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fremdem Land ertönte, sondern auf die behagliche Lage, in der sich nach Str. 5 der Truchsefs von St. Gallen befand. Bei der Krone gelehrter Fürsten, deren Tod Str. 12 beklagt, hat man bisher an Friedrich von Oesterreich gedacht, der im 24sten Lebensjahre 1198 in Palästina starb, aber doch nur auf die Voraussetzung hin, dafs der Spruch von Walther sei. Denn für eine unbefangene Auffassung kann hier nur von einem geistlichen Fürsten die Rede sein. Nur als Bezeichnung einer besonderen Classe von Fürsten hat das vom Dichter gewählte Epitheton einen gesunden Sinn: hätte er nur den Begriff von krône verstärken und sagen wollen den besten der besten, so musste er offenbar eine für den fürstlichen Beruf wesentliche, nicht aber eine nur zierende Eigenschaft nennen oder ein allgemeines Wort wie tugenthaft brauchen *). Ist also der gepriesene Todte unter den geistlichen Fürsten zu suchen und schreibt die Quelle den Spruch dem Singenberger zu, so muss man natürlich an einen Abt von St. Gallen denken und wird sich demnächst aus Conradus de Fabaria leicht überzeugen, dafs Ulrich VI von Sax 1204–19 gemeint sei (Mon. Germ. II, 167; das Todesjahr 1219 wird bewiesen im Schweizerischen Geschichtsforscher V, 26). Er kam als Jüngling zur Regierung; sparso rubore juvenili gab er vor König Philipp sein Urtheil über einen Rechtsfall. Von demselben Könige ward er als Fürst des Reiches anerkannt (in principem promovetur). Er war der erste Beförderer Friedrichs II, blieb in seinem Rath und Dienste, gieng zweimal für

*) Im Angelsächsischen ist gelâred geradezu technischer Ausdruck für clericus: s. z. B. Alt- u. angelsächs. Lesebuch 188, 14. Die in Rede stehende Stelle ist ein Beleg für denselben Sprachgebrauch im Deutschen.

ihn nach Rom. Der Geschichtschreiber ist seines Lobes voll, rühmt besonders seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit und dafs er die Klosterzucht musterhaft herstellte. War er auch bei seinem Tode vier oder fünf und dreissig Jahr alt, So starb er für einen Abt auch nach der Ansicht einer Zeit, die mehr junge Kirchenfürsten erlebte als wir, sehr jung: man vergleiche des Klausners Weheruf über Innocenz III 11, 13. Auch fiel seine längste Regierungszeit immerhin in seine zwanziger Jahre, und es konnte daher den Ueberlebenden der Eindruck einer zu seinem Alter unverhältnifsmässigen Reife des Geistes und Charakters bleiben, wie ihn die Worte mit alter kunst in jugent andeuten. Zugleich verräth sich aber in diesen Worten eine ärmere Kunst als die Walthers, der sie schwerlich so gesetzt hätte, nachdem drei Zeilen vorher schon mit kunst gestanden. Auch erinnert der Ausdruck in Z. 15 an 220, 2 daz leider leit vor maneger zît an nihte nieman ist geschehen. Aus Str. 6-10 hat J. Grimm a. a. O. Einiges beigebracht, was an Singenbergs Sprachgebrauch gemahnt; man erwäge auch die ungleichmässige Anwendung des Binnenreimes in diesem Tone, die Walthers strengerer Kunst nicht entspricht, während sie bei seinem Schüler in dem Tagliede Str. 78-82 begegnet. Wir machen bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dafs sich diese fünf Sprüche nicht, wie Lachmann (wenigstens von Str. 6-8: s. zu 106, 29. 17, 11) meinte, auf König Philipp, sondern auf Heinrich, Friedrichs 11 Sohn, beziehen. Str. 8 läfst darüber keinen Zweifel. Die Ausdrücke die in hânt in ir pfliht und werd aber er sîn selbes man passen durchaus nur auf einen minderjährigen König, wie auch der ganze Gedanke des Spruches: einen zwanzigjährigen so zu entschuldigen wäre albern. Die Deu

tung von Str. 7 auf Philipps Krönung durch den Erzbischof von Tarantasia statt des allein dazu berechtigten von Köln kann nicht irren: denn sie trifft überhaupt nicht zu. Es handelte sich ja nicht darum, wer, sondern wie man der Braut binden sollte; und wenn der König der Bräutigam, das Reich die Braut ist, wie wäre es möglich, mit dem Ausdrucke der Braut binden' die Krönung des Königs zu bezeichnen? Seine Bedeutung muss vielmehr sein ‘den Zustand des Reiches ordnen, es regieren. Bei dem bekannten figürlichen Gebrauch von gebende (194, 13) hat es keinen Anstand, gebende und binden in diesem Zusammenhange so zu verstehen. Der Spruch ist also eine Warnung vor willkürlichem Regiment nach den einander widerstreitenden Einflüssen unberufener Rathgeber, eine Ermahnung im Einverständnifs mit den Fürsten als den rechtmässigen Autoritäten im Reiche zu regieren, und er kommt mit Walthers Str. 89 in der Absicht auf eins heraus. Wittwe heifst das Reich wegen der Abwesenheit des Kaisers, an dessen Stelle sein Sohn den Gemahl vorstellen mufs. Den Dichter mit den Verhältnissen an Heinrichs Hofe wohl bekannt und sie mit Interesse beobachten zu sehen kann uns um so weniger überraschen, als sein Herr, Abt Konrad von Bufsnang, als treuer und wohldenkender Rath des Königs an den Reichsgeschäften stark betheiligt war.

Wir hätten ausser diesen der Heidelberger Hs. ihre Ehre gebenden Restitutionen noch eine weitere nur aus inneren Gründen vornehmen dürfen. Das Gedicht auf S. 165 f. Genâde, frouwe, tuo also bescheidenlîche, das die Heidelberger und die Pariser Hs. unter Walthers Namen überliefern, rührt sicherlich von Niemand anderem als wieder dem Truchsessen her. Unter Walthers Lieder eingereiht, sticht es von Ton und

Charakter aller übrigen schreiend ab. Walther weifs sich und Andere sonst besser über den Mangel am letzten Erfolg in der Minne zu trösten: nach seiner Ansicht, die uns in drei Gedichten (Str. 302—15) theoretisch ausgeführt vorliegt, trägt der Minnedienst seinen Lohn in sich durch den veredelnden Einfluss, den er auf das ganze Wesen des Mannes übt, und die Gunst der Menschen, die er ihm damit verschafft; weshalb auch 150, 10 f. der Erfolg allein ohne vorausgegangenen Dienst als etwas Werthloses angesehen wird. Im Einklang damit sehen wir Walther, besonders in der hohen Minne, die Geliebte nie zudringlich bestürmen, wie es Singenberg oft thut; er macht ihr in immer neuen, geistreich zierlichen Wendungen den Hof, aber sie bleiben immer zart und discret: unter solchem Werben kann der Erfolg in Ruhe reifen oder sich endlos verzögern, wie es das Schicksal beschert. Freilich schlägt mit zunehmenden Jahren und abnehmender Hoffnung der Ton des Verdrusses immer mehr durch. Str. 354 beklagt er die im Dienst der Geliebten verlorene und versäumte Jugend; in Str. 365 ist er so weit, dafs er sich für sehnenden Muth mit gehrender Mühsal bedankt; sein Verlangen, früher mehr in graziösen oder humoristisch wehmüthigen als leidenschaftlichen Wendungen ausgesprochen (Str. 277. 284. 310. 321), geht jetzt gerader und entschiedener auf den letzten Lohn seines Dienstes (169, 3. 171, 4): aber nie geschehen doch solche Aeusserungen der Dame ins Gesicht, und welche Kluft ist noch zwischen ihnen und der Unverschämtheit, womit der Dichter des fraglichen Liedes Entschädigung bei anderen Weibern in Anspruch nimmt. Gar der Cynismus in Str. 356 ist mit Walthers Art schlechterdings unvereinbar. Singenberg dagegen, überhaupt ein viel plumperer

antwortet

Minner, erlaubt sich in Str. 122 mit einer Zote um seine Dame zu werben, spricht 244, 16 dieselbe Befürchtung aus, die in 165, 8 liegt, und belehrt uns in Str. 128-130 mit ekler Schamlosigkeit, dafs sie in Erfüllung gegangen sei. Aber auch an formellen Stützen für seine Autorschaft fehlt es nicht. Die Manier von Str. 258 f., dafs der Dichter von der Geliebten in dritter Person spricht und sie in zweiter in Str. 256 f. findet das Umgekehrte statt, was begegnet bei ihm noch zweimal, Str. 27-29. 50-52, bei Walther nirgends. Eine ähnliche Wendung wie Str. 256 braucht er 224, 5: niht wan daz eine dag, daz ich ie meinde. Er ist reich an ungewöhnlichen Verbalcompositionen mit wider (213, 14. 231, 19. 234, 18. 239, 22. 243, 2. 14): bei Walther wäre widerlerne 165, 8 nur mit widerwürkent 30, 15 zu vergleichen.

auf eins heraus kommt,

War man dazu gelangt, der Heidelberger Hs. bei den vorhin besprochenen Gedichten gegen Lachmann Recht zu geben, so legte diefs die Frage nahe, ob sie am Ende auch bei denjenigen, die sie nicht Walther, sondern Leutold von Seven zuschreibt, gegen die Pariser und andere Hss. im Rechte sei. Freilich, die Sammlung von Gedichten, die sich in der Heidelberger Hs. unter Leutolds Namen findet, ist von ähnlicher Beschaffenheit wie die unter Niuniu und dem Weibernamen Gedrut: sie enthält unter 47 Strophen nur 7, die nicht anderswo unter anderen Namen vorkämen, und von den sieben gehört keine einzige zu den drei Liedern, die sich in der Weingarter und Pariser Hs. finden. Keine Strophe kann daher für Leutolds Eigenthum gelten, nur weil die Heidelberger Hs. sie unter seinen Namen setzt; ja, wenn wir sonst nichts von ihm wüfssten, so bliebe es ungewiss, ob man in ihm überhaupt einen

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