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folgen bedürfen wir m. a. Fr. freilich keine äußere Veranlassung. Was anders als dieses erfüllt uns, so oft wir uns im Hause des Herrn versammeln, was anders als dieses ist der Inhalt aller unferer Gebete und Gesänge und aller Worte der Ermahnung die hier gehört werden. Aber wer fühlt nicht diesen reinsten aller Triebe des menschlichen Herzens mit einem besonders schauerlichen Ernst bei der Erinnerung an jene blutigen Tage, an die tausende, die den Tod für das Wohl des Volkes gestorben sind, an die Aufopferung und den Muth aller Streiter, deren nur ein Volk das auf den Wegen des Herrn wandelt würdig ist sich zu rühmen, an den Kampf dessen höchster und heiligster Gegenstand war deutsche Treue und Weisheit und Frömmigkeit zu erretten aus den Gefahren womit fremde Gewalt auf der einen, einschmeichelndes Verderben auf der andern Seite sie bedrohten. Was können wir jenen Gefallenen und Verstümmelten so wie den glücklicher wiedergekehrten lieberes darbringen, als das Gelübde die heiligen Gúter in uns zu pflegen, die ihnen am meisten am Herzen liegen. Und wenn wir Gott für alle Wohlfahrt danken, die seine Güte über uns verbreitet hat im treuen ungestörten Verein mit unserm Herrscherhause: so mögen wir wol dieses besonders bedenken, wie sehr diese Wohlfahrt diese Ruhe im Großen immer abgehangen hat vom treuen rechtschaffenen Gehorsam gegen das göttliche Geset, und wie laut und überzeugend zumal die gegenwärtige Zeit uns lehrt, daß die Erhaltung derselben vorzüglich abhänge von der fest begründe ten ungetheilten Herrschaft frommer Gesinnung. Liefer als sonst müssen wir es empfinden, wie die überhandnehmende Sünde alle menschlichen Bande löset und die heiligsten am meisten, weil diese am wenigsten sich dem Dienste sinnlicher Lüfte und wilder Leidenschaften hingeben, und wie auch der menschliche Verstand, wenn er von der Scheu vor dem heiligen verlassen in der Frre geht nur verführerische Klügeleien ausbrütet! Ernster und dringender muß unser Wunsch sein und unser Gelübde, da auch unser Volk, wiewol noch gnådig behütet vor größerem Verderben, eine Zeit gehabt hat, wo zu viele diesen Weg gewandelt find, als daß das gemeine Wohl nicht sollte darunter gelitten haben, eine Zeit deren Spuren noch nicht ganz ausgetilgt sind. Sehen wir dagegen weiter zurück auf die Geschichten unserer Fürsten und ihrer Lånder, was hat wol am meisten diesen unerschütterlichen Bund der Liebe und Treue zwischen Fürst und Volk in der Stille befestiget als die gleiche Lebendigkeit und der gleiche Gang der frommen Gesinnung und

Denkart in beiden, und die Einwirkung des einen Theils auf den andern in dieser größten menschlichen Angelegenheit. Wie übereins stimmend und gleichen Schrittes wendeten sich Volk und Fürst auf die Seite des neuen Lichtes zur Zeit jener großen Verbesserung in der Kirche! Wie hat seitdem immer jede neue Ansicht von den göttlichen Dingen nirgend mehr Aufmerksamkeit und Theilnahme gefunden als unter uns! wie freudig hat immer das Volk alle Veranstaltungen der Herrscher aufgenommen, die auf gründlicheres Verständniß auf reinere freiere Wirksamkeit unsers christlichen Glaus bens abzweckten! Mit welcher heiligen Scheu haben unsere Für sten stets, ohne ihre eigene Meinung aufzudringen, das Gewissen walten lassen und den mit den heiligen Gegenständen beschäftigten Verstand, mit einer Scheu die kaum ein und das andere Mal durch das gereizte Gefühl von bedenklichem Mißbrauch überwunden ward! wie haben sie immer prüfend zu Herzen genommen, was ungestórte Forschung was freier Trieb im Volk erweckt hatte! Und welcher ausgezeichneten Theilnahme unsers Königes erfreuen sich nicht jezt besonders die Angelegenheiten unseres Glaubens und unserer Kirche! Salomon m. a. Fr. redete die Worte unseres Textes als er jenen Tempel einweihete, den schon sein Vater zu bauen gewünscht hatte, welchem es aber von Gott nicht beschieden war, jenen Tempel dessen Bau das glänzendste und gefeiertste Werk seiner Regierung ward, in dem seine Weisheit und Kunst sich am meisten verherrlichte, und für den sein Volk viele Jahre lang alle seine Kräfte angestrengt hatte. Mit welcher Empfindung müssen wir diese Worte vernehmen, wie müssen sie uns ans Herz gehn, deren königlicher Herr unter den größten Bedrångnissen und unter den herrlichsten Siegen nie den Lieblingsgedanken seines frommen Herzens vergessen hat, den sichtbaren Tempel des Herrn alle Einrichtungen und Verfassungen der Kirche Christi fester zu gründen und herrlicher auszubauen, und keinen größeren Ruhm kennen würde, als wenn ihm Gott verliehe dieses große Werk zu vollenden. Aber wie dem Salomon, als nun das Haus des Herrn in Pracht und Herrlichkeit auf Jahrhunderte dastand, der Wunsch seines Herzens dadurch nicht erfüllt war, sondern er nun bei dessen Weihe dem Volk verkündete, wozu der herrliche Bau da sei, nemlich das zu begünstigen und zu erleichtern, daß das Volk nun auch eingedenk sei des Gottes der dort im dunkeln Heiligthum thronte, um auf seinen Wegen zu wandeln; und wie es eine Thorheit gewesen sein würde dieses große Werk mit solcher Be

harrlichkeit und Anstrengung auszuführen, wenn er geglaubt håtte es zu thun für ein Volk, welches hernach nur an dem herrlichen Tempel vorbeigehen würde um den güldenen Kälbern zu dienen, die ehedem seine Våter gemacht hatten, oder für ein Volk das zwar mit Lippen und Hånden dem Herrn diente, mit dem Herzen ihm aber fern bliebe; eben so wåre es für uns ein geringer Gewinn, wenn wir alle Kräfte noch so willig daran schten um die Verfassung der Kirche neu zu beleben und ihre Einrichtungen fest zu stellen, aber der Sinn fehlte, für den und durch den allein dies alles einen Werth hat, aber Glauben und Liebe, Frieden und Freude und alle Früchte des Geistes gediehen nicht schöner und vollständiger unter uns. Wolan denn, hat der Herr uns gnådig gezüchtiget weil er uns liebte, hat er schlummernde Kräfte geweckt in schweren Zeiten, hat er fröhliche wenn gleich - theure Errettung verliehen von drückenden Uebeln, hat er mit unvergånglichem wenn gleich theuer erkauften Ruhme gekrönt das gesammte deutsche Volk und vornemlich unsern König und sein Land, läßt er uns heute in blühender jugendlicher Kraft und mit schöneren Hofnungen als ie das fünfte Jahrhundert reicher vaterländischer Segnungen beginnen: o so mögen von so viel Gnade besiegt jedem fremden Zuge sich weigernd alle Herzen sich zu Ihm neigen und alles Volk in Seinen Wegen wandeln. Dazu laßt uns ist vor Ihn treten mit Gebet.

Barmherziger gnådiger Gott! Für wie große und unzählige Wohlthaten treten wir heute aufgefordert von deinem Knecht unserm Könige dankend vor deinen Thron als ein wunderbar erret: tetes eng verbrüdertes hochbegnadigtes fest auf dich hoffendes Volk! Dank zunächst dir zu sagen, daß du dem Könige uns, und uns Ihn und sein Haus erhalten hast, und dich anzurufen daß du den Bund der Liebe und Treue der zwischen Ihm und uns besteht dir ferner wollest wohlgefallen lassen. Dazu laß deine Gnade groß sein über deinem Knecht unserm Könige und über dem Kronprinzen dieser schön aufblühenden Hofnung des Landes, ́über seinen und des Königes Brüdern und dem ganzen königlichen Geschlecht! Dazu segne Zucht und Unterweisung der Jugend im königlichen Hause und im ganzen Lande, dazu die Verkündigung deines heiligen Wortes, damit du ausführen könnest, was dein gnådiger Rath, wir hoffen es mit Zuversicht, noch großes und gutes über uns beschlossen hat! damit so wie unser Herr und König über uns

herrscht, so es auch unsern Enkeln und den Enkeln unserer Enkel nicht fehle an einem Herrscher aus seinem Stamme, der da sei fromm und weise, mild und tapfer, und dem Herrscher nicht an einem Volke das ihm sei treu und gewärtig! damit König und Volk immer recht thun vor dir und wandeln auf deinen Wegen. Laß deinen Geist in uns wohnen als in einem wohlgeschmückten Tempel, daß wir mehr und mehr gestaltet werden in das Bild deines Sohnes, deß Jünger wir Alle zu sein begehren, vor dem unser aller Knie sich beugen mögen ist und immerdar. Amen.

Predigten IV.

IX.

Am zweiten Tage des Reformations - Jubelfestes 1817. +)

Preis und Dank sei Gott, der uns sein Wort gegeben, daß es uns sei eine Leuchte auf dem Wege des Lebens. Amen. M. a. Fr. Großer Begebenheiten Gedächtniß zu bestimmten Zeiten zurückzurufen, hat man von jeher als nothwendig und erhebend anerkannt, nicht nur um dasjenige, dessen unmittelbare Spuren schon im Wechsel der Zeit verweht und entschwunden sind, der Vergessenheit zu entreißen, sondern auch um für dasjenige das Ge= fühl zu erhöhen und aufs neue zu beleben, was noch immer da ist und fortwirkt; und dies lettere wird bezweckt durch die große Feier dieser Tage. Denn wie wir alle jeden Augenblick die Luft des Himmels athmen und nur in ihr und durch sie leben, doch aber heilsam finden und erquicklich sie, wenn der Himmel heiter lacht, in größeren Zügen einzuschlürfen und uns dieses Lebensverhältnisses inniger und reichlicher bewußt zu werden: so auch ohn erachtet wir täglich im freien Genuß der herrlichen Wohlthaten leben, welche der Christenheit durch die Kirchenverbesserung zu Theil worden sind, dürfen wir und werden wir es Alle für einen großen Segen Gottes halten, daß er uns aufgespart zum Mitgenuß dieser dreihundertjährigen Feier, um uns inniger, als im gewöhnlichen Leben geschehen kann, durchdringen zu lassen von dem Gefühl der großen Segnungen die uns daher gekommen, und um uns, indem wir uns die göttlichen Fügungen zurückrufen, indem wir die theu: ren Rüstzeuge des Herrn uns vergegenwärtigen, unseres Zusammenhanges mit ihnen und ihrer großen kräftigen Zeit mit ihren Anstrengungen und Kåmpfen lebendiger und freudiger bewußt zu

werden.

Aber wie der einzelne Mensch dem die Gaben Gottes reich

†) Berlin, 1818.

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