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leitet er alle unsere Angelegenheiten und Schicksale so, wie es erforderlich ist, daß wir Genossen dieses Reichs werden und als solche zu der Seligkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit gelangen, die seine Bekenner haben sollen,

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1. Von der Lehre Jesu.

Die Lehre Jesu Christi heißt wegen ihres erfreulichen Inhalts: Evangelium, frohe Botschaft, und schon dieser bedeutungsvolle Name läßt uns ihr innerstes Wesen und ihre ganz eigenthümliche Natur erkennen; sie ist nämlich eine Botschaft oder eine Verkündigung von göttlichen Tha: ten, von der Ausführung göttlicher Rathschlüsse, von der Erfüllung göttlicher Verheißungen, von göttlich - getroffenen Anstalten zum Heil und zur Rettung der Sünder. Der Mittelpunkt dieser seiner Lehre, auf den alles sich bezieht, ist daher das Zeugniß, er selber, Jesus, sei der Mess sias, jener längst verheißne Retter und längst gehoffte Heiland, und weil er erschienen sei, so sei mit ihm das Himmelreich erschienen, jene gåttliche Heils und Gnadenanstalt, in der alle Sünder selig, heilig und herrlich werden können und sollen. Mit dem Zeugniß dieser Botschaft begann Jesus sein öffentliches Lehramt, Matth. 4, 17; mit dieser sehte er es fort, Matth 9, 35., und endlich beschloß er es mit demselben Zeugniß vor dem hohen Rath, Matth. 26, 63. 64. Die ganze Lehre Jesu ist daher wesentlich an seine Person geknüpft; wer ihn nicht als Gottes Sohn und Heiland annimmt, verwirft die Hauptsache derselben; denn nur der Glaube an Jesum als Messias macht recht eigentlich jes manden zu seinem Jünger. Nun hat der Erlöser freilich auch Beleh: rungen über andre himmlische Dinge gebracht, ja es gibt nichts, was uns zu wissen nöthig wäre, was er nicht verkündet håtte; über Gottes Wesen und Gesinnungen, über seine Rathschlüsse und Absichten, über unsere Pflichter gegen Gott, gegen ihn selber, gegen unsre Nebenmenschen und uns, über seine Forderungen an uns, über unsere Hoffnungen, über die rechte Gottesverehrung hat Jesus uns auf das Bestimmteste, Klarste und Einfachste belehrt, und dies alles gehört mit zu seiner Lehre und ist uns zu wissen eben so nöthig wie heilsam, allein das Eigenthümliche der Lehre des Herrn liegt doch nicht sowohl in seinen Vorschriften und Geboten, als vielmehr in seinem Zeugnisse über sich selber. Alles, was zum Gefeß Gottes gehört und Richtschnur unseres inneren und äuße: ren Lebens ist, alle sogenannten moralischen Vorschriften, das Sittengesek, war schon im A. B. offenbart, und ist daher nicht das Eigenthümliche der Lehre Jesu, obwohl er auch hierüber neues Licht verbreitet, neue Beweggründe gegeben, tiefere Einsicht verschafft hat; deshalb ist auch Jesu Lehre nicht ein-verbessertes oder neues Gefeß, sondern sie ist Evangelium, Gnadenbots

schaft. Weil aber der Sünder des in Jesu Christo ihm zugedachten Heils nur dann theilhaftig werden kann, wenn er den Forderungen seines Heilandes sich fügt, und so wird, wie er werden soll, so find freilich allerlei Gebote von Jesu Lehre unzertrennlich, nur machen sie an und für sich nicht das Wesen derselben aus, sondern stehen nur mit dem Mittelpunkt der ganzen Lehre, daß Jesus der Heiland ist, in nothwendiger Verbindung.

Es läßt sich in der ganzen Lehre Jesu eigentlich nur ein neues Gebot nachweisen, das er selbst als solches bezeichnet, Joh. 13, 34. 35; und auch dies neue Gebot steht mit der Person Jesu und seinem eigens thümlichen Werk, daß er uns bis in den Tod geliebet und aus Liebe für uns gestorben ist, in der innigsten Verbindung, so daß nur der diesem Gebote wird gehorsam sein können, der zuvor an Jefum selbst und die durch ihn gestiftete Erlösung glaubt. Das Neue dieses Gebotes liegt, da das Gebot von der Liebe des Nächsten schon im A. B. vorhanden war, in dem Grade und in der Art, wie sich die Christen unter einander lies ben sollen; die vollkommene, reine, uneigennützige, sich selbst verleugs nende Liebe Jesu, Liebe, die zu den schwersten Opfern bereit ist, Liebe, die, wie der Apostel fagt, alles glaubt, alles hofft, alles duidet, alles trägt, solche Liebe sollen sich die Christen unter einander beweisen. Wenn die Herzen durch nichts mehr und enger verbunden werden, als durch den gemeinschaftlichen Glauben an den Einen Erlöser und Heitand, wenn durch ihn die innigste Gemeinschaft vermittelt wird, so sollen Christen, die sich als Glieder eines Leibes ansehen, dessen Haupt Jesus Christus ist, von einer ganz besonders herzlichen Liebe erfüllt sein, das ist die Forderung Jesu, das ist die brüderliche Liebe, von der Petrus neben der allgemeinen Liebe redet, 2 Brief 1, 5-7; denn obwohl der Christ von einer besonders innigen Liebe gegen feine Glaubensgenossen, die Brüder, durchdrungen ist, so läßt er es doch auch keinesweges an der allgemeinen Liebe gegen alle Menschen fehlen, wenn sie auch nicht seines Glaubens find, Gal. 6, 10. Eine solche Liebe macht der Herr zum Kennzeichen seiner Jünger; auch hierin liegt ein Zeugniß für die Götts lichkeit des Evangelii, was auch immerhin das Eigenthümliche und Kenn: zeichen menschlicher Schulen oder der Weisen dieser Welt und ihrer Schüler sein mag, der Sohn Gottes macht zum Kennzeichen den Seinen die Liebe, diese göttliche Gesinnung, die den Sinn Gottes so ganz und voll: kommen bezeichnet, da es heißt 1 Joh.4, 16: Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott ihn ihm. Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein; nur welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder; der Geist Christi und Gottes ist der Geist der Liebe, daher ist es ein wahrhaft göttliches Kennzeichen, das Jefu Jünger besiken

sollen; und eine Lehre, die solche Gesinnung fordert, eine Anstalt wie das Christenthum, welche solche Liebe in ihren Bekennern zu erzeugen vermag, bewährt sich dadurch als eine Anstalt der ewigen Liebe des himmlischen Vas ters und seines eingebornen Sohnes Jesu Christi. Daß bei den Gläubigen der ersten Jahrhunderte dies Kennzeichen der Liebe angetroffen wurde, ers gibt sich aus dem Zeugniß der Geschichte, daß selbst die, welche dem Evangelio nicht zugethan waren, doch die Liebe der Bekenner desselben zu bewundern sich nicht enthalten konnten und Zeugniß von ihnen gas. ben: Seht, wie sie sich so herzlich lieb haben. Aus dieser Forderung Jesu sind die vielfachen Ermahnungen zur Liebe in allen apostolischen Schriften und besonders im ersten Briefe Johannis herzuleiten.

Da, wie eben erwiesen ist, Jesus wahrhaftig Gottes lieber Sohn und der Heiland der Welt ist, vom Vater gesandt, selig zu machen alle, die an ihn glauben: so ist, wenn die Gottheit des Stifters und die göttliche Sendung des Urhebers des Evangelii dargethan ist, eben damit auch die Göttlichkeit der ganzen Lehre, ihrer Verheißungen und Forderungen bewiesen, und diese können wir um so zuversichtlicher im Glaus ben annehmen, als Jesus selber es an vielen Orten bezeugt, er sei nicht in seinem Namen gekommen, sondern er habe verkündet, was der Vas ter ihm gegeben habe. Insonderheit haben wir nach Joh. 7, 16. 17., außer dem glaubwürdigen Zeugnisse Jesu, noch einen andern Beweis für den göttlichen Ursprung und Inhalt seiner Lehre, das ist der Beweis innerer Erfahrung aus den Kräften dieser Lehre und den Wirkungen, welche sie an ihren Bekennern, vermittelst ihrer Kräfte, hervorbringt; und dieser Beweis ist der allerwichtigste und überzeugendste. Es redet Jesus hier zunächst freilich von dem, im A. Test. geoffenbarten Willen Gottes, und sagt, wer den thåte, der werde zu der Erkenntniß und Erfahrung gelangen, daß auch die von ihm verkündete Lehre, übereins stimmend mit jenen früheren Offenbarungen und sie erfüllend, göttlichen Ursprungs und göttlicher Natur sei; aber was von dem im A. Test. geoffenbarten Willen Gottes gilt, findet auch Anwendung auf Jesu Lehre; wer sich ihr unterwirft, erfährt ihre Göttlichkeit. Der Weg zur Ueberzeugung von der Göttlichkeit des Evangelii ist also der Weg der Liebe oder des Gehorsams - denn der Gehorsam ist die zur That gewordene. Liebe, und aller Gehorsam, der nicht aus diesem Liebesquell entspringt, ist leerer Schein und Heuchelei ohne solchen Gehorsam ist lebendige Erkenntniß nicht möglich. Die Erkenntniß göttlicher Dinge folgt auf die Liebe derselben, Liebe ist aber Herzens- oder Willensrichtung auf etwas; richtet sich nun unser Wille nicht auf das Göttliche, ist er fündlich und verkehrt, so ist eine wohlbegründete Ueberzeugung von der Gött:

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lichkeit des Evangelii gar nicht möglich. Auf diesem Gebiete hålt alle Einsicht gleichen Schritt mit der Uebung des Gehorsams, je gehorsamer, desto fester die Ueberzeugung, Jesu Lehre sei Gottes Wort, je ungehorfamer, desto mehr Zweifel und Bedenklichkeit. Es muß also nothwendigerweise der Versuch mit der Unterwerfung unseres verkehrten und von Gott abgewendeten Willens unter den von Jesu geoffenbarten Willen Gottes gemacht werden, wenn man eine unerschütterliche Ueberzeugung von dem göttlichen Ursprunge und Inhalte des Evangelii erlangen will. So wie man sich ohne Erfahrung nicht deutlich im Begriffe vorstellen kann, wie es mit der Offenbarung Gottes an die Propheten zugegangen ist, wie man alle Erfahrungssachen auf dem Gebiete der sinnlichen Welt, ohne selbst die Erfahrung zu machen, nur höchst mangelhaft erkennt und sehr leicht verkehrt darüber urtheilt: eben so ist es auch mit der geistli chen Erfahrung der göttlichen Kräfte des Evangelii; ohne eine solche zu machen, bleibt alle Ueberzeugung davon etwas höchst Unvollständiges, Schwankendes und Ungenügendes, mit der Erfahrung selbst, die an den Gehorsam gebunden ist, tritt auch die lebendige Erkenntniß ein. Der äußere, geschichtliche Beweis für die Göttlichkeit der Lehre Jesu, sich stüßend auf jene Zeugnisse, die ihn für den Sohn Gottes und Mefsias erklären, ist also für sich allein ungenügend und erst bei 'eigner Erfahrung von dieser göttlichen Kraft des Wortes Jesu, gewinnt auch er an überzeugender Kraft. Wir müssen freilich zuerst von Jesu etwas hdren, es muß uns seine Würde und wer er uns sein wolle, bekannt gemacht werden, dann aber müssen wir auf Treu und Glauben uns ihm hingeben, und dann machen wir Erfahrung seines Einflusses auf uns, und damit wächst auch unsere Erkenntniß von ihm. Es wird uns dieser Hergang der Sache an der Heilungsgeschichte deutlich, die Lukas erzählt Cap. 6, 6. 7. 10. Auf das Wort und Gebot Jesu hin streckt der Mensch seine Hand aus, macht er wenigstens den Versuch zu gehorchen; er sicht nicht auf den kranken Zustand seiner Hand, nicht auf die ihm wohlbekannte Unmöglichkeit, sie zu bewegen, er wendet nichts ein, bringt keine Bedenken vor, er hört Jesu Wort und Willen und schickt sich an, ihm zu gehorchen; und weil er also thut, so strömen Jesu Heilkräfte in ihn ein, so wirkt des Herrn kräftiges und lebendigmachendes Wort auf ihn, und es gelingt ihm mit der Kraft, die der Erldser seinem willigen, gehorchen wollenden Herzen schenkt. Gerade auf dieselbe Weise geht es mit allem Gehorsam gegen des Herrn Willen; er gebietet, wir sollen gehorchen wollen, dann können wir gehorchen, er schenkt dazu die Kraft; und so macht man Erfahrung, wie Jesu Wort, Wille und Gebot göttliche Lebenskräfte hat; wer aber nicht gehorchen will, wird diese wirksamen Kräfte

auch nicht erfahren, und was man ihm von denselben versichert, kann und wird nie eine solche Ueberzeugung wirken, wie jene Erfahrung. Bei allen Wundern, die der Herr verrichtet hat, war solch Vertrauen zu ihm nöthig; und solches Gehorchen: Wollen im Vertrauen zu ihm ist noch erforderlich, wenn er das größte aller Wunder in uns verrichten, und durch sein Wort neue Creaturen aus uns machen soll. Denn darin zeigt sich die göttliche Lebenskraft des Wortes, daß wir durch dasselbe wiedergeboren werden. Das Gehorchen Wollen bei jenem Unglücklichen ents sprang aus dem Wunsche geheilt zu werden, und dieser seht wieder die Erkenntniß seines traurigen Zustandes voraus; nicht anders wie bei leib: licher Heilung ist es bei unserer Seelenheilung, auch hier müssen wir zuerst unsern elenden und verlornen Zustand erkennen, an folche Selbst: erkenntniß knüpft sich dann von selbst der Wunsch nach Genesung, Rettung, Beseligung, und daraus geht jene Willigkeit zum Gehorchen hervor, und wo diese sich findet, erfährt man alsdann die heilsamen Kräfte des göttlichen Wortes.

Jesus sagt, wer den Willen Gottes thue, der werde es inne werden, daß seine Lehre eine göttliche sei; es äußern sich also die Kräfte dieser Lehre auf unser Inneres, auf unseren Geist, und erst wenn sie da sich wirksam erwiesen haben, offenbaren sie auch ihren Einfluß auf unser äußeres Leben. Welches nun die göttlichen Kräfte der Lehre Jesu sind, und daß sie solche besiße, sagt der heilige Paulus, der an sich selber den mächtigen Einfluß des Evangelii erfahren hatte, Rdm. 1, 16. Er erklärt hier, daß er es als die größte Ehre ansehe, ein Jünger des von so vielen freilich verachteten Jesu zu sein, und ein Bekenner des Evangelii, das so vielen eine Thorheit, andern ein Aergerniß war; obwohl aber das Evangelium, sagt er, die Lehre von Jesu Chrifto, vielfältig verkannt wird, so ist es doch eine Kraft Gottes selig zu machen, und das erfahren die, welche daran glauben. Was hier Glaube genannt wird, ist nichts anderes, als was Jesus: den Willen Gottes thun wollen, nennt, ist Unterwerfung unter Jesu Wort, Anschließen an ihn, Lebensgemeinschaft mit ihm. Eine göttliche Kraft selig zu machen besißt das Evangelium; Leben und Seligkeit ist nur da, wo Vergebung der Sünden ist, und der Sündenvergebung durch Christi Opfertod macht uns das Evangelium gewiß; Friede und Ruhe der Seele gibt diese Lehre, tröster bußfertige Sünder mit Gottes Gnade, beruhigt über die Leiden und Trübsale dieses Lebens, und erweckt herr: liche Hoffnungen für jenes zukünftige Leben. Alle Angst des fündigen Herzens schwindet mit dem Glauben an das Wort: Dir sind deine Sünden vergeben, und ein seliger Friede, der höher als alle Vernunft

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