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in der Bekehrung der Sünder den rechten Weg betritt, so ift er noch nicht am Ziele, durch weiteres Fortwandeln auf dem betretenen rechten Wege gelingt es ihm, sich seinem Ziele zu nähern, das er durch Gottes Gnade einst auch wirklich erreichen wird. Man pflegt diese Heiligung auch die tägliche Buße zu nennen, weil wir es nöthig haben, täglich an der Reinigung unseres Herzens von den ihm noch anklebenden Sündenflecken zu arbeiten; denn wenn uns auch die göttliche Gnade in der Rechtfertigung für rein erklärt und uns, ihres Wohlgefallens versichert, so ist es doch noch erforderlich, daß die Glaubensgerechtigkeit zur Lebensgerechtigkeit werde, daß wir uns das Wohlgefallen Gottes, welches er unserm Glauben schenkt, bewahren, indem wir so wandeln, wie es Kindern Gottes geziemt in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit." Jener Vater verzieh dem in Buße und Glauben zu ihm zurückkehrenden Sohne, überhäufte ihn mit Liebeserweisungen, und gab ihm die unzweis deutigsten Beweise seines väterlichen Wohlgefallens, doch wohl in der Absicht, daß das fernere Verhalten des Sohnes zu seiner Zufriedenheit und Freude werde von ihm eingerichtet werden; und des Sohnes Pflicht und Aufgabe war es, mit der größten Sorgfalt über sich zu wachen, damit er die eingewurzelten Sünden, Laster, Untugenden und übeln Gewohnheiten, die sich unfehlbar in seinem Herzen werden geregt und ihn versucht haben, in Kraft der ihm widerfahrnen Liebe überwinde. So ist es mit dem Christen; seine herzliche Liebe zu Gott und Jesu, die Frucht seines Glaubens, foll wiederum Quelle der Heiligung werden; er muß mit Wachen und Beten in stetem Kampfe gegen die Sünde stes hen, und sich sorgfältig vor dem Rückfall in dieselbe håten, denn mit diesem hätte sein Glaube und somit auch sein Gnadenstand aufgehört. Bei der Heiligung kommt es vornämlich darauf an, daß wir fanftmüthig und von Herzen demüthig werden, denn das sind die beiden Haupttugenden des Christen, die er von seinem Heilande lernen soll, sie stehen den beiden verkehrten Richtungen unseres Geistes entgegen, dem Zorn und dem Hochmuth, die beide ihre Quelle in der fündlichen. Eigenliebe haben, von der wir durch die Gnade Gottes in der Liebe zu Chrifto er: löst werden sollen. Die dem Christen gebotene Heiligung, deren Ziel Heiligkeit ist, geht nicht in's Unendliche fort, so daß die Heiligung ein unendliches Streben nach einer nie erreichten Heiligkeit wäre, sondern es ist unsere Heiligkeit die uns erreichbare Aehnlichkeit mit dem im Fleisch › geoffenbarten Sohne Göttes, welches Ziel aber in diesem Leben nicht erreicht wird, wie die heiligen Apostel ausdrücklich erklären 1 Joh. 1, 8; Philip. 3, 12-14; 2 Kor. 7, 1...

Die Liebe, insofern sie sich auf die Mitmenschen richtet, ist der Ins

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begriff aller Pflichten, die wir gegen dieselben auf uns haben,- wir kön. nen diese daher ohne jene gar nicht erfüllen; sie selbst aber ist eine, wie treu wir sie auch üben, unabzahlbare Schuld Röm. 13, 8. Die Ins nigkeit und Zartheit christlicher Liebe kann sich freilich in allen Verhält nissen offenbaren, insbesondere aber zeigt sie sich in ihrer Herrlichkeit gegen Feinde und gegen die, welche schwach sind im Glauben. Ueber diefe Liebe gegen Schwachgläubige gibt der Apostel Paulus die beherzis gungswerthesten Ermahnungen. Es sind Schwachgläubige solche Chris sten, die hinsichtlich auf Mitteldinge, welche an sich dem göttlichen Ges seh nicht zuwider find, allerlei Bedenken tragen, ob sie wohl mit der Glaubens - Ueberzeugung eines Christen so vereinbar seien, daß er sich dieselben erlauben könne, oder ob er sie nicht vielmehr als unvereinbar damit meiden müsse. Je schwächer nun der Glaube ist, desto. stårker und gewichtiger werden diese Bedenklichkeiten, desto mehr wird der Schwache vieles für unerlaubt, und mit dem Glauben unvereinbar haktên, und einen Anstoß daran nehmen, wenn andere, die stärker in ih rem Glauben find, eben das thun und genießen, was ihm als so uns zulässig erscheint. Wenn uns der heilige Geist, der Geist der Wahrs heit, noch nicht so weit in die Erkenntniß der Wahrheit hat hineins führen können, daß diese Wahrheit uns frei gemacht hätte, wenn über das Wesen des wahren Glaubens und fein Verhältniß zu unsern Hands lungen, wenn über die Natur des Himmelreichs unser Auge noch nicht fo erleuchtet ist, daß wir Wesentliches und Außerwesentliches, Haupts fachen und Nebendinge unterscheiden können, dann wird die darin be gründete Glaubensschwachheit eine Menge von Zweifeln über Erlaubtes und Unerlaubtes herbeiführen. So war es im Anfange der christlichen Kirche bei den ersten Bekennern des Evangelii, und dieselbe Erscheinung wiederholt sich noch immerdar, aber unter andern Formen, so daß nur die Gegenstände, über welche die Schwachgläubigen, als über erlaubte oder unerlaubte zweifelhaft sind, nach Zeit, Ort, Verhältnissen und Lans dessitte andere sind. Nach Rom. 14. und 1 Kor. 8. 9. 10. hatten die Schwachgläubigen vornämlich Bedenken über den Genuß des Fleisches der Opferthiere, das öffentlich verkauft zu werden pflegte, und über die Feier gewisser Tage, in wie weit der Christ dazu verpflichtet sei oder nicht. Der Genuß des Opferfleisches schien den Schwachen im Glauben eine fündliche und strafbare Theilnahme an dem heidnischen Opfer selbst, und je mehr sie sich von allen Greueln des Heidenthums los zu machen suchten, desto größer war auf diesem Gebiete ihre Gewissenhaftigkeit und Äengstlichkeit; andere, die entweder wirklich stärker im Glauben waren und einsahen, daß der Genuß solchen Fleisches' sie unmöglich vor Gott

ftrafbar machen könne, oder folche, die diese ängstliche Gewissenhaftigs teit vielleicht auch deswegen nicht hatten, weil sich überhaupt nicht eine so ernste Richtung des Gemüths auf Heiligung bei ihnen fand, genossen nicht nur solches Fleisch ohne Bedenken, sondern gingen sogar noch weis ter und nahmen an den heidnischen Gastmählern Theil, wozu ihnen ihre früheren Verbindungen mit heidnischen Verwandten so viel Aufforderung gaben, und worin zugleich für sie selbst eine Reizung zu fündlichen Aus: .fchweisungen lag, für andre aber das Aergerniß eines für einen Christen unwürdigen Betragens. Aus diesen wichtigen Gründen untersagte der Apostel die Theilnahme der Christen an den heidnischen Opfermahlzeiten als etwas ganz Unstatthaftes 1 Kor. 10, 21., was aber den Genuß des Gößenopfer: Fleisches betrifft, so åußert er sich darüber 1 Kor. 8, 7. Weil dadurch niemand in den Augen des Herrn einen Vorzug hat, daß er vers möge seines stärkeren Glaubens folches Fleisch ißt, dessen sich der andere bei schwächerem Glauben enthalten zu müssen glaubt, und dieser darum nicht weniger bei dem Herrn gilt, so soll der erleuchtetere Christ, der richtig über den Gebrauch und Nichtgebrauch der Mitteldinge urtheilt, seine Freiheit, sich derselben zu bedienen, unter die Leitung der Liebe stellen, und lieber auf Erlaubtes Verzicht leisten, als durch rücksichtslosen Gebrauch seiner christlichen Freiheit dem Bruder einen Anstoß geben, und ihn durch sein Beispiel reizen, mit Beschwerung des Gewissens ets was zu thun, was er den Stärkern thun sieht, er selbst aber dermalen, nach dem Grade feinër christlichen Einsicht, für unerlaubt und mit dem Sinne eines wahren Jüngers Jesu für unvereinbar hält. Wie groß mußte die Liebe des Apostels sein, der lieber nimmermehr Fleisch essen wollte, als seinem Bruder ein Aergerniß geben! Die Liebe zu Christo erfüllt allein das Herz mit solcher sich selbst verleugnenden Liebe, und es ist Mangel an christlicher Liebe, des schwachen Bruders `nicht zu schonen, 1 Kor. 10, 23. Wenn Christen das Licht ihres Glaubens leuchten lase fen, wenn sie ein Licht der Welt sein und die Erbauung der Gemeinde follen fördern helfen, so dürfen diese Vorschriften nicht unbeachtet bleis ben; und da es gar nicht in unserer Macht steht, die Schwachen stark zu machen, und jedem gleich eine so vollkommene Erleuchtung zu vers schaffen, wie sie allerdings wünschenswerth ist, so sollen wir uns wenig. stens von der Macht der Liebe beherrschen lassen, und so lange zur Schos nung der Schwachen auf die Ausübung unserer christlichen Freiheitsrechte verzichten, bis sie durch den Geist Gottes erstarken und von einer Klars heit zur andern kommen. Wenn dies heilige Liebespflicht derer ist, die stark sind im Glauben, so sollen andrerseits die Schwachen jene nicht lieblos richten und unchristlich verdammen, wenn sie dieselben etwa von

threr christlichen Freiheit Gebrauch machen sehen Rdm. 14, 3-6. Zur Beschränkung seiner Freiheit in Liebe wird sich der Starke aber um so eher verstehen, als er das Wort des Apostels bedenkt (17-19.), daß Essen und Trinken, oder Nichteffen und Nichttrinken den Christen nicht ausmachen, sondern die Liebe. Die Natur der åchten chrëftlichen Liebe zeigt sich also ganz vornåmilich als Kraft zur Selbstverleugnnng, und ohne Selbstverleugnung ist sie nicht denkbar, denn auch der Sohn Gottes hat in Liebe nicht das Seine gesucht, sondern sich selber verleugnet, um uns felig zu machen.

Außer allen diesen Eigenschaften des wiedergebornen Christen, die in Glaube und Liebe zusammengefaßt sind, redet die heilige Schrift auch noch von der dem Gläubigen eigenthümlichen Herrlichkeit und seiner Herrlichmachung, die ebenfalls eine Wirkung des Erlösers durch den heis ligen Geist ist, Rom. 8, 28-30. Diese Herrlichkeit des-Christen bes steht darin, daß er der durch Jesum Christum gestifteten Erlösung vers mittelst seiner Glaubensgemeinschaft mit dem Heilande theilhaftig gewor: den, daß die Sünde in ihm vertilgt wird, und er dem Ebenbilde des Sohnes Gottes, des Erstgebornen unter vielen Brüdern, immer ähnlis cher wird. Zu dieser innern Herrlichmachung des Christen dienen, in der königlichen Regierung Jesu Christi, ganz vornámlich die ihn betrefs fenden Leiden, durch welche das Herz von der Sünde gereinigt und in der Uebung Gott wohlgefälliger Tugenden gestärkt werden soll. Ueberall feht die h. Schrift Glauben und Seligkeit, Leiden und Verherrlichung in solche innige und unauflösliche Verbindung, daß sie aufs Bestimm teste erklärt, nur durch Glauben könne man selig werden und Leiden sei der Weg zur Herrlichkeit. Auch hier ist das an mannigfachen und schwes ren Leiden so reiche Leben des Erlösers das Vorbild dessen, was den Seinen bevorsteht, was sie in der Welt zu erwarten haben, und welchen Ausgang diese ihre Leiden unter der gnädigen Regierung ihres zum Hims mel erhöheten Heilands haben sollen. Wie im Leben des Erlösers Leis den und Herrlichkeit verbunden sind, Bei seinen Gläubigen findet dieselbe Ordnung statt, obwohl es sich mit ihren Leiden viel anders als mit denen des Erlöfers verhält; denn wäh: rend sie bei ihm nicht in eigner Sünde ihren Ursprung hatten, sondern in dem göttlichen Gnadenrathschluß begründet waren, und durch die fündliche Beschaffenheit der ungöttlich gesinnten Welt, die das Sonnens licht der Wahrheit nicht ertragen mogte, veranlaßt wurden: so entsprins gen unsere Leiden größtentheils als Folgen aus der Quelle unfrer Sünde, und selbst die, welche den Christen um des Namens Christi und um der Gerechtigkeit willen treffen, find durch unsere Sündhaftigkeit bedingt

sagen seine Worte Luk. 24, 26.

und zur Vertilgung derselben bestimmt, und eben dadurch dienen se ́in der königlichen Regierung Christi als gnadenvolle und fegensreiche Mittel zu des Christen Verherrlichung. Im 8. Capitel des Briefs an die Römer ist besonders ausführlich von der Stelle die Rede, welche die Leis den der Gläubigen in der Regierung der Kirche unter der Leitung ihres Hauptes einnehmen, indem der Apostel von B. 17 an zeigt, wie gerade fie, weit entfernt dem Christen zu schaden, ihm vielmehr für seine innere Vollendung in diesem und jenem Leben, so unaussprechlich förderlich. find. Wer sich daran, im Glauben an Christi Zusage, hålt, wird die Leiden anders beurtheilen, anders ertragen und anders überwinden, als derjenige, der ohne solche Einsicht in Gottes Rathschluß und ohne Achts famkeit auf Christi Vorbild auch in diesem Punkte, die Leiden unwillig übernimmt, sie mit Ungeduld trågt, und nur durch stumpfe und dumpfe Gefühllosigkeit ohne Hoffnung ihren Stachel einigermaßen schwächt. Da der Leiden so viel sind, so ist die ganze h. Schrift voll von Beispielen der heilsamen Folgen gläubig getragener und besiegter Leiden; und so überaus reich an' Verheißungen, Ermahnungen und Tröstungen für Leis dende, daß sich auch von dieser Seite das Evangelium als eine wahrhaft göttliche Arznei für unsern gegenwärtigen Zustand bewährt, und als eine Freudenbotschaft für alle zerschlagene und verwundete Herzen. Ueber den Zusammenhang zwischen Leiden und Herrlichkeit, wenn jenes im rechten Glauben auf eine Gott wohlgefällige Weise, mit kindlicher Ergebung und ausharrender Geduld, als eine gute, wenn auch schmerzliche Gabe Gottes angenommen und getragen wird, heißt es Róm. 8, 17. 18. daß mit Christo zu leiden, d. H. sowol unschuldig wie geduldig, erforderlich sei, wenn wir einst Genossen der Herrlichkeit sein wollen, die er bei dem Vater hat; und wenn man die Kürze aller Erdenleiden mit der Größe jener unaussprechlichen Verklärung vergleicht, für die sie als Mittel dienen, so muß dies zur willigsten Uebernahme derselben geneigt machen. Ja die zeitlichen Leiden gewähren schon hier so viele, mang nigfache und große Segnungen, daß Christen sie als Wohlthaten ans sehen lernen Röm. 5, 3-5. und wenn auch, während des Leidens druckes selbst, der Gläubige ihre Schwere fühlt, so blickt er doch hofs fend auf die zu erwartenden Früchte hin Hebr. 12, 11. Nach 2 Kor. 4, 16-18. ist das Verwesen oder zu Grunde gehen des äußerlichen Men-. fchen, daß unser Körper dem Drucke und den Anstrengungen in man nigfachen Leiden erliegt, dazu förderlich, daß der innerliche Mensch täglich mehr erneuert, verjüngt, gekräftigt wird, indem er sich an Gots tes Wort und Verheißung hält, welche der Seele Kraft verleihen, jenem Drucke von außen, eine noch größere Stärke von innen entgegenzusehen;

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