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sias ist der Ausläufer, die Culmination, die Lösung der Leidensgestalt, welche das Volk Gottes in dieser Periode an sich nehmen sollte.

Nun aber tritt auch noch der Prophet Jesaja dazu; der stand ja am Eingange in die neue Zeit, selbst ein Vorbild desjenigen, welcher das Centrum ist des nunmehr anhebenden Zeitraumes. Nicht blos in deutender Rede begleitet der Prophet als gottverordneter Hermeneut den Eintritt der neuen Zeit, auch als Vorbild dient er zugleich er nach der Stellung, die er von c. 7 an einnimmt bis c. 36. 37 und namentlich in c. 40-66, mit all dem, was er leiden muss, keinen Glauben findend, vereinzelt stehend mitten unter Widerwärtigen, verachtet von diesen, verhöhnt, geschmäht und misshandelt, von wenigen Jüngern umgeben, lange Zeit zu stillem Dulden und entsagungsvollem Tragen verdammt, von den der Lüge Dienenden Er der Wahrhaftige um der Wahrheit willen ein freches Widersprechen erduldend so bildet er den grossen Unbekannten und doch so wohl Bekanuten in seiner eigenen Person selbst vor, dem Volke ein Muster der Dinge, die kommen sollen.

Höchst wichtig, wie Jesaja diese sie vorbildende Eigenschaft gleich am Eingange zu der so eben den beiden Grenzpunkten nach bezeichneten Periode ankündigt 8, 16 - 19 vergl. Hebr. 2, 13. Das Hereinziehen des Propheten in den Kreis der verschiedenen Subjecte, die in unsern Capp. als Träger der Knechtsgestalt, als Theilhaber an dem Prädikate des vorgestellt werden, dient dem hiermit beabsichten Zwecke auf das Wesentlichste zur Förderung. Erstlich gewährt der Antheil, welcher dem Propheten eingeräumt wird, soferne sein Werk ein bereits vergangenes ist, der Sache Anschaulichkeit und Gewissheit. Er mit seiner Erfahrung ist ein Unterpfand für die Realisirung von allem Uebrigen. Aber ausserdem wird dadurch auch noch dieses erreicht, dass der Heiland dem Volke auf das Innigste nahegerückt, als Blutsverwandter, als wahrhaft und wesentlich Ihres Gleichen dargestellt wird, vermöge der Abschattung und Vorbildung, die er in Jesaja auf eine so augenfällige Weise unter Israel sich hat gefallen lassen.

II. Ausarbeitung.

Der Begriff des findet sich in Jes. c. 40-66 als Attribut auf verschiedene, und zwar auf drei Subjecte bezogen. Diese sind: der Messias; das Volk; der Prophet Jesaia. Es ist aber diese dreifache Beziehung an den einzelnen Stellen im Allgemeinen wenigstens streng und klar ge

schieden und kann, sowie da wo die Rede von Israel ist, ebenso wenig in denjenigen Stellen, in welchen der Messias unter dem gemeint ist, wenn man nur soust unbefangen und durch keine vorgefassten Lieblingsmeinungen im Voraus bestochen ist, Ungewissheit oder auch nur Schwanken Statt finden.

Wenn irgendwo ein Schwanken der Auslegung Statt findet und Statt finden kann, so liegt es dann nur in der Beschaffenheit der einzelnen Stellen, keineswegs aber in der Natur dieses ganzen Abschnittes und der Haltung, welche der Begriff des Knechtes überhaupt nach seinen verschiedenen Beziehungen einnähme. Ein Beispiel der Art ist vielleicht 43, 10.

Also Klarheit, klare Geschiedenheit und Unterschiedenheit ist der Charakter der göttlichen Weissagung in diesen Capp. Allerdings muss neben dieser Geschiedenheit auch eine gewisse Einheit der verschiedenen unter gleichem Attribute auftretenden Subjecte anerkannt werden, denn es ist unmöglich, dass der h. Geist ohne Grund und Absicht die verschiedenen Subjecte in die Einheit desselben Attributes zusammengefasst haben sollte, oder vielmehr die ganze, offenbar absichtlich gewählte Darstellungsweise beweist klar und unwidersprechlich eine ausdrückliche Absichtlichkeit des Geistes Gottes, die genannten Subjecte, so klar sie übrigens auseinandergehalten und unterschieden werden, daneben doch auch wieder in eine Einheit zusammenzufassen.

Aber diese Dialektik des h. Geistes verkennen die Neueren völlig, wenn sie jene Einheit des übrigens doch wieder Unterschiedenen sich nach Analogie des Helldunkels eines delphischen Orakels erklären, als Resultat eines der UrMutter Nacht sich entringenden, nach Licht und Scheidung ringenden, zur Klarheit des vollen Bewusstseins aber nicht ganz hindurchdringenden Schauens. Vielmehr ist an die Stelle dessen, was auf aller Entwickelung des natürlichen Lebens als hemmendes Band lastet, hier weise Voraussicht, allweise Absicht getreten. Es ist die Dialektik nicht einer Schule, sondern des Geistes Gottes, welche den Herrrn selber mit seinem mystischen Leibe, in welchem sein Geist die Gemeinschaft des Lebens ist und mit den Einzelgebilden und Gliedern, in welchen dieser Gestalt gewinnt, in eine gewisse Einheitsbeziehung setzt oder vielmehr in derselben offenbar werden lässt.

Es wird nun unsere erste und wichtigste Aufgabe sein, ins Licht zu setzen, was der h. Geist, indem er durch den Propheten diese bestimmten Gedanken in dieser bestimmten

Form aussprechen liess, durch eine so gewählte Fassung und Darstellung in Uebereinstimmung mit dem Inhalte selbst den Menschen habe zu verstehen gegeben. Wir haben schon davon gesprochen, dass Jesaia am Ende eines Stadiums der Geschichte des Volkes Gottes steht, im Wendepunkt der Geschichte Israels, auf der Grenze zwischen zwei Welten. Das Volk Israel haben wir gesagt ist reif zum Gerichte, das Volk soll verworfen, die Form zerschlagen, die Theokratie aufgelöst werden. Der Prophet Jesaia hat die besondere Mission, diese Wendung der Dinge einzuleiten, als Hermeneut sie zu deuten.

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Die Geschichte des Volkes Israel verläuft nämlich in zwei Stadien. Im ersten Stadium ist das Volk durch Kraft des Glaubens Macht übend, stark wider die Weltmächte in Sieg und in Herrschaft. Im zweiten Stadium ist das Volk durch Kraft des Glaubens in Schwachheit stark, im Unterliegen siegend. Das erste Stadium setzt sich fort bis hinüber in die Regierungszeit des Königs Ussia. David - Salomo ist der Mittelpunkt dieses Stadiums, die Zeit nachher Fortsetzung oder wenigstens Nachwirkung. Das ganze Volk war durch Jene während dieses Stadiums im Ganzen auf dieselbe Stufe emporgehoben. Ungefähr mit Ussia tritt dann das Gericht der Verstockung, der Verwerfung Israels ein und damit beginnt eine Kette von sich drängenden, zum Theil unaussprechlich schmerzhaften Strafheimsuchungen. Diese, zunächst den Charakter des Strafgerichts für das abtrünnige Israel habend, konnten aber, ja sollten wenigstens für den Rest eine ganz andere Bedeutung gewinnen.

Wenn das Volk diese Leiden in der rechten, gottgewollten Weise hinnahm und trug, so hatte es darinnen die selige Gemeinschaft der Leiden Christi und war gewiss, ihm wie den Leiden, so auch dem Siege nach gleich zu werden. Man hat diese beiden Stadien auf die Aemter Christi zurückgebracht. Hofmann theilt die gesammte Geschichte des Volkes Israel nach diesen drei Aemtern so ein, dass er das dem hohepriesterlichen Amte entsprechende Stadium gleich die erste Stelle einnehmen lässt, indem nämlich Israel durch das Gesetz und seine priesterlichen Ordnungen ein Gotte heiliges Volk geworden sei (Weiss. u. Erf. 1, 253). Die Geschichte des Volks lässt er sodann in zwei Evolutionen verlaufen, von denen die eine das Volk uns als königlich herrschendes, die andere als unter den Leiden fremder Herrschaft prophetisch lehrendes zeige. Er irrt! *) Der Anfang gehört nicht selbst

*) Die Ansicht Hofmanns ist diese: Durch die Gesetzge

mit zur Geschichte, er ist die Indifferenz. Durch das Gesetz wird Israel überhaupt zu dem Gotte geheiligten und eben damit in gleicher Weise zu dem fort und fort hohepriesterlich von Sünden sich reinigenden, prophetisch lehrenden und königlich herrschenden Volke. Und der Irrthum zeigt sich auch zweitens an der Auffassung, welche Hofmann von dem letzten Stadium der Geschichte Israels giebt.

Hat denn das prophetische Moment so nothwendig Leiden an sich? Nein, offenbar springt an diesem Theile der Geschichte Israels der hohenpriesterliche Charakter mindestens ebenso stark in die Augen, als der prophetische. Wollte man bei der Ausmessung der Existenz des Volkes Israels nach diesen drei Aemtern bleiben, so müsste man das letzte Stadium als die Einheit des prophetischen und des hohenpriesterlichen bestimmen. Oder wer könnte verkennen, dass in den cc. 40 -- 66 die Darstellung durchaus nicht darinnen aufgeht, dass Jesaia das Volk seiner künftigen Geschichte nach als in die Gemeinschaft prophetischen Lehrens aufgenommen vorführt, sondern dass das noch dazu gehört, ja sogar das Wichtigere ist, dass er es uns zeigt als in die Gemeinschaft Seiner Leiden aufgenommen. Indess scheint es mir überhaupt besser, die Geschichte Israels

bung ist Israel ein priesterliches Volk geworden, aber es hat noch keine obrigkeitliche Gestaltung. Dieser geht es entgegen und ge winnt sie mit den Königen und wird nun durch David und Salomo, nachdem es ein Volk Gottes bis dahin gewesen, auch ein Reich Gottes. Aber die Herrlichkelt dieses Reiches Gottes ist zu Ende, so wie es zerrissen wird und von da an geht es in Schwankungen abwärts und die Bedeutung der Folgezeit ist, dass nun das Unglück selbst, welches über das Volk kommt, ihm als die Anbahnung seines schliesslichen Heils zur Erkenntniss gebracht wird. Propheten hat es immer gegeben, aber das Ergenthümliche der mus in den proph. Bb. aufbewahrten Prophetie ist eben das Gesagte. Sonach zerfällt die Geschichte Israels in zwei Hälften, eine priesterliche und prophetische, das Band beider bildet die königliche Zeit. Das Eigenthümlicbe der ersten Periode ist Einlebung in den priesterlichen Charakter, der dem Volke durch das Gesetz von aussen aufgeprägt ist und Erziehung für das königliche Wesen; diese Periode schliesst mit der Vollendung des Volkes Gottes zu einem Reiche Gottes, die königliche Herrlichkeit steht zwi schen der ersten und der zweiten Periode auf dem Gipfel. der zweiten Periode, die mit der Reichsspaltung beginnt, hat das Volk seine Reichsherrlichkeit hinter sich und hofft andrerseits, wie die Prophetic ihm weissagt, auf deren geistliche Wiederherstellung. An der Wiederherstellung eines Gemeinwesens Juda durch Cyrus und Serubabel bekam das Volk ein Unterpfand jener schliesslichen." So sprach sich Hofmann mündlich aus, als ich ihm die obige Drechslersche Darstellung und Kritik seiner Anschauung zeigte. Man wird leicht erkennen: die Hofmannsche Anschauung trägt das Wahre der Drechslerschen in sich.

In

und ihre Evolutionen nicht auf den Typus der drei Aemter zurückzuführen. Es scheint mir in dem vorbildenden Verhältniss viel besser begründet, dass der den Herrn vorbildende mystische Leib denselben doppelten status des Verlaufs zeige, wie dieser einen status exinanitionis und status exaltationis, nur am Typus in der umgekehrten Ordnung als wie am Antitypus. Der status exinanitionis Israels war ein Stand der Knechtsgestalt, die äussere Gestalt verhüllte da die innere Herrlichkeit, ja widersprach ihr scheinbar; Israel kämpfte wider die Weltmächte an mit der Schwäche des blosen armen Wortes und eben dieses Wort erwies sich siegend wider den Herrn der Welt, Teufel und Tod; Israel kämpfte und unterlag, aber siegte im Unterliegen. Diese Erniedrigung Israels war allerdings zuvörderst Strafe für eigene Sünde; aber daneben hatte sie auch noch eine andere Bedeutung und konnte und sollte sie gewinnen bei denen, die das Kreuz im Glauben als das Kreuz Christi hinnehmen würden. Israel musste den Zukünftigen auch von dieser Seite vorbilden. Der Grund dieser Vorbildung liegt aber noch tiefer. Israel leidet zugleich zu dem Ende, um aus seinem Schoosse den Heiland zu gebären, der nicht nur seine, sondern aller Welt Sünden tilgen soll. Die Leiden Israels sind also gleichsam die zu dieser Geburt nothwendigen Wehen. Leiden sind erforderlich, um jenen Stand allgemeiner Mitleidenschaft über Israel zu bringen, in welchem der Erlöser auftreten und sein vorzugsweises Maass besonderer Leiden zugewiesen erhalten soll.

Wenden wir uns nun zu dem zurück, wovon wir ausgegangen. Dadurch unterscheidet sich Jesaia von allen den andern Propheten, seinen Zeitgenossen, dass er unter diesem Gesichtspunkte Israel seine Zukunft zu zeigen berufen ist. Die Propheten vor und neben ihm stellen die Reihe kommender Gerichte dar, aber als Gerichte, wie natürlich Jesaia sonst auch; sie haben dabei alle den Trost eines seligen Ausgangs, wie Jesaia sonst auch aber Jesaia allein ist es, der dem Volke sein zukünftiges Leiden offenbart als Gemeinschaft der Leiden, welche in Christo sein sollen, als Gemeinschaft des Siegens durch Unterliegen, der Obmacht in Schwachheit und Niedrigkeit. Daher ist Er der Evangelist des alten Testaments. Und nun diesem Inhalte gemäss muss natür

lich auch die Darstellung sein.

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Christus mit seinem mystischen Leibe in der Einheit, nicht verflösst, nicht verfliessend in einander, aber in ihrer Einheit: das muss hervorgehoben werden, damit die Lebens-, Leidens- und Sieges - Gemeinschaft recht durch das Ganze

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