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unser Herz hineingelegt, so ist es uns auch dasselbe mit dem, was er anderwårts sagt, daß er gekommen sey, die Welt selig zu mas chen. Denn nur durch den Glauben, und dadurch, daß die Liebe völlig in uns wird, wie sie in Gott ist, sind wir selig; und die ganze Welt kann nur auf diese Weise selig werden, weil Seligkeit nur in denen ist, aus deren Seelen alle Pein und alle Furcht herausgetrieben ist, nur in denen, welche allein zu Gott Freudigkeit haben in ihrem Herzen, und deren Freudigkeit zu Gott alles Andere übertrifft und überwindet.

O herrliches Ziel, welches uns Allen vorgesteckt ist, daß die Liebe völlig in uns seyn soll, daß alle Furcht und alle Pein verschwinden soll aus unserem Leben, und unser ganzes Daseyn sich erheben zu einer ununterbrochenen Freudigkeit des Herzens zu Gott! O herrliches Ziel, das uns nur hat vorgesteckt werden können durch Den, in welchem die Fülle der Gottheit wohnte, der Eins war mit dem Vater, und ihn in sich trug, und auch uns zu ihm hins führen will. O herrliches Ziel, zu welchem wir nicht anders gelangen können, als durch den Geist Gottes, den der Herr, der uns das Gebot der Liebe gegeben, uns nicht nur verheißen hat, sondern auch wirklich erbeten von seinem Vater, so daß er ausgegossen ist über alles Fleisch, welches den Namen Christi bekennt. Anders können wir freilich nicht zu diesem Ziele gelangen, als durch das Wirken des göttlichen Geistes in unseren Herzen, der uns stark macht und treibt zu demjenigen, was wir zwar als das Gute erkennen, aber auf keine Weise ohne seine Hülfe erringen mögen, und der zu dem lebendigen Wollen des Guten und Göttlichen dann auch das Vollbringen hinzufügt in immer reicherem Maße, so wir nur ihn allein walten lassen in uns, und nichts von dem begehren, was ihn betrübt und ihn aus unseren Herzen entfernt. So laßt uns denn jenes Gebot festhalten, und durch die Kraft des Geistes immer mehr hindurchdringen zu dem Leben aus Gott, zu der Freudigkeit des Herzens, zu der Seligkeit der Liebe, und eben dadurch zu dem reinen Schauen, und dem reinen Genuße der Wahrheit, und zu der lebendigen Freiheit der Kinder Gottes. Amen.

XLII.

Vom christlichen Strafen und Vergeben.

Text. Luc. 17, 3.

Hütet euch. So dein Bruder an dir sündiget, so strafe ihn; und so er sich beffert, vergieb ihm.

M. a. F. Worüber wir neulich nach Anleitung der Worte des Apostels Johannes mit einander geredet haben, daß es nämlich die höchste Vollkommenheit der Liebe sey, wenn sie alle Furcht aus. treibe, so daß von dieser und ihrer Pein nichts mehr zurückbleibe in dem Menschen: dies hat sich mir als etwas so Großes und Wichtiges für das ganze Leben des Christen dargestellt, daß ich für gut gehalten habe, diesem Gegenstand noch im Einzelnen in meh. reren Vorträgen nachzugehen. Dazu gehört denn auch, was der Erlöser in den verlesenen Worten uns als eine Vorschrift aufstellt in Beziehung auf die Sünden unserer Brüder; eine Vorschrift, welche, wie Alles, was aus seinem Munde kommt, nur den Geist der Liebe athmen kann, und der reinste Ausdruck der Liebe in ihrer höchsten Vollkommenheit seyn muß; wir wollen nun sehen, indem wir diese Worte ihrem ganzen Inhalte nach nåher erwägen, wie auch hierbei, im Strafen und Vergeben, Ales darauf ankommt, daß die Liebe ohne Furcht sey. Es wird aber dazu nöthig seyn, daß wir zuerst den Fall nåher ins Auge faffen, den der Erlöser hier vorausseßt, und dann werden wir erst im Stande seyn, zweitens seine Vorschrift selbst ihrem wahren Inhalte nach zu begreifen.

1. Der Erlöser sagt nämlich, was das Erste betrifft:,,so dein Bruder an dir fündigt." Diese Worte, m. g. F., können dem gewöhnlichen Menschen ganz verständlich erscheinen und natürlich, der Christ aber wird sich nicht erwehren können, allerlei Bedenken dagegen in seiner Seele Raum zu geben. Was heißt das eigent lich, m. g. F.,,,so dein Bruder an dir fündigt?" Giebt es eine andere Sünde, als Sünde gegen Gott den Herrn? Ist Sünde überall etwas Anderes als dasjenige, was gegen Gottes Gebot und

Willen ist, und geschieht? Und wenn nun das ist, wie kann das bei noch irgend ein Verhältniß des sündigenden Menschen gegen andere Einzelne in große Betrachtung kommen? Ja für den, welcher diesen Gesichtspunkt nicht ins Auge faßt, giebt es allerdings ein Sündigen des Bruders an ihm, nämlich wenn die Sünde eine Beleidigung in sich schließt, wenn durch die Sünde ein Schaden erfolgt, und Beides oder eins von Beiden gerade ihn trifft und keinen Anderen, dann sagt er, derjenige, welcher dies verschuldet, habe an ihm gesündigt. Das ist aber gar nicht der Gesichtspunkt, aus welchem wir als Christen alle Schwachheiten und Fehler der Menschen betrachten sollen. Alles Andere soll in unserer Seele verschwinden vor dem Bewußtseyn des göttlichen Willens; dieser allein ist der Maßstab, wonach wir Alles messen, sowohl das Lób: liche und Wohllautende, als das Verkehrte und Ladelnswerthe, das Unvollkommene und Leidenschaftliche. Und wie groß auch da die Unruhe und Verwirrung sey, welche der Fehltritt des Einen in dem Gemüthe und in dem Lebenskreise eines Andern anrichtet: so tritt doch dies so sehr in den Hintergrund gegen das Größere, daß der Mensch sich aufgelehnt hat gegen den ewigen und allein guten Willen des Höchsten, daß wir immer nur sagen können: es habe Einer gesündigt an Gott, nicht aber an diesem und jenem. Und eben so laßt uns auf der anderen Seite auch dieses bedenken, daß, wenn wir überhaupt die Sünde in Beziehung auf die Menschen betrachten, wir wohl nicht werden finden können, daß eine einzelne eben mehr eine Sünde sey an dem Einen, als an dem Andern. Denn weil Alle kein anderes Ziel haben, als das Reich Gottes zu bauen: so müssen sich auch Alle auf gleiche Weise beeinträchtigt fühlen, durch Alles, wodurch das Reich Gottes gefährdet, und der Wille Gottes, das ewige Gesetz dieses Reiches, verlegt wird. Wenn also auf diese Weise jede Sünde alle gleichmäßig trifft: wie verhalten wir uns denn zu einander, in Beziehung auf das, was wir wider die Sünde zu thun haben? Darüber, m. g. F., kennen wir nur Eine große Regel des Evangeliums: das Böse soll überwunden werden mit Gutem. Aber das Böse ist der allgemeine Feind Uller, die sich selbst der Befolgung des göttlichen Willens geweiht haben, und in dem Reiche Gottes leben und wirken wollen; und wie jeder gemeinsame Feind, will es daher auch nur durch gemeinsame Kräfte angegriffen und überwunden werden. Von einem Rechte ist hierbei nicht die Rede, wohl aber von einer theuern und heiligen Pflicht; und Alle haben wir eine gleiche Pflicht, gegen das Böse aufzutre

ten, es anzugreifen, und, so viel an uns ist, durch das Gute zu überwinden. Steht es nun hiermit so: warum wendet sich der Erlöser mit seiner Vorschrift an einen Einzelnen, weil er der sey, an welchem der Andere gesündigt habe? Etwa deßhalb, weil der, welcher durch die Fehler des Anderen beleidigt, dem durch dieselben ein ansehnlicher Schaden zugefügt wird, gerade am Geschicktesten sey, diese heilige Pflicht der Ueberwindung des Bösen durch das Gute zu erfüllen? Die menschlichen Ordnungen und Gesetze wenigstens, m. g. F., schlichten die Sache anders; sie verbieten es dem, der durch einen Anderen ist beleidigt worden, selbst Strafe über ihn zu verhången; sie verbinden ihn, so viel sie können, auf alle Weise durch Zureden und durch Drohungen zu einem leident: lichen Betragen, indem sie ihm ihrerseits betheuern, daß alle Kräfte, die menschlicher Obrigkeit durch mancherlei Einrichtungen zu Gebote stehen, dazu angewendet werden sollen, das Böse, was ihm nachtheilig geworden ist, auf das Vollständigste zu überwinden. Dies ses nun, m. g. F., hat freilich seinen Grund darin, daß die menschlichen Ordnungen und ihre Verwalter sich nicht unbedingt darauf verlassen können, daß der rechte Geist der Liebe in allen Einzelnen lebt und sie regiert, weshalb sie denn mehr darauf denken müssen, der Vervielfältigung der Beleidigungen und des Schadens vorzubeugen, welche nur gar zu leicht entstehen kann, wenn der Beleidigte in einem gereißten und leidenschaftlichen Zustande gegen das Böse, welches ihn getroffen hat, selbst auftritt. Aber unser Erlöser, in den Worten unseres Certes, hat es allerdings so gewollt für seine Júnger, wie die bürgerlichen Geseße für ihre Untergebenen es nicht wollen. Denn fragen wir nun weiter: wer kann dann wohl in dem Sinne des Erlösers der seyn, an welchem ein Anderer befonders gesündiget hat? so kann der Erlöser hier wohl nichts Anderes gethan haben, als sich der gewöhnlichen Sprache der Menschen bedient. Es giebt nichts Bôses, was nicht, indem es aus dem Inneren des Herzens heraustritt in die äußere Erscheinung, irgend Einem oder Einigen mehr als den Uebrigen irgendwie zum Nachtheil oder zur Verwirrung gereicht, und gerade dem, der so durch das Böse getroffen ist, und gegen den die Sünde gerichtet war, diesem giebt er den Auftrag, zu strafen auf der einen, zu vergeben auf der anderen Seite. Er weiß also nichts von jenem Mißtrauen, daß der Gekränkte zum Vergeben könnte zu ungeneigt seyn, im Bestrafen hingegen zu weit gehen und zu viel thun, was er nachher Ursach håtte, zu bereuen: ein Mißtrauen, welches wir

an menschlichen Geseßen billigen und loben. Aber wie anders ift es mit dem weltlichen Reiche, und mit dem Reiche, das nicht von dieser Welt ist!

O bemerket es nur recht, m. g. F., wie sich in diesen Worten die ganze Vollkommenheit der Liebe ausspricht, mit welcher der Erlöser durch die Seinigen die ganze Welt umfaßte! Aus seiner Liebe zu denen, die an ihn glauben, und sich durch ihn den Willen Gottes so gefallen lassen, daß sie der Befolgung desselben ihr Leben weihen, war alle Furcht mit ihrem ganzen Gefolge von Aengstlichkeit und Argwohn völlig ausgetrieben. Er konnte nicht anders, als das Vertrauen zu ihnen haben, und aus diesem Vers trauen heraus reden, daß die Seinigen allein von dem Geiste der Liebe würden regiert werden, der, alle Sehnsucht überwunden has bend, nach nichts Anderem trachtet, als das Reich Gottes auszubreiten, und dem göttlichen Willen immer mehr Kraft und Ansehen unter den Menschen zu verschaffen. In diesem Vertrauen nun hat er so, und nicht anders, geboten.

In diesem aber, m. g. F., gewiß auch mit vollem Rechte. Nicht deßwegen foll zunächst der strafen und vergeben, an welchem ein Bruder gesündigt hat, weil er als der Gekränkte etwas an sich gut machen zu lassen hat; sondern weil er natürlicher Weise als derjenige, zu dem des Bruders Sünde in einem nåheren Verhålt, niß steht, als zu Anderen, sie auch am Genauesten hat entstehen sehen, und daher am Besten wissen muß, was eigentlich in dieser Handlung seines Bruders das Böse ist, welches durch das Gute soll überwunden werden. Derjenige hingegen, der schon mehr ferne steht, und nicht in ihr Verhältniß unmittelbar verwickelt ist, hat auch nicht die Mittel, es eben so richtig zu beurtheilen. Wenn es also die gemeinsamen Kräfte Aller sind, die sich gegen das Böse richten sollen, um es durch Gutes zu überwinden: wer kann besser der Bevollmächtigte Aller seyn, wem kann die christliche das Beste suchende Verwaltung dieser Kräfte zweckmäßiger und mit mehr Ausficht auf einen guten Erfolg anvertraut werden, als dem, der allein im Stande ist, das Böse, gegen welches gehandelt werden soll, in seinem wahren Lichte zu sehen, und aus dem richtigen Gesichtspunkte zu beurtheilen. Darum hat der Erlöser Beides, das Stra fen, wie das Vergeben, in die Hånde dessen gelegt, an welchem gesündiget ist.

Verweilen wir aber nur, m. g. F., noch etwas bei dieser Bergleichung des Reiches Gottes mit der menschlichen Gesellschaft,

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