Tod damit zu bedecken. Ach HErr JEsu, dies hast du darum auf dich genommen, daß deine Armuth mein Reichthum würde. O laß mich, der ich von Natur arm, nackt und bloß bin, reich werden durch das Verdienst deiner Armuth und bekleide die Blöße meiner Sünden mit dem Kleide deiner Unschuld und Gerechtigkeit. Wenn ich aber um deines Namens willen verfolgt und des Meinigen beraubet werden soll, so hilf, daß ich den Raub meiner Güter mit Freuden erdulde und mich deiner Verheißung getröste, daß ich es hundertfältig hier wieder finden und dort das ewige Leben haben soll; oder wenn ich sonst meine Tage auf Erden in Armuth und Kümmernis zubringen muß, so laß deine große Armuth, darinnen du hienieden gelebt, meinen größten Trost sein, und verleihe mir und allen frommen und gottesfürchtigen Armen gnädiglich, daß, wie wir in diesem zeitlichen Leben deinem Ebenbild gleich find in der Armuth, also wir dort in dem ewigen Leben dir gleich sein mögen im himmlischen Reichthum. Amen, HErr JEsu! Amen. Mel. HErr JEsu Christ, meins Lebens Licht. HErr JEsu Christ, dein theures Blut Dein Blut, mein Schmuck, mein Ehrenkleid, Dein Unschuld und Gerechtigkeit Und zu der Himmelsfreud eingehn. 51. Andacht. JEsus sorgt für seine Hinterbliebenen. (3 weites Wort.) Mel. Herzlich thut mich verlangen. Ich will hier bei dir stehen, Alsdann will ich dich fassen Es dient zu meinen Freuden Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser wird gesezt zu einem Fall und Auferstehen Vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden. Luk. 2, 34. 35. Es stund aber bei dem Kreuze JEsu seine Mutter, und seiner Mutter Schwester, Maria, Cleophas Weiß, und Maria Magdalena. Da nun JEsus seine Mutter sahe und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn. Darnach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter. nahm sie der Jünger zu sich. Und von Stund an Joh. 19, 25-27. Hier ist die vornehmste Mutter unter allen, so jemals die Sonne beschienen. Was meinet ihr wohl, mit was für betrübtem Herzen und vielen Schmerzen sie unter dem Kreuze werde gestanden sein und ihren herzliebsten Sohn haben angesehen? Den Sohn, von welchem der Engel so viele und herrliche Dinge hatte gepredigt, von dem sie so mancherlei Wunder hatte gesehen, auf welchen sie so große Hoffnung hatte diesen ihren lieben Sohn muß sie sehen. am Kreuz sterben, so schmählich, so schmerzlich, so elendiglich! Das muß ihr haben durchs Herz geschnitten, schärfer, denn kein durchdringendes Schwert, wie ihr auch der alte Simeon etliche dreißig Jahre vorher sagte. Kein Wunder, sie wäre für Leid aus einer Ohnmacht in die andere gesunken. Aber sie stellet sich doch dabei nicht ungeberdig, wiewohl sie herzlich betrübt ist, weinet und wartet, bis er den lezten Athemzug gethan und der Marter abkomme, allen christlichen Eltern zu einem Exempel, daß, wenn ihnen Gott an ihren lieben Kindern oder sonst Kreuz und Leiden zuschickt, sie ihre liebe Seele mit Geduld fassen und in wahrem Glauben, inbrünstigem Gebet und starker Hoffnung in Gott fest stehen sollen. Mitten in seinen eigenen Schmerzen kränket daher den HErrn am meisten seiner lieben Mutter Zustand. Damit sie nun dennoch die drei Tage über, da Christus todt im Grabe gelegen, nicht so gar ohne Trost wäre und für großem Leid verginge, befiehlt er sie seinem lieben Jünger Johanni, daß er sie als eine Mutter solle halten; Johannem dagegen gibt er seiner Mutter, daß sie sich auch wiederum als gegen einem Sohn recht mütterlich erzeigen solle. Und das ist der dritte Punkt seines Testaments und leßten Willens. Denn erstlich hatte er die armen Sünder seinem himmlischen Vater beschieden und ihnen Gnade erbeten; seine Kleider theilen darauf die Kriegsknechte und jest versorgt er auch seine Mutter und befiehlt sie Johanni aufs beßte, daß er sich derselben mit Treue soll annehmen, wiewohl Johannes aus Demuth seinen Namen verschweiget. Vater und Mutter soll man ehren und ihnen Gutes thun, zumal, wenn sie alt und unvermöglich werden. Denn Kinder mögen doch den Eltern, ob sie ihnen gleich alles Gutes thun, nimmermehr Gleiches vergelten. Und weil alte Leute gewöhnlich kindisch werden und oft gar wunderlich sind, soll mans ihnen zu gute halten. Aber wie viel sind da der boshaftigen Kinder, die ihre Eltern ehren, wie der Hund den Nesselstrauch, was sie thun, thun sie mit Verdruß und Unwillen, fahren sie auch mit harten Worten an und trachten nur nach dem gesammelten Gütlein, zu kühlen ihr Müthlein, wünschen ihnen auch wohl vor der Zeit den Tod und alle böse Flüche an den Hals. Das foll nicht sein, denn der HErr will den Vater von den Kindern geehret haben und daß die Kinder ihren Eltern allen billigen Gehorsam, Hilfe und Treue leisten sollen. Und wer Vater und Mutter ehret, der wird wieder geehret und erbet den Segen Gottes über sich, wie denn Gott frommen Kindern verheißet Segen und Leben immer und ewiglich. Die aber das Widerspiel thun, find gottlose und verfluchte Kinder, die auf keinen grünen Zweig kommen sollen; denn Gott will ihnen den Segen in Fluch verwandeln, darum, daß sie wider seinen Willen und Gebot thun. Indem aber der HErr Christus seine Mutter Johanni befiehlet, erinnert er uns auch, daß alle treue Lehrer und Prediger sich der Kirche und Gemeinde Gottes herzlich annehmen mit Lehren und Wehren und daß ein jeder Christ für seine Person ihm das Heil und die Wohlfahrt des gemeinen Nußens soll laßen befohlen sein, wie David betet und saget: „Gott erlöse Israel aus aller seiner Noth", Ps. 25, 22., und: „Wünschet Jerusalem Glück, es müße wohlgehen denen, die dich lieben", Pf. 122, 6. Desglei chen indem der HErr den lieben Johannem seiner Mutter befiehlt und spricht: „Das ist dein Sohn“, damit deutet er, daß die Pfarrherren und Seelsorger der Gemeine Gottes follen als ihre lieben Söhne befohlen sein. Denn die Kirche hat nächst Gott ihren Trost, Schuß und Hilfe von treuen Lehrern des Worts, darum sie billig in Acht zu haben, zu lieben und zu befördern. Land und Leute stehen. in der beßten Blüthe und werden mit allerlei Segen reichlich begnadet und begabet, so lange fromme und getreue Johannesse, Lehrer und Prediger, Raum und Herberge bei ihnen haben und Kirchen und Schulen in gutem und ruhigem Stande sind und die bußfertigen und gläubigen Herzen sich zu Christo halten. Da wohnet Gott und alles Guts und können solche Wunderleute noch eine Zeitlang, wie Moses, dem Unglück vorbeugen und die Strafe aufhalten, weil sie sich zur Mauer machen und wider den Riß |