Prologus. Inn alten schrifften find ich das, Liß sie nicht stecken inn der qual, Das man solchs ube, wo man kan, Dadurch der glaube werd gemert Und aller falscher wahn zerstörht, Wie euch hierinn dann wird entdeckt 20 Ein spiegel, klar vor augen glegt, Nicht das man seh auff gute werck, Die menschen thun (ein ieder merck), Und wollen selig werden mit, Dieselben werck die wil Gott nit, 25 Nur die, do aus dem glauben sein, Als lieb des nehsten, nicht im schein, Welchs nur anzeigt allein der mund Und kommet nit aus herzen grund. Dieselbig lieb die ist geferbt, 30 Und wird der glaub dadurch verderbt. Die lieb sol sein also gestalt, Das einer seinen nechsten halt Inn aller ehr, ihn nicht betrüb; Zum andern, das er sich fast üb 35 Und lern gedult in aller noth, Wie ihm dieselb zuschicket Gott. Das zeiget euch Thobias fein, Und wie man auch sol messig sein, Auch Gottes furcht und kinder zucht, 40 Welchs alles ist des glaubens frucht, Das wir auch haben kein unmut, Ob er uns gleich fast straffen thut Und unsern willn und vorsatz bricht, Er weis allein, warümbs geschicht. 45 Damit ihr nu all sach vernempt Und all Personen recht erkent, Wird euch anzeigen dieser Knab, Was ieder hie zu schaffen hab, Darumb schweigt still und höret zu, 50 Wie sich al sach verlauffen thu. Argument. Der frum Thobias, alt und blind, 55 Der Engel Raphael zum gfert Inn menschen gstalt ihm wird beschert, 60 Der vor der Teuffel umbracht hat 65 Heim kern sie wider nach der gschicht, Der alt Thobias auch sein gesicht [Actus Primi Scena Prima.] Thobias der alte, Achior, Naboth. Ach Herr, mein Gott, ich danck dir fast, 70 Das du mich so begnadet hast Und mich errettet bis daher, Das sag ich dir gros lob und ehr. 75 Helt mich nicht wie ein gefangen man, 80 Dieweil ich hab das leben mein. Ich weis gewiß und glaubs auch vehst, 85 Sich, kompt nicht da der Vetter mein? 90 Und mir das selb verpieten liẞ. Wolan, ich kans ja lassen nicht, Achior. 95 Mich wundert sehr an diser stat, Was doch mein Vetter vor ihm hat, Begrebt die todten bey der nacht. Man hats ihm gsagt nu offt und viel, 105 Das ers abstell, sobald er kan, Thobias. Gott danck euch sehr, es thet wol not, 110 Es hat sichs glück von mir gekert, Wiewol ichs Gott hab heim gestelt, Der machs mit mir, wis ihm gefelt. Was bringt mir eure zukunfft guts? Mich dünckt, ihr seit nicht gutes muts. 115 Gebricht euch was? das saget mir. Achior. Ja, ich wils euch anzeygen schir. Ihr wist, das euch der König hat Verpoten, das ihr inn der stadt Kein todten mehr begraben solt, 120 Dasselbig ihr nicht lassen wolt. Das ists geschrey nu uberal; Erferts der König noch einmal, Das ihr itzt sein gepot nicht halt, Vorwar er lest euch tödten bald 125 Und lest euch nemen all eur hab. Drumb ist mein rath, thut euch des ab, Tobias. Ich dencks auch zwar inn meinem mut, Wiewol es leidt sehr wenig dran, 130 Ob mirs der König gleich nicht gan, 136 Das ist mir gar ein kleine buß, 140 Ich wil als leiden mit gedult, Was mir Gott zuschicht all mein tag. Achior. Wolan, es werd, so lang es mag. 145 Was abr gepeut die Obrigkeit, Soll wir zuthun stets sein bereit Sich! dort kompt auch mein Bruder her, 150 Last uns anhören sein beger! Was gilt? er meldt auch dise red. Naboth. Gott geb euch glück! was macht ihr bed? So wil ich wider gehn von staht, Achior. Bleib nur alhie! das ist die sach: Ich sag hie, lieber Bruder mein, 160 Das er wöll von seinen sachen lan, Ackermann und Voith 2 |