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Der Mensch follte nun auch Gelegenheit bekommen, sein Wohlverhalten gegen Gott und seine dankbare Liebe, in Gehorsam gegen seinen Schöpfer, zu beweisen, dazu diente die Prüfung, welche uns die Offenbarung berichtet Cap. 2, 9. und V. 16. 17. Also ein Gebot und ein Verbot gab Gott seinem Geschöpfe, und um ihm den Gehorsam zu ers leichtern und ihn vor Ungehorsam zu bewahren, macht er ihn im Voraus mit den traurigen Folgen des Ungehorsams in jener drohenden Ab: mahnung bekannt: Du wirst des Todes sterben, d. h. du wirst dich selbst elend machen nach Leib und Seele, in Zeit und Ewigkeit, in großes Verderben dich stürzen, dich deiner gegenwärtigen Vollkommenheit und Ses ligkeit berauben. So lange nun der Mensch, im Vertrauen auf die Wahrheit des göttlichen Wortes, feinem Schöpfer gehorsam blieb, war ihm der Baum ein Baum der Erkenntniß des Guten, d. h. er schmeckte und erfuhr in seinem Herzen, wie gut und selig es sei, Gott zu trauen* und zu gehorchen; sobald er aber nachher Gott zu vertrauen aufhörte und. ungehorsam wurde, so war ihm derselbe Baum ein Baum der Erkenntniß des Bösen geworden, d. h. er machte die traurige Erfahrung, wie böse und unselig es sei, Gott nicht zu trauen und ihm nicht zu gehor: chen. Den Zustand der ersten Eltern, in dem sie sich ursprünglich bes fanden, nennt man den Stand der Unschuld, in ihm besaßen sie die ih nen anerschaffne Gottähnlichkeit, sie waren heilig, selig, dem Tode nicht unterworfen.

II. Vom Sündenfall, 1 Mose 3, 1-6.

Die Begebenheit, durch welche eine große, wesentliche und durch ihre sich `weitverbreitenden Folgen höchst wichtige Veränderung mit den ersten Eltern vorging, pflegt man den Sündenfall zu nennen, weil die Menschen durch ihr Verhalten von der Höhe der Vollkommenheit hinabs stürzten, auf welche Gottes Gnade sie gestellt hatte. Die heilige Schrift erzählt uns diese Begebenheit auf eine höchst anziehende Weise in lehrreis chen Bildern, deren Betrachtung uns über das Wesen der Sünde die tiefsten Aufschlüsse gibt; und zugleich erklärt sie durch den Bericht dieser Thatsache, die sich wirklich einst zugetragen hat, die sonst unerklärliche Erscheinung, daß in der Welt, die ein Werk des allweisen, allgütigen, heiligen und allmächtigen Gottes ist, des Bösen und der Uebel so viel fich finden. Das Dasein der Sünde und so unzähliger Leiden läßt sich nicht ableugnen; daß Gott nicht Urheber derselben sei, und wie er sich gegen dieselben verhalte, macht die Geschichte des Sündenfalls anschaulich, sie ist die vollkommenste Rechtfertigung Gottes bei der Zulassung des Bösen. Cap. 3, 1. heißt es: Und die Schlange war listiger, denn alle

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Thiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten; - unter der Schlange ist nach Offenba rung 20, 2: Und der Engel griff den Drachen, die alte Schlange, 'welche ist der Teufel und der Satan, - dieser Oberste der abgefallnen Ens gel zu verstehen, der hier, wie auch 2 Kor. 11, 3., wegen der List mit einer Schlange verglichen wird, und 1 Petr. 5, 8. mit einem Löwen wes gen seiner Macht und Gewalt. Auf welche Weise der Verführer sich den ersten Eltern verständlich gemacht, zu ihnen geredet habe, das läßt man billig unentschieden, um nicht Menschenmeinung dem göttlichen Worte Hinzuzufügen; genug er redet, und sie vernehmen seine Rede, deren Zweck ist, in der Seele des Menschen Zweifel an Gottes Wort und Verbot zu erregen, denn wenn das dem Verführer gelingt, uns erst über Gottes Wort ungewiß zu machen, so hat er schon viel gewonnen, und wir stehen in großer Gefahr, uns von Gottes Willen zu entfernen, weil wir in dieser Ungewißheit zwei Wege vor uns sehen und schon schwanken, welcher als der rechte zu erwählen sei. Die Antwort des Weibes zeigt, daß sie sich V. 2. 3. an Gottes Wort hålt, sie erkennt in größter Deuts lichkeit und Bestimmtheit Gottes Willen, sowohl Gebot wie Verbot und die im voraus verkündeten Folgen; auch nicht der geringste Zweifel, was recht fei, findet sich in ihr; nur darin zeigt sich schon ein Hinausgehen über Gottes Wort, daß sie hinzuseht: Rühret es auch nicht an. So war es denn dem Versucher nicht gelungen, seiner Absicht gemäß, Zweis fel in der Seele des Menschen zu erregen, und so zeigt es sich noch bei jeder Versuchung, daß anfangs eine klare Erkenntniß des Rechten und Pflichtmäßigen sich findet. Aber der Versucher steht von seinem Vorhas ben nicht ab, und knüpft an die Rede des Weibes, was V. 4. 5. steht: Ihr werdet mit nichten des Todes sterben, sondern Gott weiß, daß, welches Tages (d. h. wenn) ihr davon esset, so werden eure Augen aufge= 'than, und werden sein wie Gott, und wissen was gut und böse ist. Hatte er vergeblich die Erkenntniß zu verwirren sich bemüht, so schlägt er jeßt einen andern Weg ein, und sucht den Willen von Gott abzulenken, ins dem er ungöttliche Begierden erweckt. Ihr werdet mit nichten des Todes sterben, so lautet die Rede des Verführers, der Genuß der Frucht des verbotenen Baumes wird euch keinesweges schaden, ihr werdet ges wiß nicht ins Elend gerathen; hier zeigt er sich recht als Lügner, wie Jesus ihn Joh. 8, 44. nennt: Derselbige (Teufel) ist ein Mörder von Anfang, und ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm (d. h. er kann sich an das Wahre und Gute nicht halten, ist unempfänglich dafür, weil Wahrheit nicht zu seinem Wesen gehört);

wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem Eigenen (denn Wahrheit ist etwas Gemeinsames, ist Uebereinstimmung, Lüge aber ist Absonderung, findet sich nur allein und im Geiste dessen, der sie spricht, aus ßer demselben aber keine Bestätigung, nichts was ihr entspricht, wie dies mit der Wahrheit der Fall ist); denn er ist ein Lügner und ein Vater derselbigen. Aber nicht genug, daß der Verführer die höchst traurigen, unseligen Folgen der Uebertretung des göttlichen Verbotes leugnet, ̧er behauptet frech das Gegentheil und versichert, sie würden durch solchen Ungehorsam viel heiliger und feliger werden; eure Augen werden aufgethan werden, eine weit vollkommnere Erkenntniß, eine viel umfassendere Einsicht werdet ihr erlangen, ja ihr werdet sein, wie Gott; nicht bloß åhnlich, wie bisher, ihm völlig gleich werdet ihr sein, und werdet die fes ligsten Erfahrungen machen und wissen, was gut und böse ist. Folget mir nur, will der Verführer sagen, ich will euch hoch erheben, will recht glückliche Geschöpfe aus euch machen, ihr werdet es mir danken; euer jeßiger Zustand ist gar nicht, weder an Vollkommenheit noch an Selig keit, mit dem ju vergleichen, zu dem ich euch verhelfen will, nur vertrauet, euch mir an, ich bin euer bester Freund, meine es auch viel besser mit euch als Gott, der ist euer Feind, gönnt euch aus neidischer Gesinnung ein höheres Glück nicht, er weiß recht wohl, wie ihr so selig werden könnt, wenn ihr von dem verbotenen Baume esset, und eben deshalb hat er es euch untersagt. So wie hier der Verführer spricht, so lautet noch immer die Stimme der Verführung. Ein höheres Gut, ein vollkommneres Glück, mehr Genuß und Seligkeit als wir schon haben, verspricht uns jeder, der zur Sünde reizt und lockt; das Verbotene wird als ein höchst wünschenswerthes Guk vorgestellt, die beglückendsten Fols gen soll die Aneignung desselben haben; jeder Verführer stellt sich als unfer Freund, und Gott wird als unser Feind, sein Wort als Unwahrheit bezeichnet, und der Ungehorsam gegen ihn als der rechte Weg zum wahren Heil. An das Herz wendet sich der Verführer, und vermittelst des. vorgespiegelten, höheren Glücks gelingt es ihm nur allzuleicht, seine vers derblichen Absichten zu erreichen; V. 6. zeigt, daß jeßt das Weib anders als vorher über den Baum denkt, mit andern Gefühlen beschaut sie seine Frucht, andere Empfindungen erregt die Erwägung des durch ihren Genuß zu erlangenden Glücks. Und woher diese Veränderung in ihr? sie hat aufgehört an Gott zu glauben, weil sie angefangen hat, dem Teufel zu glauben; in Gott sieht sie ihren Feind, sein Wort hält sie für unwahr, das ist die innerste Natur und das eigenthümlichste Wesen des Unglaubens; im Teufel sieht sie ihren Freund, sein Wort, welches dem göttlichen Worte geradezu widerspricht, hålt sie für wahr, das ist der falsche Glau

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be, der nicht mehr bei Gott und seinem Worte bleibt. Dieser Unglaube, ganz verborgen im Herzen ruhend, ist nichts anders als Abwendung und gänzlicher Abfall von Gott, denn wo er sich findet, ist das Herz nicht mehr eins mit Gott, ist vielmehr in Feindschaft gegen ihn gerathen, und in solchem Unglauben besteht der Sündenfall der ersten Eltern. Weil es dem Verführer durch seine Vorspiegelungen gelungen war, Glauben bei den Menschen zu finden, so entstand mit dem Unglauben an Gott zugleich der Wunsch nach dem Besiß des vermeinten höheren Glücks, die Sehnsucht, sich höher zu erheben, der Hochmuth; und diese beiden Lafter, Unglaube und Selbsterhöhung, sind in ihrem innersten Wesen so unzertrennlich mit einander verbunden, daß sie bei jeder Sünde fich fins den. Noch war die Sünde verborgen, nur noch die innere That des Unglaubens, aus ihr entsprang jenes begierliche Ansehen des Baumes, jene Lust an seiner Frucht, und auch dies war nur noch innere That, Herzensregung, obwohl böse, weil es gegen das göttliche Verbot war, durch welches, bei gläubiger Gesinnung, jene Begierde hätte erstickt werden sollen; aber die Sünde blieb nicht blos im Innern verborgen, sie kam an den Tag, brach aus dem Herzen hervor und der Unglaube zeigte sich als Ungehorsam, indem Eva und Adam von der Frucht des verbotenen Baumes aßen. Nicht im Irrthum des Verstandes, nicht im Mangel der Erkenntniß des göttlichen Willens, sondern in der verkehrten Richtung und Regung des Herzens ist der Ursprung der Sünde zu sus chen; diese Verkehrtheit des Herzens selbst aber, sein Unglaube, ist ets was durchaus Unerklärliches, Unbegreifliches, ein Geheimniß; zwar versucht der Teufel die ersten Eltern und gibt somit Veranlassung zur Sünde, aber daß sie ihm glauben, das ist gerade das schlechthin Unerklärliche. Gott hatte sie geschaffen, ihnen so herrliche Vorzüge geschenkt, ihnen ei nen so lieblichen Wohnplaß angewiesen, sie zu Herren der Erde gemacht, sich ihnen offenbart, sie gewarnt, mußte das alles nicht Vertrauen erwecken, sie nicht bewegen, ihn für ihr höchstes Gut zu halten? und doch trauen sie dem Teufel, der nichts für sie gethan, der ihnen keine Liebe bewiesen hat; eine unbegreifliche, durch hinreichende Gründe nicht zu erklärende That des. Willens ist der Unglaube des menschlichen Herzens, die Sünde, sein Abfall von Gott. Gott aber ist bei dieser Begebenheit vollkommen gerechtfertigt, indem er alles gethan hatte, die Menschen vor der Sünde zu bewahren; sollten sie aber anders Menschen sein, d. h. freie Wesen, fähig aus innerer freier Entschließung sich ihm zu unter: werfen, so mußte auch die Sünde möglich sein, so mußten sie ihm auch widerstreben können, obwohl dies gerade Mißbrauch ihrer Freiheit war; noch mehr wird Gott bei der Zulassung der Sünde, als ein heiliger Gott,

gerechtfertigt erscheinen, wenn man auf die Folgen der Sünde und auf das von ihm veranstaltete Erlösungswerk sieht.

III. Von den Folgen der Sünde für die ersten Mens schen. 1 Mose 3, 7-24.

Die Sünde war vollbracht und ihre traurigen Folgen stellten sich unmittelbar nachher ein, es heißt V. 7: Da wurden ihrer beider Augen aufgethan, und wurden gewahr, daß sie nackend waren, und flochten Feigenblätter zusammen, und machten ihnen Schürze. Wenn die Sünde nur noch in der innern That des Unglaubens besteht, und die heftige Bes gierde und die entzündete Leidenschaft das Gemüth bewegen, ohne daß es schon zur äußern That des Ungehorsams gekommen ist, so lange ist dem Menschen allezeit sein innerlich schon vollzogener Abfall von Gott verborgen; ist aber die äußere That des Ungehorsams vollbracht, dann bleibt es ihm nicht länger verhüllt, was er sich selber bereitet, wie er von Gott sich losgerissen und die felige Gemeinschaft mit seinem Schöpfer durch seinen Eigenwillen aufgehoben hat, dann fühlt er auf schmerzliche Weise die Trennung, sein Alleinstehen, feine Nacktheit, fühlt sich von Gott verlassen; das Drückende dieses Gefühls mag das Herz nicht ers tragen, es sucht seine Blöße zu decken und sich in eitler Selbsttäuschung zu bereden, der Schade sei nicht so groß. Aber vergeblich sucht es sich zu beruhigen, eine innere Stimme klagt uns eben so laut und vernehmlich an, wie die Eltern nach dem Falle Gottes Stimme vernahmen; B. 8: Und sie höreten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühle geworden war; und Adam versteckte sich mit seiz nem Weibe, vor dem Angesichte Gottes, des Herrn, unter die Bäume im Garten. Verraucht war das Feuer der Leidenschaft; des Teufels und ihren Willen hatten sie gethan, das vermeinte Gut sich angeeignet; sie fühlen die geschehene Trennung von Gott, die ruhige Besonnenheit, die ernste Ueberlegung kehren zurück - jetzt vernehmen sie Gottes Stimme; was wird unser Schöpfer sagen? der Herr, dem wir alles verdanken? dessen Willen wir verachtet, dessen Verbot wir übertreten haben? seinen Anblick können wir nicht ertragen, wir dürfen uns nicht vor ihm sehen lassen, wir haben seinen gerechten Unwillen verdient, seine Strafe muß uns treffen sie suchen sich vor ihm zu verbergen. Scham vor einans der, Furcht vor Gott, das sind die beiden nächsten unmittelbaren Folgen der Uebertretung, die uns in der Geschichte des Sündenfalls kennta lich gemacht werden, und sie finden sich noch überall und immer bei der Sünde, wenn das Herz es noch nicht zur Fertigkeit im Sündigen gebracht hat, zum Lafter noch nicht fortgeschritten ist. Dieses Schamges

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