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und hat mit seinen durchlöcherten Händen durchstrichen und ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, Col. 2, 14., und hat sie aus dem Mittel gethan und ans Kreuz geheftet und aufgehoben, daß derselben in Ewigkeit nicht mehr gedacht würde. Er will am Fluchholz sterben, wie geschrieben stehet: Verflucht ist, der am Holze hanget“, auf daß er uns von dem verfluchten Tode der ewigen Verdammnis errettete.

O fiehe, liebe Seele, siehe, wie kläglich ist Christus, dein Heiland, ausgedehnet! Wie verschmachtet sein ausgespannter Leib so gar! Wie brechen seine zarten Augen! Wie erblasset sein purpurrother Mund! Wie erstarren seine steif gewordenen Arme! Wie hangen seine erstarreten Beine! Wie gerinnet das heilige Blut an Armen und Füßen! Siehe, da hängt er voller Schmerzen, von der Fußsohle bis zum Scheitel voller Striemen und Wunden. Wohin er sich nur wendet, erneuert er seine Wunden. Das laß mir unerhörte Schmerzen sein! Schmerzen von innen, Schmerzen von außen, o des schmerzensvollen Marterleibes! Sehet das erhobene Kupferschlänglein, sehet das unschuldige und untadelige Opferlämmlein! Das stirbt am Kreuz, das stirbt eines verfluchten Todes, auf daß er uns von dem verfluchten Tode der ewigen Verdammnis errettete. Um dieses vollkommenen Opfers, um Christi vollkommenen Verdienstes willen vergib, o lieber Vater, die Sünde! Vergib uns Allen, uns, die er durch sein schmerzlich Leiden so theuer erkauft und erlöst hat! Denn er ist für mich gestorben, daß ich leben soll, und wie Eva an der Frucht des wunderschönen Baumes den Tod gegessen, also hat Christus am dürren Kreuzesbaum den Tod erwürget, des Teufels Reich zerstöret, den Himmel er

öffnet und das ewige Leben wiedergebracht. Darum ob zwar die Kreuzigung Christi den Juden ärgerlich und den Ungläubigen thörlich ist, so schöpfen doch wir durch des Heiligen Geistes Kraft und Licht daraus Saft und Kraft im Leben und im Sterben, schwingen uns in seine ausge breiteten Arme und wünschen mit Augustinus, darinnen selig zu entschlafen.

Es melden aber die Evangelisten hier noch zweierlei. Zum Ersten, daß Christus nicht allein, sondern mitten zwischen zwei Uebelthätern sei gekreuzigt worden. Solches thun ihm zwar die Juden zu lauter Schimpf und Spott, damit aber haben sie nur die Schrift erfüllet, denn Jesaias hat geweissagt: „Er ist unter die Uebelthäter gerechnet", auch hat es Gott lange zuvor gesehen und uns mit schönen Figuren angedeutet. Joseph liegt gefangen zwischen zwei Missethätern, deren einer umkam, der andere aber frei und ledig wird, 1 Mos. 40. Also hänget hier Christus zwischen zwei Uebelthätern, davon einer erhalten und selig wird, der andere aber verdirbt und verloren geht. Diese Mittelstelle hat Christus mit Ehren, denn er ist der würdigste unter allen und mehr denn alle, Gott und Mensch in Einer Person. Theophylaktus deutets, daß JEsus Christus zwischen zwei Haufen Völker, Juden und Heiden, sei gekreuzigt worden, die durch die beiden Schächer wären fürgebildet; jene haben mit dem zur Linken Christum gelästert und sind verworfen, diese aber mit dem zur Rechten haben ihn erkannt und sind angenommen worden. Es sind aber auch die beiden Uebelthäter ein feines Bildnis aller Menschen, die um der Sünde willen Uebelthäter und des ewigen Todes schuldig sind. Aber da hängt nun Christus in der Mitte, strecket seine Arme aus und will

uns alle zu sich ziehen, Joh. 12, 32., recket auch seine Hände noch aus den ganzen Tag, Jes. 65, 2. Darum sollen wir ihm auch mit ausgebreiteten Händen entgegen Laufen und ihn mit samt dem Kreuze umarmen und sagen: „Zeuch uns nach dir, so laufen wir!" Und weil er unsertwegen so viel erlitten hat, daß auch alle Gräslein, alle Blümlein und Blättlein, wenn sie eitel Zungen wären, ja alle Engel vom Himmel nach Gebühr nimmermehr könnten aussprechen die Noth und Pein, so er am Kreuz erlitten hat: so sollen wir um seinetwillen auch geduldig leiden, allermeist aber unser Fleisch kreuzigen samt den Lüsten und Begierden.

Gebet.

O JEsu, du Söhn des lebendigen Gottes und Herzog des Lebens! Du bist an dem unfläthigen Ort, auf Golgatha, nackend ausgezogen, an Händen und Füßen mit Nägeln durchbohrt und als ein verfluchter Wurm zwischen Himmel und Erde aufgehängt worden, auf daß du uns von dem alten giftigen Schaden der Paradiesschlange und vom Fluch des Gesezes erlösetest und hingegen den ewigen Segen zuwege brächtest. O, mein getreuer Heiland! wie groß ist dein Leiden, wie schwer ist deine Pein, wie viel ist deiner Marter, wie tief find deine Wunden, wie bitter und schmerzlich ist dein Tod! Und wie inbrünstig ist deine Liebe! Ach, mein HErr JEsu! der du geduldig bist für mich am Kreuz gestorben, hast mir das Heil erworben, auch uns Allen zugleich das ewig Himmelreich: ziehe mich zu dir, wie du von deiner Kreuzigung gesagt hast: „Wenn ich erhöhet werde von der Erde, so will ich sie Alle zu mir ziehen." Hefte mich an dein heiliges Kreuz durch wahren.

Glauben und brünstige Liebe. Um deiner blutigen Kreuzigung willen hilf mir kreuzigen mein sündliches Fleisch samt den bösen Lüsten und Begierden, auf daß sie mit ihrer Kraft in mir nicht herrschen mögen. Tröste mich auch, wenn ich um deines heiligen Wortes und Namens willen von der Welt geplagt, gemartert und gekreuzigt, mit giftigen Lügennägeln durchgraben, oder sonst in meinem Beruf und christlichem Vorhaben verhindert, gehemmt und geklemmt werde. Ach, wie sollte ich in meinem Kreuze unwillig oder kleinmüthig werden, wenn ich dich am Kreuz ansehe, weil du mit deinem Kreuz mein Kreuz gesegnet und zu lauter Heiligthum gemacht! Es ist ja beßer, mit dir leiden und hernach in Ewigkeit mit dir herrschen, als mit der Welt gute Tage haben und hernach dem Teufel zufahren. HErr! durch dein Kreuz und Tod stärke mich in aller Noth und errette mich von dem ewigen Tod. Amen, HErr JEsu! Amen.

Vorige Melodie.

Gemeinschaft dieser Leiden,
geheimnisvoller Tod,

Wie erfüllst du mich mit Freuden
In der größten Seelennoth!
Ach, wie ist mir doch so wohl,
Wenn ich an dem Kreuze soll
JEsum mit dem Glauben faßen
Und bei ihm mein Leben laßen!

Nun, ich geh mit frohen Schritten
Meines Heilands Kreuze nach,
Er hat vor dem Thor gelitten,
Und ich trag auch seine Schmach.
JEsu Leben, Tod und Pein,
Kreuz und Herrlichkeit ist mein.
Mit ihm will ich leidend sterben,
Mit ihm auch das Leben erben.

48. Andacht.

Christus bittet für seine Feinde.
(Erftes Wort.)

Eigene Melodie. Oder: D Welt, ich muß dich laßen.

O Welt! sich hier dein Leben
Am Stamm des Kreuzes schweben,
Dein Heil sinkt in den Tod!

Der große Fürst der Ehren

Läßt willig sich beschweren

Mit Schlägen, Hohn und großem Spott.

Tritt her und schau mit Fleiße,

Sein Haupt ist ganz mit Schweiße
Des Blutes überfüllt.

Aus seinem edlen Herzen

Vor unerhörten Schmerzen.

Ein Seufzer nach dem andern quillt.

Er hat für die Uebelthäter gebeten.

Jes. 53, 12.

Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. JEsus aber sprach: Vater! vergib ihnen, denn sie wißen nicht, was sie thun.

Mark. 15, 25. Luk. 23, 34.

Der heilige Evangelist Lukas meldet insonderheit, daß Christus, wie er an das Kreuz geschlagen und das Kreuz mit ihm aufgerichtet worden ist, alsbald und vor allen Dingen anhebt zu beten, und spricht: „Vater! vergib ihnen, denn sie wißen nicht, was sie thun.“

Solche Worte zeugen klar, daß er jeßt, da er in den Lüften am Kreuz hängt, in seinem rechten priesterlichen Amte sei und sein Werk vollbringe, dazu er auf Erden ge

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