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reine 45, 22. der elliu lebenden wunder nert 22, 17 (andere Beispiele bei Wigand S. 6 f.); ebenso für die Geliebte: diu mîn iemer hât gewalt 109, 5. der ich vil gedienet hân und iemer mêre gerne dienen wil 57, 15.

C. Zerlegung der Persönlichkeit.

Das abstrakte Ich wird gleichsam in seine Teile zerlegt.1 Leib und Seele treten einander gegenüber die Freude des einen ist der Kummer des andern 67, 24; der Dichter bittet den Leib ihm Freiheit zu geben 67, 32. Herz und Leib führen ein getrenntes Dasein 98, 9. Das Herz empfindet 42, 25, es wird versehrt 57, 19 und gelabt 6, 29; die Blicke der Geliebten treffen es 112, 17, es trägt die tiefe Wunde der Liebe 74, 14; es weilt bei der Geliebten 89, 11. 95, 38. 97, 18, und erstattet getreuen Bericht 63, 23. 99, 15. Die Gedanken sind seine Augen und Boten 99, 17. Ebenso selbständig wird der Sinn aufgefafst 44, 17. 110, 16; das Herz ist seine Wohnung 98, 11; er geht als Bote 55, 14, und wirbt aus freiem Willen 62, 21. Wille und muot sehen die Geliebte durch das Herz 99, 33; er sendet ihr seinen guten Willen 100, 1, und bittet um die Gegengabe 100, 1. 96, 7. Die Gedanken bedrängen den Mann und weilen auf Wanderschaft 41, 37. 44, 11. Die Hand übt Gewalt 78, 5 und Freigebigkeit 84, 13, sie spendet milde Gabe 10, 26, gebende Hand befreit 19, 27. Die Zunge singt 10, 27. Der rote Mund lacht spöttisch und erhält Vorwürfe 51, 37.

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In den angeführten Beispielen werden Teile der Persönlichkeit selbst persönlich gefafst, in andern erstreckt sich die Personifikation auf unpersönliche und namentlich auf abstrakte Dinge. Am lebendigsten und vielseitigsten sind die Gestalten der Minne und der Frau Welt ausgeführt (Leb. S. 197. 220), letztere bald als Inbegriff des irdischen Lebens, bald als Bild der Gesellschaft. Die Jugend insbesondere, die tumbiu Werlt, wird als unvorsichtiger Reiter aufgefafst, ihr muot als wildes Rofs 37, 24. Mit der Vorstellung der Welt berührt sich das Glück, die frou Sælde, die ringsum ihre Gaben ausstreut, aber dem Dichter stets den Rücken zukehrt 55, 35, welche thöricht Reichtum und rechte Gesinnung scheidet 43, 1, und ihr Thor verschlossen hält 20, 31. An ihrer Statt erscheint in einem älteren Liede, weniger sinnlich, das Glück 90, 18.

Ebenso treten die Tugenden als Personen auf; voran die Frau Mâze als aller werdekeit ein füegerinne 46, 33. 80, 6; ihr gegenüber die Unmâze 80, 19. Ferner die Milte 17, 2 f., die State 96, 29. 35. Weisheit, Adel und Alter sind von den Ratsstühlen verdrängt 102, 18. Die Ehre soll wiederkehren um ihr Gesinde zu lehren 60, 31; ihr Saal steht leer 24, 3.

1) Leb. III, 353. AfdA. 7, 148.

2) S. Burdach S. 110 u. a. Michel S. 222. Bock, QF. 23, 4 f.

Ehre, Gottes Huld und fahrende Habe finden nicht mehr ihren Weg zum Herzen des Menschen 8, 19, Gut und Ehre liegen im Kampf 8, 15, das Gut schreitet gewaltig vor der Ehre einher 31, 19. Mord, Brand, Wucher, Habsucht halten als Wegelagerer den Weg zum Himmelreich besetzt 26, 13. Der Trunkene winkt Hauptsünde und Schande zu sich 30, 1. Die Unfuoge herrscht in den Burgen 64, 39. 65, 25 und im flachen Lande; Frau Minne soll Geleit geben 82, 7. Untreue und Gewalt liegen im Hinterhalt 8, 24. Hafs und Neid ziehen als Boten 59, 1. Friede und Recht sind todwunde Reisende 8, 26, das Recht hinkt, die Zucht trauert, die Scham siecht 102, 27; die Untreue streut ihren Samen aus 21,32; Treue, Zucht und Ehre sind tot ohne Erben 38, 18. Die Freude ist erschrocken, das Trauern erwacht 29, 6; edler Gesang vom Hofe gestofsen 64, 31. Dem höfischen Mut wird ein ganc slafen zugerufen 31, 16; die Freude ist tot 23, 4. Das Christentum liegt im Siechhause 6, 31 f. und steht ohne Hülfe vor Gericht 6, 38. Die Figur des Wiener Hofes, der sich dem Dichter entzieht 84, 9, und seinen Glanz verfallen läfst 24, 33, erinnert an die Frau Welt. Die deutsche Zunge fordert er auf, ihrer Ehre eingedenk zu sein 9, 13; Jerusalem soll trauern 78, 14. Er begrüfst das gelobte Land 15, 6; die Marterwerkzeuge Christi 15, 18. Selbst der Opferstock des Papstes wird als Herr Stock begrüsst 34,14, die Bohne als frou Bône 17, 25.

Die liebende Frau verwünscht den Tag, der den Geliebten aus ihren Armen aufscheucht: wê geschehe dir tac! 88, 16. Die Lebenstage werden zu Wanderern, die ihre Strafse ziehen; der Dichter schaut ihnen nach und weifs nicht, wo sie Quartier nehmen werden 70, 8. Die Jahreszeiten gewinnen persönliches Leben, die ganze Natur wird als beseeltes Wesen dargestellt (s. Leb. S. 209).

E. Bilder und Vergleiche.

Die Personifikation ist nur eine besondere Art bildlicher Ausdrucksweise, von der Walther ergiebigeren Gebrauch macht als die älteren und gleichzeitigen Lyriker. Die Grenze, wo der bildliche Ausdruck beginnt, ist freilich nicht sicher zu bestimmen. Die Worte 'eine niederschlagende Nachricht' z. B. lassen sich als bildliche Redeweise fassen: die Nachricht als unwirscher Gast, der den Wirt zu Boden schlägt; aber so fafst man die Worte nicht. Wenn sie auch ursprünglich so oder ähnlich gemeint waren, für uns sind sie nicht mehr ein farbenreiches Bild, sondern ein blofses Zeichen, wie die meisten andern Worte. Wie weit das Verblassen und Vergessen einer ursprünglich sinnlichen Bedeutung vorgeschritten ist, können wir nur in der eigenen lebenden Sprache empfinden, genau genommen nur jeder einzelne in seiner individuellen Sprache; für die ältere Zeit fehlt ein sicheres Mafs. Vor allem mufs man sich auch vor dem Irrtum

1) Das Absterben sinnlicher Vorstellung verrät sich zuweilen in der Katachrese; bei Walther finden wir nur in dem unsichern Spruch 27, 23 ein Beispiel: daz kan trüeben muot erfiuhten (Wigand S. 37).

hüten, als ob jeder bildliche Ausdruck (selbst vorausgesetzt, dass wir ihn als solchen empfinden) die volle Anschauung des Bildes wecke; sie ruht vielmehr, der Empfindung bald mehr bald weniger verhüllt, im Hintergrunde, und es ist eine Aufgabe der Kunst, diese schlummernden Anschauungen zu vollem Leben zu wecken. In dem Mangel an ausgeführten Bildern und Vergleichen verrät die ältere deutsche Poesie eine Schwäche der Phantasie, auch Walther bietet nicht viel (vgl. Wigand S. 10 f.). Zwar ist er reich an bildlichen Vorstellungen, und darunter sind manche gut geprägt und lebendig ausgeführt; aber sie bekunden doch weniger die Kraft einer üppig schaffenden Einbildungskraft, die sich daran vergnügt, den Gegenstand mit lieblichen Bildern zu schmücken und zu beleben, als die Freude an sinnvoller Allegorie, die das Bild an die Stelle des Gegenstandes setzt und in dem Wesen der mittelalterlichen Theologie Wurzel und Nahrung hat. Hierher gehören seine Personifikationen und allegorischen Figuren, ferner 31, 3 die Freunde als Schwerter, 80, 3 der Hoffärtige als Sechs, König Heinrich als ungeratener Schüler 101, 23, der ungetreue Gefährte als Gaukler 37, 24, der Hofstaat als Krautgarten 103, 13, die Reichsrechte als Spiefsbraten 17, 11, das Leben als Tanz 102, 29, als gefährliche Reise 26, 13, das nahende Weltende als Sturm 13, 12. Auch der hübsche Anfang des Liedes 45, 37, der sich durch sinnliche Lebendigkeit auszeichnet, ist kein Gleichnis; die Frauen und der Frühling werden nicht verglichen, sondern nur ihre Wirkungen abgewogen.

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Die Gebiete, aus denen Walther seine bildlichen Ausdrücke nimmt, sind mannigfach; am liebsten wählt er sie aus dem Bereich der Natur (Leb. S. 211 f.), aber auch Kampf und Recht, 2 geselliges Leben, Kleidung, Waffen, Kunst und Gewerbe geben ihre Beisteuer. Nach diesen Gebieten hat Wigand den Stoff geordnet; wir wollen deshalb einen andern Weg einschlagen, und ihn nach Mafsgabe der Gegenstände gruppieren, zu deren Veranschaulichung die bildlichen Ausdrücke dienen.

Die Bilder, unter welchen Walther das Wesen und Walten der Gottheit darstellt, wollen wir nicht im einzelnen anführen; sie dienen nicht sowohl dem poetischen Schmuck der Rede, sondern dem natürlichen Bedürfnis, und lassen sich in den betreffenden Abschnitten aus Walthers Leben (S. 216 f.) leicht übersehen. Gott ist der Vater, Christus der Sohn; wir alle sind Gottes Kinder, unter uns Brüder 22, 3. Gott wird verehrt

2) Vgl. AfdA. 7, 147. Burdach s. v. Rechtssprache.

als Herr, als König, als Richter, als Heerfürst, die Getreuen sind sein Volk, das er in den Kampf führt, Palästina sein Erbland, das Leben der Zins der ihm entrichtet wird 76, 38. Der Schöpfer erscheint als Bildgiefser 45, 25 und Maler 53, 35; Gott als Urquell der Barmherzigkeit, Christus als das Lamm, dessen Blut uns reinigt; der heilige Geist als Bote Gottes, als Seelenarzt, der das kranke Herz labt. Die Dreieinigkeit wird unter dem Bilde eines glatten Stabes dargestellt 15, 32. Zahlreich

sind die Bilder für die jungfräuliche Geburt der Maria. Der Teufel als Scherge 33, 2, als Sämann des Übeln 31, 34, als Seelenräuber 3, 10 f.; der Tod als ein Feind, der eine wehrlose Schar belagert 77, 34.

Christentum und Christenheit sind an einander gepasste Gewandstücke 7,3; die Sünde eine Last 7, 39, ein Fleck 7, 40. 4, 30; eine Schwertwunde 6, 14; die rechte Lehre ein Labetrunk 6, 32, die Reue läuterndes Feuer 6, 25, ein reinigendes Bad 7, 39.

Das Leben ist wie eine gefährliche Reise 26, 13, wie ein Traum 124,2, wie ein Schlag ins Wasser 124, 16. Die Freude der Welt ist wie ein kurzer Sommer 13, 22; sie vergeht sam der lichten bluomen schîn 42, 12; sie ist süfs, aber giftig, birgt Galle im Honig 124, 35. 25, 18. Wer ihr nachtrachtet, setzt sich gleichsam zwischen zwei Stühlen nieder 13, 20; verfährt wie die Grille, statt mit der Ameise der trüben Winterszeit zu gedenken 13, 27.

Der menschliche Leib wird als ein schönes Bild aufgefafst 67, 32, als Kerker der Seele 68, 4. Der Mund ist das Haus der Zunge, das wohl bewahrt werden mufs 87, 11. Der unstäte Blick erinnert an Affenaugen 82, 20. Der Mut erscheint als kühner Jagdvogel: daz der muot nách hôher wirde ûf swinget 47, 9. Dieselbe Vorstellung wohl auch 76, 13 mîn herze swebt in sunnen hô, und 6, 26 ein wildez herze er alsô zamt. Auch als ein galoppierendes Pferd erscheint das Herz 99, 18 und ebenso 37, 25.

Der Papst ist der Vater der Christenheit 33, 12, Gottes Kämmerer 33, 28, der Hirte, der zum Wolfe geworden ist 33, 30; ein zweiter Judas 33, 20 und Zauberer Gerbreht 33, 22; er ist ein Kerkermeister der Deutschen 34, 10; ein Handschriftenfälscher 33, 8, der aus dem schwarzen Buch des Teufels seine Ratschläge nimmt 33, 7; seine Worte sind Teufelsstricke, durch die er Pfaffen und Kardinäle bindet 33, 1. Die habsüchtigen Kardinäle sind Baumeister, die nur darauf bedacht sind, ihren Chor zu decken 33, 9. Das Christentum liegt im Siechhaus und erwartet vergeblich einen Labetrunk von Rom 6, 32. Die irdischen Besitzungen sind ein Gift für die Kirche 25, 17.

Der Kaiser ist Gottes Vogt auf Erden 12, 9; die Krone ist ein Bild seiner Macht 19, 36 und des Reiches 83, 26, ein Leitstern der Fürsten 19, 4; die Cirken bezeichnen die Fürsten 9, 13; König Philipp erinnert den Sänger an den dreieinigen Gott 19, 9, seine Gemahlin an die Jungfrau Maria 19, 13; König Heinrich an einen zuchtlosen Schüler 101, 23; der Erzbischof Engelbert heifst mit Bezug auf die Kölnischen Reliquien: drier künege

und einlif tûsent megede kamerære 85, 8. Die Reichshofbeamten sind Köche 17, 11; die Rechte und Güter des Reichs ein Spiefsbraten 17, 14; die hohen Fürsten, die von der Teilnahme an der Regierung ausgeschlossen sind stênt vor der kemenâten 83, 20; der unbeliebte König muoz vor die tür (wird abgesetzt) 17, 21. Dem uneinigen Deutschland wird das Reich der Tiere als Spiegel vorgehalten 8, 28 f., die Deutschen liegen im Stock des Papstes, ihre beiden Könige sind unter eine Krone gesteckt 34, 7 f.; ihr Altar steht unter der Traufe 33, 10. Der Hofstaat vergleicht sich einem Garten; der Fürst ist der Gärtner, die Guten sind Blumen, die Bösen Dornen 103, 13. Die Klätfcher bei Hofe sind Hofhunde 32, 27, sie gebaren, wie Mäuse mit Schellen 32, 27.

Der Sänger vergleicht sich dem Vöglein, das in finsterer Nacht schweigt 58, 27; sich der Nachtigall, die schlechten Sänger den Fröschen im See 65, 21; sich dem Weizen, jene der Spreu 18, 6; sich dem Mond, einen andern dem Arsch 18, 10. Sie schreien schlimmer als der Mönch im Chore 104, 1; ihre Weise ist das Knarren des Mühlrades 65, 13; Herr Wîcman jagt wie ein Leithund ins Leere 18, 14. Der Sänger fügt sein Werk wie ein Künstler 106, 4;1 seine Rede geht entzwei 104, 6; wird entzwei geschlagen 61, 33. Der Schönheit seines Lobes fällt der Kalk ab, wenn man sich nicht darum kümmert 28, 30. Anderseits belegt er seine Kunst mit Ausdrücken des Waffenhandwerks 84, 23. 32, 35. Übertriebenes Lob ist gewagtes Hasardspiel 111, 23. Die Worte stecken in der Kehle 28, 28; ruhen im Verschlufs des Mundes 87, 11.

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Die Frauen sind gleich Engeln 57, 7. Die Herrin verdunkelt ihr Gefolge, wie die Sonne die Sterne 46, 15, sie ist schöner als Helena und Diana 119, 10, sie schiefst mit Liebesstrahlen 54, 23, wundet und heilet 98, 34. 54, 36, ihr Preis schlägt andere Frauen in die Flucht 121, 10. Ihr Leib ist ein kostbares Kleid, in das Sinn und Sælde gesteppt sind 63, 1; dem die innere Tugend als Futter dient 121, 11; ihr Haupt ist dem Himmel gleich 54, 27; ihre Augen den Sternen 54, 31; ihr freundlicher Blick rührt an das Herz 112, 17; ihr roter Mund gleicht der Rose im Tau 27, 29; die Lippen einem Küssen 54, 7; ihr Atem dem Balsamduft 54, 13; ihre Gestalt ist wie ein Bildwerk Gottes 45, 23; ihr farbenfrisches Antlitz wie ein Bild von göttlicher Hand 53, 35. Ihr Herz ist eine Wohnung des Geliebten 114, 19. 72, 18; ein Haus des Sinnes und der Liebe 55, 8; eine wohlverwahrte Burg 55, 32. 23.

Der Liebende ist der Diener der Geliebten, sie seine frouwe und küniginne (s. Leb. S. 189). Ihre Unbilligkeit veranlafst gerichtliche Klage vor dem Publicum 74, 12 oder der Frau Minne 40, 19. Sie bezwingt ihn, wundet und heilet, schiefst Liebesstrahlen, macht jung Leben und Tod (s. Leb. S. 195).

1) Ebenso der Erzieher 101, 36.

und alt, gewährt

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