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keit ihr Opfer gefunden hatte. Was sollen wir zu Beidem sagen? Das göttliche Recht soll geübt werden durch das Gewissen eines jeden Einzelnen, und durch den Gemeingeist Aller insgesammt; wenn aber Beide nicht wirksam sind, wenn die Menschen vor der Stimme des Herrn fliehen, dann, das ist die alte, sich immer noch wiederholende Erfahrung, richtet der Herr selbst seinen Stuhl auf zum Gericht, die Winde macht er zu seinen Boten, und die Feuerflammen zu seinen Dienern, und sie ruhen nicht eher, bis sie seinen Willen vollbracht haben. Das ist die alttestamentliche, furchts bare Herrlichkeit Gottes, vor welcher sich von dem fündigen Adam an Alle beugen müssen, welche noch vor der Stimme des Herrn fliehen wollen. Wenn aber wir, in der Kirche Christi, wo das Wort Gottes immerdar wohnt, nicht geflohen, sondern gesucht und ge. liebt, wo das neue Gebot des Erlösers, die göttliche Liebe waltet, wenn wir die Gewalten der Natur, wie furchtbar sie sich auch åußern mögen, noch als Werkzeuge göttlicher Strafen ansehen: so find wir mehr als kleingläubig. Denn wir wissen ja, der Mensch ist berufen, die Erde zu beherrschen, also auch durch Verstand und Kunst sich die Kråfte der Natur zu unterwerfen und dienskbar zu machen. Je mehr das geschieht, um desto weniger sind diese Kräfte von denen des Menschen selbst zu unterscheiden, und können auch nicht auf andere Weise als diese selbst Werkzeuge der göttlichen Gerechtigkeit seyn. Was ist aber wohl ein stärkerer Antrieb für die Menschen gewesen, ihre Kräfte auszubilden und jenen Beruf zu erfüllen, als ihr gemeinsames Bestreben, das Reich Christi überall hin zu verbreiten? So müssen also auch Alle, die hieran Theil nehmen, immer mehr des frohen Glaubens voll werden, daß auch alle Kräfte der Natur immer mehr nur diesem großen Zwecke dies nen sollen. Aber freilich, die Herrschaft des Menschen über die Natur durch den Verstand und die Kunst, wie sehr sie sich auch noch vervollkommnen möge, wird immer die Spuren der Sünde an sich tragen. Da sehen wir nun ihr gegenüber an dem Erlöser die unmittelbare Gewalt eines göttlichen Willens über die Kräfte der Natur. Als jene nichts mehr vermochte, trat er hervor, bes drohete das Ungewitter, und es ward still. Da verwunderten sich die Menschen und sprachen: was ist das für ein Mann, dem Wind und Wellen gehorsam sind? Wer er ist, wissen wir, und ver= wundern uns nicht mehr. Mag er die Kankheiten bannen, mögen die Besessenen vor ihm niederfallen, mag er den Wellen gebieten: es ist dieselbe göttliche Gewalt über die Natur, die uns an ihm

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gewohnt ist. Er ist der Mann, dem Wind und Wellen gehorsam sind, dessen geistigen Zwecken nichts feindselig seyn darf in der Natur, so wie auch alle Stürme in der geistigen Welt zu seiner Heilsordnung wirksam seyn müssen. Der ist freilich Er allein; aber doch muß es uns aufrichten, und alle Kleingläubigkeit verbannen, daß dieser uns angehört, und wir ihm. Allein nicht nur das, sons dern auch wir, wenn wir nur in seinem Namen handeln, d. h., nichts anderes als ihn und seine Sache suchen, nichts Underes als sein Reich, und zwar in seinem Geiste fördern wollen, nur mit den Waffen des Geistes darob kámpfend; wenn wir uns selbst verläugnen, und alle leere Einbildung von uns fahren lassen, fest überzeugt, daß es auch ohne uns ihm nie an treuen Jüngern fehlen wird: dann sind auch wir nicht ohne schöne Verheißungen. In meinem Namen, so sprach der Herr bei seinem Abschied von der Erde, als er seinen Jüngern befahl, in aller Welt sein Evangelium zu verkündigen, in meinem Namen werdet ihr die bösen Geister austreiben, und mit neuen Zungen reden; ihr werdet auf Scorpione treten und sie werden euch nicht stechen; Schlangen werden euch stechen, aber sie werden euch nicht vergiften; Tödtliches werdet ihr trinken, und es wird euch nicht schaden; und meine Kraft wird in euch mächtig seyn, alles Schwache zu stärken und alles Kranke zu heilen. Amen.

XXV.

Christus im Tempel; ein Vorbild für uns in unsern christlichen Versammlungen.

Text. Luk. 2, 41-49.

Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem, nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußten es nicht. Sie meineten aber, er wåre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise, und suchten ihn unter den Gefreundeten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusalem, und suchten ihn. Und es begab sich nach dreien Tagen, fanden sie ihn im Tempel sigen mitten unter den Lehrern, daß er ihnen zuhörete, und sie fragte. Und alle, die ihm zuhöreten, verwunderten sich seines Verstandes und seis ner Antwort. Und da sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das gethan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmer. zen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?

Dies, m. a. Fr., ist die lehte Erzählung unserer heiligen Ges schichtschreiber aus dem Zeitraume der Kindheit und Jugend unferes Erlösers.*) Gewiß gedenken wir Alle dabei der späteren Zeit, wie, als er selbst in dem Hause seines Vaters lehrend Licht und Leben um sich her verbreitete, unter den Bewohnern Jerusalems sowohl, als unter denen, die dorthin wallfahrteten, schon wenn

*) Diesen Zeitraum hatte ich in einer Folge von Predigten behandelt, in der diese die lehte war.

die Zeit der heiligen Feste herannahte, die Frage besprochen ward: was dünket euch, ob er kommen werde auf das Fest? und wie die Lehrbegierigen niedergeschlagen waren, wenn er zögerte. Aber wir können uns diese spåtere Zeit nicht denken, ohne daß jene frühere voranging; denn Alles ist nach Einem weisen Rathschlusse Gottes zusammengeordnet in dem Leben unseres Erlösers. Wie Er uns mit Ausnahme der Sünde in Allem gleich seyn sollte: so war ihm auch beschieden, uns darin gleich zu seyn, daß sich die Kräfte seines Geistes nur allmählig entwickelten; daher denn auch, nachdem das Obige berichtet worden, der Zusaz gemacht wird, Jesus habe zus genommen an Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen. Und diese Entwickelung ward auch besonders befördert durch das in unserer Erzählung sich kund gebende, und gewiß in der ganzen Jugendzeit des Erlösers nicht erloschene, innige Verlangen desselben, da zu seyn, wo in dem Hause seines Vaters die Schriftgelehrten bemüht waren, die Bücher des Gesetzes, und die prophetischen Schriften des alten Bundes den Lehrbegierigen verständlich zu machen und an's Herz zu legen. Dasselbe sollen unsere christlichen Versammlungen vorzüglich thun mit den heiligen Schriften unsers neuen Bundes; und wir werden hieher in unsere Kirchen getries ben von demselben Verlangen, welches den Erlöser damals in den Hallen des Tempels festhielt. Nur daß er nicht über die Zeit sei ner Unmündigkeit hinaus durch Belehrungen Anderer über das Wort Gottes etwas gewinnen konnte, uns aber eben dieses beständig ein Bedürfniß bleibt, dessen Befriedigung wir nicht nur augenblickliche Erhebung und Beseligung verdanken, sondern einen großen Theil unseres inneren Wachsthums und Gedeihens. Um so wichtiger muß es uns seyn, Ihn auch in diesem Verhältniß als Zuhörer bei den Lehrvorträgen der Schriftgelehrten zu betrachten, und auch von seis ner Jugend zu lernen für unser ganzes Leben. Wollen wir nun seine Art und Weise dabey mit zur Richtschnur für die unfrige nehmen: so laßt uns auf Zweierlei sehen. Erstlich, daß er übers haupt mit solchem Eifer da verweilte, wo Schriftgelehrte und Pharisåer auf dem Stuhle Mosis saßen; und Zweitens, daß er sich dort auf Fragen und Antworten mit ihnen einließ.

1. Die Eltern Jesu hatten ihn vorzüglich deßhalb mitges nommen nach Jerusalem auf das Fest, weil er nun das Alter erreicht hatte, mit welchem die Unterweisung in dem Geseße begann, und also auch eine verständige Theilnahme an den Gottesdiensten möglich ward; und sie hatten ihn gewiß in die Vorträge der Ge

segkundigen und Schriftgelehrten eingeführt, und ihm den fleißigen Besuch derselben während ihrer Anwesenheit empfohlen. Der Knabe Jesus aber begnügte sich damit nicht; sondern sein Eifer, an diesen Belehrungen Theil zu nehmen, war so groß, daß er darüber die Abreise seiner Eltern versäumte.

Hiebei fällt gewiß uns Allen zunächst ein, wie ganz entz gegengesett der seinigen doch die Handlungsweise derjenigen ist, welche unsere christlichen Versammlungen entweder ganz verlassen, oder sie nur zufällig und sparsam besuchen. Thun nun Viele dieses deßhalb, weil ihnen der Zweck unserer Versammlungen fremd ist, und der Gegenstand derselben gleichgültig: so müssen wir solche für jest übergehen, weil auf sie das Beispiel des Erlósers keinen besonderen Eindruck machen kann, indem sie eines anderen Weges gehen wollen, als den er selbst gegangen ist, und uns gezeigt hat. Andere aber giebt es, welche unsere Versammlungen deßhalb für überflüssig halten, weil sie glauben, denselben Endzweck besser und ficherer zu erreichen, und sich mit demselben Gegenstande fruchtbarer beschäftigen zu können durch einseitige Betrachtung des gött, lichen Wortes, und dessen, was fromme und kundige Männer dars über gesagt; und diese sollten sich an dem Beispiel unseres Erlófers spiegeln. Wer hätte wohl mehr Recht gehabt, sich hierin auf sich selbst zu verlassen, als Er? Er, der, wenn wir ihn auch nur ganz menschlich betrachten, wie denn hier auch nur von seiner menschlichen Entwickelung die Rede ist, schwerlich kann unbekannt damit geblieben seyn, unter was für Zeichen und Verheißungen er geboren war, Er, dem doch, auch abgesehen hievon, gar bald eine Ahnung aufgehen mußte von dem Göttlichen in ihm, und diese sich ihm immer mehr bestätigen mußte durch das ruhige Bewußtseyn einer reinen und sicheren Entwickelung! In wem wåre wohl das Bertrauen natürlicher gewesen, daß er auch ohne alle menschliche Hülfe fein Biel gewiß erreichen werde, als in Ihm, dessen große Bestimmung eben war, Allen ohne Ausnahme selbst zu helfen? Und dennoch war eben Er hiervon so weit entfernt, daß, indem er seiner Mutter zur Untwort gab: Wisset ihr nicht, daß ich in dem seyn muß, was meines Vaters ist? er dadurch ausdrücklich erklärte, daß auch er sich unterworfen fühle jenem allgemeinen Gesetz: daß sowohl zur Erkenntniß der Wahrheit, als zur Klarheit und Festigs keit des Willens, die menschliche Seele auch vermittelst des geschriebenen göttlichen Wortes doch nur gelangen kann in der mits theilenden und erregenden Gemeinschaft mit Undern. Spåter mußte

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