von irgend einem, der, wenn auch
nur im außern Umfang der christlichen Kirche gelebt hat, zu bez
haupten wagen, daß das Wort des Herrn gar nicht an ihn ergan-
gen sei? Und kann es irgendwo unwirksam sein, wo es doch an-
gelangt ist? Ja, wenn es auch Viele giebt, in denen es noch nicht
zur Kraft und zum Leben gediehen ist: wirkt es nicht auch in diesen
Seelen dennoch als das strafende und mahnende Wort? Kann ihr
Gewissen einen geringeren Maaßstab festhalten auf lange Zeit,
denn vorübergehend können sich freilich oft die stråflichen Gedanken
entschuldigen, - aber kann Einer unter uns einen andern Maaßs
stab in seinem tiefsten Innern für immer gelten lassen, als den das
Wort Gottes, das Licht der Wahrheit, in der christlichen Gemeins
schaft gestempelt hat? Und wenn das Wort Gottes wenigstens doch
auf diese Weise im Innersten des Gewissens tief eingewurzelt ist:
so dürfen wir gewiß vertrauen, der Herr werde das nicht vergeb
lich bleiben lassen, und auch noch jenseit vermögen, es zu einem
schöneren Leben zu erwekken. Für uns alle hat es eine ähnliche
Beit gegeben, und auch uns håtte das Loos treffen können, schon
damals von dieser Welt gerufen zu werden. Gewiß werden wir
nicht glauben wollen, daß es nur von einem solchen Umstande ab-
hánge, ob die Barmherzigkeit dessen, der der Abglanz ist der ewi=
gen Liebe und dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf
Erden, ihr Ziel erreicht oder nicht.

Und wenn es unter den Dahingeschiedenen Andere giebt, von denen wir ein froheres und besseres Zeugniß haben im Innern des Gemüths, und an denen die theilnehmende Liebe mehr Freude hatte, folche, von denen wir sagen können, sie haben nicht nur erkannt was der wohlgefällige Wille Gottes sei, sondern sie haben auch gewollt, sie haben dem inwendigen Menschen nach Lust gehabt an dem heiligen Willen Gottes, aber freilich des Vollbringens war nur wenig! Wie oft find die guten Vorsäze fruchtlos wieder hingewelkt! und wo das wahrhaft Gute zum Vorschein kam, wie wenig Zusammenhang war dennoch in diesen Aeußerungen des Lebens! Wohlan! was spricht zu

T

diesen der Geist des Herrn? Denn du hast eine kleine Kraft, aber fiehe, ich will machen, daß sie kommen sollen und anbeten zu deinen Füßen, und erkennen, daß ich dich geliebt habe. Auch die kleine Kraft, wie klein sie sei, ist doch ein Ausfluß aus jener göttlichen Kraft, die in dem war, den wir als Herrn und Erlöser verehren; sie drükkt einem jeden das Zeichen auf, daß der Herr ihn geliebt hat, und alle Mängel und Schwächen die noch übrig sind können es nicht auslöschen. Darum sollen wir Alle jezt schon auch in der kleinen Kraft den ewigen göttlichen Ursprung gern verehren. Aber wie sollte der Herr nicht diejenigen, die doch auf diese Weise auch seine Zeugen sind und seinen Namen nicht verleugnen, wie sollte er nicht auch sie für solche erkennen, die da halten, was sie haben, wenn ihnen auch in diesem Leben nur wenig gegeben war!

Aber endlich, m. g. Fr., wird es ja auch niemals an solchen fehlen, von denen wir in einem höheren Sinne getrost sagen können, Sie haben gehalten, was sie hatten, und Niemand kann ihnen ihre Krone nehmen. Aber wie treu und emsig sie auch gewesen sind, wie frei sie auch gestanden, wie großartig sie auch gewirkt haben mögen im Reiche Gottes: der Herr kann sie doch nur rufen als Knechte, die da gethan haben, was sie schuldig waren; und auch wir können sie nur als solche ansehen, die Er bewahrt hat in der Stunde der Versuchung und die glükklich überwunden haben. So laßt uns denn auch hören, wie es von ihnen heißt! Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem geistigen Tempel Gottes, auf den er sich stůze, und der ihn tragen helfe. Aber der Tem pel, in dem wir Alle schon hier lebendige Steine sind, das ist hier diese Kirche Christi auf Erden, die angefochtene, streitende, sich noch höher bauende und schöner schmükkende. Wie können nun für diese die Dahingeschiedenen erst nachdem sie überwunden haben noch stüzende Pfeiler werden? Nicht anders als dadurch, daß das Anden, ken der Gerechten im Segen bleibt, und sich als eine fortwirkende Kraft bewährt! also dadurch, daß wir ihr Andenken festhalten, daß ihr Bild uns vorschwebt, daß ihr Beispiel uns leuchtet. Nur dadurch können sie Pfeiler werden in dem Tempel Gottes, an denen er sich höher aufbaut; nur dadurch kann dies Wort des Herrn an ihnen in Erfüllung gehen. So laßt uns denn festhalten das Andenken derer, die unsere Vorgånger gewesen sind in der Kraft des Glaubens und in den Werken der Liebe! Jeder neue Jünger des Herrn, jeder tapfere Vorkämpfer, wenn er dieser irdischen Arbeit und Mühe enthoben ist, bleibe nicht nur unvergessen in den Gemú

thern derjenigen, welche die nächsten Zeugen seines Lebens gewesen sind; fondern gelöst von der irdischen Unvollkommenheit wirke sein Bild fort als eines solchen, für den schon erschienen ist, was wir sein werden. Oder fühlen wir nicht diese geheimen Kräfte der edlen Bilder, welche uns die Geschichte der Kirche Christi aufbewahrt? Nicht eben so auch derer, die in demselben Geist in einem stillen Kreise reich gesegnet wirkten? Verbreitet sich nicht der Segen dieser Arbeit der Vollendeten in unseren Seelen zulezt noch unbewußt woher er komme immer weiter über alle, die in der Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe mit uns stehen?

Solches Bewußtsein von dem was uns bleibt, wenn der Tod unter uns seine jährliche Erndte gehalten hat; solche erneute Ueberzeugung von einer kräftigen Gemeinschaft der vollendeten Gemeinde mit der irdischen, das ist der beste Segen dieser gottesdienstlichen Feier! Und damit dieser uns niemals fehle, so laßt uns noch einmal zu den Worten der Schrift zurükkgehen, die wir heute zum Grunde gelegt haben, wie sie ursprünglich und unmittelbar nicht den Einzelnen gesagt sind, sondern der Gemeinde des Herrn.,,Halte was du hast" wollen wir uns zurufen am Ende dieses kirchlichen Jahres im Andenken an diejenigen, die im Verlauf desselben dahin gegangen sind! Auch sie hat der Herr aufgenommen nach Maaßs gabe, wie sie eben das festgehalten hatten, was wir haben. Laßt uns halten, was wir haben! und wenn wir uns bewußt sind nur eine kleine Kraft zu befizen: so laßt uns desto treuer sein Wort behalten, seinen Namen bekennen und in seiner Schule bleiben, um von ihm immer aufs neue zu vernehmen das Wort des Lebens! Es gehe von Mund zu Munde, daß es jedem gegenwärtig sei, wenn er dessen bedarf, daß Jeder es dem Undern vorhalte in der Stunde der Versuchung, die es ihm verdunkeln möchte! Und wenn wir von jedem Jahresschluß wie von jeder sinkenden Sonne gemahnt der ungewissen irdischen Zukunft gedenken: so laßt uns fests stehen auf dem Wort der Verheißung auch für die kleine Kraft, daß doch zuleht Alle kommen sollen und anbeten vor denen, die den Namen des Herrn bekennen. Und keinem von uns sei das Wort,,,Siehe ich komme bald" ein Wort des Schrekkens, sondern eine freudige Botschaft, wie jedes Wort seines Mundes! Denn durch seine Gnade werden wir halten was wir haben und unsere Krone wird uns nicht genommen werden. Amen.

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XXII.

Am zweiten Sonntage des Advents 1830. †)

Text. Joh. 1, 12-17.

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeuget von ihm, ruft und spricht: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war eher denn ich. Und von seiner Fülle haben wir Alle genommen Gnade um Gnade; denn das Gesez ist durch Mosen gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.

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M g. Fr.! Wenn wir in ein neues Jahr unsers kirchlichen Lebens mit einander übergehen, und weil wir in dieser schönen und fröhlichen Zeit zugleich der Geburtsfeier unseres Erlösers entgegen= sehen, das Jahr damit beginnen, unsere Gemüther hiezu anzuschik ken: was wollen wir dabei anders thun, als indem wir uns zeigen als Solche, die wenn sie sich seines Daseins erfreuen, so auch im mer wieder aufs Neue seiner Ankunft harren, daß wir ihn aufs Neue aufnehmen. Von dieser Aufnahme Christi nun und von den feligen Folgen derselben redet der Apostel in den verlesenen Worten aus dem Anfang seines Evangeliums. Es kann mir freilich nicht in den Sinn kommen, m. g. Fr., den ganzen Inhalt dieser Worte in einer einzigen Betrachtung erschöpfen zu wollen, auch nicht entfernt nur dasjenige alles anzuregen, was in diesen reichhaltigen Worten ruht, welche der vorzüglich geliebte Jünger des Herrn nie

+) Berlin, 1831 (bei G. Reimer).

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