صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

kehren möge, wird nie buchstäblich erfüllt; es kann immer nur wiederkommen in einer neuen Gestalt. Darum gelingt es uns eben so wenig als jenen Jüngern, die großen Månner der Vergangenheit, deren Bilder in den reichsten Augenblicken des Lebens in unserer Seele lebendig aufsteigen, nach ihrem ganzen eigenthümlichen Wesen in die Gegenwart oder in eine künftige Zeit bestimmter hineinzudenken, so daß wir sie darin gleichsam leben und handeln sehen, sondern über diesem Bestreben verschwinden sie, und der gleiche Wunsch wird uns eben so versagt, wie der Herr ihn seinen Jüngern versagte.

Aber dasselbige Bessere und Größere, was ihnen begegnete, wird auch uns im gleichen Falle nicht fehlen. Als sie nämlich den vergeblichen Wunsch ausgesprochen hatten, tönte ihnen, statt der Gewährung desselben, aus jener lichten Wolke, in welcher die heiligen Gestalten zu ihrem Leidwesen verschwanden, die Stimme entgegen: „das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!" So auch uns, m. a. Fr. Darin muß jede fromme Betrachtung der Vergangenheit, jeder geistige Umgang mit unsern großen Vorgängern im Glauben nothwendig enden, daß sie uns noch im Verschwinden mit himmlischer Stimme dasselbe zurufen, und daß, so wie wir sie in frommer Betrachtung nur in der Begleitung des Erlösers erblicken, so sie uns auch mit allen unsern guten Wünschen für die Zukunft auf den Einen zurückweisen, auf dem allein unmittelbar das göttliche Wohlgefallen ruht. Nicht von ihrer Wiederkehr, sondern von der Gewalt, die diesem gege= ben ist im Himmel und auf Erden, sollen wir unser und unseres Geschlechtes Heil erwarten; Alles, was erscheint und vorübergeht, und, ist es einmal verschwunden, auch in beseligender Erinnerung nicht lange kann festgehalten werden, soll uns auf den Einen zurückführen, der nicht verschwindet, sondern bei uns bleibt bis an der Welt Ende. Von dem sollen wir nicht nur Alles erwarten, sondern den sollen wir vornehmlich auch hören, damit wir nicht etwa mitten unter den besten Wünschen doch das Unsrige bei der Entwickelung der Zukunft versäumen. Und er, wenn wir nur hdren wollen, hört nicht auf, zu uns zu reden in seinem Wort und durch seinen Geist, der ihn und das seinige verklärt. Wie Er selbst, nicht mehr der überirdisch Glänzende und Verklärte, sondern wie fie gewohnt waren, ihn täglich zu sehen, mit seinen Jüngern herabstieg von dem Berge der Verklärung: so geleitet Er auch uns von den Höhen der Andacht und der Betrachtung in die Thäler des Predigten IV.

26

Lebens zurück, und seine beseligende geistige Gegenwart bleibt uns, wenn auch jene Verklärung des Augenblicks verschwunden, und unsere Seele in ihren gewohnten Zustand zurückgekehrt ist. Und so wie er erst unten im Gespräch seinen Jüngern einigen Aufschluß gab über das, was sie gesehen hatten: so wird er auch uns am Meisten erst in dem gewöhnlichen Verlauf unseres Lebens, wenn wir nur fromm und treu an ihm halten, je nachdem wir es bedürfen, Eines nach dem Undern enthüllen von dem göttlichen Rathschluß, und uns immer mehr über Alles verständigen, was uns Geheimnißvolles ist vergönnt worden.

Laßt uns aber ja nicht vergessen, m. Br., daß eben diese geiftige Gegenwart des Erlösers, die nicht flüchtig vorübergeht, sondern uns immer bleiben kann, für uns Alle die Hauptsache ist, und jene höheren Verklärungen des Erlösers vorzüglich dazu dienen sollen, diese zu beleben, und uns, in Bezug auf fie, gegen den nachtheiligen Einfluß irdischer Eindrücke zu sichern. Darum ist auch die tägliche Gegenwart des Erlösers das Gut, welches uns Allen ohne Unterschied verheißen ist, und dessen Besiß uns immer gewiß bleiben muß. Jene Verklärungen aber zu schauen, das wird nicht allen gegeben, wie auch der Herr nicht alle seine Jünger mitnahm auf den Berg, sondern nur dreie wählte er dazu aus. Wenn aber auch nicht Alle unmittelbar jene höheren Erregungen des Geistes erfahren, sondern nur Einige von uns ihrer gewürdigt werden: so sind sie doch ein gemeinsames Gut, dessen Werth wir Alle richtig müssen zu schåßen wissen, damit wir weder durch Wahn und Täuschung verführerischer oder verschrobener Menschen uns tåuschen lassen, noch auch freventlich verwerfen, was eine ausgezeichnete Gabe des Höchsten ist. Denn der Herr befahl jenen drei Aposteln Stillschweigen, aber nur bis zu seiner Auferstehung; dann sollten sie Zeugniß geben von dem, was sie gesehen und gehört hatten. So wird natürlich auch Jeder, dem Aehnliches gegeben wird, die außerordentlichen Erfahrungen feines Gemüthes anfangs in heiliger Stille verwahren; aber doch nur bis der Segen davon in ihm selbst zur Reife gekommen ist, und eine Zeit gekommen, wo sie auch Undern verståndlich seyn, und zum Segen gereichen können. So möge denn jede höhere Verklärung des Erlösers in einer einzelnen Seele recht Vielen gereichen zur Erleuchtung des Geistes, zur Befestigung des Herzens, und zur Belebung des treuen Eifers für das gesegnete Reich unseres Herrn. Amen.

XXXI.

Trost und Freude in Bezug auf unsere Entschlafenen.

Am Todtenfeste.

Text. Johannes 6, 39. 40.

Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, das er mir gegeben hat, sondern daß ich es auferwecke am júngsten Lage. Das ist aber der Wille deß, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn fiehet, und glaubet an ihn, habe das ewige Leben; und Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.

M. a. Fr. Seit jenen denkwürdigen Jahren, in denen so Viele der Unsrigen bei der glorreichen Bertheidigung des gemeinsamen Vas terlandes ihren Tod fanden, besteht unter uns die Einrichtung, daß wir unser kirchliches Jahr damit beschließen, derer besonders zu ge= denken, welche in dem Laufe desselben aus unserer Mitte sind ab gerufen worden, Nicht, als ob wir zurückkehren wollten zu jener, ursprünglich gewiß aus reiner frommer Liebe entstandenen, Vorstellung, welcher eben deßhalb auch Wahres zum Grunde liegt, die aber nur in Wahn und Mißbrauch ausgeartet war, als ob wir námlich unseren Entschlafenen noch könnten eine hülfreiche Hand leisten jenseit des Grabes, als ob Fürbitte und Opfer ihnen könnten zur Milderung und Verbesserung ihres Zustandes gedeihlich seyn; sondern deßwegen feiern wir diesen Gedenktag, damit, wie zu allgemeiner Erbauung auch damals auf so herrliche Weise geschah, und wie es dem Verbande der Chriften so sehr geziemt, der Schmerz, den die Einzelnen empfinden über den Verlust, welchen der Herr einen Jeden in seinem nächsten Kreise hat erleiden lassen, ein Allen gemeinsamer werde, und damit wir uns dabei unter

einander trösten und aufrichten mit den herrlichen Verheißungen der Schrift.

Diese finden wir nun in den eben verlesenen Worten des Erlösers. Es giebt unter seinen Reden über diesen Gegenstand mehs rere, bei denen man zweifelhaft seyn kann, ob er von der leiblichen Auferstehung redet, oder von dem Erwachen aus dem geistigen Tode zu dem neuen von ihm ausgehenden geistigen Leben. Diese uns von Johannes aufbewahrten Worte aber sind in dieser Hinsicht vollkommen klar, da der Herr Beides deutlich unterscheidet und besonders aufführt: zuerst das ewige Leben, welches diejenigen schon haben, welche den Sohn sehen, und an ihn glauben, und dann das Auferwecktwerden am jüngsten Tage, wovon er auch vorher schon geredet und welches er ihnen als etwas Zukünftiges verheißt. So laßt uns denn diese Worte des Erlösers nåher in Betrachtung ziehen, und uns durch sie unter einander erwecken, nicht nur zum Troste, sondern auch zu einer recht christlichen Freude an unsern Entschlafenen. Wir finden aber hier zwei Verheißungen, und, wie der Herr sich selbst ausdrückt, zwei Willensmeinungen seines Vaters im Himmel, die er uns hier eröffnet; die eine schließt den Grund in sich zu einer allgemeinen Freude an allen unsern Entschlafenen ohne Unterschied, die zweite zu einer besonderen noch höheren Freude an einem von ihm besonders bezeichneten Theile derselben. Darauf laßt uns miteinander unsere christliche Aufmerksamkeit theilnehmend richten.

Nur freilich ehe wir unsere Betrachtung wirklich beginnen, müssen wir uns zuvor darüber verständigen, daß es wirklich Zweierlei ist, was der Herr in den verlesenen Worten sagt, zuerst:,,das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von Allem, das er mir gegeben hat, sondern daß ich es auferwecke am jüngsten Tage"; und dann unmittelbar darauf: ,,das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet, und glaubet an ihn, habe das ewige Leben." Daß nun der Sendende, von dem er zulest redet, der= selbige ist, den er vorher den Vater nennt, der ihn gesandt habè, das versteht sich gewiß von selbst. Wenn er aber hinzufügt:,,daß, wer den Sohn fiehet, und glaubet an ihn, habe das ewige Leben, und er werde ihn auferwecken am jüngsten Tage": so wåre wohl schwerlich einzusehen, warum der Herr sich so unmittelbar sollte wiederholt haben, wenn er nicht etwas Anderes verstände, unter dem Ausdruck:,,Wer den Sohn siehet und glaubet an ihn“, als

unter dem:,,Alles, was mir der Vater gegeben hat“, und eben so etwas Anderes unter dem: „daß dieser habe das ewige Leben“, als unter jenem: „daß ich nichts verliere von dem, was mir der Bater gegeben hat." Der Erlöser also, m. g. Fr., unterscheidet diejenigen Seelen, welche, indem sie an ihn glauben, in dem höchsten und engsten Sinne des Wortes, sich ihm selbst gegeben haben, von denjenigen, welche erst der Vater ihm gegeben hat; und eben darum meine ich, was er zuerst sagt, das giebt uns die Aufforderung zu einer allgemeinen Freude in Beziehung auf alle unsere Entschlafenen; was er aber hernach sagt, zu einer be: sonderen Freude an denjenigen, welche in dem lebendigen Glauben an ihn gelebt, und nach seiner Verheißung hier schon das ewige Leben genossen haben.

1. Was nun das Erste betrifft, so ist es ja gewiß unser gemeinsamer Glaube: daß alle diejenigen, welche durch das heilige Wasserbad der Taufe in die Gemeine der Christen aufgenommen worden, auch gleichsam von dem Vater selbst dem Sohne gegeben find. Und ganz vorzüglich sage ich das auch von unsern Kindern, welche wir, nach der uralten Sitte der christlichen Kirche, schon in ihren ersten Lebenstagen auf diese Weise in die Gemeine der Chriften aufnehmen. Dem Herrn weihen wir sie in diesem heiligen Sakrament zum Eigenthum, in christlichem Gebet und Flehen, und betrachten sie schon von diesem Augenblicke an als die Seinigen. Fragen wir nun, in welchem Sinne aber giebt doch der Vater dem Sohne alle diejenigen, die so, wenn wir auch sagen wollten, nur in die äußere Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen sind: so ist uns wohl daran kein Zweifel, er giebt sie ihm, damit er sein Werk an ihnen beginne und immer weiter fördere, er giebt sie ihm zu der Bearbeitung des göttlichen Geistes, welchen uns eben der Sohn von dem Vater erbeten, und den der Vater aus gegossen hat, auf daß er den Sohn in seiner Gemeine verklåre. Und daran zweifeln wir auch nicht in Hinsicht unserer Kinder; sondern eben deßwegen, weil die våterliche und mütterliche, die freundschaftliche und geschwisterliche Liebe, von der sie umgeben sind, und die unausgesetzt auf sie einwirkt, eine christliche Liebe ist, glauben wir, daß gleich vom Anfange ihres Lebens auch die Bearbeitung des Geistes für das in Christo uns gewordene Heil an ihnen beginnt. Alle diese also sind es, die der Vater dem Sohne gegeben hat, und von ihnen Allen erklärt er uns nun hier zu unserm Troste und zu unserer Erquickung: es sey der Wille

« السابقةمتابعة »