صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

groß ist die Menge der Sünden und Verbrechen, die auf Erden began. gen werden! und vieles Schändliche bleibt sogar noch vor Menschen verborgen; Diebstahl, Raub, Mord, Lüge, Ungerechtigkeit, Betrug, Ehes bruch sind sie nicht Zeugniß eines weit verbreiteten Verderbens, dessen Quelle nirgends anders, als im menschlichen Herzen zu suchen ist? wie viele Gefeße und Anstalten sind vorhanden, das Böse zu hindern oder feine Ausbrüche zu strafen, und dennoch wird es nicht ausgerottet! in allen Erziehungsanstalten wird auf die Veredlung des Menschen hingearbeitet, seine sittliche Bildung ist der Zweck so vieler Vereine, Plåne und Unternehmungen, und doch finden sich in allen Jahrhunderten und bei allen Geschlechtern dieselben Erscheinungen der sündlichen Verderbts heit, wie darf man da noch an der Wahrheit jenes göttlichen Zeugnisses zweifeln, daß das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens nur böse ist immerdar, 1 Mose 6, 5? Selbst das Christenthum, diese götts liche Anstalt, mit den kräftigsten Beweggründen zum Guten, mit den erhabensten Verheißungen, erreicht nicht an allen seinen Bekennern den Zweck der Heiligung, zu der es hinführen will; wie groß muß das Verderben im Innern des Menschen sein, welches dem allen Widerstand leistet? Und was die allgemeine Erfahrung so laut und öffentlich in hims melschreienden Verbrechen beweist, das sieht jeder, der sich selbst kennen gelernt hat, an sich selber als eine traurige und niederschlagende Wahrs heit bestätigt, daß ein tiefliegendes, mächtiges Verderben in seinem geis stigen Wesen sich vorfindet. Die Schmerzen der Reue, der Unwille über uns selbst, der gerechte Tadel unsrer Mitmenschen, die Verlegenheiten, in die unsere Thorheit uns stürzt, lauter Zeugnisse sind es, daß wir nicht ohne Sünde sind; und wer es ernstlich mit seiner Besserung meint, wer die Hindernisse kennen lernt, die sich ihm dabei entgegenstellen, wer die Trägheit zum Guten, die Geneigtheit zum Verbotnen, die Kämpfe der Selbstüberwindung und Selbstverleugnung, wer, je weiter er im Guten fortschreitet, im Lichte des göttlichen Wortes, die ihm stets noch ans klebende Sünde (Hebr. 12, 1.) gewahr wird: der wird es nicht leugnen, sondern mit tiefem Schmerze erkennen, wie er in sich wenigstens ein folches Grundverderben finde, und an sich diese Lehre der Offenbarung bestätigt sehe. Die Geständnisse der Edelsten uud Besten unseres Ges schlechtes, davon die heil. Schrift so viele uns aufbewahrt hat, bezeus gen einmüthig das Vorhandensein eines solchen Grundverderbens in uns serem Geiste, und je besser, je wahrheitsliebender jemand ist, desto eher wird er in solche Bekenntnisse miteinstimmen; David betet: Schaff in mir, Gott, ein reines Herz; und: Wer kann merken, wie oft er fehlet, verzeihe mir die verborgenen Fehler! Derselbe bekennt Psalm 51, 7: Sies

he, ich bin aus fündlichem Samen gezeuget, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen; Paulus sagt Phil. 3, 12: Nicht, daß ich's schon ergriffen habe, oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin; meine Brüder, ich schäße mich selbst noch nicht, daß ich's ergriffen habe; derselbe heilige Apostel klagt 2 Cor. 12, 7. über den Pfahl im Fleisch, über des Satans Engel, der ihn mit Fåusten schlage, und deutet damit hin auf die stets fortwährenden, von ihm so schmerzlich gefühlten Reizungen zur Sünde, die sich auch in ihm noch fanden, der doch 2 Tim. 4, 7. erklärt: Ich habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; der heilige Johans nes, der Lieblings-Jünger Jesu, spricht im Gefühl der Sünde, die wir auf Erden nie ganz los werden, 1 Brief 1, 8: So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Versichern nun die, welche vorzugsweise nach Reinheit ihres Wesens streben, welche alle im Evangelio von Christo ihnen dargebotenen Hülfsmittel sorgfältig benußen, gewissenhaft über sich wachen, und unpartheiisch sich selber richten, daß sie die angestrebte Reinheit noch nicht besitzen, vielmehr Regungen der nicht völlig vertilgten Sünde in sich wahrnehmen: so ist es aus allen diesen Gründen hinreichend erwiesen, was die Offenbarung lehrt, daß ein eben so tiefes wie allgemeis nes Verderben in der geistigen Natur des Menschen herrsche, und daß das Gift der Sünde ihn nach Leib und Seele durchdrungen habe.

Wollte man aber auch die Kraft der eben angeführten Beweisgründe für das Dasein eines solchen Grundverderbens übersehen, so ist das Zeugniß Jesu, er sei gekommen zu suchen und selig zu machen alles Verlorne, gekommen, die Sünder zu retten; gesandt vom Vater, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben; er sei der Arzt für die Kranken, hinreichend, uns auf die Erlösungs- Bedürftigkeit des Menschen hinzuweisen, d. h. auf eine vorhandene Sündhaftigkeit; und wenn die in Christo, gegründete Heilsan, stalt, nach dem Zeugniß der heil. Schrift, eine ganz allgemeine, auf alle Menschen berechnete ist, so ergibt sich daraus abermals die Allgemeinheit der Sünde; und wenn der Sohn Gottes vom Himmel kommen mußte, weil der Mensch sich selber nicht helfen, noch aus der Tiefe seis nes Elends sich herausreißen konnte, wenn zur Erreichung dieses Zwecks ein solches Mittel das Einzige war, so kann man daraus die gewaltige Macht der Sünde erkennen.

Dies angeborne Verderben unseres Herzens ist nun die Quelle, aus der alle übrigen Sünden herfließen, die Wurzel, aus der die einzelnen

Sünden im Leben sich entwickeln; zwar macht jenes Verderben an und für sich schon, ohne daß es noch in sündlichen Regungen oder Thaten sich geäußert habe, den Menschen verdammlich vor dem heiligen Gott, der ein Wesen, an welchem solche Flecken der Sünde sich finden, unmöglich mit Wohlgefallen betrachten kann, aber bloß wegen dieses ererb. ten Verderbens foll, in Folge der durch Christum geschehenen Erlösung und von ihm für alle ausgewirkten Begnadigung, niemand verloren ge hen, sondern es soll Christi Verdienst einem jeden zu Gute kommen zur Tilgung jener ursprünglichen Sünde und der andern, aus ihr folgenden; wer aber das in Christo erschienene und im Evangelio ihm angebote: ne Heil ungläubig verschmäht, die Hülfe dieses einzigen Arztes nicht will, und verblendet von seiner eignen vermeinten Sittlichkeit, Reinheit und Vollkommenheit vor Gott, bestehen zu können meint: der wird in Folge dieses seines Unglaubens wirklich verloren gehen, die Schuld aber weder in Gott suchen, noch auf den Sündenfall der ersten Eltern hin: weisen dürfen, sondern er wird seine eigne Schuld büßen, wenn ihm der Tod der Sünden Sold wird, da er die Gabe Gottes in Christo, das ewige Leben, nicht wollte.

VI. Spuren des göttlichen Reiches bis auf die Zeit Abrahams, Kain, Noah.

Nachdem Kain geboren war, gebar Eva auch den Abel; Abel ward ein Schäfer, Kain aber ward ein Ackersmann. Es begab sich aber nach etlichen Tagen, daß Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes; und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Heerde, und von ihren Fetten; und der Herr sahe gnädiglich an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sahe er nicht gnådiglich an, 1 Mos. 4, 1-5. Hier wird zuerst der Opfer gedacht, als einer besondern Art der Gottesverehrung; es mogten Danköpfer fein für die mancherlei Wohlthaten Gottes; daß Gott, ihm Opfer zu bringen, befohlen habe, wird zwar nicht gesagt, da es aber im Briefe an die Hebräer 11, 4. heißt: Durch den Glauben hat Abel ein größer (besseres) Opfer gethan, denn Kain, durch welchen er Zeugniß überkommen hat, daß er gerecht fei, da Gott zeugete von seiner Gabe, und durch denselbigen redet er noch, wiewohl er gestorben ist; da der Glaube stets eine Offenbarung, ein Wort Gottes vorausseßt, an welches er sich hält: so mag es wohl sein, daß Gott auch hierüber seinen Willen geoffenbart hat, und daß diese ersten Opfer schon im Hinblick auf die Verheißung gebracht wurden, der zufolge man auf den Schlangentreter hoffte. Obwohl aber beide Brüder, indem sie opferten, dasselbe thaten, so war doch die Gesins

[ocr errors]

nung, auf welche der Herzenskündiger allein sieht, und die allein den Werth oder Unwerth der That in seinen Augen bestimmt, bei beiden Brüdern keineswegs dieselbe; dem Kain fehlte jener kindliche, Gott ganz sich hingebende, vertrauensvolle Sinn, der Glaube, durch den Abel vor Gott gerecht (des göttlichen Beifalls theilhaftig) wurde, und daher sahe Gott den Abel und sein Opfer gnådiglich an; weil ihm der Mann wegen seiner Gesinnung lieb war, so war es auch sein Werk, die Frucht eines gläubigen Herzens, und daher wahrhaft gut; den Kain aber und sein Opfer fahe er nicht gnådiglich an, konnte ihm Kain selber nicht gefallen wegen eines ungläubigen Herzens, so konnte auch Kains Opfer den Beifall Gottes nicht erlangen. So zeigt sich schon hier, daß es der Glaube und nur er allein ist, wonach Gott sieht, worauf Gottes Beifall ruht, wodurch der Mensch vor Gott gerecht wird; der Glaube, diese im Vertrauen Gott ganz und gar sich hingebende und seinem Willen sich unterwerfende Gesinnung; der Glaube, welcher eine gewisse Zuversicht ist des, das man hoffet, und daß man nicht zweifelt an dem, was man nicht siehet, Hebr. 11, 1.; diefer Glaube richtete sich in dies ser ersten Periode der göttlichen Führungen auf den Verheißnen, der als ein Zukünftiger angekündigt war, und richtet sich jetzt auf den im Fleisch geoffenbarten Gott, dessen Gnade uns selig macht.

Daß sich von den ersten Eltern die Sünde auf ihre Kinder forts geerbt habe, macht Kains Geschichte recht anschaulich; statt vor Gott sich zu demüthigen, um so seiner Gnade theilhaftig zu werden, er: grimmte er in seinem Herzen, und sein Aeußeres war ein Spiegel deffelben, denn seine Gebehrde verstellte sich (V. 5.); da sprach der Herr warnend zu Kain: Warum ergrimmest du, und warum verstellet sich deine Gebehrde? Ist's nicht also, wenn du fromm bist, so bist du ans genehm, bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür — so ist sie dir sehr nahe, wie ein reißendes Thier, und bereit, schleus nig in ihrer verderblichen Gewalt durch eine böse That aus dem bösen Herzen hervorzubrechen aber laß du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie (2. 6. 7.). Aber Kain verachtete des Herrn Warnung, Neid erfüllte sein Herz gegen seinen bessern Bruder, er res dete mit ihm Worte, gelinder denn Vel, die doch bloße Schwerter was ren, Psalm 55, 22.; und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhub sich Kain wider seinen Brudèr Abel, und schlug ihn todt (V. 8.); und warum erwürgete er ihn? darum, daß seine Werke böse waren, und seines Bruders gerecht, 1 Joh. 3, 12. Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht, soll ich meines Bruders Hüter sein? Er aber sprach: Was hast du gethan? die

Stimme deines Bruders Bluts schreiet zu mir von der Erden. Und nun, verflucht seist du auf Erden, die ihr Maul hat aufgethan, und deines Bruders Blut von deinen Hånden empfangen. Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir fort sein Vermögen nicht geben, unståt und flüchtig sollst du sein auf Erden. Kain aber sprach zu dem Herrn: Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge, 2. 9-13. Lüge, die das Unrecht verbergen will, Troß gegen seinen Gott, das prägt sich in Kains Worten aus, dann Verzagtheit, nachdem er den Fluch vernommen hat, und Unglaube an Gottes Gnade; so sieht man schon hier die Wahrheit jenes prophetischen Ausspruches Jeremia 17, 9: Es ist das Herz ein troßig und verzagt Ding, wer kann es ergründen?

In Folge jenes göttlichen Fluchwortes: Unståt und flüchtig sollst du sein auf Erden, welches an den Sündern noch immerdar in Erfüllung geht, die weder Ruhe in sich, noch Frieden mit Gott haben, und deren geångstetes Herz wie Meereswellen umhergetrieben wird, verließ Kain die elterlichen Wohnsiße und wohnete im Lande Nod, jenseit Eden, gegen Morgen. Diese Absonderung war eine Begebenheit von den wichtigsten Folgen, es entwickelte sich hier in seinen Nachkommen eine besondere Familie, die Cap. 6, 2. unter dem Namen: Kinder der Men schen, im Gegensaß gegen die Kinder Gottes, erwähnt wird, zur Bes zeichnung der Gesinnung, die in den beiden gesonderten Zweigen der Familie Adams vorherrschte. Kains Nachkommen, die Menschenkinder, mogten von ihrem Vater die Ueberlieferung der wahren Geschichte des Menschengeschlechts nur höchst entstellt und verfälscht empfangen haben, so daß sie von dem ursprünglichen Verhältnisse zu Gott im Paradiese und von der göttlichen Gnadenverheißung nur wenig hörten, indem Kain sich selbst ihnen als Stammvater der Menschen bezeichnet. Wie sehr Unglaube und Gottlosigkeit in dieser Familie sich fortpflanzten und mehrten, zeigt sich theils aus den Worten Cap. 6, 3.: Die Menschen find Fleisch, theils aus jenem Liede Lamechs (der zuerst zwei Weiber nahm), welches eine leichtsinnige und gotteslåsterliche Gesinnung so unverkennbar ausspricht: Ihr Weiber Lamech, höret meine Rede, und merket, was ich sage! Ich habe einen Mann erschlagen, mir zur Wunde, und einen Jüngling, mir zur Beule; Kain soll siebenmal ges rochen werden (der nur eine einfache Mordthat begangen hat), aber Lamech sieben und siebzig mal, d. h. mich, der ich viele Menschen ges tödtet habe, mich müßte Gott sieben und siebzigfach rächen, so mich jemand tödtete. In Verspottung des göttlichen Wortes und im Prah len mit der eignen Sünde offenbarte sich die große Verderbtheit dieser

« السابقةمتابعة »