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Anderes sucht, und in nichts Anderem lebt, als in den Dingen dieser Welt, und waren es auch die besten und edelsten darunter, welche der unmittelbare Gegenstand seines Strebens sind, so ist es doch auf die eine oder die andere Weise immer die Luft, wenn auch die verfeinerte und veredelte, die, weil er der Welt angehört, in ihm herrscht, wie sie in der Welt herrscht. Wie soll er nun, dies vorausgeseßt, dahin kommen, daß er dem Verderben der Lust entfliehe, wenn sein eigenes Herz mit der Luft im Bündniß ist. Daher hat sich zu dem Gegenstande unserer Betrachtung das sehr wohl geschickt, was wir mit einander gesungen haben, weil es eine Aufforderung zum Streite enthielt. Denn nicht ohne einen langen und gewaltigen inneren Streit lösen wir uns von dem, worin wir lange gelebt haben, und was die Macht der Gewöhnung und eine schon unwillkührlich gewordene Verbindung von Gedanken und Empfindungen für sich habend, nicht leicht so zu überwinden ist, daß wir wirklich dem Verderben der Lust, die in der Welt herrscht, entfliehen. Vielmehr ist Jeder in diesem Streite nur ohnmächtig, ja die Ohnmacht selbst; und es muß erst eine andere Kraft ihm zu Hülfe kommen, damit er in diesem Streite obsiege. Aber nicht nur dieses, sondern wir müssen auch fragen: wie soll wohl dieser Streit seinen Anfang nehmen? Wie soll es zugehen, daß der Mensch uneins wird mit sich selbst, wenn doch ursprünglich auch sein Wille der Lust zugewendet ist? Offenbar muß auch die Aufforderung in diesem Streite ihm von Außen kommen, eben so wie ihm eine außere Macht in demselben beistehen muß. Woher nun die Auf: forderung und die Hülfe? Ehe wir diese Frage beantworten, mússen wir Folgendes bemerken. Aus den Worten unseres Tertes kónnen wir keine andere Ordnung und Folge in dem, was mit uns vorgehen soll, entnehmen, als daß durch die Erkenntniß Christi unsere Theilhaftigkeit an der göttlichen Natur vermittelt und uns geschenkt wird, was zum göttlichen Wandel dient, daß aber dies nicht eher geschieht, als bis wir dem Verderben der Luft entflohen find. Also nicht die Erkenntniß Christi, sondern etwas, was der: selben vorhergehen muß, giebt die Aufforderung zu jenem Streite, und verleiht die Hülfe in demselben. Dies ist eben so gewiß, als dem Verderben der Luft entflohen seyn, noch nicht die Theilhaftig= keit der göttlichen Natur selbst ist. Wohlan, was ging denn vom Anfange des Evangeliums an bei seinen Bekennern jener fruchtba ren, die göttliche Natur in uns ans Licht bringenden und den göttlichen Wandel erzeigenden Erkenntniß Christi selbst voran? Nichts

Underes offenbar, als die Verkündigung des Reiches Gottes. Als diese göttliche Stimme sich hören ließ: „thut Buße, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen," da erging an die Menschen, bei denen es fassen konnte, die Aufforderung zum Streite gegen das Verderben der Luft, das in der Welt herrschte; und das Bild des göttlichen Reiches, welches sich in der Seele gestaltete, das Vertrauen auf die Untrüglichkeit der göttlichen Verheißung, gab ihnen die Kraft, den Streit wirklich zu führen. Wie nun damals das Reich Gottes verkündigt ward, als ein bald bevorstehendes, so ver: kündiget es sich jezt allen Menschen, welche noch nicht zur Erkennt, niß Jesu Christi gelangt sind, als ein daseyendes. Alle in der Christenheit Geborenen sind von demselben umgeben und getragen, werden durch dasselbe gewarnt und angeregt, und zuversichtlich kön« nen wir sagen: wenn es kein Reich Gottes gåbe auf Erden, in welchem die Gewalt der Liebe schon herrscht und wirkt: so gåbe es auch nichts, was den natürlichen Menschen, der noch unter der Gewalt der Lust steht, aufregen könnte, gegen sie zu streiten, und ihm in diesem Streite beistehen. Es ist also die Liebe, eben jene allmächtige Liebe, welche aus denen athmet, redet und wirkt, die der göttlichen Natur schon theilhaftig, und Bürger des Reiches Gottes geworden sind, sie ist es, welche immerfort diejenigen, die noch unter der Gewalt der Luft stehen, auffordert zum Streite ge gen dieselbe.

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Und findet diese Aufforderung Gehör, aber sie würde kein Ohr finden, in welches sie eindringen könnte, und nichts wåre da, um die Waffen zu ergreifen, welche die hülfreiche Hand der Liebe dar reicht, wenn nicht im tiefsten Innern des Menschen, ohnerachtet alles Verderbens, worin er befangen ist, doch immer noch etwas Höheres und Edleres übrig geblieben wåre; ein leises Verlangen, eine verborgene Sehnsucht, welche ihren Gegenstand findet, wenn er im Reiche Gottes anschaut die göttliche Gabe der Liebe. Das ist es, was ihn fähig macht, die Aufforderung zu vernehmen, und ihr so Gehör zu geben, daß er um ihretwillen den Streit beginnt gegen das vergångliche Wesen der Welt und das mannigfaltige Verderben, welches dadurch erzeugt wird.

Ist und bleibt er nun aber auch in diesem Streite begriffen nach Vermögen, und fångt wirklich an, dem Verderben der Luft zu entfliehen, so daß er sich immer mehr losmacht von dem Wohls gefallen an dem Eiteln, welches bisher seine Befriedigung war; ja könnte er auch in diesem Kampfe vollkommen obfiegen: so wåre

er dadurch allein eigentlich noch nichts. Denn die Natur des sinnlichen Menschen kann er auf diese Weise zwar ablegen und gleichsam ertödten; aber die Kraft zum göttlichen Wandel ist noch nicht in ihm. Der göttlichen Natur nåmlich werden wir nicht eher theilhaftig, bis dann noch hinzukommt die belebende Erkenntniß Dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend. Denn wie Johannes zuerst nur verkündigte, das Reich Gottes sey nahe, hernach aber auch Jesum zeigte, als das Lamm Gottes: so zeigt nun im Reiche Gottes Alles auf Chriftum, und damit hebt nun an die Entwickelung der allmächtigen Liebe, und die Theilhaftigkeit an der göttlichen Natur. Denn, das ist die höhere Aufforderung, die uns überall ertönt, nicht vor dem Reiche Gottes, sons dern aus demselben, laßt uns Den lieben, der uns zuvor so hoch geliebt hat! Das ist sein eigenes Gebot, das neue Gebot, welches er den Seinigen gegeben hat, daß sie sich unter einander lieben. sollen, wie er sie geliebt habe; und das ist die Versicherung, die wir überall hören im Reiche Gottes, daß wir stark sind durch Den, der uns mächtig macht, nämlich Christus und sein in uns wirkender Geist. Denn in Christo erkennen wir die Fülle seiner allmåchtigen Liebe; sie war in ihm die Herrlichkeit des eingeborenen Soh, nes vom Vater, und das Ebenbild des göttlichen Wesens. Diese reine Liebe, die nur geistiges Leben mittheilen wollte, und dadurch des Vaters ewigem Willen genügen, diese entsagende Liebe, die mit Hingebung des eigenen Lebens die Seligkeit der verirrten und vers lorenen Menschheit suchte, diese siegreiche Liebe, die kein Hohn und kein Widerstreben der Sünde zurückzudrången vermochte, sondern die mit immer gleicher Kraft aus dem Herzen des Erlösers hervorstrómte, wenn die lebendige Erkenntniß dieser ewigen und allmächtigen göttlichen Liebe in Christo unserem Herrn ein Gemüth_trifft, welches bereits dahin gekommen ist, nach menschlichem Vermögen dem Verderben der Luft, die in der Welt herrscht, zu entfliehen, so regt sie in einer solchen eine unwiderstehliche Sehnsucht auf, diesem Urbilde åhnlich zu werden. Die Seele ergreift den Trost, daß Der unser Bruder ist, in dem sich die allmächtige Liebe Gottes offenbart und verherrlicht; und sie folgt dem verheißungsvollen Rufe, der sie in seine Gemeinschaft lockt, und so quillt dann das göttliche Leben des Erlösers in die ihn erkennende Seele über, und wird in ihr die Quelle, welche in das ewige Leben fließt. Und diese lebendige Erkenntniß des Herrn, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, ist es eigentlich, was uns

der göttlichen Natur theilhaftig macht. Jemehr wir uns versenken in die unmittelbare Anschauung seiner ewigen und unvergånglichen Liebe, und von der Schönheit derselben ergriffen werden: um desto mehr kann sein Geist und seine ewige Kraft in der Seele wirk sam seyn, und immer mehr wird so jede Spur verwischt von dem Verderben, dem wir entflohen sind, immer mehr heiligen wir uns durch die Selbstverleugnung in seinem Dienste, und so wird auch immer mehr unsere Theilnahme an der göttlichen Natur ers höht, welcher uns theilhaftig zu machen der Erlöser in die Welt gekommen ist.

Betrachten wir den Ausspruch des Apostels so, m. g. F., so müssen wir ihm wohl darin beistimmen: es ist die größte und köftlichste, und in ihrer ganzen Herrlichkeit ewig wahre Verheißung, daß wir durch ihn der göttlichen Natur theilhaftig werden sollen. Darum ist das ewige Wort Gottes in ihm Fleisch geworden, um uns als Vort Gottes zu berufen durch seine Herrlichkeit und Tugend; darum ist es der menschlichen Natur theilhaftig geworden, damit so das menschliche Geschlecht theilhaftig werden könne der göttlichen Natur.

Welche erhabene Beschreibung von dem göttlichen Berufe der Christen! Alle Blätter der Schrift stimmen mit derselben überein, und der Geist Gottes giebt Zeugniß davon in unseren Herzen! Dieses vorgesteckte Ziel laßt uns nie aus den Augen verlieren, auf daß sich immer vollkommener in uns Allen gestalten möge das Bild Christi, und in eben dieser Kraft der ewigen und unüberwindlichen Liebe Er mit dem Vater komme, Wohnung zu machen in unseren Herzen. Amen.

XLI.

Die Vollkommenheit der Liebe.

Text. 1. Johannes 4, 16-18.

Und Wir haben erkannt und geglaubet die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm. Daran ist die Liebe völlig bei uns, auf daß wir eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts; denn gleichwie Er ist, so sind auch Wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus; denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe.

M. a. F. Wenn der Apostel Paulus, wo er an die Christen zu Korinth über den rechten Gebrauch der Gaben des Geistes schreibt, zu ihnen sagt, daß, wenn sie sich auch der köstlichsten Gaben be fleißigten, er ihnen doch noch einen herrlicheren Weg zeigen wolle, der sey nämlich, daß sie sich der Liebe befleißigen sollten; wenn er in dem Briefe an die Galater, wo er die Früchte des Geistes beschreibt, um das Leben desselben und seine Werke von den Werken des Fleisches zu unterscheiden, nichts Underes thut, als nur die verschiedenen Arten und Abschattungen der Liebe: Friede, Gütigkeit, Freudigkeit, Geduld, Sanftmuth, mit den lieblichsten Worten beschreiben: was können wir Anderes hieraus schließen, als daß die Liebe unter allen Früchten und Gaben des Geistes die höchste sey, diejenige, in die alle andere eingeschlossen sind, aus der Alles seinen Ursprung nehmen muß, was nur irgend wirklich Frucht und Gabe des Geistes seyn soll. Doch damit wir nicht nur wüßten, daß die Liebe die vollkommenste Gabe sey, sondern auch, welches da sey die höchste Vollkommenheit eben dieser Liebe: so führt uns der Apostel Paulus eine ganze Reihe der herrlichsten Aeußerungen und Wirkungen derselben vor Augen in jener bekann= ten begeisterten Lobrede. In gedrängter Kürze aber, und fast kindlicher Einfalt, giebt uns nun der Apostel Johannes in den eben

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