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in vielen Lesarten von der Vaticanischen Handschrift der LXX abgewichen. Hier leistete nun die von Holmes vollbrachte Collation zu den meisten Büchern dieser Handschrift, worin leicht der beste Theil seiner Arbeit enthalten, erspriessliche Dienste. Der Herausgeber liess es aber nicht dabei bewenden, sondern unterwarf den Vaticanischen Text selbst einer durchgängigen kritischen Revision. Vor Allem liess er sich's angelegen seyn, die vielfach vernachlässigte Interpunction, soweit diese nicht mit der hergestellten Lesart in Verbindung steht, wiederherzustellen. Die Accente, dort oft schwankend, wurden auf eine feste Regel zurückgebracht, den Spiritus. dem Jota subscriptum, dem ν ἐφελκυστικῷ die gehorige Aufmerksamkeit geschenkt, die Schreibweise der Eigennamen und der nomina gentilitia, dort unglaublich fluctuirend, verbessert. Unter den Lesarten selbst ist ein grosser Theil festgestellt theils nach den mit der Feder von den Herausgebern, wie es scheint in allen Exemplaren der Ausgabe von 1587, nachge. tragenen Correctionen, theils nach den von Breitinger, Holmes und Parsons, Reineccius, L. van Ess übersehenen Corrigenda zu den notationibus Psalterii, die zum Theil auch den Text angehen. Ein anderer Theil der Lesarten ist nach den glücklichen Verbesserungen von Walton, Lamb. Bos, Grabe aufgenommen; nach der Versicherung des Herausgebers, die jeder, der irgendwie kritisch mit der LXX sich beschäftigte, bestätigen wird, erweisen diese Aenderungen sämmtlich, quanta sit in emendanda Romana lectione Alexandrini Codicis praestantia" (Prolegomena, p XXX). Endlich sind die oben erwähnten Schleusner'schen Verbesserungen bei ihrer anerkannten Trefflichkeit fast durchgängig benutzt. Die Neutestamentlichen Parallelstellen sind nach zwei Klassen (je nachdem es eine blosse Anspielung oder ein Allegat ist) mit unterschiedlichen Zeichen angemerkt. Am obern Rande ist zwischen der Griechisch bezeichneten Capitel und Vers - Fassung der Inhalt Lateinisch angegeben. Am untern Rande stellt sich, nach hergebrachter Weise, ein ausgewählter kritischer Apparat dar. Zu diesem kritischen Apparate benutzte Tischendorf nicht, nach leider zu häufiger Akrisie, eine farrago dieser und jener, kaum oder ungenügend eingesehener, Handschriften von mittlerm, zweifelhaftem oder keinem Werthe, sondern folgende drei Handschriften allein, die mit dem verhältnissmässig höchsten Alter die ausgezeichnetsten kritischen subsidia, so weit sie reichen, darbieten :

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1) die Alexandrinische Handschrift, die älteste und trefflichste neben der Vaticanischen, und zwar nicht nach der Grabe'schen Ausgabe, sondern hauptsächlich nach der

Baber'schen meistens luculenten Darstellung, doch so dass die offenbaren Fehler bei diesem theils nach Grabe, theils durch Conjectur (die überall als eine solche bemerkt ist) gebessert sind. Ueber den Umfang der kritischen Operation von dieser Seite drückt der Herausgeber weiterhin sich so aus: „Lectionum variantium notatio, quum hoc difficile habeat, quod aliis notabilia videntur quae aliis non videntur, ipsi quidem dando quam negando displicere maluimus. Notarimus enim multa, quae in antiqui librarii scriptura vel vitiosa, vel negligenti, vel singulari sunt posita. Sed sunt saepe per se quidem vitiosa ac nullius momenti, quae curiosius indagantem ad probabilia aut ad verum ducant. Nihilominus providendum erat, ne exscribendis fideliter omnibus, quae inepte aut levissime differunt, et nimis cresceret apparatus, et utentibus molestior quam utilior fieret." (Prolegomena, p. XLIV.)

2) den Codex Friderico - Augustanus, vom Herausgeber im Orient 1844 aufgefunden und 1846 (Leipzig bei K. F. Köhler) in einem Prachtdruck herausgegeben, Derselbe muss,

nach Vergleichung mit den übrigen vorhandenen ältesten Handschriften, so wie nach der Beschaffenheit der Uncial - Buchstaben, der Einfachheit und Seltenheit der Interpunction, der Anwendung von vier Columnen auf jeder Seite (wodurch diese Handschrift den Herkulanischen Papyren am nächsten kommt), so wie nach andern Umständen ins vierte Jahrhundert versetzt werden, und ist wahrscheinlich in einem Kloster Niederägyptens geschrieben. Er befasst: 1 Chron. II, 22 — 19, 17: Esr. 9, 9 bis Ende; Nehemias und Esther; Tobias bis 2, 2; Jerem. 10, 25 bis Ende; Threni bis 2, 20. Die Lesarten betreffend, so stimmt diese Handschrift am häufigsten zusammen mit Cod. Vatic ,, eine Uebereinstimmung, die," wie Lipsius in der Anzeige der Ausgabe des Codex Frid. Aug. weiter ausführt (Serapeum, 1847, S. 258 f.),,,sich gerade da am glänzendsten bewährt, wo man sie am wenigsten erwarten sollte, nämlich in der Schreibart der Hebräischen Eigennamen." Auch hier hat der Herausgeber dasselbe Gesetz der Sparsamkeit und Fülle beobachtet wie bei dem Cod. Alexandrin, überall das am meisten Charakteristische hervorgehoben. (Prolegomena,

p. XLVII-LII.)

3) den Codex Ephraemi Syri rescriptus, der bekanntlich, mit der Bezeichnung C. n. 9 Regio - Paris. als eines der Hauptzeugnisse für den ältesten urkundlichen Text des Neuen Test.'s schon von Wetstein benutzt, aber von Tischendorf erst, soweit möglich, vollständig restituirt und 1843 Leipzig bei Bernh. Tauchnitz) herausgegeben ward. Zwischen den Fragmenten des Neuen Test.'s, die in dieser Handschrift enthalten,

finden sich Fragmente der ältesten Griechischen Uebersetzung des Alten Test.'s (von einer andern, aber gleichzeitigen, Hand geschrieben) aufbewahrt, die bis auf Tischendorf so gut wie gar nicht bemerkt oder benutzt waren, und von demselben 1845 herausgegeben wurden. Diese Fragmente, die nach einer Andeutung in der Unterschrift der Proverbien und aus andern Kennzeichen ihren höchsten Werth darin beurkunden dürften, dass sie von der hexaplarischen Bearbeitung frei sind, (vgl. Lipsius im Serapeum 1849, S. 346 f.), wurden vom Herausgeber nach denselben Grundsätzen für den kritischen Apparat verwendet, wie die übrigen handschriftlichen Zeugen. Sie stellen nach seiner Wahrnehmung einen mittlern Text zwischen dem Vaticanischen und Alexandrinischen dar. (Prolegomena, p. LII-LV.)

Behindert uns aber der Raum, mehr als eben die vorstehende Beschreibung dieser ausgezeichneten kritischen Leistung zu geben, so können wir uns doch zum Schluss das Vergnügen nicht versagen, über die Leistungen Tischendorfs überhaupt in kritischer Hinsicht unser literarisches Urtheil beizufügen. Sein eigenthümliches, durch Nichts zu schmälerndes, Verdienst möchte zuerst in der paläographischen Genauigkeit bestehen, die dem handschriftlichen Apparat überhaupt gewidmet, und durch die tüchtigsten unentbehrlichen technischen Vorarbeiten unterstützt ist (das glänzendste Resultat in dieser Beziehung lieferte der mit Ephraems Namen bezeichnete Palimpsest); dann aber in der Zurückführung aller kritischen Operation auf die erweislich ältesten Handschriften, mit Vorbeigehen der mehr zum Prunk als zum Nutzen oft principlos aufgeschichteten Sammlung von Varianten; endlich in einem unleugbaren Scharfsinn und grosser Unbefangenheit in Beurtheilung und Werthgebung der Lesarten.

Der kritischen Ausstattung dieser Ausgabe der LXX entspricht die typographische ganz. Die Buchstaben sind scharf, trefflich geschnitten, der Druck ausgezeichnet, ein neuer Anwachs zu Leipzigs Ruhm in dieser Beziehung. Die berühmte Verlagshandlung hat zugleich durch eine billige Preisstellung alles Mögliche geleistet.

[R.]

3. Untersuchungen über Inhalt und Alter des alttestamentlichen Pentateuch von Dr. Th. Sörensen. fr Theil. Hist. krit. Com. zur Genesis. Kiel 1851. XX u. 343 S. 8.

Ist es nicht eigen, dass die kritische wissenschaft auch unsrer tage noch, wenn der Pentateuch wirklich ein so unbedeutend confuses machwerk, als welches sie doch längst ihu erwiesen, immer wieder der mühe es für werth achtet, diese

bedeutungslose confusion mit allem nachdruck zu erweisen? Man sollte meinen, auch ausserhalb der gränzen dieser wissenschaft gäbe es noch so viel klarheit des geistes und so viel ästhetisches gefühl, dass derartig handgreifliche confusion kaum ihnen entgehen könnte. Indess das zu meinen ist ja die macht des vorurtheils. Vorurtheilslos ist nun die kritik bekanntlich, und der verf. belehrt uns, dass an seiner kritik auch die kritik nicht immer es gewesen. Und darum ist sie wohl so ein seltsam buntes gemisch der ausschweifendsten hypothesen. Wo ist noch ein zeitalter, dem die kritik den Pentateuch nicht zugewiesen? zugewiesen nur, weil's ihr eben einmal nicht beliebte, dass die älteste tradition die gesichertste sei? Viel hat sie deshalb auch an ihm sich versucht. Aber man ist, wie der verf. uns belehrt, bisher nicht consequent genug in der durchführung der kritischen principien gewesen und hat darum kein von allen anerkanntes resultat erzielt. Nun aber nimmt die consequente hand des verf. den faden auf, der sicher ihn durch das labyrinth leitet. Zur förderung und einigung der alttestamentlichen wissenschaft hat, wie er hofft, einen dankenswerthen Beitrag er geliefert, und sieht er es nicht ungern, so statte ich im namen dieser wissenschaft den dank von herzen ihm ab. Denn seine kritischen resultate' haben durch die kühnheit der hypothesen, darauf sie gebaut, leicht jede anderen überflügelt, und indem er das alter des Pent. nach dem letzten in ihm vorkommenden datum bestimmt, so kommt er nicht etwa nur bei der nachexilischen zeit nahe an, sondern der wesentliche inhalt zunächst der Genesis erklärt sich aufs vollständigste ihm aus der zeit und person des Johannes Hyrkanus. Nun, das ist doch wenigstens etwas mit hand und fuss, eine äusserung consequenter kritik, die jedem willkommen sein muss, der bisher in den heiligen urkunden mehr als fabeln sah.

Die räsonnements des verf. sind einfach und klar. Hat man einmal die nach seiner benennung spätere tradition, dass der Pent. aus dem jahr 1500 v. Chr. stamme, aufgegeben, so muss man bis zur periode sicherer äusserer zeugnisse über sein vorhandensein zurückgehen, und dann lediglich aus dem inhalt des buches wieder argumentiren. So würde man in die makkabäische zeit kommen, wenn das in ihr erwähnte gesetzbuch unser Pentateuch und dieser nicht vielmehr mehr als gesetzbuch wäre. Um uun nicht principlos weiter zu rathen, giebt der verf. zunächst zu erwägen, wie die annehmer einer früheren abfassungszeit sehr verkehrt auf das vorexilische vorhandensein des Jehovahkultus sich berufen und die prophe

tischen schriften. Verkehrt, jenes wie auf der hand liegt, auch wenn das gesetz wirklich vor dem exil zur ausübung gekommen, was zu bezweifeln denn wie folgt daraus auch nur ein geschriebenes gesetzbuch, geschweige denn gar unser Pent.? Und dieses denn zuvörderst müsste der vorexilische ursprung der prophetischen schriften doch erwiesen sein, besonders der des Jesajah und einiger der kleinen propheten. Von Jesajah, aber sind die bisher noch für jesajahnisch gehaltenen bestandtheile demnächst auch über bord zu werfen. Wenigstens zeugt für die nachexilische abfassung ein ganz sicheres datum, die erwähnung eines zusammenhalters und einer säule in Aegypten, welche frühestens aus dem jahre 156 v. Chr. stammen kann. Dank dem verf. im namen der alttestamentlichen wissenschaft für die förderung und reinigung, die in diesem aufschlusse liegt! Hitzig hatte durch annahme einer interpolation dies beseitigen wollen, der verfasser aber entgegnet ihm, so etwas müsse nicht nur behauptet, sondern bewiesen werden Wie die kritik doch sich selbst die grube gräbt! Die kleinen propheten enthalten sämmtlich die deutlichsten beziehungen auf das jüdische exil und spätere zeitverhältnisse, wie die zerstörung Jerusalems, die transportationen nach Aegypten u. a. Indess die, kritik ist liberal. Gesetzt auch, die propheten wären älter als der Pent., so wäre ein rückschritt von ihnen aus zu strengerer äusserlicher gesetzlichkeit und grösserer exclusivität weder undenkbar, noch ohne historische analogie in Israel selbst. Also zeugnisse für das vorhandensein irgend eines jüdischen gezetzbuches zur zeit des Antiochus Epiphanes sind zuerst die Bücher der Makkabäer, für das des Pent, Philo und Josephus. Jenes gesetzbuch wird der vf. in diesen Pent. später aufgenommen darthun.

Das nun sind die bewunderungswürdigen resultate der vorurtheilslosen kritik. Nun scheint es doch aber, der Pentateuch selbst wolle ein anderes ansehn tragen. Rein willkürliche erfindungen liegen seinen sagen auch nicht zu grunde, sondern sie knüpfen an gegebene verhältnisse und historische ereignisse bald enger, bald loser an. Das äussere gerüst bilden die namen von reichen, völkerstämmen, von denen stammväter abstrahirt werden. Die erzählungen von diesen stammvätern beruhen zum theil auf etymologischer combination, theils auf den späteren verhältnissen und zuständen der betreffenden reiche, völker und stämme. In den stammvätern erscheint demnach die spätere geschichte ihrer stämme im ganzen und grossen vorgebildet. So der verfasser selbst in der einleitung, und auch die erläuterung giebt er an einem beispiel. Die erzählung von der ausführung der Israeliten aus

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