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er betreibt als Auftrag der Gesellschaft, welcher er angehört, und in Sachen eben dieses Berufes ist es wohlgethan, sich über seine Grenzen nicht hinaus zu versteigen, weil man sonst Verwirrung in dem Kreise eines Andern anrichten könnte. Aber niemand wird wol glauben, daß dieser Beruf, wie vielumfassend und wichtig er auch sein möge, alles in sich schließt, was ein Mensch, der den Willen Gottes zu erfüllen trachtet, in der Welt zu thun hat; sondern es giebt allgemeine Thätigkeiten, an denen Jeder Theil nehmen muß, die nicht als besonderer Beruf auf einige Wenige kön nen übertragen werden. Und so war damals die Verkündigung des Evangeliums etwas, dessen sich in gewissem Maaß jeder Chrift mit Recht unterzog, und das nicht den Aposteln allein konnte überLassen sein. Wenn auch öffentlich im Tempel und in den Schulen das versammelte Volk zu lehren das ausschließende Amt der lezz tern war; so kam es doch jedem zu, in dem besondern Kreise seis ner persönlichen Verbindungen Rechenschaft zu geben von seinem Glauben und seinen Erwartungen, und an denen, die ihm nahe waren, die Kraft des Evangeliums zu versuchen. Daß Stephanus mehr gethan habe als dieses, haben wir keine Ursache zu glauben; aber je mehr er sein Volk auf der einen und seinen Glauben auf der andern Seite liebte, desto eifriger that er eben dieses, und je ausgebreiteter die Verbindungen waren, in die ihn sein Amt brachte, um so weniger konnte das, was er that, verborgen bleiben. Und ist es nicht noch jezt mit jedem von uns, nach Maaßgabe seiner Kraft und seiner Verhältnisse, eben dasselbe? Ist es nicht eine allgemeine Pflicht, der sich keiner entziehn zu dürfen fühlt, daß er der Wahrheit, von der das Herz voll ist, auch Zeugniß gebe mit dem Munde? daß durch freimüthiges Bekenntniß und allerlei Neußerungen des Eifers für das Gute und Wahre, jeder so viele von den andern wie er kann, belebe, antreibe, begeistere? daß den Unwillen gegen das Böse, den Haß gegen Lügen und Untreue keiner verschweige, und wie es auch der Apostel als Regel aufstellt, aus Furcht vor Menschen keiner dem Gehorsam gegen Gott und die Stimme seines in unser Herz geschriebenen Gesezes entsage? Je mehr nun jene unedle Feigherzigkeit unter den Menschen überhand genommen hat, welche sich in die engsten Grenzen des bestimmten Berufs zurükzicht, und die Theilnahme an den allgemeinsten und höchsten Pflichten als bedenklich oder unnůz und gefahrvoll bei Seite sezt, um desto mehr kann die treue Beharrlichkeit der her. Predigten IV.

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vorragende Eifer, auch ohne daß sie, wie Stephanus, schon durch ihre äußere Lage hervorragen, wirklich gefährlich werden.

Doch wie dem auch sei, wenn und auf welche Art wir auch dem Tode entgegengeführt werden, wenige find es immer, die jenes spåte Ziel des Lebens erreichen, vor welchem der Mensch schon, weil sein eigentlicher Lauf beendigt ist, weil seine Kråfte abnehmen, aus aller eigentlichen Berufserfüllung ausgeschieden ist, und ruhig, vielleicht sehnsuchtsvoll der Stunde wartet, die ihn gänzlich abruft aus dieser Welt. Sondern die Meisten scheiden früher, und werden, eben wie Stephanus, mitten aus einem schönen und lieben Beruf hinweggerissen. Sollte da nicht bange Sorge die lezten Augenblikke des Lebens trüben? wenn wichtige Geschäfte müssen zurükgelassen werden, unvollendet, vielleicht in einer mißlichen Lage, diejenigen, welche sie zu führen haben, ohne einen treuen Gehülfen, ja vielleicht ohne den leitenden Geist, der sie vorzüglich beseelte und aufklärte? wenn geliebte Menschen zurükgelassen werden, ohne vielleicht daß die ihnen gewidmeten Bemühungen schon zum Ziel gelangt wåren, ohne Sicherheit für ihr Schiksal, vielleicht mit so vielen Sorgen, wie Stephanus seine Freunde und Geliebten unter den Jüngern zurüklassen mußte! Über dennoch sahen sie sein Angesicht wie eines Engels Angesicht, und so ist auch das Angesicht jedes Christen. Er ist verklärt durch die Liebe, die in der Seele des Christen immer himmlisch ist und rein, aber von der sich im Angesicht des Todes mehr als je alles Irdische und Unvollkom: mene ablöst, durch das Gefühl, daß er in Gott und in Christo Eins ist mit denen die er liebt, daß er wohnt und lebt in ihren Herzen, und daß auch in ihnen das Gefühl seiner Nähe und das verklärte Bild, welches ihnen zurükbleibt, reiner und heiliger wir ken wird, als die immer getrübte Gegenwart es vermochte. Das heißt den Himmel offen sehn, die unzerstörbare Gemeinschaft des Göttlichen und Ewigen mit dem Zeitlichen und Irdischen, und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes, ihn, der alle die Seinigen unter sich und mit sich vereiniget, ihn, dessen ewig gesegnete Liebe auch den fortdauernden Segen jeder wahren Liebe verbürgt, und der selbst mit der tröstlichen Versicherung schied, daß er Alle zu sich ziehen wolle.

Ja, meine Freunde, das Licht der göttlichen Wahrheit, der Glanz des ungetrübten Glaubens, das Feuer der himmlischen Liebe, das ist es, was den Christen auch im Tode noch verklärt, dieselben

göttlichen Gaben und Zeichen, die auch im Leben jene ehrfurchtgebietende Hoheit über ihn ausgießen, welche alles Irdische überragt, die aber desto herrlicher sich offenbaren, wenn alles Irdische zu verschwinden anfångt, ja deren Kraft auch die Schmerzen des Lodes unterdrüft und seinen Stachel abstumpft. Diesen ewigen Gütern nachjagend, und unersåttlich in ihrem Besiz, laßt uns denen muthig folgen, die uns so vorangegangen sind, und alle selig preis sen, die da vollendet haben in dem Herrn. Amen.

(Hierauf folgte die vorgeschriebene Bekanntmachung des Absterbens der hochs seligen Königin.)

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Gemeine.

Wie fleucht dahin der Menschen Zeit!

Wie eilen wir zur Ewigkeit!

Wie mancher hat, ch er's gedacht,
Zur Todesnacht

Sein kurzes Leben schon gebracht.

Dies Leben ist gleich einem Traum;
Gleich einem leichten Wasserschaum
3ft alle seine Herrlichkeit;

Der Strom der Zeit

Reißt schnell uns fort zur Ewigkeit.

- Nur Du, o Gott, Du bleibest mir
Das was du bist, ich traue Dir.
Laß fallen Berg und Hügel hin!
Mir bleibt's Gewinn,

Daß ich bei Dir und Jesu bin.

So lang ich in der Hülle wohn
Sei Du mein Führer, Gottes Sohn!
Gieb daß ich zähle meine Tag

Und munter wach,

Und ch' ich sterbe sterben mag.

Was hilft die Welt in leßter Noth?
Lust, Ehr und Reichthum in dem Tod?
O Mensch, lauf nicht dem Schatten zu,
Bedenk es nu!

Du kommst sonst nie zur wahren Ruh.

Weg Eitelkeit, der Thoren Luft!

Mir ist das höchste Gut bewußt,
Das such' ich nur, das bleibet mir,

Und mein Begier,

Herr Jesu, zieht mein Herz nach dir.

†) Gehalten am 5teu August 1810. S. oben S. 42.

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Gebet.

Barmherziger getreuer Gott, du ewiger Vater unsers Herrn Jesu Christi, und Aller, die durch ihn deine Kinder geworden sind! du weiser Gebieter, unter dessen Schuß wir leben und nach dessen wohlbedachter Vosehung wir sterben. Wir sind jezt versammelt vor Dir, um ein Fest der Wehmuth und Trauer zu feiern zum Andenken der allgeliebten Königin, die Du vollendend von dieser Erde abgerufen hast. O laß uns, damit unsere Empfindungen rein und Dir wohlgefällig sein mögen, damit anfangen, daß es ein Fest des Dankes sei für alle Wohlthaten und Segnungen, die Deine Güte über ihr Leben ausgestreut, und noch mehr für alles Gute und Trefliche, wodurch Du Dich in ihr verherrlichet hast. Ja reichlich hattest Du ihre Seele ausgestattet mit Gaben aus der Höhe! aber vor allem dafür gebührt es uns Deine Gnade zu preisen, daß ihr Herz durchdrungen war von Liebe zu Dir, daß auch ihr aufgegangen war das Licht der christlichen Wahrheit zur Erkenntniß Deines Willens, zum Dir wohlgefälligen Leben und zum ruhigen und seligen Sterben. So laß denn uns allen, die wir sie geliebt und verehrt haben im Leben, auch jezt die Feier ihres Gedächtnisses dazu erweklich sein, daß auch wir durch Jesum Christum unsern Heiland und durch die Kraft seines Geistes uns je långer je mehr heiligen zu wahrer Gottgefälligkeit, und unsere Seelen ausschmükken mit christlichen Tugenden, damit wir ein angenehmes Volk sein vor Dir. Und wenn wir denn auch im Gefühl unseres Verlustes um Croft flehen zu Dir für uns und für diejenigen, die noch mehr verloren haben als wir, o so laß uns kråftig gestärkt werden in dem Glauben, daß es eine Wiedervereinigung giebt vor Dir, und Alle, die Dir treu gewesen sind, im helleren Licht Deine Liebe schauen, und mit höheren Kräften Deine Barmherzigkeit preisen werden immerdar. Amen. Der Herr sei mit uns und bewahre uns unstráflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi. Ges treu ist Er, der uns ruft, Er wird es auch thun. Amen..

Gesang.
Chor.

Requiem aeternam dona Ei Domine! et lux perpetua luceat Ei. (Ewige Ruhe schenke Ihr, o Herr! und ein beständiges Licht leuchte Ihr.)

Staub bei Staube ruhst Du nun

In dem friebevollen Grabe!

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