§. 99. Inhalt der innern Sprachform auf der Stufe der Onomatopöie . 311 6) Charakterisirende Stufe. 313 §. 100. 313 §. 101. Dritte Stufe der innern Sprachform 314 d) Mittheilung, Verständnifs, Sprechenlernen der Kinder. §. 102. 315 §. 103. 2. Leistung der Sprache für das Denken. a) Wesen der Vorstellung im Allgemeinen. 318 . 319 320 320 b) Nähere Darlegung des Wesens der Vorstellung und ihrer Ent §. 111. Fernere Betrachtungen über die Leistungen der Sprache für das Denken 332 §. 112. Leistung der Vorstellung 333 §. 113. Unterschied zwischen Satz und Urtheil, Vorstellung und Begriff 337 2. Hauptpunkte der Grammatik. §. 120. Von der Articulation im Allgemeinen C. Verschiedenheit der Sprachen 1. Grund der Sprachverschiedenheit. §. 132. Verschiedenheit in der Lautseite der Sprachen. §. 133. Verschiedenheit in der innern Sprachform 5. Sprachwissenschaft als Moment der Völkerpsychologie 387 Erster Theil. Die logische Grammatik. A. Becker. 1. Beckers mangelhaftes Princip. Becker legt überall das gröfste Gewicht auf den Satz: die Sprache ist nach ihrem Ursprunge wie in ihrer innern Einrichtung und in allen ihren Verhältnissen organisch; er macht ihn zum Ausgangs-, Ziel- und Mittelpunkt seines Sprachsystems und glaubt dadurch die neue Sprachwissenschaft geschaffen zu haben. Prüfen wir also, was mit jenem Satze gesagt wird. Zunächst haben wir zu sehen, was Organismus überhaupt bei Becker bedeutet; und dann, wie sich die Sprache organisch zeigt. a) Organismus im Allgemeinen. §. 1. Grundbestimmung. Becker eröffnet sein Werk „Organism der Sprache" mit einer ausführlichen Darlegung der genannten beiden Punkte. Es heifst rücksichtlich des ersteren sogleich am Anfange (§. 1): „Es ist ein allgemeines Gesetz der lebenden Natur, dafs in ihr jede Thätigkeit in einem Stoffe, jedes Geistige in einem Leiblichen in die Erscheinung tritt, und in der leiblichen Erscheinung seine Begrenzung und Gestaltung findet." Hierauf beruht nach Becker, wie in §. 4. bestimmter ausgesprochen wird, das Wesen des Organismus: Das allgemeine Leben der Natur wird zu einem organischen Leben, indem es in seinen Besonderheiten in die Erscheinung tritt: jedes organische Ding ist als eine leiblich gewordene Besonderheit des allgemeinen Lebens, gleichsam als ein leiblich gewordener Gedanke der Natur anzusehen." In beiden Sätzen ist offenbar dasselbe gesagt, mit dem Unterschiede, dafs was im ersten Satze als Gesetz innerhalb der Natur gilt, im anderen von der ganzen Natur als einer Einheit ausgesprochen wird. Becker denkt sich die Natur, das All vielmehr, als ein lebendes Wesen. Wir haben es also hier mit der Anschauung von einem All-Leben zu thun, welches auch den Geist, das geistige Leben in sich schliefst. Es will uns aber scheinen, als wenn Becker seine Ansicht nicht recht scharf ausgedrückt habe. Wir nehmen Anstofs an den Worten: das allgemeine Leben wird zu einem organischen Leben." Ist denn das allgemeine Leben nicht schon an sich organisch? mufs es das erst werden? ist etwa ein nicht oder noch nicht organisches Leben, ein Geistiges, eine Thätigkeit ausserhalb eines Leiblichen, eines Stoffes, bevor sie in diese eingegangen sind, wirklich annehmbar? Beckers Ansicht ist das schwerlich; und wir fürchten kaum zu irren, wenn wir ihn folgendermaßsen verstehen. Wie aus dem Parallelismus der beiden angeführten Sätze und auch aus den Worten des letztern: „jedes organische Ding ist als eine leiblich gewordene Besonderheit des allgemeinen Lebens, gleichsam als ein leiblich gewordener Gedanke der Natur anzusehen" - wie hieraus, sage ich, hervorgeht, ist nach Becker unter dem allgemeinen Leben der Natur der bloss für unsere erkennende Auffassung geltende Gedanke der Natur, als vor ihrer Verwirklichung seiend, zu verstehen; oder die Natur, wie wir sie uns als vor ihrer Schöpfung sich selbst denkend vorstellen. Denn wenn Becker das allgemeine Leben der Natur organisch nennt, so meint er damit sicherlich, dasselbe sei eben nur und an sich organisch, also nur in seiner Besonderung und diese nur in der Verleiblichung. Um aber die Natur zu begreifen, haben wir eben den Vorgang der Verleiblichung zu betrachten und stellen uns diesen vor als gegenwärtig zu Stande kommend, und vor ihm also das Leben der Natur nur erst als noch blofses SichDenken, als Gedanken der Natur. Das Organische dieses vor der Schöpfung der Natur angenommenen Denkens derselben besteht eben darin, dafs ein allgemeiner Gedanke Natur sich in einzelne Gedanken sondert. Diese Besonderung aber ist zugleich und an sich selbst die Verleiblichung des Gedankens, die Schöpfung der Natur. Die einzelnen Gedanken der Natur sind gar nicht möglich ohne die Verleiblichung; und das allgemeine Leben oder Denken der Natur nicht möglich ohne jene Besonderung in einzelne Gedanken: das ist das Wesen des Organismus der Natur, des Alls. Beruht also das Organische des allgemeinen Gedankens der Natur auf der Verleiblichung, und wird nun derselbe zum Behufe der Erkenntnifs vor dieser gedacht, so wird er zunächst noch in seinem unorganischen Zustande gedacht, und es lässt sich sagen, er werde erst durch die Verleiblichung das was er eigentlich ist, organisch. Den Sinn von Beckers Worten: „Das allgemeine Leben der Natur wird zu einem organischen, indem es" würden wir also glauben angemessener wiederzugeben durch: ist ein organisches, insofern es. So unscheinbar diese Aenderung sein mag, so ist sie doch nicht bedeutungslos. Der von Becker gebrauchte Ausdruck schliefst eine Unklarheit in sich, auf die wir zurückkommen werden. §. 2. Fernere Merkmale. ,, Wenn wir schon Beckers eigentlichem Grundsatze mehr Schärfe gewünscht hätten, so vermissen wir in der (§. 4) darauf folgenden näheren Darlegung der Merkmale des Organischen jede Entwickelung und Ableitung derselben von einander und vom ersten Grundsatze. Die Sätze werden an einander geschoben, theils ohne Conjunction, theils auch mit solchen, wie: wie ... so“, „daher", „aber", ohne dafs man jedoch den durch diese Bindewörter angedeuteten Zusammenhang klar sähe. ,,Es ist nur ein allgemeines Leben," so fährt Becker unmittelbar nach der angeführten Stelle fort, „das in den besonderen Organismen in die Erscheinung tritt; daher eine Uebereinstimmung aller organischen Dinge in gewissen Grundtypen der Gestaltung und Entwickelung." Unmittelbar weiter heifst es: Wie nun" hier eine Uebereinstimmung ist, so auch wieder in den besonderen Organen des einzelnen organischen Dinges, welche alle einen gemeinsamen, durch den Begriff, d. h. die Arteigenthümlichkeit, des organischen Dinges bestimmten Typus an sich tragen, wie wir später noch näher betrachten wollen. Weiter heifst es: „Das besondere Organ hat aber nur Dasein und Bedeutung in und von dem Ganzen, von dem es getragen wird; und das Ganze ist und besteht nur in der Verbindung der besonderen Organe. Darum ist in den organischen Dingen alles Besondere zugleich |