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54. Andacht.

Christus von Gott verlaßen.
(Biertes Bort.)

Mel. JEsu Leiden, Pein und Tod.

Mein Gott, mein Gott! JEsus rief,
Wie bin ich verlaßen!

Fühle in der Angst so tief

Leiden ohne Maßen.

Ruf auch du, wenn Noth ist da,

Gott an, deinen HErren,
Er will dennoch dir sein nah,
Ob er gleich scheint ferren.

JEsu, der du littst den Tod
Lebst nun ohne Ende:
In der lezten Todesnoth
Nirgends mich hinwende,
Als zu dir, der mich versühnt,
mein trauter HErre,

Gib mir nur, was du verdient,

Mehr ich nicht begehre.

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlaßen? Ich heule, aber meine Hilfe ist ferne.

Ps. 22, 2.

Und da es um die sechste Stunde kam, ward eine Finsternis über das ganze Land, bis in die neunte Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein. Und um die neunte Stunde rief JEsus laut, und sprach: Eli! Eli! Lama asabthani! Das ist verdolmetschet: Mein Gott! Mein Gott! warum hast du mich verlaßen? Etliche aber, die da stunden, da sie das höreten, sprachen sie: Der rufet dem Elias.

Matth. 27, 45. 46. Mark. 15, 33. 34. Luf. 23, 44. 45.

Die Sonne, spricht Sirach, Cap. 42, 16., ist der Welt Auge; sie gibt aller Welt Licht und ihr Licht ist das allerhellste. Aber ehe denn Christus am Kreuz verscheidet, ge schieht an derselben eine große Finsternis, davon auch Phlegon schreibt: „Der Tag ist um sechs Uhr in eine finstere Nacht verkehrt worden, daß man die Sterne am Himmel hat sehen können." Es pflegten die Juden den Tag in zwölf Stunden abzutheilen und den Anfang zu machen mit der Sonnen Aufgang. Als nun die Sonne sechs Stunden geschienen und am höchsten stund, ist dies große Licht am Himmel plößlich und unversehens verdunkelt worden und hat gewährt nach unseres Zeigers Rechnung vom hohen Mittag bis um drei Uhr, ganzer drei Stunden, wie Gott durch den Propheten Amos hat weissagen lassen. Welches denn nicht aus natürlichen Ursachen, wie andere Finsternis der Sonne und des Mondes, sondern über und wider den Lauf der Natur sich begeben hat. Soll sonst die Sonne verfinstert werden, so muß es geschehen, wenn der Mond neu ist, wie die Erfahrung ausweiset. Diese Finsternis aber ist ergangen, da der Mond voll war, welches daher augenscheinlich zu ersehen, daß Christus nach der Evangelisten Bericht aufs Osterfest gekreuzigt worden, welches Fest nach Gottes Ordnung im Vollmond mußte gehalten werden, 2 Mos. 12, 14. Daraus zu schließen, daß es übernatürlich und ein Wunder gewesen. Zudem ist diese Verfinsterung über das ganze Land oder Erdreich ergangen. Das erscheint nicht allein aus der Evangelisten Schriften, sondern auch aus anderen Scribenten. Suidas schreibt: „Zur Zeit des heiligen Leidens Christi waren mit einander zu Heliopolis oder Sonnenstadt in Egypten Dionysius Areopagita und der Redner Apollophanes.

Und als die Sonnenfinsternis wider die Natur geschehen, sprach Apollophanes: O berühmter Dionysius, es muß gewiß eine Veränderung im Himmel geschehen sein. Welchem Dionysius antwortete: Entweder Gott selbst leidet oder betrauert den betrübten Zustand eines Leidenden oder die Welt wird gar untergehen.“ Orosius schreibt, daß man die Finsternis auch zu Rom gesehen habe.

Aus dieser Wunder-Finsternis erhellet, daß Gott um Christi Leiden habe gute Wißenschaft gehabt, sintemal hier eben das über Christum kommt, was er von ihm durch den Mund seiner geistreichen Propheten hat zuvor gesagt. Und wären so mancherlei Wunder vor dem Abschied Christi nicht ergangen, es wäre des Lästerns noch kein Ende worden, und hätten ihm die Juden fort und fort vorgeworfen, daß Gott nichts um ihn wüßte. Nun aber zeiget die Natur mit großem Ueberfluß, daß Christus mehr als ein Mensch und also unfehlbar wahrer wesentlicher Gott sei. Das war ein Zeichen vom Himmel, wie einstmals die Juden eines forderten, jezt aber achten sie es nicht und entseben sich nicht. Darum sehen sie auch nicht, daß damit die Schrift erfüllet ist. Denn wie Moses mußte seine Hände gen Himmel ausbreiten, damit Finsternis werde in ganz Egyptenlande drei Tage lang, daß Niemand den Andern sahe, noch aufstund von dem Ort, da er war, in dreien Tagen: also strecket auch Christus seine Arme aus am Stamm des Kreuzes, und wird alsdenn eine große Finsternis durch das ganze Land. Bald darauf wird das Osterlamm geschlachtet und führet Christus seine Gläubigen aus, wie Moses das Volk Israel aus Egypten.

In dieser grausamen Finsternis aber sieht Christus um unsertwillen nichts über ihm, nichts unter ihm, nichts

um ihn, nichts in ihm als lauter Höllenangst, Höllenmarter, höllisches Feuer und die wohlverdiente unerträgliche Höllenpein, daß ihm diese auch die kläglichen Worte auspreßet: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Diese neun Worte, die JEsus in der neunten Stunde hat ausgesprochen, soll ein christliches Herz wohl bedenken. Sie sind genommen aus dem Psalmbuch (Ps. 22, 2.) und sind in heiliger göttlicher Schrift sonst nirgends zu finden, am Verstand unbegreiflich und unerforschlich, hoch und groß, daß sie keine Creatur, weder Engel noch Menschen mögen faßen, noch erreichen, viel weniger aussprechen die große Angst, in welche Christus um unserer Sünden willen gekommen, daß sich auch verlaßen schreiet, der doch des lebendigen Gottes Sohn und wahrer wesentlicher Gott ist. Da wird zweifelsohne der Teufel mit seinem ganzen Anhang nicht gefeiert, sondern, wie auch vermuthlich, alle seine Macht und sein äußerstes Vermögen daran gestreckt haben. Darüber kommt Christus nach seinem vielfältigen unaussprechlichen Leiden in die äußerste Noth und zum Abdrücken, da die Gottheit hat geruhet und gleichsam geschlafen in Christo, daß auch die menschliche Natur keine Mitwirkung derselben mehr empfunden, gleichwie ein Mensch, der in einer Ohnmacht liegt, seines Lebens keine Empfindung hat, ungeach tet das Leben dennoch in ihm ist.

Solch Leiden dienet in allen und jeden Stücken uns zum Beßten. Unsere Stammeltern waren Gottes liebe Kinder, aber sie hatten Gott muthwillig verlassen und mit der Schlange gute Freundschaft und Bekanntschaft gemacht. Das alles büßet jezt Christus und klaget sich von Gott verlaßen, auf daß wir in keiner Noth von Gott verlaßen

würden, doch so fern wir Gott uns zu verlaßen keine Urfach geben mit unseren Sünden, denn die scheiden uns und unsern Gott von einander und verbergen sein Angesicht vor uns. Weshalb wir uns vor Sünden fleißig hüten sollen, sintemal nichts Erschrecklichers sein kann, als wenn ein Mensch von Gott verlaßen wird, denn Gott ist ihm feind, die heiligen Engel zuwider, der Teufel plagt ihn, der Gewissenswurm nagt ihn, alle Creaturen sind wider ihn und müßen ihm zum Fluch dienen. Summa, da ist feine elendere Creatur unter der Sonne, als ein solcher Mensch, wie wir an Juda, dem Verräther, wohl ein Exempel gehabt. Nun aber, da Christus ohne Zweifel hat erfahren müßen und an seiner Seele gefühlet, wie einem Menschen zu Muthe sei, der von Gott verlaßen zu sein meinet, sollen wir uns dessen herzlich trösten und in Kreuz und Noth Gott, unsern lieben Vater, recht lernen kennen, welcher seine liebsten Kinder allezeit zuvor in die Hölle führet und sie viel und große Angst erfahren läßet, ehe denn er sie gen Himmel bringet.

Gebet.

Ach, HErr JEsu! es war zuvor schon das Elend so groß, das dir begegnet; die Schmach war unsäglich, womit man dich überschüttet; die Pein war schmerzlich, womit du gepeinigt und gemartert wurdest. Nichts desto weniger hast du dich über keines aus diesem allen beschwert. Aber jezt, da du nur noch eine geringe Zeit zu leben hast, fängst du an, zu jammern, zu lechzen, zu weinen, zu klagen, zu schreien, weil dich der Zorn Gottes am Stamm des Kreuzes in der schrecklichen Finsternis umgibt und heftig ängstigt, daß dir um Trost bange wird. Nun, mein HErr

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