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VIII.

Am zwei und zwanzigsten Oktober 1815. †)

Ein Fest des Friedens zu feiern, danach sehnen wir uns Alle, schon seitdem dieser unerwartet erneuerte blutige Krieg zum andernmal siegreich beendet ist, der mit den früheren Jahren des Unglücks und der Unsicherheit einen Zeitraum bildet, welchen wir, wenn er gleich nie aus unserm und unserer Nachkommen Gedächtniß verschwinden darf, doch gern einmal abschließen möchten um, ihn als etwas vergangenes hinter uns stellend, uns dem neu und schöner beginnenden friedlichen Leben gemeinsam zu widmen!

Ein Fest des Friedens sehnten wir uns zum Eintritt in diese neue Zeit zu begehen, an dem wir mit vollen frommen Zügen die Freude über die herrlichen Thaten unseres Volkes und das wohlerworbene Vertrauen auf die Zukunft stårkend und erbaulich ge= ndssen. Ehe uns aber noch dieser Wunsch gewährt wird, da das große Werk nur langsam reift, erscheint uns der heutige Tag durch eine zwiefache Feier ausgezeichnet. Die Eine ein allgemeines Fest unseres gesammten deutschen Volkes, das frische Andenken an die blutigen und verhängnißschweren aber auch entscheidenden und ruhmvollen Tage von Leipzig, an jene Kette von Schlachten, welche zuerst dem Kampf, wo alles was dem Menschen theuer ist zum lehtenmal, wie es schien, auf dem Spiele stand, die entscheidende Wendung gab, durch welche nicht nur diejenigen Staaten Deutschlands sich gesichert fühlten, welche so glücklich gewesen waren kühn vorangehn zu dürfen, sondern auch die andern entledigt wurden und ihrer Kräfte måchtig, so daß nicht länger zweifelhaft bleiben konnte, ob Deutschland ein Land der Dienstbarkeit sein werde oder der Selbständigkeit. Die andere Feier dieses Tages ist eine besondere schon alterthümliche, für das ganze Reich unseres Königes. Denn wie sollten nicht auch alle dem Zepter seines Hauses spåter

†) Berlin, im Verlage der Realschulbuchhandlung 1815.

unterworfene Provinzen den herzlichsten Antheil nehmen an dem zum viertenmal sich wiederholenden hundertjährigen Gedächtniß des Tages, an welchem der erste Hohenzollern als Beherrscher dieser brandenburgischen Mark, die Gelübde der Treue von den Eingesessenen empfing.

Willkommen vereinigen sich uns heute diese beiden hochwichtigen Begebenheiten zu Einem Feste. Denn fragen wir uns, was uns am tiefsten und heftigsten bewegte in den traurigen Zeiten die diesem blutigen Kriege vorangingen? Es war die Besorgniß, daß die freie Herrschermacht unseres Königes noch mehr möchte gebeugt werden unter fremde Gewalt, oder daß diese frevelnde Gewalt, welche schon so vieles gewagt hatte, zuleht auch noch ihre zerstö, rende Hand legen möchte an das geheiligte Band zwischen diesen Ländern und ihren angestammten Beherrschern. Und fragen wir uns weiter, was hat wohl jeht möglich gemacht, daß unser preußischer Staat ungünstig gelegen, aus verschiedenartigen Theilen zusammengesetzt, durch lange Leiden entkråftet, dennoch so vieles hat beitragen können zur Befreiung Deutschlands, zur Sicherung Europens? Wir werden alle zuerst darauf zurükkommen, es war der mächtige Einfluß jener das innerste Leben durchdringenden Liebe und Ergebenheit, womit alle Provinzen des Staates und alle Stände aller Provinzen dem König und seinem erhabenen Hause zugethan sind, das geistigste Werk der Jahrhunderte, das sich still für diese großen entscheidenden Wirkungen gesammelt hielt. Und aud ju einem frommen fete vereinigt fidy beiberlei Ungedenten. Denn frommer sich hingebender Muth war es, der an jenen blutis gen Tagen das Vaterland rettete, und fromme Treue hat Jahr: hunderte hindurch das Band zwischen unsern Fürsten und ihren Völkern fester geknüpft und geheiliget. Beides also will auch fromm gefeiert sein, nicht nur still im einsamen Nachdenken und im engern Kreise, nicht nur in lauter überströmender Freude; sons dern zuerst wollen wir im Hause des Herrn in gemeinsamer Andacht dies zwiefache Fest begehen, für beides unsern Dank und unsere Gelübde vor Gott zusammenführend. Laßt uns dazu den

Herrn um seinen Segen anrufen im Gebet des Erlösers.

Text. 1. Kön. 8, 56–58.

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Gelobet sei der Herr der seinem Volk Ruhe gegeben hat! der Herr unser Gott sei mit uns, wie er gewesen ist mit unsern Båtern! Er verlasse uns nicht und ziehe die Hand nicht

ab von uns zu neigen unser Herz zu ihm, daß wir wandeln in allen seinen Wegen, und halten seine Gebote.

Dies, m. a. Fr. sind Worte eines Königes an sein Volk, eines Königes, der den Frieden seines Landes gesichert, die Gren zen seines Gebietes erweitert, sein Volk durch vortheilhafte Verbindungen und durch ausgedehnteres Verkehr mit andern Völkern zu größerem Wohlstande erhoben, und indem er Weisheit und Kunst unter seinen Unterthanen verbreitete, sie dieses Wohlstandes werth gemacht hatte, so daß Macht und Ansehen seines Staates unter seiner Regierung den höchsten Gipfel erreichte. Und Worte eines frommen Königes find es, der für alles dieses nur den Namen des Herrn erhöhte, und dem nichts so am Herzen lag, als in treuer Anhänglichkeit an dem göttlichen Geseze sein Volk zusammenzuhalten. Worte demnach, ihrer Veranlassung und ihres Inhaltes wegen gleich geeignet, daß wir sie unserer heutigen Betrachtung zum Grunde legen, um diesen Tag würdig zu feiern. Sie werden uns darauf führen, wofür wir heute Gott danken, und was für Wünsche und Gelübde wir vor ihn bringen sollen.

I. Gelobet sei der Herr, sagt Salomon, der seinem Volke Ruhe gegeben hat. Das kann vielleicht manchem theils wenig scheinen, wenig für die hochfliegenden Wünsche der Menschen, zumal wenn sich an einem feierlichen Tage ihr Blick über einen weiten Zeitraum verbreitet, wenig auch, und vielleicht nur ein mil dernd bescheidener Ausdruck in dem eigenen Munde, für die großen Thaten jenes Königes, theils auch scheint es manchem vielleicht heute noch unpassend für uns, die wir immer noch nicht gänzlich beruhiget sind durch die sichere Kundmachung eines wirklich gestif= teten Friedens. Aber, meine theuren Freunde, Ruhe ist nicht einerlei mit dem Frieden von außen. Denn wie mitten im äußeren Frieden Unruhe sein kann und Angst, das wissen wir aus unserm eigenen traurigen Beispiel, und wir sehen es auf eine andere Art an schauderhaften Beispielen in der Ferne. Und wie auch mitten im Kampfe nach außen die glückseligste Ruhe vorhanden sein kann im Innern, wie lebhaft muß uns das heute vorschweben im Andenken an jene glorreichen Tage, nach denen der Kampf noch lange fortgedauert hat, und nicht mit immer gleichem Erfolge, ohne daß doch im mindesten unsere Ruhe wåre gestört worden. Diese Ruhe ist also vielmehr ein innerer Zustand; sie ist die Selbstgenügsamkeit des Menschen im Vertrauen auf die göttliche Obhut und auf das

hinreichende Maaß seiner Kråfte; sie ist die Sicherheit daß was ihm auch begegnen könne, ihm sein Ziel nicht aus den Augen rúkken, und das wesentliche seines Daseins nicht verändern werde. Sie ist also etwas weit höheres als der åußere Friede; und für ein ganzes Volk wie für einen einzelnen Menschen wird um sie zu haben vorzüglich nur erfordert, daß der köstliche innere Friede da sei, das Gefühl von der Uebereinstimmung des eigenen Willens mit dem göttlichen, und daß eine tröstliche Erfahrung gemacht worden sei von dem was die Kräfte vermögen.

In der lehten Hinsicht nun können wir mit unserm gesammten Volke sagen, wenn wir jener errettenden Schlacht gedenken und ihrer unmittelbaren herrlichen Folgen, Gelobet sei der Herr, der seinem Volk Ruhe gegeben hat. Denn damals fing an überall der Sinn und Wille laut zu werden, daß kein Zweig des Volkes dürfe nach Vergrößerung streben oder nach Macht über die andern durch verkehrte und vergångliche Freundschaft mit dem Feinde des Volkes, sondern daß wir stark sein wollten, wie es nach dem Willen Gottes Brüdern geziemt, zusammenwohnend in Liebe und Eintracht. Damals machten wir nach mehreren auch erhebenden und glorreichen aber doch noch wechselnden Begebenheiten, eine solche Erfahrung von unsern Kräften, die uns berechtigt zu der Ueberzeugung daß sie immer hinreichend sein werden zu dem redlichen gottgefälligen Zweck der Selbstbeschüßung. Wie viel schönes und kräftiges ist nicht schon hervorgegangen aus dieser gottverliehenen Ruhe und wieviel dürfen wir nicht noch erwarten auch für die bevorstehende Gott gebe recht lange Zeit friedlichen und ungestörten Wirkens! Wieviel Ursache also Gott zu danken an dem Gedächtnißtage der schauerlichen blutigen Gründung dieser Ruhe!

Sehen wir aber, meine Freunde und Brüder, auf unsern engeren Verband unter dem Schirm unsers theuren Königes und seines erhabenen Hauses: dürften wir dann wol auch von uns ohne alle Beschåmung sagen, unsere Ruhe sei erst gegründet an jenem Tage der Schlacht? Fühlen wir nicht, daß dieser Tag nicht möglich gewesen wäre nach den anfänglich zweideutigen ja dem ersten Anscheine nach niederschlagenden und lähmenden Kriegsereignissen, wenn nicht mitten unter diesen eine festbegründete Ruhe Volk und Krieger, König und Heerführer aufrecht erhalten håtte? Müssen wir nicht wohlüberlegt gestehen, diese Ruhe sei ein altes ererbtes Gut, das schon seit langer Zeit immer nur vorübergehend und oberflächlich hatte können getrübt werden? Müssen wir nicht danke

bar gestehen, sie beruhe auf eben diesem Bande, welches uns mit dem erhabenen Herrscherstamme vereinigt, der nun vier hundert Jahre glücklich und gesegnet in diesen Landen regiert hat, und sie sei, seitdem so viele göttliche Wohlthaten und Segnungen uns durch dieses Königshaus zugeflossen, nur dann wesentlich gestört worden, wenn diesem geheiligten Bande selbst Gefahr drohte, so lange wir aber dieses ungelockert und kräftig fühlten, sei auch aus dem Gemüthe jedes kundigen und besonnenen so wie jedes einfältigen getreuen Unterthanen die Ruhe nicht gewichen.

Welchem Verständigen gilt das nicht für den ersten Grundpfeiler und die sicherste Bürgschaft des gemeinen Wohls und Gedeihens unter jeder größeren Vereinigung von Menschen, daß ihr an die Spige gegeben sei ein in ungestörter Folge gesehmäßig regierendes Herrscherhaus. Denn welche Verwirrungen find gefähr= licher und auflösender als die mit dem Wechsel der Herrschaft verbundenen, schon wenn er natürlich herbeigeführt wird durch das Aussterben eines Stammes, noch weit mehr aber wenn bürgerliche Unruhen wenn im Innern des Volkes wüthende Zwietracht die Veranlassung gab. Wohl keiner von den größern Staaten Europa's, die mit dem unfrigen könnten verglichen werden, keiner darf sich rühmen der Wohlthat, welche der Herr uns erzeigt hat, durch vier Jahrhunderte schon beherrscht worden zu sein in ununterbrochener månnlicher Erbfolge von demselben Geschlecht, ohne daß je die Hand des Fürsten in Gewaltthätigkeit gewesen wåre wider sein Volk, noch eine frevelnde Hand aus dem Volk sich erhoben håtte wider den Herrscher. Zur glücklichen von Gott gesegneten Stunde ward diesem deutschen Grenzlande, das durch Kriege und durch die Unordnungen wechselnder Befehlshaber im innersten zerrüttet war und erschöpft, Friedrich von Hohenzollern von einem der edelsten Geschlechter aus dem innersten Herzen Deutschlands entsproffen, ein tapferer Kriegesmann, ein weises und mildes Oberhaupt, zum Herrscher gegeben, um die tiefen Wunden des Landes zu heilen, und es inniger und fester dem Mutterlande zu verbinden. Das war der Anfang des preußischen Staates, und alle Größe zu der er sich er= hoben hat, ist ihm durch dasselbe Herrscherhaus geworden. Gott der Herr hat nicht aufgehört die Abkömmlinge dieses treflichen Ahnherrn, in verschiedenem Maaße freilich wie das Loos der Menschen es mit sich bringt, auszurüsten mit männlicher Tugend und kråftigem Geist. Und zwar so, daß je größer die Noth geworden war, sei es durch Fahrlässigkeit und Schwäche eines einzelnen entarteten,

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