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sucht, kann keine Störung der Liebe entstehen, denn dieß ist nur ein Beweis der Liebe. Sobald aber die Sache eine andere Wen dung nimmt, daß die Gemüther sich, wie es nicht zum Guten führt, erhißen und von einander entfernen: so sollen wir den Schwaz, chen tragen, auf daß nicht unserer Freiheit und Einsicht wegen uns ser Bruder geårgert werde, weil wir ja doch müßten Altar Altar seyn lassen, um erst hinzugehen und ihn uns zu versöhnen. So hat es der Herr geordnet, der, wie er in anderer Hinsicht deutlich sagt, daß er nicht gekommen sey, Frieden zu bringen, sondern das Schwerdt, so auch wohl wußte, daß unter seinen Jüngern selbst bei der weiteren Entwickelung seiner Lehren sowohl als seiner Ordnungen Verschiedenheit der Meinungen, reiferer und schwächerer Ein: fichten, richtigeren und gewagteren Verfahrens nicht ausbleiben würde. So hat er es geordnet, damit durch Alles, was geschehen möchte, das Band der Liebe und die Einigkeit im Geiste nicht gelöst, sondern nur befestigt würde. Nur wenn dieß überall das Erste ist, wonach wir trachten, und Jeder auf jede Weise bemüht ist, jede auch schuldlos von seiner Seite entstandene Störung auf's Baldigste wieder aufzuheben, so daß wir viel lieber, bis bessere Einsicht sich verbreitet, etwas Unvollkommenes dulden in unserem Gottesdienste, als daß die Liebe gestört werde, nur dann versammeln wir uns zur gemeinschaftlichen Undacht auf eine Gott wohlgefällige Weise; nur dann liegt ein reiner Sinn zum Grunde bei unserem Bestreben, die Angelegenheiten der christlichen Kirche zu fördern, und nur dann auch kann es so gedeihen, daß wir wirklich, was in unseren Kräften steht, dazu beitragen, diese Braut des Erlösers seiner würdig, rein und unstråflich vor ihm darzustellen. So soll Jeder thun, was er vermag, damit durch den rechten Ernst in der Sache der Gottesverehrung und durch ein wohlgeordnetes Streben nach dem Besseren auch hierin die Gemüther einander nåher gebracht und dahin gestimmt werden, sich gegenseitig ihres Eifers für dieselbe große Sache zu freuen.

Und nachdem wir dieß Alles beherzigt: wie sollten wir uns nicht noch einmal in diesem Sinne mit ganzer Zustimmung das Wort des Erlösers wiederholen: So du deine Gabe opfern willst auf dem Altare, und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich hat, so gehe erst hin und versöhne dich mit ihm, und dann komme und opfere deine Gabe!" Sollen wir als Christen anhalten im Gebete und nicht aufhören in der Danksagung: so laßt uns auch auf das Ernstlichste Alles vermeiden, was uns nach

dem Willen des Herrn nöthigen würde, Gebet und Danksagung zu unterbrechen. Haben wir gemeinsam unsere. Lust an dem Worte des Herrn und wollen wir uns bei dessen Betrachtung untereinander erbauen mit Psalmen und geistlichen Liedern: so laßt uns be denken, daß uns geziemt, die Wahrheit zu suchen ́ in Liebe, und der Vollkommenheit in allen Dingen nachzutrachten, aber nicht an: ders als in Frieden, denn das ist der schönste Schmuck der christlichen Gemeinschaft. Nur was auf diesem Wege gedeiht, ist Gott gefällig; und nur darauf können wir Hoffnungen gründen für uns selbst und für die Geschlechter, die nach uns kommen werden. Und ewig wahr bleibt das Wort des Apostels: unser jeßiges Wissen ist Stückwerk; das Stückwerk wird aufhören, wenn das Vollkommene erscheinen wird, daß wir erkennen, wie wir erkannt sind.

Was aber jezt schon nicht Stückwerk seyn soll, sondern ganz, rein und vollkommen, das ist die Liebe, die das Band der Voll: kommenheit ist, und die da bleiben wird, wenn die Erkenntniß auf: hört und wenn die Weissagung aufhört und wenn der Glaube aufhört. Amen.

LVIII.

Die schüßende Verheißung Christi an seine Kirche.

Text. Lukas 21, 15.

Denn Ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widersprechen mögen, noch widerstehen alle eure Wider wärtige.

M. a. F. Vor wenigen Tagen war der Jahrestag derjenigen Begebenheit, die wir gewohnt sind als den ersten wirklichen und be stimmten Anfang jener Verbesserung der christlichen Lehre und des christlichen Lebens anzusehen, woraus unsere evangelische Kirche hervorgegangen ist; und nach wenigen Tagen wiederum kehrt der Tag wieder, an welchem jener ausgezeichnete Diener. Gottes das Licht der Welt erblickt hat, der dieses große Werk auf solche Weise begann, ohne auch nur zu ahnen, wohin dieser erste Schritt führen würde. Wir sind zwar nicht gewohnt, m. g. F., und halten es auch nicht dem Geiste des Christenthums, wie wir ihn erkannt haben, gemäß, das Gedächtniß einzelner Menschen auf besondere Weise zu feiern; sondern, wie viel sie auch gewirkt haben durch die Gnade Gottes, so wollen wir doch die Dankbarkeit gegen Den, der allein Alles wirket in Allen, auch nicht dem Scheine nach irgend ableiten auf seine Werkzeuge. Ja, wir in unserem Lande find auch nicht gewohnt, den Gedächtnißtag des Unfanges der Kirchenverbesserung jährlich zu begehen, indem wir mit Recht voraussetzen können, daß dennoch die ganze Art unseres Gottesdienstes durch das Gepråge unserer Frömmigkeit, ja durch das Wort Gottes in unserer Muttersprache, diese große Erinnerung immer in uns le bendig erhalten wird. Dennoch muß es wohl uns Allen erwünscht seyn, bisweilen hierauf besonders zurückgeführt zu werden, um in gemeinsamer Dankbarkeit zu erwägen nicht nur, was für großes Heil uns durch diese Begebenheit geworden ist, sondern auch, durch was für göttliche Gaben und was für chriftliche Tugenden es uns und unseren Nachkommen ist erworben worden.

Darauf nun, m. g. F., weisen uns die Worte unseres Tertes zurück. Sie enthalten eine Verheißung des Herrn, die er zunächst seinen Aposteln gegeben hat; allein wir dürfen nur jenes Zeitraums, in welchem unsere Kirchenverbesserung zu Stande kam, und der Art und Weise, wie dieß geschehen ist, gedenken, um uns gleich zu sagen: Ja, damals hat der Herr diese Verheißung auf's Neue ers füllt! Und wir dürfen die ganze Geschichte des Christenthums von seinem ersten Anbeginn her nur in ihren größten Zügen uns einigermaßen vergegenwärtigen: so werden wir gewiß auch immer sa gen können: es ist auch immer dieselbe Gabe gewesen, durch welche der Herr seine Kirche zu jeder Zeit aus allen noch so entschiedenen Gefahren errettet hat, so daß wir ihr auch für die Zukunft eben so sehr vertrauen dürfen, wie sie sich in der Vergangenheit bewährt hat; ja nicht nur das, sondern die christliche Kirche wird auch niemals, was ihr auch noch bevorstehe, eine andere Unterstüßung von oben zu erwarten haben. So laßt uns denn, m. g. F., zusehen, ob wir nicht die Verheißung, welche der Herr in unserem Terte seinen Jüngern giebt, als eine solche ansehen dürfen, welche ihnen nicht allein für ihr persönliches Geschäft gegeben war und auch nicht ihren Personen allein galt, sondern, wie schon damals auch sein Blick und seine Rede auf die ganze Zukunft seiner Gemeinde auf Erden gerichtet war, als eine immerwährende und sich immer er: neuernde Verheißung. Es kommt aber hierbei, wenn wir sicher seyn wollen, die Worte des Herrn weder in zu enge Grenzen einzuschließen, noch auch mehr hineinzulegen, als er selbst gemeint hat, vorzüglich auf dreierlei an: einmal, was verheißt hier der Herr zunächst? zweitens: was für Umstände sind es, unter denen wir die Erfüllung dieser Verheißung zu erwarten haben? endlich aber auch drittens: wem eigentlich verheißt er zu geben, was er hier sagt? Diese Fragen also wollen wir uns nach einander be antworten.

1. Also zuerst, indem der Herr feinen Jüngern hier alle Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten vorhält, die ihrer in seinem Dienste warten würden, was verheißt er ihnen zu geben? „Ich will euch geben Mund und Weisheit." Sehet da, m. g. F., nichts Aeußerliches verheißt er ihnen, keine Hülfe der Gewaltigen auf Erden, keine åäußere Macht, die sie für sich würden begründen können, kurz es ist hier gar keine Rede von irgend einer Urt åußerlicher Hülfsmittel, durch welche sonst die Menschen sich unter allerlei Gefahren zu schüßen oder ihnen zu begegnen pflegen. Doch

verstehet mich ja nicht so, m. g. F., als wollte ich dasjenige als etwas Geringes darstellen, was der Herr den Seinigen verheißt, und unserer Betrachtung die mehr als billig beliebte Wendung ge= ben, als ob auch hier der Herr die verborgene Weisheit offenbarte, welche nur durch geringe Mittel Großes auch auf dem geistigen Gebiete auszurichten weiß. Nein wahrlich, sie ist nichts Geringes, diese Kraft der Rede, welche das Erste ist, dessen der Herr hier erwähnt, vielmehr die unmittelbarste und innigste Wirksamkeit des Geistes, der in einem andern nur etwas hervorbringt, indem er sich außert, ihn nur erregt, indem er sich mittheilt, immer zuerst und zunächst durch die Rede. Daher auch die heilige Schrift selbst das ursprünglich schaffende Werk der göttlichen Allmacht nicht besser zu bezeichnen wußte, als, indem sie sagte: Gott sprach, so ward es; Gott gebot und es geschah also, und zu einer höheren Darstellung des höchsten Wesens haben es die Menschen nie bringen können, als daß Wort und Gedanke desselben zugleich Werk sey und That. Und eben so wirkte die Fülle der Gottheit in Christo in den Tagen seines Fleisches; nicht nur verrichtete er fast immer jene wunderbaren Hülfsleistungen, welche auszuüben ihm verliehen war, auch durch das bloße Wort seines Mundes, die wunderthatige Kraft erschien nicht nur in dem gebietenden Tone seiner Rede, sondern auch die beseligenden Wirkungen seines Daseyns bedurften keiner anderen Zurüstungen, als der Unmittelbarkeit des Wortes. Durch die Worte, die er redete, theilte er Geift und Le ben mit, Fleisch war ihm dazu kein Nuß. Die Worte des Lebens, die er hatte, waren die geheimen Bande, wodurch er diejenigen festhielt, die er schon gefunden hatte, und diejenigen erschütterte, welche gestehen mußten: so habe noch kein Mensch geredet, wie dieser. Und der Geist Gottes, als er sich auf die Jünger Chrifti herabließ, war es nicht sein Erstes, daß er ihnen den Mund öffnete und ihnen Kraft und Rede gab, um in allerlei Zungen zu verkündigen die großen Thaten des Herrn? So ist es demnach; uns Christen ist die Kraft der Rede schier Alles. Das Wort ift das Element, in welchem wir leben und durch welches wir wirken. Denn demjenigen, der selbst das Wort heißt und den wir auch Alle kennen als das lebendige Wort seines und unseres himmlischen Baters, dem gebührte es auch vor allen Anderen, die Seinigen auszurüsten mit der Kraft des Wortes und der Rede.

Aber freilich, und das bezeugten auch schon die Apostel des Herrn, giebt es auch eine menschliche Kraft und Kunst der Rede,

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