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priesterliche Würde wieder in einer Person vereinigt, und durch diese Helden erhielten die Juden völlige Freiheit für ihren Gottesdienst. Be= sonders ausgezeichnet war Simon, der alle Spuren des Gößendienstes ausrottete, von der Liebe des Volks zu ihm und von der immer noch bei den Juden vorhandnen Hoffnung auf den Messias ist ein deutliches Zeug niß, 1 Macc. 14, 41-46. Simon's Enkel, Aristobul, führte etwa 200 Jahr vor Christo zuerst wieder den königlichen Titel. Durch Bruz derzwist und Parthciungen im Lande kam es endlich dahin, daß die macs cabäische Familie unterging, daß die Römer unter Pompejus Land und Stadt eroberten, es sich zinsbar machten und den königlichen Titel abschafften. Herodes der Große, ein Jdumåer, stürzte endlich die Mac= cabåer gänzlich, nachdem sie 130 Jahr geherrscht hatten; er erhielt vom römischen Senate abermals den Königstitel, und suchte sich bei den Juden, die ihn haßten, dadurch beliebt zu machen, daß er den Tempel größer und herrlicher aufbaute. Weil aber der Altar stehen blieb, auch der Gottesdienst nicht unterbrochen wurde, indem man theilweise den Neubau ausführte, so galt dieser erneuerte Tempel nicht für einen dritten, sondern für den zweiten, zu dem der Heiland kommen follte, wie Haggai 2, 8. 10. geweissagt hatte. Man baute an diesem Tempel 46 Jahre (Joh. 2, 20.), so daß Herodes nur die Vollendung der Hauptgebäude erlebte. Mit Klugheit wußte Herodes jede gegen ihn gemachte Verschwörung zu vereiteln, aber Unordnung, Zerrüttung und Partheiungen herrschten im Lande, und der Zustand des Volkes war im Ganzen höchst traurig.

Aus der Geistesrichtung im Allgemeinen, welche zu dieser Zeit unter dem jüdischen Volke sich offenbarte, gingen die religiösen Pare theien der Pharisåer, Sadducåer und Effåer hervor, und die beiden ersten hatten wiederum einen bedeutenden Einfluß auf ihre Zeit, auf ihre religiösen Vorstellungen, auf das Urtheil über den Werth der våterlichen Religion, auf die Messiashoffnungen und deren Gestaltung. Da aber in der Eigenthümlichkeit dieser Secten, abgesehen von dem Einflusse ihrer Zeit und der vorhandnen gottesdienstlichen Formen der våters lichen Religion auf sie, tiefe Richtungen des menschlichen Herzens im Allgemeinen sich kund geben, so kommen pharisäische und sadducäische Ansichten, Urtheile und Lebensweise, nur unter andern Erscheinungss formen, immer wieder zum Vorschein, und haben sich auch häufig in dem Himmelreiche auf Erden, in der Kirche des Herrn, geltend ge= macht, doch ist es jedesmal ein Zeichen des Verfalls der wahren Religion und einer großen allgemein vorhandnen und herrschend gewords nen sittlichen Verderbtheit eines Zeitalters und Geschlechtes gewesen,

wenn solche verkehrte Richtungen die Oberhand gewannen. Sobald der lebendige Glaube im Herzen erloschen ist, und der Mensch das Wesen der åchten Gemeinschaft mit Gott und die allein vor ihm Werth habende Anbetung im Geist und der Wahrheit verkennt: so pflegt er das Innere und Aeußere der Religion mit einander zu verwechseln, diesem selbst vor jenem den Vorzug zu geben, einen übertriebenen Werth auf alle religiöse Gebräuche zu legen, und, was die Lehre betrifft, mit großer Starrheit am Buchstaben der religiösen Wahrheit fest zu halten, und solche Rechtgläubigkeit ohne alles innere Leben überaus hoch zu schå: hen. So war das Wesen der pharisäischen Geistesrichtung unter den Juden, dies das eigenthümliche der Pharifäer. Der offenbarste Gegens faß dieser Ausartung findet sich bei denen, die, indem sie das Falsche, Grundlose und Verkehrte solcher Religiosität erkennen und bestreiten, aber ebenfalls ohne inneres, göttliches Leben sind, mit der nüchternen Verstandesansicht die höheren göttlichen Wahrheiten gänzlich ableugnen, und die Bedürfnisse ihres Herzens verkennend, in folgerechter Schärfe ihrer Schlüsse, dahin kommen, daß sie der wahren Religion ganz verlustig gehen, weil sie mit den menschlichen Saßungen zugleich die geoffenbarten Lehren des göttlichen Wortes verwerfen, welche nur da und dann gefaßt werden können, wo man die tieferen Herzensbedürfnisse fühlt; so verhielt es sich mit den Sadducåern. Im Gegensah gegen beide verkehrte Geistesrichtungen steht endlich diejenige, wo ein Herz fühlt, was ihm Noth thut, nach Gemeinschaft mit Gott sich sehnt, das Wesen ders felben aber weder in gottesdienstliche Formen, noch in systematische Fors meln und Lehrbegriffe seßt, sondern sich an das geoffenbarte Wort hålt, und entweder auf mehr beschaulichem oder einem mehr ins Leben eingreis fenden Wege, in frommer Gemeinschaft mit Gott, sich zu erhalten sucht; dies war die den Essäern eigenthümliche Geistesrichtung, die bei ihnen aber völlige Zurückgezogenheit von dem öffentlichen Leben zur Folge hatte, daher sie auch nirgends in der evangelischen Geschichte vorkommen, ins dem sie auf der Westseite des todten Meeres in stiller Abgeschiedenheit ein fast mönchisches Leben führten. Von dem größten Einflusse auf das öffentliche Leben waren dagegen die beiden ersten Secten der Pharisåer und Sadducåer, deren Eigenthümliches aus dem N. T. nåher erkannt wird; mit ihnen hatte der Erlöser so viel zu thun, und theils aus den Reden des Herrn, theils aus ihren eignen Fragen und ihrem Verhalten, zeigt sich das Irrige ihrer religiösen Ansichten, und wie das Christenthum eben so weit davon verschieden ist, wie sie selbst von Moses und den Propheten sich entfernt hatten.

Die Pharifaer, d. h. die Abgesonderten, von dem großen Haufen

des Volks durch eine ganz besondere Heiligkeit (nach ihren Begriffen) gez schieden und vor ihm ausgezeichnet, hatten in ihren Schulen, außer der ganzen heiligen Schrift, noch eine mündliche Ueberlieferung, Kabbala, gebildet aus einer Vermischung der mosaischen Religion mit allerlei Weiss heit andrer morgenländischen Religionen, und diese trugen sie durch alles gorisirende Auslegung in die heilige Schrift hinein. (Spuren der allegos rischen Auslegungsweise finden sich auch bei Paulus, dem ehemaligen Pharisäer, Gal. 4, 21-31., denn er sagt B. 24. ausdrücklich; Die Worte bedeuten etwas, d. h. sie haben noch einen ganz andern, tieferen Sinn als den bloß geschichtlichen, sie müssen auch allegorisch verstanden werden, so daß in der Geschichte von Abrahams beiden Söhnen das wesentlich verschiedene Verhältniß des Judenthums zum Christenthum bildlich dargelegt wird.) Diese mündliche Ueberlieferung war eine unversiegbare und willkommene Quelle, um eine Menge von äußerlichen Vorschriften, Geboten und Gebräuchen neben der von Gott gebotenen Gottesverehrung einzuführen, ihnen Werth und Geltung zu verfchaffen und ihre Beobachtung als nothwendig zu fordern; wie sich auch etwas fehr Aehnliches in der christlich-katholischen Kirche eingefunden hat. Um dieser menschlichen Auffäße willen wurden häufig die göttlichen Gebote geringgeschäßt und ihre Erfüllung hintenangeseßt, Matth. 15, 1—6., Marc. 7, 3. 4. Die Werthschäßung dieser äußerlichen, gottesdienstlis chen Formen stieg um so höher, als man wähnte, durch dieselben foge= nannte überflüssige gute Werke zu thun, die Gott eigentlich nicht fordere, und durch die man sich daher bei ihm ein besonderes Verdienst zu erwer= ben meinte. Bei allen Uebungen der Gottseligkeit sahe der Pharisåer nicht auf den Herzensgrund, aus dem sie entsprangen, sondern er bes gnügte sich mit dem bloß äußeren Werk des Betens, Fastens und Allmosengebens, was der Erlöser strafend rügt Matth. 6, 1—6. 16—18; was im Gesetz an dußeren Werken geboten war, beobachteten sie sorgfältig, aber die in demselben Gefeß geforderte Gesinnung der Liebe suchten sie sich nicht anzueignen, was ihnen Jesus Matth. 23, 23. strafend vorhält. Die Meisten dieser Pharisäer waren Heuchler, die wissentlich ihr böses und verderbtes Inneres mit dem guten Scheine einer gewissen Gottesdienstlichkeit zu verhüllen suchten, Luc, 12, 1. 6., und daher straft sie der Erldser so ernst in seiner Strafrede Matth. 23, 5. 14, 24-33. Habsucht, Ehrsucht, Eitelkeit, Herrschsucht, das waren die sie beherrs schenden Laster, während sie Gottes Wort und Frömmigkeit zur Schau tragen; dem Christenthum, das Wahrheit verlangt, Einheit des Inne ren und Aeußeren bei dem Menschen, war solche Gemüthsverfassung bes sonders hinderlich, und sie wehrte seinem Eingange ins Herz, wo sie

sich vorfand. Indessen auch unter den Pharisdern fanden sich bessere, wie Nikodemus, Gamaliel (wegen feines billigen und klugen Urtheils über die Angelegenheit Jesu Apoftg. 5, 38. 39.) und Paulus. Diese meinten es gewiß ernstlich mit der Erkenntniß der Wahrheit, mit dem Streben nach Heiligung und mit der Gerechtigkeit vor Gott, die sie fich durch Heiligwerden aus eigner Kraft zu verschaffen suchten, und wozu sie die gottesdienstlichen Gebräuche ernstlich und gewissenhaft benußten; Erfahrungen und Seelenzustände, wie sie bei solchen sich fanden, schildert der Apostel Paulus Röm. 7., gesteht aber auch zugleich, daß man das Angestrebte, Heiligung und Gerechtigkeit vor Gott, nur im Glauben an Christus und durch die Gewißheit der Sündenverges bung erlangen könne, und daß der Irrthum solcher Herzen darin liege, daß sie durch eignes Wollen oder Laufen zu erreichen suchten, was doch allein eine Wirkung und Frucht der am Herzen erfahrnen Barmher zigkeit Gottes sei.

Für die våterliche Religion eiferten die Pharisåer auch dadurch, daß sie sich die Bekehrung der Heiden sehr angelegen fein ließen; felbst aber entfremdet von aller wahren Heiligkeit, waren sie sowohl für diese Neubekehrten, wie für den großen Haufen ihrer gebornen Glaubensgenossen nur blinde Leiter der Blinden, und ihre Bekehrungen brachten den Uebergetretenen keinen Segen, deshalb ftraft der Erlöser auch dies an ihnen Matth. 23, 15. Ein todter Glaube an den einigen Gott ohne Einfluß auf's Leben, Beobachtung des irdischen Ceremoniens wesens, Vertrauen auf selbsterwählten Gottesdienst, das war es fast allein, wozu die Proselyten von ihren blinden Führern angeleitet wurs den, und dennoch hat selbst diese Verbreitung eines solchen Judenthums dem Christenthum oft und bei vielen den Weg gebahnt, indem doch Wahrheit, freilich oft nur allzu entstellt gegeben, und Enthaltung von den offenbaren Lastern des Gößendienstes, gefordert wurde. Am geneigs testen zur Annahme des Evangelii waren unter den Uebergetretenen die Profelyten des Thors, welche, ohne sich der Beschneidung zu unterwerfen, nur zur Beobachtung der sogenannten sieben Gebote Noahs, nämlich zur Entsagung vom Gößendienste, zur Verehrung Eines Got tes, zur Enthaltung von heidnischen Lastern und allem, was mit der Abgötterei in Verbindung stand, verpflichtet wurden. Die wichtigsten Religionswahrheiten und die Verheißung vom zukünftigen Messias wurden diesen Proselyten bekannt, so wie auch die heiligen Schriften der Juden, und wenn sie sonst Sehnsucht nach Wahrheit und Licht hats ten, so fand das Christenthum bei ihnen eine günstige Aufnahme, weil sie seiner göttlichen Kraft zugänglich waren. Solche Profelyten sind

meistentheils die im N. Test. oft erwähnten Judengenossen, an welche sich die Apostel und besonders Paulus wandten, wenn ihnen keine Thür zur Wirksamkeit auf die Juden selbst geöffnet wurde. Die Proselyten der Gerechtigkeit, welche dem Judenthum vollständig einverleibt wurden und die pharisäischen Irrthümer zugleich mit demselben überkamen, standen dagegen dem Evangelio oft sehr feindselig gegenüber, weil sie sich nur um so schwerer entschließen konnten, allen Stolz auf Werke und alle Selbstgerechtigkeit und alles vermeinte Verdienst vor Gott daranzugeben, um aus Gnaden selig zu werden, wie es das Christens thum verlangt, da es ihnen einst so viel Mühe gekostet hatte, sich in das schwere Joch und die drückenden Satzungen des Judenthums zu fügen; nachdem sie es aber dahin gebracht hatten, hielt ihr natürlicher Stolz sie ab, das sanfte Joch Christi und seine leichte Last auf sich zu nehmen, und es ging ihnen, wie so vielen geborenen Juden, fie fanden den alten gewohnten Wein äußerer Saßungen milder, als die neue Lehre von einer völligen Wiedergeburt, durch welche alle jene fauern Bemühungen für unzureichend erklärt wurden zur Bürgerschaft des Himmelreichs.

Die Hauptlehre und der wahre Mittelpunkt der ganzen Theokratle (des Himmelreichs unter Israel), die Hoffnung auf den Messias, auf Verheißungen Gottes sich, stüßend, durch beschreibende Weissagungen genährt, in dem levitischen Gottesdienst sinnbildlich dargestellt, und im davidischen Königreich als einem Typus weiter ausgebildet, war durch die vielfachen Leiden des jüdischen Volkes keineswegs bei dem selben in Vergessenheit gerathen, sondern diese dienten vielmehr gerade dazu, die sehnsüchtige Erwartung auf den verheißnen Retter desto lebens diger zu erhalten, und die Leidenden mit der Erlösung zu trösten, die von ihm ausgehen sollte, denn man meinte, der Messias werde die gesunkene Theokratie abermals heben, Israel wieder so glücklich machen, wie es zu Davids Zeiten war, ihnen die Heiden unterwerfen und ein bleibendes irdisches Reich errichten. Je mehr der fleischliche Sinn der Pharisäer und der Juden überhaupt nur auf das Aeußere gerichtet war, je mehr man den äußeren Staatsdruck unter fremden Völkern fühlte, und die sichtbare Noth ins Auge faßte: desto politischer dachte man sich den Messias nur als irdischen König, der das Joch der fremden Treiber zerbrechen und Israel frei machen sollte. Da nun überdies in den prophetischen Stellen, die vom Messias handeln, Beschreibungen seines Reichs, feiner Macht, seiner Siege vielfach vorhanden sind, so hielt man sich an diese, überfah die andern Stellen, welche von einem leidenden Messias reden, und seßte sich von ihm ein Bild zufammen,

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