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Jesu Christi 1). Die Stimme der Kirche fand in den Felsen Wiederhall; das Zeugniss war nicht vergeblich abgelegt, obgleich auch ferner unter Blut und Thränen gesäet werden musste. Eine freie Kirche, von den Sympathien des christlichen Europas getragen, bildete sich, während die Pöbelwuth im Waadtlande von Tag zu Tag sich steigerte; während der einsame Druey sich als Bischof an die Spitze der Examenscommission stellte 2), und mit seinen Helfern und Helfershelfern den communistischen Kalender Almanach national" in allen Gemeinden ausstreute; während zuletzt auch das Diaconissen-Institut (im Mai 1846) gesprengt wurde die armen Schwestern verliessen weinend die Kranken, denen sie bisher ihre christliche Pflege gewidmet 3).

CXI.

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Wir sahen, wie die freie Bewegung in der Kirche oder wenigstens der kräftigste Impuls dazu in diesem Jahrhunderte vorzugsweise von dem Lande, wo die Kirchenfreiheit durch mehr als zwei Jahrhunderte am stärksten gefesselt war, von England ausging. Dort trat auch die grösste Thatsache ans Licht, die am klarsten es zeigte, dass es des Herrn Wille, die Gebundenen zu lösen und ein grosses Jubeljahr der Christenheit zu verkündigen. Billig beschliessen wir damit diesen Ueberblick.

Die Schottische presbyterianische Kirche (denn von dieser reden wir) stand seit dem Anfang ihrer Entwickelung auf einem eigenthümlichen Standpunkte. Das Verfassungs-Princip, das sie aussprach, war nämlich dieses: weil Christus, welchem alle Dinge vom Vater übergeben sind, nicht nur der König der Heiligen, sondern der König der Könige und Völker, so müsse die Kirche es als ihre Aufgabe anerkennen, sein Regiment im Staate auszubreiten, und die Form der Staatskirche in ihrer reinen Auffassung nicht blos als die zufällige, sondern als die nothwendige Form des wahren Kirchenregiments festgehalten werden.

Dieser schöne Idealismus, der übrigens durchaus keine Stütze im Neuen Testamente hat) und am allerwenigsten

1) Die Hauptschrift:,,Précis des faits, qui ont améné et suivi la démission de la majorité des pasteurs et ministres de l'église nationale du Canton de Vaud en 1845, par Ch. Baup. Lausanne 1846. "

2) Allgemeine Zeitung, 1846, Nr. 77.

3) Allgemeine Zeitung, 1846, Nr. 142.

4) Denn diese Herrschaft des Herrn über Könige und Völker, wovon bereits Ps. 2. 110. und an vielen Orten im Alten Testa

wenn

als eine Kirchen-Realität sich aus Matth. 11, 27. erweisen lässt, musste nothwendig von der Schottischen Kirche, sie anders ihrem ursprünglichen Princip treu bleiben wollte, mit einer doppelten starken Schutzmauer umgeben werden. Die eine liegt in der Behauptung, dass die Regierung sich durchaus nicht in die Rechte des Kirchenamts noch in die Wahlen zu demselben einzumischen habe (principle of nonintrusion). Die andere giebt sich durch die stets vertretene Ansicht kund, dass jedenfalls die Kirche in ihrem Wesen geistlich frei sey und deshalb lieber im äussersten Falle die Verbindung mit dem Staate, als diese geistliche Unabhängigkeit aufgeben müsse. Die Entwickelungsgeschichte der Schottischen Kirche seit drei Jahrhunderten von Seiten der Verfassung ruht wesentlich auf der Illusion, als ob diese ungeheuren Reservate in einer Staatskirche durchzuführen seyen, und also das Princip in seiner Totalität erhalten werden könne.

Allein schon unter der Königin Anna (durch die gewaltsame Einführung des Patronats-Acts) und noch vorher musste diese Kirche inne werden, dass das rechte Mittel die Welt zu erobern keineswegs in der Staatskirchenform zu suchen sey. Eine Reihe von Ausscheidungen (secessions) innerhalb ihres eignen Schoosses musste sie überzeugen, dass im Principe selbst eine Misweisung verborgen liege. Die Ausgeschiedenen warfen der Schottischen Staatskirche vor, dass sie, gleich Esau, ihr Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkauft, und nicht mit Mose die Schmach des Volks Gottes den Fleischtöpfen Aegyptens vorgezogen 1).

Der letzte Versuch zur Aussöhnung mit der Staatsgewalt, um das Patronatsrecht gebührend zu begränzen, geschah durch die bekannte Veto-Acte im Jahre 1834.

CXII.

Als indess die Eingriffe der Regierung in die Rechte der Gemeinden von Tage zu Tage grösser wurden, sah sich die Majorität der Schottischen Kirche auf denselben Punkt hingetrieben, den jene frühern Seceders von der Kirche einnahmen. Es stellte sich die Nothwendigkeit heraus, das formale Princip überhaupt, trotz dem Farbenschimmer desselben, auf

mente geweissagt ist, soll nach der Vorstellung des Neuen Testaments keineswegs durch irgend eine Staatsform, sondern durch den Kampf der Kirche herbeigeführt werden. Man beherzige vor Allem Matth. 13, 33. und vergleiche damit das grosse Kampf-Drama der Offenbarung von dem Weibe, das in die Wüste entflieht, so wie von den zwei Zeugen in der letzten Zeit.

1) A. Sydow die Schottische Kirchenfrage mit den darauf bezüglichen Documenten (Potsdam 1845), S. 46.

zugeben, um die reale Unabhängigkeit der Kirche zu erhalten. Wie ein mächtiger Blitz erleuchtete es das ganze Kirchenverfassungsgebiet in und ausserhalb Schottland, als im Jahre 1843 am 18. Mai gegen 500 der eifrigsten und einflussreichsten Geistlichen, um das principle of non-intrusion zu bewahren, ihre Aemter niederlegten, und Einkünfte, Haus und Hof verliessen, um im Namen des Herrn eine freie Kirche zu gründen.

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Die freie Schottische Kirche" zählte bereits im ersten Jahre ihres Bestehens über 600 Gemeinden, die ganz oder theilweise ihr gefolgt waren, gegen 2000 Gemeinde-Aelteste, über 200 wählbare Predigtamtscandidaten und fast alle Missionen in der Kirche 1). Zwei Jahre später war das Resultat des Kampfes und der Arbeit dieser Kirche folgendes. 600 neue Kirchen waren erbaut und die deshalb entstandenen Kosten grösstentheils gedeckt; ein,, jährlicher Fonds" war gebildet, um die Bedürfnisse der einzelnen Prediger besonders auf dem Lande zu bestreiten; Vorkehrungen waren getroffen um eine grosse Bildungsanstalt für werdende Geistliche zu errichten; zur Anschaffung des Locals für dieselbe hatten allein neunzehn Freunde der Kirche 21,000 Pf. beigetragen; die Missions- Unternehmungen waren erweitert, neue Stationen errichtet, ältere befestigt; die Ausgewanderten in den Englischen Colonien waren mit geistlicher Hülfe bedacht; die in Römisch-katholischen Staaten (zumal in Frankreich, Relgien, der Schweiz) zerstreut lebenden Protestanten waren kräftig unterstützt. Die freie Kirche batte die Erfahrung gemacht, dass während sie, Alles dem Herrn der Kirche allein anheimstellend, überall Arbeiter in die grosse Erndte aussandte, ihr eigner Kirchenacker daheim aufs reichste und wunderbarste gesegnet worden war 2).

Die Thatsachen reden; der Herr hat durch sie geredet. Wir haben unsere Aufgabe gelöst, die Reihe der offenbar durch die höchste Hand eingeleiteten und ausgeführten Veranstaltungen zur Verwirklichung der Religionsfreiheit in der Kirche wenigstens anzudeuten. Was noch zurücksteht, gehört unmittelbar der Gegenwart an, und wird, soweit nöthig, in dem folgenden, letzten Abschnitte gebührende Beachtung finden.

1) A. Sydow die Schottische Kirchenfrage, S. 11.

2) Siehe das Sendschreiben der freien Schottischen Kirche an ihre Glaubens- und Kampfgenossen in Holland (1845), übersetzt in der Evangelischen Kirchenzeitung 1846, Nr. 12. 13.

Zeitschr. f. luth, Theol. II. 1852.

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Der Knecht Jehova's.

Aus dem literarischen Nachlasse

des sel. Dr. Mor. Drechsler,

mit einem Nachworte von Dr. Fr. Delitzsch.

1. Vorstudien.

Auf die Auslegungsgeschichte blickend, unterscheiden wir drei Stufen der Deutung. Die erste und unterste: man nimmt eine von den mancherlei Bedeutungen und macht diese durchaus geltend, nöthigt sie den andern Stellen auf, nimmt auch wohl, um durchzukommen, irgend eine geeignet scheinende Modification an der zu Grunde gelegten Auffassung vor. So greifen den Begriff des Volkes Israel Rosenmüller, Hitzig und Köster auf und führen ihn als den ausschliesslich geltenden durch. Andere helfen dem durch eine Modification nach und finden in den theokratischen Kern des Volkes; so Maurer, Knobel. Wieder Andere beziehen das 2 auf den Prophetenstand und deuten die betreffenden Stellen, soweit sie nicht auf ein anderes Subject mit Nothwendigkeit bezogen werden müssen (z. B. 41, 8 ff. aufs Volk, 49, 1 ff. auf Jesaja), auf den Prophetenstand als Gesammtheit; so unter Andern Winer, Lex. s. v. Hie und da zeigt sich ein unsicheres Schwanken. So hatte z. B. Gesenius im Commentar die Deutung auf den Prophetenstand vorgetragen, in Lex. und Thes. dagegen hat er die Erklärung von dem bessern Theil des Volkes bevorzugt.

Bemerken muss ich da nur vorläufig, dass die Ansichten vom bessern Theil des Volkes und vom Prophetenstande sich mit einer blosen Fiktion, einem blosen Phantome helfen. Dass das Volk in Personification gedacht, zur Einheit zusammengefasst werde, ist im Allgemeinen in der h. Schrift gegründet; dagegen einen Inbegriff der Frommen als eine Einheit giebt es nicht, das ist blos fingirt. Ebenso die Gesammtheit des Prophetenstandes als eine Einheit ausserhalb des Erz- uud Ur-Propheten giebt es auch nicht. Das sind blose Gedankendinge, reine Erfindungen der Neuen.

Der nächsthöhere Standpunkt ist dieser: man erkennt eine Mehrheit von Subjekten an, welche hier unter dem Prädikate des erscheinen, man statuirt eine dialektische Bewegung, die das Prädikat durchmache und in deren Verlauf es dazu komme, eine Mannichfaltigkeit von Trägern in

sich aufzunehmen, aber diese Dialektik denkt man sich in der Weise des natürlichen Lebens, als das Thun des Menschengeistes, der in mächtigem Drange danach ringt, die in der Tiefe eines sehnsuchtsvoll erregten Gemüths ruhenden Ahndungen begrifflich zu gestalten *).

Sehr interessanter Weise wird dieser Standpunkt von drei Männern vertreten, welche dabei von ganz verschiedener Ansicht ausgehen: Umbreit, Beck, Oehler. Umbreit geht in dieser Sache wenigstens von rationalistischer oder doch rationalisirender Basis aus. Beck von hegelischer; Oehler unternimmt es als ein an dem Bekenntnisse zur Offenbarung gläubig festhaltender Gelehrter. Alle drei sind merkwürdiger Weise im Jahre 1840 aufgetreten. Umbreit: der Knecht Gottes. Beck: de cap. 53. libri Jesajani Comm. Harniae. Oehler in der Tübinger Zeitschrift für Theol.

A. Um breit.

Umbreit fasst den Inhalt unserer Capp. durchaus als messianischen auf, aber freilich in einem wesentlich anderen Sinne, als wir, als die Kirche Christi. Nicht der Messias,

sondern eine messianische Idee ist es, mit welcher er es zunächst zu thun hat. Was er messianisch nennt ist nichts anderes, als das sittlich religiöse Ideal, welches Israel vorschwebt, von dem es nicht lassen kann, das es in immer reinerer Fassung festhält, dessen dereinstige Herrschaft über alle Völker der Erde zu hoffen ihm unabweisbares Bedürfniss ist. Der Messias ist demnach nichts Anderes, als die concrete Gestaltung des Israel erfüllenden Ideals, nichts Anderes, als der Extract israelitischer Volkssubstanz, das potenzirte und concentrirte Israel. Daher haben diese Weissagungen eine gewisse Beziehung und Anwendbarkeit auf das Volk, dann auf den bessern Theil desselben, weiter auf den Prophetenstand; ja auch eine individuelle Fassung des Ideals liegt nicht

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*) Der Vf. spricht sich auf einem geschriebenen Blatte hierüber folgendermassen aus: Die Idee der Entwickelung ist eine Errungenschaft der Neuzeit, aber eine vorsichtig anzuwendende! Die neuere gläubige Theologie denkt sich die Entwickelung zu sehr als Entfaltung von innen heraus in der Weise eines Naturprocesses. Nun giebt es zwar eine Entwickelung (nicht Entfaltung) der Weissagung, es giebt einen Fortschritt derselben und selbst in gewissem Grade Stetigkeit des Fortschritts, aber hier ist nicht ein Gesetz des Fortschritts, sondern ein Plan; hier sind die Factoren, die Agentien nicht immanente, sondern ausserhalb des Processes stehend, sich frei dagegen verhaltend. Und die Stetigkeit wird oft durchbrochen, es giebt Abruptes und Unbegreifliches, das anerkannt werden muss.' ་་

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