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Verbrechens überwiesen, zum Tode verurtheilt worden ist. Da jammert den einzigen Sohn des Königs des Elenden, er legt Fürbitte bei dem Vater für ihn ein, er geht zu dem Verbrecher in den Kerker, er stellt ihm liebreich die Größe seines Vergehens vor, er sucht ihn zur Sinnesånderung, zur Reue, zur Besserung zu bewegen, er verheißt ihm die Gnade des Königs, und das wirkt auf den Verbrecher und er gelobt Besserung, und wird begnadigt. Muß nicht Liebe und Dankbarkeit ges gen den, der seine Begnadigung ausgewirkt hat, im Herzen des Misses thåters entstehen? wird er sich nicht bemühen, seine Dankbarkeit auch zu bethätigen, und ein gehorsamer Bürger zu werden? Wenn ihm nun aber gar seine Begnadigung nur unter der Bedingung geschenkt worden wäre, daß jemand seine Strafe duldete, und der einzige Sohn des Kdnigs håtte selbst dies aus Liebe für ihn gethan, würde dadurch nicht noch stärker auf sein Herz gewirkt worden sein? In dem Erlösungswerke ist es nun aber Gottes Sohn, der für uns leidet und stirbt, und das Heil, welches er erwirbt, ist ein ewiges, muß da nicht die heißeste Liebe in den Herzen begnadigter Sünder entstehen und der regste Eifer in der Heiligung? Man kann sich das durch den Tod Jefu Christi zu Stande gebrachte Erlösungswerk auch als eine allgemeine Amnestie (Gefeß der Vergessenheit) oder als einen, allgemein für alle Sünder gültigen, Pardon vorstellen, wenn sie sich sonst in die dabei vorgeschriebenen Bedins gungen fügen. Die Unterthanen eines Reiches haben sich gegen ihren rechtmäßigen Herrn empört; um, der verwirkten Strafe wo möglich zu entfliehen, sind sie ausgetreten und haben sich in ein benachbartes Land begeben; allein auch hier würde die Macht und richterliche Strafe ihres schwer von ihnen beleidigten und vielfach gekränkten Herrn sie leicht erreichen können, um ihnen nach ihren Werken zu vergelten, wenn nicht eben diefer Herr, von Liebe seines Herzens zu den aufrührerischen Unterthanen bewogen, und aus Mitleid mit ihrem elenden und beklagens: werthen Zustande, für alle Ausgetretene eine allgemeine Verzeihung bes willigt und öffentlich hätte bekannt machen lassen. Er sicherte allen, wie schwer sie sich auch vergangen haben mogten, dieselbe Begnadigung zu, und forderte nur, daß sie im Glauben an sein königliches Wort und zuverlässige Verheißung aus der Fremde zurückkehren und sich ihm aufs Neue unterwerfen sollten. So der König; in seinem Verfahren zeigt sich Liebe, und rücksichtlich auf die Verbrecher eine ihrerseits völlig unverdiente, und seinerseits daher durchaus freie Gnade. Was werden. die Strafbaren nun thun? Entweder sie glauben dem königlichen Wort und halten ihn selbst einer so ausgezeichneten Gnade fähig, oder sie glauben seiner lauten und beglaubigten Gnadenankündigung doch nicht, in

dem sie ihm entweder eine solche großmüthige Verzeihung nicht zutrauen, oder die Größe ihrer Verschuldung für noch bedeutender halten als die königliche Gnade, obwohl ihnen, aber wegen ihres Unglaubens vergeb lich, das Gegentheil zu wiederholten Malen angekündigt wird. Die, welche die angebotne Amnestie vertrauensvoll annehmen, werden, um aus ihrem elenden, unståten und flüchtigen Leben gerettet zu werden, in ihr Vaterland zurückkehren, ihrem rechtmäßigen Herrscher sich unterwers fen, Haus und Hof wiedererlangen, ein ruhiges und ordentliches Leben führen, sich dankbar ihrem gnädigen Könige verpflichtet fühlen, und je wohler es ihnen geht, um so mehr ihre früheren Verirrungen bereuen, die ihnen nur Elend und Noth zugezogen hatten. Das alles ist die Frucht ihres Vertrauens; weil sie dies hatten, erlangten, genossen, und erfuhren sie in Wahrheit die Gnade ihres Herrn. Andere unterwarfen fich jener Forderung, in ihr Vaterland zurückzukehren, nicht, ihr Mißtrauen hält sie davon ab, so gehen sie denn von Rechtswegen und aus eigner Schuld aller der Segnungen verlustig, die jene andern empfangen, müssen in steter Furcht schweben, von der råchenden Strafe ihres Herrn erreicht zu werden; und da sie in Unglauben die Gnade verachtet haben, so werden sie einst ihren Gewalthaber so finden, wie sie ihn sich vors stellten, werden nur den Richter in ihm sehen, nur die wohlverdiente Strafe fühlen. Wenden wir dies alles auf das durch Jesum Christum bewirkte Erlösungswerk an, so sehen wir hier zugleich das, was man Heilsordnung zu nennen pflegt, abgemalt, wie nämlich der Sünder sich seinerseits gegen die freie und unverdiente Gnade seines Gottes zu ver halten habe -er soll sie gläubig ergreifen und das durch sein ganzes späteres Verhalten darthun. Dein Glaube hat dir geholfen, sagt Jesus oft zu den von ihm Geretteten, die voll Vertrauen bei ihm Hülfe gesucht hatten: so ist es auch hier der Glaube des Sünders, der ihm zum Ges nusse einer von ihm nicht erworbnen Gnade verhilft. Nach der Anleitung des Gleichnisses vom verlornen Sohn kann man sich diese göttliche Heils und Gnadenanstalt durch Christum auch so vorstellen, daß abs gewichene Kinder, die durch ihre Laster alle Kindesrechte verloren hatten, aufs Neue in dieselben eingeseht werden, es versteht sich aber, daß solche begnadigte Kinder wie jene begnadigten Unterthanen fortan nicht ihrem Sinne und Willen leben dürfen, sondern dem gehorchen müssen, der sie wieder angenommen hat, um sie dadurch desto mehr im neuen Gehorsam zu befestigen,

Aus diesen Vergleichungen ergibt sich dasselbe, was überall Lehre der heil. Schrift ist, daß in dem Erldsungswerke die Gnade Gottes das Erste ist, was der Sünder empfängt, und daß erst eine Folge und Frucht

folcher Begnadigung die Besserung und Heiligung ist. Nichts ist in der gewöhnlichen Vorstellungsweise unerleuchteter Menschen, die Gottes Rathschlüsse, seine Offenbarung, ihr Herz und die täglichen Lebenserfah. rungen verkennen, mehr verkehrt worden, als diese göttliche Heilsordnung; immer stellt man Besserung voran und läßt die Gnade darauf fol gen, so gefällt es dem stolzen Herzen besser, denn so nährt es seinen Hochmuth noch durch die Vorstellung, es habe doch einiges Verdienst. Nein, das Evangelium macht die umgekehrte Ordnung, Gnade ist hier das Erste, Besserung oder Bekehrung erst das Zweite; und dies recht scharf und bestimmt nach der Schrift aufzufassen, ist von Wichtigkeit; denn wenn unsere vorangehende Besserung uns Gnade erwirbt, so ist Christus vergeblich gestorben, so war sein Tod zu dem Ende nicht nöthig, so wird er, denn weiter bleibt nichts übrig, zu einem Mårtyrertode herabgewürdigt, den er zur Besiegelung der Wahrheit seiner Lehre geduldet hat, und der uns nur ein schönes Exempel einer gottseligen Gemüths. verfassung gibt. Ist Christus gestorben, um als nächsten und einzigen Zweck die Bekehrung der Sünder zu bewirken, so sieht man nicht ein, wie sein Tod zur Erreichung dieser Absicht mit mehr Kraft wirke, als der anderer Märtyrer, und muß überdies gestehen, daß dieser Zweck an vielen Sündern gar nicht erreicht werde, die in Sünden leben und ster: ben; ist es aber wohl Gottes würdig, bei dem Tode seines lieben Soha nes eine Absicht zu haben, die gar nicht erreicht wird? Ganz anders ist es, wenn der nächste Zweck des Todes Jesu Chrifti die Begnadigung der Sünder ist, dieser Zweck ist vollkommen erreicht, da für alle Sün der Begnadigung vorhanden ist, und sobald ein Sünder im Glauben die für ihn ausgewirkte Erlösung ergreift, gehn Gottes Absichten an ihm allesammt in Erfüllung; wenn aber Sünder im Unglauben und Unge: horsam verharren, so bleibt dennoch die Begnadigung für sie ausgewirkt. Uns felig, heilig und herrlich zu machen ist der erhabene Zweck der Erlösungsanstalt durch Chriftum, und der erfahrungsmåßige Hergang der Wirksamkeit des Evangelii an denen, die seinen Kräften sich hingeben, ist der, daß sie zuvdrderst im Glauben an die durch den Erlöser erwor bene und in der Verkündigung des Wortes ihnen angebotne Gnade Got: tes und Sündenvergebung, derselben gewiß werden, also in Gottes Augen so wie in ihren eignen frei von der Sündenschuld und von der ewis gen Verdammniß, die sie als gerechte Strafe für ihre Sünden verdient håtten; und daß sie dann auch von der Sündenherrschaft erlöst werden, so daß sie nicht mehr Knechte der Sünde bleiben, sondern zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes gelangen. Die irdischen traurigen Folgen der Sünde, welche der Erlöser, als er auf Erden wandelte, so häufig

von denen fortnahm, die er mit Sündenvergebung begnadigte, wie bei dem Gichtbrüchigen Matth. 9. und dem Kranken am Teiche Bethesda, Joh. 5, 1—14. bleiben jezt freilich oft in ihren traurigen Nachwirkungen bei denen, die, der Sündenvergebung theilhaftig geworden sind, aber theils erschienen sie bei dieser seligen Gewißheit nicht mehr in ih rer furchtbaren Gestalt und drückenden Schwere, als göttliche Strafen, sondern vielmehr als heilsame Zucht, uns in der Demuth zu erhalten, theils wird dem begnadigten Sünder die selige Hoffnung, daß er einst von allerlei Uebel Leibes und der Seele frei werden soll, daß jene Fol gen der Sünde durch die mächtige Gnade seines Heilands ebensowohl aufgehoben werden sollen, wie auch der Sündenhang, der ihm noch nach seiner Begnadigung anklebt, völlig aus seinem Herzen vertilgt werden soll; und wenn dies geschehen sein wird, dann werden wir völlig erlöst sein, und werden herrlich sein, und Christi Bild wird in ungetrübter Schönheit aus uns wiederstrahlen. Solche felige Hoffnung richtet den Christen in zeitlicher Trübsal auf, und tröstet ihn, wenn er den Pfahl im Fleisch fühlt, macht ihn aber gegen die Sünde keis neswegs gleichgültig, noch träge oder schlaff im Kampfe gegen diefelbe, denn er sieht sich als einen berufenen Streiter Christi an, der sich in folchem Kampfe treu bis in den Tod muß erfinden lassen. Die innere Begebenheit, daß der Sünder im Glauben an das Verdienst seines Erlösers seiner Begnadigung gewiß wird, nennt die heilige Schrift die Rechtfertigung, sie ist das Eintreten in ein neues Verhältniß ges gen Gott; vor der Rechtfertigung fühlt der Sünder Gottes gerechten Zorn und Ungnade, erkennt sich strafwürdig, und fürchtet Gottes, feines Richters, Strafgerichte; durch die Rechtfertigung wird er für schuldlos und straffrei erklärt, schmeckt die Süßigkeit der Begnadigung und des Friedens mit Gott, und erwartet fortan alles Gute von seis nem Gott und Vater. Der Zustand eines solchen Begnadigten oder gerechtfertigten Sünders heißt in der Schrift: Gerechtigkeit, und es gründet sich dieselbe auf Christi Tod, durch dessen Vermittelung allein folche Gnade vorhanden ist; theilhaftig wird man ihrer durch den Glauben, mit welchem der Sünder Christi allgemein gültiges Verdienst fich für seine Person aneignet. Der gerechtfertigte Sünder hat aber noch die Sünde an sich, obwohl mit dem Glauben eine neue göttliche Lebenskraft in ihn gekommen ist; die Gnade seines Heilands, welche mit der Rechtfertigung begann, erweist sich nun fernerhin kräftig und wirksam an ihm, indem er ihm durch das Geschenk des Glaubens auch Kraft zur Heiligung schenkt, und mit dieser wächst die Seligkeit, das ewige Leben, so daß der Sünder durch Glauben desselben schon

hienieden theilhaftig wird, bis er endlich in vollem Maße jenseits es schmecken wird.

Es ist nun noch übrig, was bisher über das Verdienst des Leidens und Todes Jesu Christi gesagt worden ist, schriftmäßig zu ers weisen und darzuthun, daß sein Tod wirklich das einzige, nothwendige und wahrhaftige Opfer für die Sünde ist, Grund der Rechtfertigung und des ewigen Lebens, Antrieb zur Heiligung, Quell eines neuen Lebens in uns, und daß alle unsere Gerechtigkeit, die vor Gott geltende Gerechtigkeit des neuen Bundes, nur die Gerechtigkeit des Glau: bens an Jesum Chriftum, den Gekreuzigten und Auferstandenen ist. Zu dem Ende sollen noch kürzlich die wichtigsten Schriftstellen, welche von diesen Glaubenspunkten handeln, betrachtet werden.

Ueber den Zweck seiner Sendung, seines Kommens in die Welt, erklärt sich Jesus Christus`im Allgemeinen Luk. 19, 10. Joh. 3, 16. Gottes große Liebe gegen die elenden Sünder ist also der Grund der gans zen Erlösungsanstalt; die Dahingabe des Sohnes das Mittel zur Rets tung; die Rettung selbst, das nicht Verlorengehen, das Erlangen des ewigen Lebens ist der Endzweck, und der Glaube des Sünders die Ordnung, in welcher alle das ihnen zugedachte Heil erlangen. Eben so heißt es 1 Joh. 4, 9. 10; die Sendung des Sohnes ist ein Erscheinen, ein Sichtbarwerden der Vaterliebe Gottes gegen die Sünder, welche durch diese That und Veranstaltung der höchsten Liebe leben - felig werden sollen; Paulus fagt Tit. 2, 11. daß die heilsame Gnade, wel che einst nur im Worte der Verheißung verkündet worden war, in der Fülle der Zeit, als der Erfüllungszeitraum jener Verheißungen gekommen war, durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes und durch die Geburt Jesu Christi sichtbar in der Person des Gottmenschen erschienen ist; und diese huldvolle Gesinnung des Vaters hat sich durch das ganze Erlösungss werk herrlich offenbart. So wie in diesen und andern Stellen der heil. Schrift das Erlösungswerk aus der Liebe Gottes hergeleitet wird, so faßt es Paulus auch von der Sekte auf, daß es eine Offenbarung der göttlichen Heiligkeit sei, Röm. 3, 25. 26. Denn der Sinn dieser Worte ist: Nachdem bis auf Christum hin die göttliche Langmuth die, in der vorchristlichen Zeit begangenen, Sünden gleichsam übersehen, nicht gestraft hatte, fo gab Gott Christum zum Sündopfer hin, um in Christi Zeit und für alle Zukunft seine Heiligkeit zu offenbaren (Luther: die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt), weil er so lange die Uebertretung seis nes Gefeßes mit angesehen hatte, als sei er kein Heiliger (V. 26.), und die Absicht Gottes bei dieser Veranstaltung war, zu offenbaren, wie er eben sowohl heilig (gerecht) sei, als auch begnadige, rechtfertige (gerecht ma

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