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gewiß fleißig würden, durch das Band des Friedens die Einigkeit des Geistes zu halten.

Daß er nun aber ermahnt als ein Gefangener des Herrn, das erinnert uns freilich noch an etwas Anderes. In demselben Sinne wie ec, find es jest nur noch wenige Menschen; der Kampf des Lichtes gegen die Finsterniß, der Streit für das Wort des Herrn, hat eine andere Gestalt angenommen; aber soviel liegt doch zu Tage, daß, so lange dieser Streit noch besteht, die Treue in dem Dienste des Herrn eine Quelle mannigfaltiger Uebel wird. Wenn auch nicht Gefangene und Verfolgte, aber doch Gedrückte und Leidende auf mancherlei Weise sind Ale, welche beharrlich und mit Anstrengung arbeiten an dem Werke des Herrn. Giebt es nun immer noch genug zu dulden für diejenigen, welche Diener des Herrn sind: warum sollen wir, m. g. F., die Leiden der Kirche Christi noch vermehren und sie zugleich verunreinigen durch Uneinigkeit? Warum sollen wir die Geburtschmerzen der neuen Welt noch schärfen durch die Vein, welche aus dem Mangel an Einigkeit des Geistes entsteht? Warum soll zu dem äußeren Streite noch der innere Zwiespalt hinzukommen, in welchem die Kräfte sich gegenseitig aufreiben, welche zusammen gehalten werden sollten zur fegensreichsten Vereinigung? Warum wollen wir immer aufs Neue auf die traurigste Weise die Erfahrung machen, daß selbst das, was der Geist des Herrn unter uns wirkt, uns doch nicht gedeihlich werden kann, wenn wir uns in Uneinigkeit einans der verzehren? So wollen wir uns denn zu Herzen gehen lassen die Ermahnung dieses großen Streiters Christi, der uns gleichsam bei seinen Banden beschwört. Immer aufs Neue wollen wir uns einander zusprechen bei allen Kåmpfen, die das Reich Gottes noch immer zu bestehen hat mit den Mächten der Finsterniß, festzuhal, ten die Einigkeit des Geistes durch das Band des Friedens. Immer besser wollen wir uns gewöhnen, mit Freudigkeit aus Einem Geifte hervorgehen zu sehen die Mannigfaltigkeit der Vorstellung und des Buchstabens eben so, wie die Mannigfaltigkeit der Gaben und der Aemter und wie die Mannigfaltigkeit der Naturen und Handlungsweisen, damit im Vertrauen auf die Kraft des Einen und selbigen Geistes sich immer freudiger und freier unter uns geftalte die Uebereinstimmung Aller zu einem Ganzen, auf daß so in Allen und durch Alle verherrlicht werde Derjenige, der da wirket Alles in Allen! Amen.

LIII.

Wie der Same des göttlichen Worts weggenommen wird.

Tert. Lukas 8, 12.

Die aber an dem Wege sind, das sind die es hören, danach kommt der Teufel und nimmt es von ihren Herzen, auf daß sie nicht glauben und selig werden.

M. a. F., wenn wir an das zurück denken, was in der zulegt vergangenen Zeit uns vorzüglich in unserem gemeinsamen kirchlichen Leben bewegt hat, wie wir mit einander das Fest der Ausgießung des Geistes und der ersten öffentlichen Predigt des Evangeliums gefeiert haben, von welcher an erst in Jerusalem eine ordentliche und feststehende Gemeinde von: Bekennern unseres Herrn ist gesam melt worden, und so das Wort Gottes, in guten Zeiten und in schlimmen verkündiget, immer weiter feinen Lauf genommen hat, wir können nun sagen fast über die ganze Erde, wie außerdem in den vergangenen Wochen überall in den verschiedenen Gemeinden unserer Stadt, hier etwas früher, dort etwas spåter, eine Anzahl junger Christen aufgenommen worden sind in den Schooß der Kirche, welche von sich bezeugt haben, daß sie das Wort Gottes empfangen håtten in ihre Herzen, und daß sie gesonnen wåren, es zur Richtschnur ihres Lebens zu machen; wenn wir hieran zurüc denken, sage ich, m. g. F., so muß uns wohl auch ganz besonders das ein gemeinsames Anliegen und ein wichtiger Gegenstand unseres Nachdenkens seyn: wie wir wohl das Gedeihen des Wortes Gottes überall um uns her, so weit nur irgend unser Einfluß sich erstrecken kann, am besten zu fördern vermögen? Ist es uns aber hiermit Ernst, so müssen wir wohl zuförderft mit einander darüber nachdenken: was wohl bei der Beschaffenheit der menschlichen Seele und des menschlichen Lebens diesem Gedeihen des göttlichen Worts am meisten im Wege steht?

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Diese Betrachtung hat mich darauf gebracht, das Gleichniß unferes Herrn, aus welchem die verlesenen Worte genommen find,

und welches sich bekanntlich hierauf ganz vorzüglich bezieht, theil: weise zum Gegenstande unserer nåchsten Betrachtungen zu machen. Denn, m. g. F., die Kraft des göttlichen Worts ist freilich eine göttliche, und wir können nichts weder dazu thun noch auch davon nehmen; wir Alle aber sind doch nach Gottes Willen und Ordnung die Träger dieser göttlichen Kraft: denn sie wirkt nicht an ders, als durch menschliche Verkündigung und Auslegung, nur daß wir, wie der Apostel sagt, das köstliche Kleinod in schwachen und zerbrechlichen Schalen bewahren. Und darum wird doch das gött. liche Wort, wiewohl an und für sich selbst immer und überall sich selbst gleich, natürlich in seiner Wirksamkeit ein stärkeres oder schwás cheres durch diejenigen, welche berufen sind, es fortzubewegen. Aber nicht nur dieses, sondern weil es auch lebendig aufgenommen werden muß, wenn es eine menschliche Seele umgestalten soll und fie Sotte befreunden, so kommt es nicht nur darauf an, mit wels cher Kraft und mit welchem Geschick wir es handhaben und den Menschen anbringen, sondern auch darauf, in welcher Verfassung fich diejenigen befinden, welche es vernehmen; denn auch am reinsten vorgetragen und am kråftigsten empfohlen, wird es doch nur dem gemäß bald mehr bald weniger wirken. Und eben diese Beschaffenheit derer, denen gepredigt wird, ist der Gegenstand, womit sich dieses Gleichniß des Erlösers beschäftigt. Ich sehe es als bekannt voraus, und habe deßhalb nur denjenigen Theil der Erklärung desselben gelesen, mit welchem wir es heute zunächst zu thun haben.

Hierbei würde ich wenig schaffen, in einer kurzen Rede, wenn es nöthig wåre, zu diesem Behufe erst eine Verständigung oder eine Ausgleichung zu suchen in Beziehung auf die verschiedenen Meinungen, welche wie unter den Christen unserer Tage überhaupt, so auch wohl unter uns gefunden werden, über den Teufel, wie es in den Worten unseres Tertes heißt, oder den Argen, wie in einer anderen Erklärung unseres Gleichnisses vorkommt. Denn, m. g. F., wenn wir uns ein Wesen dieses Namens und des daran haftenden Bildes würdig denken, so muß doch Alles, was Bersuchung ist und Verleitung zum Bösen, Alles, was ein Hinder: niß feyn will für die Wirksamkeit der göttlichen Gnade, mit zu dem Geschäfte und zu der Freude dieses Wesens gehören, und nichts dieser Art darf ihm fremd seyn. Dann darf also auch nicht nur Eines besonders, wodurch das göttliche Wort für die menschliche Seele verloren geht, diesem Argen zugeschrieben werden, sön

dern Eines wie das Andere. Wenn also der Erlöser weiter hin in unserem Gleichnisse sagt: das Wort bleibe bei Vielen unwirksam, weil, sobald Zeiten der Anfechtung kommen, sie abfallen; wenn er hernach sagt: es könne bei Anderen nicht gedeihen, weil die Sorgen und die Lüste des Lebens es nur zu bald weit überwachsen und unterdrücken: so fragen wir billig: warum soll an diesen beiden lehten ungünstigen Ausgången der Teufel oder der Arge weniger Antheil haben, als an jenem ersten? Lassen sich etwa Anfechtungen und Verfolgungen, welche das Evangelium und seine Bekenner von jeher erfahren haben, nicht auf ihn zurückführen, wenn doch die Schrift von ihm sagt, daß er umhergehe wie ein brüllender Löwe und suche, welchen er verschlinge? *) Und wie? ihm sollten wir nicht die Lockungen zuschreiben dür fen, die noch jezt von den Freuden und den Lüften des Lebens ausgehen, da er doch zuerst die ersten Menschen durch die sinnliche; Lust gelockt hat? Oder die Aengstlichkeit und der Mangel an Befinnung, der aus den Sorgen dieses Lebens entsteht, soll nicht auf seine Rechnung kommen, da doch von ihm gesagt wird, er habe. sein Werk in den Kindern des Unglaubens? **) Also daran können wir nicht zweifeln, der Erlöser håtte eben so gut auch bei jenen anderen Erklärungen, die er giebt, sagen können: der Teufel kommt und nimmt das Wort hinweg, indem er Anfechtungen an die Seele bringt; der Teufel kommt und nimmt das Wort hinweg, indem er die Seele verstrickt, bald in die Sorgen, bald in die Lüste des Lebens. Also ist auch hier bei diesem ersten Hauptstücke unseres Gleichnisses dieß nicht das Unterscheidende, worauf es vorzüglich ankommt, daß er hier den Argen als Urheber angiebt und dort nicht. Vielmehr sagt er dieß für die anderen Fålle auch Gültige hier eher ein für alle Mal; das Eigenthümliche aber, was er hier im Sinne hat, ist früher. Indem der Erlöser hernach sagt: wenn Zeiten oder Anfechtungen kommen, so fallen fie ab; wenn sie unter dem Reichthume und unter den Sorgen des Lebens aufwachsen, so erstickt das Wort: so giebt er in dem einen und dem anderen Falle eine besondere, sehr merkliche und von außen her auf die Seele wirkende Ursache an von diesem Verlorengehen des göttlichen Wortes und seiner Fruchtbarkeit; hier aber giebt er keine solche an, sondern sagt: die am Wege gesået sind, das find die, welche das Wort hören, aber hernach kommt der Arge, und

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ohne Weiteres nimmt er es von ihrem Herzen. Das ist also det eigentliche Hauptpunkt, wornach wir zu fragen, das ist es, was wir uns nåher deutlich zu machen haben, wenn wir den Erlöser verstehen wollen: wie es doch zugeht, daß bei manchen Menschen das göttliche Wort, wiewohl es ihnen angebracht und gleichsam in die Seele gefået wird, noch ohne Frucht bleibt, ja nicht einmal bis zum Keimen gelangt, ohne daß man eine be ftimmte außere Ursache oder Veranlassung dazu angeben könnte. Und an Erfahrungen hierüber wird es gewiß Keinem unter uns fehlen. Nun kann man freilich sagen: daß auch zu Allem, was in der menschlichen Welt geschieht, doch irgend etwas Aeußeres mitwirkt. Allein je mehr sich dieses, wie es hier gemeint seyn muß, in dem alltäglichsten und gewöhnlichsten Lebensgebiete verliert, um desto mehr muß doch die Schuld des Verlaufs auf den inneren Gemüthszustand gewålzt werden. Und dieß sind demnach die beiden Fragen, die wir uns hierbei vorzulegen haben; zuerst: was denn das eigentlich für ein Gemüthszustand sey, bey welchem ein so schnelles Verlorengehen des Wortes möglich ist? und dann zweitens: wie dieser Zustand hervorgebracht wird? - Haben wir uns diese Fragen beantwortet, m. g. F., so wissen wir denn auch, wie wir Jeder sich selbst, und wie wir Kraft der Liebe, die uns zusammenhålt und verbindet, auch Andere vor einem solchen Uns tergange des göttlichen Wortes in dem Herzen zu behúten haben.

I. Fragen wir also: was für ein Gemüthszustand ist doch dieß, bei welchem auf eine so leichte und unerklärliche Weise, wenn die geistige Kraft des göttlichen Wortes wirklich in die menschliche Seele aufgenommen ist, wenn das Wort wirklich, wie es in der anderen Erklärung des Gleichnisses heißt, in das Herz gefäet worden ist, doch wieder kann hinweggenommen werden und verloren gehen?

Um uns diese Fragen zu beantworten, laßt uns recht genau an das Bild uns halten, welches der Erlöser uns vor Augen stellt. Da finden wir den Gegensatz zwischen dem Acker, in welchen eis gentlich der Saemann das Wort såen will, und zwischen dem Wege, auf welchen einzelne Körner desselben fallen und dann eben daz nicht gedeihen können. Ueber den Acker, m. g. F., geht der Pflug und zieht seine tiefen Fürchen, hindurch. Die Oberfläche und das tiefer Liegende werden mit einander vermischt, daß das Eine auf das Andere zu wirken vermag, und was auf die Oberfläche gelegt wird, eindringen kann in das Innere. Nach dem Pfluge geht die

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