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beine u. s. w. So reichte bei dem feste des heiligen Martino in ihrer unterirdischen kirche unter S. Luca in Campo Vaccino ein priester einen silbernen kopf den küssen der andächtigen dar, deren menge stundenlang unausgesetzt zuströmte. In einem kleinen Oratorio di S. Antonio in Siena wurde nur den mitgliedern der brüderschaft das glück eines solchen kusses, ich glaube, auf ein stückchen knochen des heiligen zu theil. Am unschönsten erschien mir aber während der heiligen messe in S. Petro dies zeigen der reliquien. Nächst den gebeinen des heiligen Petrus besitzt die kirche bekanntlich das schweisstuch der heiligen Veronica, ein stück vom kreuze und die lanze, mit welcher Longinus die seite des heilandes stach. Diese waren es, die von der reich mit sammetteppichen und kerzen geschmückten Roggia aus über der statue der heiligen Helena gezeigt wurden. Die höhe ist so beträchtlich, dass ausser der goldenen fassung nichts sich erkennen liess. In der nähe dürfen sie ja auch nur die domherrn der kirche betrachten. Ein laut knarrendes instrument rief die andacht zur beschauung und anbetung auf, alles stürzte auf die kniee, nicht um zu beten, sondern um eben auf den knieen zu sein. Dann hatten die übrigen functionen des gottesdienstes ihren weiteren verlauf.

An diese reliquienverehrung reiht sich die der heiligen bilder. In Rom sind sie meist von S. Lucas gemalt, eins oder das andre von ihm angefangen, von engeln vollendet, wie der Christus in der kapelle Sancta Sanctorum über der bekannten, besonders durch Luthers glaubenswort bekannten treppe in S. S. Salvatore della Scala Santa. Ausgezeichnet sind besonders die darstellungen in der Epiphanienzeit, die anbetung der heiligen drei könige. In S. Andrea della Valle war die gruppe ausserordentlich schön, besonders das kind gar lieblich. Der hochaltar war als höhle dekorirt, in der Maria mit dem kinde und S. Joseph die huldigungen der heidenwelt annehmen. Viel berühmter aber als diese schöne gruppe ist das Bambino in Ara Celi, ein nach art der italiänischen kinder gewickeltes kind, von diamanten und smaragden über und über funkelnd, mit reicher goldner krone. Es ist das wunderthätigste aller römischen bilder, wird in feierlicher procession zu kranken, besonders frauen in kindesnö-then, gebracht und mit dem geläute der grossen glocke vom kapitol begleitet. Ihm galt in einer seitenkapelle links vom haupteingang schon zu weihnachten die darstellung der anbetung der hirten, dann die der könige zu Epiphanias, die übrigen figuren waren wie die puppe des kindes selbst roh und fast hässlich, aber die glorie der engel darüber und die

durch die thür der höhle sich öffnende campagna mit den heerden vornehmlich durch die künstliche beleuchtung nicht ohne wirkung. Das diamantenstrahlende Bambino bewacht unausgesetzt einer der mönche des klosters, indem er die almosen der andächtigen sammelt, die meist in zerlumpten kleidern erscheinen. Eine treffende ironie! Die fenster der kirche sind wie meist bei den festen roth verhangen, wodurch die ganze umgebung ein magisches licht erhält. Nachmittags werden vor der gruppe die kinderpredigten gehalten als erfüllung von Ps. 8, 3. Kinder zwischen drei und zehn jahren besteigen einen tisch inmitten einer versammelten menschenmenge und halten in dem rhythmisch gemessenen tone römischer predigten vorträge und gebete, manche mit ernster und characteristisch feierlichen haltung, manche mit kaum unterdrücktem lachen. Ich konnt' es in der regel nicht lange ohne ärger mit ansehen. Während einmal mit unwillkürlichem kopf

schütteln von einer skandalösen scene der art ich mich abwandte, trat ein Römer zu mir und belehrte mich über die wunder des Bambino, das auch diese kinder inspirire. Das hauptsächlichste war die auch sonst viel verbreitete geschichte, wie es aus der kapelle der principessa Doria darin um mitternacht zu Ara Celi zurückgekommen, die frati von dem zu solcher zeit ungewöhnlichen tone der grossen glocke geweckt es einlass fordernd an der thür gefunden hätten u. s. w. In Rom zweifelt niemand an der wahrheit dieses factums.

Andere predigten sind in Rom gewöhnlich und besucht nur in der fasten und epiphanienzeit. In der letzteren sind namentlich in S. Andrea della Valle die predigten in den fremden sprachen besucht. Nach unsern begriffen vom predigen waren in diesem jahre ausser einer englischen keine anhörbar, vornehmlich die deutsche über die liebe war nach gedanken, ausdruck und vortrag mehr als monströs. Dagegen waren gegen Ostern selbst in kleineren kirchen durch eloquenz und practische eindringlichkeit ausgezeichnete predigten zu hören, vornehmlich die der Passionisten. Characteristisch dabei war die weise, wie die jungen mädchen unserer parochie zu unterscheiden wussten bei den immer auf einander folgenden predigern zwischen dem chi fa pianger und chi fa ridere. Der letztere war natürlich der besuchtere. Die jesuiten gelten für die prediger der vornehmen welt. Sie predigen täglich in ihrer berühmten kirche del Gesu, zum theil so gelehrt, dass ich eines sonntags nachmittag länger als eine stunde dialektisch scharfe erklärungen über den prolog des Johannesevangeliums, insonderheit auch über das d'avτov v. 3., mit vielfachen erst griechisch und lateinisch, dann in

der übersetzung vorgetragenen Citaten hörte. Uebrigens war unter den zuhörern ein vorwiegen der gebildeteren kreise nicht zu bemerken.

Die kirchenmusik ist eine der traurigsten ruinen Roms. Opernmusik ist an ihre stelle getreten und steht oft mit der idee des gottesdienstes eben so wie mit der speciellen feier, der sie dienen soll, in schreiendster disharmonie. Diese wird durch den vortrag noch gesteigert, indem der sopran durch fistelstimmen vertreten selten zu der höhe seiner stimmlage emporreicht, und allen sängern wegen der nur äusserlichen methodik selbst ohne künstlerisches interesse die profanste gesinnung von den lippen klingt. Man wird da so unwillkürlich an die römische manier überhaupt erinnert, nach der alte reste des heidenthums mit christlichen emblemen überklebt christlicher erbauung dienen sollen, wie das Colosseum mit seiner Via music, die obelisken mit ihren kreuzen, die säulen mit den heiligenstatuen u. a. Auch diese manier ist durchaus volksthümlich geworden. Zur passionszeit sang man auf den strassen in einem liede von Metastasio eine ergreifende mahnung des leidenden erlösers an das menschenherz, Conzionetta del Metastasio rivoltata da un sacerdote alla passione del Signore, worin er die einzelnen züge seines leidens dem christen vorführt mit dem wiederkehrenden refrain:

E tu chi la le mai Si sararai di me. Von da aus begreifen sich kirchliche belustigungen, wie die des karneval, um so eher. Die haltung des italiänischen volkes dabei deutet allerdings auf den religiösen ursprung dieser feier genugsam hin, und nur die ausländer, besonders Engländer, sind dessen fähig, die confetti mit blechernen maassen vom balkon nieder zu schütten ohne ansehn der person, die sie etwa treffen oder nicht. Durch solche einflüsse aber kommt es immer mehr dahin, dass auch das volksthümliche dem längst entschwundenen religiösen nachschwindet; und dass daher das volk mit einem seiner sänger, Abessio Tarantoni, in dem komischen liede Il partimento del Carnevalo singt:

Terminato il Carnevalo

si risenton li dolori,
si Speziali a li Dottori

si ritornano a chiamar.

So hat die alte karnevalslust nicht gesprochen, und wodurch sie gestört, darauf deutet das lied hin, wenn es von den verschwendeten piastern spricht, nach englischer art, um maskirt zu sein und den sinn zu erleichtern. Die grazie des

volkes ist im grösseren und allgemeinen auch in Rom noch nicht geschwunden, ausserhalb desselben, vornehmlich zwischen Tivoli und Vibiaco erstaunt der fremde über deren weitgreifende macht über das äussere leben. Die haltung ist bei festen überall, obzwar heiter, doch weder unanständig, noch lärmend laut. Betrunkene habe ich in Rom nur französische soldaten gesehen, mit ausnahme eines, wie es scheint, für das betrunkenseyn privilegirten tages, des festes S. Maria del divino amore an dem bei uns sogenannten zweiten Pfingstfeiertage, dessen terrain die Via Appia nuova zwischen der porta S. Giovanni und Albano ist. Nur eines fällt sehr auf und ist zugleich bezeichnend für die römische form des katholicismus, dass selbst an sonn- und festtagen das volk sich nicht scheut, zerlumpt und schmutzig in den kirchen zu seyn. Bei den päpstlichen functionen in S. Petro bilden solche erscheinungen einen eigenen contrast gegen den ritterlichen pomp, wómit sie vollzogen werden.

Es wäre der ort hier auch des volksgesanges zu gedenken. Um aber nicht zu weit von dem kirchlichen mich zu verlieren, hebe ich nur zwei dinge heraus. Der gesang der litanei und das lied der Pifferari zu weihnachten. Vom Ave Maria hört man nicht selten vor den Madonnenliedern auf der strasse die litanei singen, aber, obwohl mit manchen volksthümlichen zuthaten, wie das korion Maria, Maria korion, korion Maria a chi la creo und dann nach den wiederholungen chi salvi ci vo und chi Roma salvô, in der regel wenig schön. Dagegen hat die weise wie in Viconare die ganze bewohnerschaft auf den knien vor einem gnadenbilde die himmelskönigin grüsst, und wie in S. S. Apostoli, von den mädchen vor dem altar gesungen, die litanei die Domina sonntäglich beschliesst, etwas wunderbar schönes. Die melodie einfach pastoral wie die schwingungen des gefühls, aus dem sie geboren, mit einer sanftheit und innigkeit, dass die responsorien der übrigen gemeinde, klang- und harmonielos, höchst störend dagegen sind. Dasselbe missverhältniss verdirbt auch die markdurchdringenden melodien der busslieder, die bei den processionen abends in der fastenzeit gehört werden. Die musikalische wirkung dieser lieder entspricht fast ganz dem, was Goethe in dem volksthümlichen gesange von der Samariterin am brunnen in form und gedanken eindringlich haftendes fand. Dies geheim fesselnde liegt noch in höherem grade in dem gesange der Pifferari. Um weihnachten nämlich gehen aus dem Neapolitanischen in Rom ankommende männer und knaben zu zweien oder dreien mit dudelsack und schalmey zu den kapellen und Madonnen

bildern vor den häusern, vom frühesten tage bis zur spätesten nacht, um für die festtage selbst den patronen jener bilder zum festgesang sich zu empfehlen. Sie spielen dabei eine durchaus eigenthümliche weise auf ihreu instrumenten und singen ein originell liebliches lied. Freunden des volksgesanges möchte ich wenigstens die sangesweise bieten. Uebrigens hat der in Rom lebende kapellmeister Ludw. Landsberg das ganze für das pianoforte arrangirt in musik gesetzt: Novena cantata dei Pifferari a accompagnata della loro cornamusa, che si suol sentir a Roma avanti lo festo del Santo Natale, wobei der holzschnitt auf dem titelblatt ein treues bild der scene giebt. Die melodie des gesanges theile ich darnach mit und die strophen selbst, die ein klein wenig in den massen variiren, doch mit den ritornellen und dem tiefen Adagio am schluss friedlich ernst verschweben.

Cantata dei Pifferari.

na

Tu Ver-gi-ne e fi-glia di Sant' An

che in ventre tuo por - tas ti il buon Ge sù! che in

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E' partoristi sotto capanella,
dove mangiava il buo a l'asinella.
Gli angeli chiamavan: Venite santi!
Nato è Gesù bambino alla capanna.
E san Giuseppe e Sant' Anastasia.
si trovarono al pasto di Maria.
Venite tutti quanti voi pastori,
venite a visitar Nostro Signore.
La notti di Natale i tempo Santo
al Padre, al Figliolo e Spirto Santo.

Quest' oragione, chi abbiam cantata,
a Gesù bambino è rappresentata.

Zeitschr. f. luth. Theol. II. 1852.

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