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bei zu erkennen, wie müssen wir von dem Gefühle durchdrungen werden, daß alles Böse sich immer selbst widerspricht, so thōricht ist es, und so verworren, Beides von Seiten des Herzens sowohl, als des Verstandes betrachtet. Oder ist es ohne die tiefste Verwirrung des Verstandes möglich, daß derselbe Mensch den Weissagungen der heiligen Bücher glauben konnte, und dennoch meinen, der Gegenstand dieser Weissagungen heiliger Månner, welche getrieben vom göttlichen Geiste geredet hatten, stehe so wenig unter der göttlichen Obhut, daß es einem schwachen Werkzeuge des Zornes gelingen könne, das geheiligte Werkzeug der göttlichen Gnade, ehe es seine Bestimmung erreichen konnte, zu vertilgen und auszurotten! Gewiß muß der scheinbare Glaube an göttliche Offenbarungen und Verheißungen nur Wahn und dumpfer Aberglaube gewesen seyn, in einer Seele, welche sich zugleich so vermessenem Dúnkel hingeben konnte. Denn wie können Glauben und offenbarer bewußter Ungehorsam mit einander bestehen! Welcher Ungehorsam aber auch! welches Aufhalten der Wahrheit in Ungerechtigkeit! welche Verkehrtheit des Herzens, sich demjenigen, was er selbst als eine göttliche Anordnung erkannte, was nur, insofern es durch einen göttlichen Rathschluß fest bestimmt war, so hätte geweissagt werden können, wie er selbst es glaubte, dem sich mit menschlicher Gewalt widersehen zu wollen, und so die göttliche Verheißung auf Spott zu ziehen! Ja diese bewußte Empórung gegen den selbst erkannten göttlichen Willen, dieses frevelhafte Bestreben, aus selbstsüchtigen Absichten das dafür anerkannte Werk Gottes zu heimmen, ist unstreitig das tiefste Verderben! Dieses irgendwo wahr nehmen und oft genug wiederholte es sich! - dieses sehen, und von dem innigsten Abscheu durchdrungen werden, über welchen hinaus es keinen größeren geben kann für eine fromme Seele: das muß wohl für uns Alle Eins und Dasselbige seyn.

O m. g. F., laßt uns hierbei denken an das theure Wort des Erlösers:,,Ist dein Auge licht, so wird dein ganzer Leib licht seyn, ist aber dein Auge dunkel, so wandelt auch dein ganzer Leib in Finsterniß." O daß doch alle Menschen immer mehr durch das Licht erleuchtet würden, welches Gott von Oben gesendet hat, durch · eben denjenigen meine ich, der so die Kraft des Lichtes beschrieben hat, und der, weil er uns zum Lichte und zur Wahrheit werden follte, nicht durfte ausgerottet werden durch die blinde Wuth seiner Feinde, bis sein Werk wirklich vollendet war, und seine Stunde geschlagen hatte. O daß seinem Lichte immer mehr die geistigen

Augen aller Menschen sich öffnen möchten, um in ihm die ganze Gnadenfülle der göttlichen Liebe zu schauen: so würden sie auch alle im Lichte wandeln, und alles Dunkle und Trübe, was wir uns jeht vor Augen gestellt haben, würde verschwinden. Denn find die Augen des Geistes einmal den Strahlen der göttlichen Liebe und Weisheit geöffnet; hat die Seele das Bild des eingeborenen Sohnes wahrhaft in sich aufgenommen: so kann sie auch nicht mehr anders als Dem dienen, den der Vater gesandt hat, daß er unser Herr sey, und daß Aller Kniee sich vor ihm beugen. In seinem Dienste aber kann Keiner, woraus doch zuleht alle jene traurigen Irrungen entstehen, das Seinige suchen, sondern Jeder nur das Wohl derer, denen der Herr gekommen war zu dienen und zu helfen. Möge nur dieser Sinn immer mehr erweckt wer den, und hindurchdringen, wie es der Herr jedesmal giebt, von den Oberen zu den Unteren, oder von den Unteren zu den Oberen, und Alle gelehrt von ihm und erleuchtet durch ihn, das gemeinsame Heil suchen auf dem einzig wahren Wege seiner Nachfolge. Amen.

ΧΧΧΙΧ.

Der Maßstab, wonach Christus seine Jünger

schäßt.

Text. Matth. 5, 19.

Wer nun Eins von diesen kleinsten Geboten auflöset und lehret die Leute also, der wird der kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber thut und lehret, der wird groß heißen im Himmelreich.

Wenn es unsere Absicht ist, m. a. F., uns in dieser Zeit an dem zu erbauen, was unser Erlöser selbst seine Jünger in Beziehung auf ihren künftigen Beruf gelehrt hat: so müssen die verlesenen Worte besonders für uns von der größten Wichtigkeit seyn. Denn fie geben den Jüngern des Herrn einen Maßstab an, in Be: ziehung auf ihre Vollkommenheit in dem großen und wichtigen Geschäfte, Lehrer des Himmelreichs zu seyn. Er sagt ihnen hier, wer der Größte seyn würde, und weshalb, und auch wiederum wer und weshalb der Kleinste. Wenn wir nun schon immer darüber einig sind, daß wir gleiches Gebot und gleichen Beruf haben mit den ersten Jüngern Christi, nur daß wir ihn unter anderen Verhältnissen erfüllen: so werden wir also eben diesen Maßstab auch für uns anzulegen haben in Beziehung auf Alles, was ein Jeder, nach Maßgabe seiner Kräfte und seiner Umstånde, zur Beförderung des Reiches Gottes auf Erden thun kann. Last uns demnach mit einander sehen zuerst, was eigentlich der Erlöser hier als die Vollkommenheit und als die Unvollkommenheit derer, die das Himmelreich fördern sollen, bezeichnet; und dann werden wir zweitens im Stande seyn, dies auch auf unsere Verhältnisse und unsere Handlungsweise in denselben anzuwenden.

1. Das Erste aber, m. g. F., recht zu wissen, wie es der Erlöser in den Worten unseres Tertes damit gemeint habe: wer der Größte sey im Himmelreich, und wer der Kleinste? das hat

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mir, indem ich diese Worte zum Behüfe unserer heutigen Betrachtung erwog, gar nicht leicht geschienen zu finden, sondern es ist in mancherlei Schwierigkeiten verwickelt, die ich. euch vorträgen muß, und die wir uns müssen zu lösen suchen. Unser Heiland sagt nåm-lich, wer das kleinste von den Geboten des Gesetzes auflöset, und lehret die Leute so: der werde der Kleinste seyn im Himmelreich. Nun geht aus dem ganzen Zusammenhange seiner Rede hervor, ja es versteht sich eigentlich schon von selbst, daß er von keinem anderen Gesetze reden konnte, als von dem Geseze Mofis, welches seit alten Zeiten das Volk, dem er angehörte, verpflichtete, und welchem deßhalb auch er selbst unterworfen war, und auch, wie er in den vorhergehenden Worten sagt, fest entschlossen, demselben immer unterworfen zu bleiben, und es immer zu erfüllen. Und auch das ist sehr leicht aus den Worten unseres Textes selbst zu sehen, daß der Erlöser nicht etwa nur jenen Theil des Geseßes meint, den unter dem Namen der Zehn Gebote auch jezt noch die ganze christliche Kirche als einen allgemeinen Ausdruck wenigstens der ersten Anfänge des Lebens nach dem heiligen göttlichen Willen ansieht, wenn gleich nur, indem sie die einzelnen Vorschriften dess selben, dem christlichen Geiste gemåß, auf eine tiefere und mehr innerliche Weise auffaßt, als der größte Theil des jüdischen Volks in jener früheren Zeit vermochte. Daß der Herr aber nicht nur diese Zehn Gebote meint, können wir daraus sehen. Wenn er von diesen geredet hätte, die er anderwärts ihrem gesammten Inhalte nach eintheilt in eines, welches das größte, und in ein anderes, das dem gleich sey, wenn er nur von jenen Geboten geredet hätte, welche die Liebe des Menschen zu Gott, und die Liebe der Menschen unter einander ihrem Wesen nach einschårfen, und die urs sprünglichen Aeußerungen derselben beschreiben: dann hätte er nicht reden können von einem Unterschiede großer und kleiner Gebote. Denn von diesen hatte er selbst gesagt und oft wiederholt, daß es keinen Unterschied des großen und des kleinen unter ihnen gebe, indem die ganze und volle Liebe zu dem Nächsten ganz gleich sey der ganzen und vollen Liebe zu Gott. Er hat also nicht nur von diesen heiligen zehn Geboten Gottes geredet, sondern von dem ganzen Umfange des jüdischen Gesezes, wie es dem Volke freilich nur nach und nach von seinem Diener Moses gegeben war, aber doch immer als ein unzertrennliches Ganzes, als Ein Geseß angesehen ward. In diesem nun waren freilich, wie wir wissen, eine Menge Vorschriften enthalten über verbotene Speisen und Handlungen,

sowie über solche Handlungen und Zufälle, auf welche Waschungen und Reinigungen und Opfer folgen mußten, und diese waren allerdings das Kleine, in Vergleich mit jenen Geboten, durch welche doch das Wesentliche in dem Leben des Menschen bestimmt wurde. Also von dem Geseze in diesem ganzen Umfange sagt der Herr nun, wer das kleinste unter den Geboten desselben auflös't, und die Leute also lehret, der werde der Kleinste heißen im Himmelreich.

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Als ich nun dieses las, so schien es mir anfänglich, als ob demnach von sämmtlichen Aposteln des Herrn zu sagen wäre, daß sie die Kleinsten wåren im Himmelreich, und als ob sie also diesen Maßstab des Erlösers nicht angelegt håtten, oder - wie denn auch Manche es angesehen haben, als ob die Aufgabe, das Reich Gottes auf Erden zu gründen, den Aposteln späterhin und unter anderen Umstånden in einem größeren Umfange und einer vollkommneren Gestalt erschienen wåre, als unser Herr selbst sie zu seiner Lebenszeit hatte erblicken können, welche größere Beschrånkung schon daraus hervorgehen solle, daß er auch selbst gesagt, er sen nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Aber ich konnte das Eine eben so wenig glauben, als das Andere. Denn wenn auch der Erlöser seine persönliche Wirksamkeit enger beschränkt hat, so hat er doch den weiteren Kreis seiner Jünger unstreitig vorausgesehen; und eben so gewiß ist seinen Jüngern niemals eingefallen, sich über ihren Herrn und Meister zu erheben. Wenn es also dennoch scheint, als håtten sie sich wenigstens über diese Vorschrift erhaben geglaubt, und die Gebote des Gesehes sowohl für sich selbst gelöst, als auch die Christen also gelehrt: so müssen wir diesen Schein nåher untersuchen, und ich zweifle nicht, wenn wir auf der einen Seite die Lehre und Handlungsweise der Jünger in ihre verschiedenen Bestandtheile zers legen, auf der andern uns an die ganze Art und Weise, und an manche andere Aussprüche des Erlösers erinnern, wird es uns gelingen, den scheinbaren Streit zwischen ihm selbst und seinen Jüngern auszugleichen.

Zuerst, wenn der Apostel Paulus in Uebereinstimmung mit seinen Genossen lehrt, daß kein Fleisch gerecht werde vor Gott durch des Gesetzes Werke, und daß die Christen dem Gesetze, welches Christum getödtet hat, absterben müßten, um Christo zu leben: so steht diese Lehre in keinem Widerspruche mit der Vorschrift des Erlösers in unserem Terte. Denn ein Anderes ist es, das Gesetz halten, und denen, die unter dem Geseze stehen, das Halten des

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