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und allein aus dem lebendigen Quell der Erkenntniss des seiner Kirche immanenten Christus werden ihre Träger die rechte Salbung, ihre Gottesdienste die rechte Anbetung, ihre Gemeinen das rechte Leben, wird dies ganze arme Leben seine Bedeutung empfangen. Allein von hieraus werden lebendige Ströme fliessen nach allen Seiten hin und wird es das Feldgeschrei und die Grundsignatur des ganzen Christenlebens werden können:

Fahr hin was heisset Stund und Zeit,

Ich bin schon in der Ewigkeit,

Weil ich in Jesu lebe.

Denn das wird nun das Andre seyn, dass wir das Wort in die Mitte stellen: Alles ist euer. Es giebt ein absolutes Haus des Herrn in der Kirche. Aber wie seine Jünger Grösseres thun sollen als Er selbst, so giebt's in dem Sinne noch ein grösseres Haus, ein herrlicheres Haus, das ist die Gemeine, das Haus des lebendigen Gottes, da die Bausteine lebendige Menschenseelen sind, das Haus seines heiligen Leibes, welchem wohl noch Schwachheit und Sünde ankleben, aber doch nur dass sie Tag für Tag abgelegt werden, dass Tag für Tag ein Glied nach dem andern sein fremdes Kleid abwerfe, um seiner Zeit das ewige Kleid der Verklärung zu empfangen. Gottes Geheimniss ist über der Kirche, aber Gottes innerstes Geheimniss ist über der Gemeine; und haben wir die Kirche in ihrer Realität gefasst, wie sollten wir's nicht mit der Ge-' meine thun? Nein, die Gemeine ist nicht die Stätte seiner Offenbarung. Aber sie ist die Stätte seiner persönlichen Heilswirkung. Sie ist die neue Menschheit, geschaffen durch das Rechtfertigungsurtheil, ausgeboren in der Gestalt des neuen noch inwendigen Menschen, von Gott selber gezeugt als der unvergängliche Saame aus unvergänglichem Saamen, als die Erstlingskreatur unter aller Kreatur. Wer kann das Geheimniss der Gemeine ergründen? Wer kann die mystische Identität ergründen, nicht etwa nur zwischen Wasser und Geist, sondern zwischen dem Herrn Jesus und seinen Gliedern? Da heisst es für die Kirche und ihr Amt: wir müssen abnehmen, er aber zunehmen. Und in der That wie die Liebe grösser ist denn der Glaube, so ist die Gemeine grösser denn die Kirche; denn es wird die Zeit kommen, da die Gemeine wird Kirche seyn, da mindestens keiner Kirche im Unterschied von der Gemeine mehr bedurft werden wird. Bis dahin erheben wir freilich die Kirche als das Grössere, wie jede Mutter grösser ist als die Tochter und der Glaube bis dahin auch der Grössere, weil der Nothwendigere ist. Aber es ergiebt sich daraus, dass die Kirche geschaffen ist für

die Gemeine, dass sie nicht in Stillmessen u. s. w. ihr gesondertes Leben sich selber leben soll, sondern dasselbe vielmehr ausströmen lassen soll durch treuen Dienst für die Gemeine. Eben deswegen muss sie freilich ihre eigne Realität bewahren und darf nicht in fleischlicher Mutterliebe ihre vom Herrn gegebene Stellung an die Tochter hingeben, denn ein non ens vermag kein esse zu schaffen. Aber ihr Leben soll Dienst seyn, und die kirchenrechtlich grössere *) soll doch nur grösser seyn wollen durch Dienen. Eben dasselbe spricht die Schrift aus, indem sie das Amt als Saxovía, und unsere Kirche indem sie es als ministerium fasst. In diesen blossen Worten liegt die ganze Lehre von der Gemeine und der ganze Inbegriff der Pflichten der Kirche gegen die Gemeine. Denn wenn sich das an die Menschheit in der Weise steten Dienens hingeben soll, was die Kirche ist, so ist die Gemeine eben Christus nicht in der Weise seiner Offenbarung, wohl aber in der Weise seiner persönlichen Heilswirkung, und so ist das die unerlassbare Pflicht der Kirche, dass sie all' ihr Eigenthum der Gemeine zu freier Aneignung vermittle und alsdann die Gemeine thatsächlich als ihre mündige Tochter behandle und betrachte. Hier wäre der Ort von der Herrlichkeit der Gemeine zu reden, wie sie die auseinandergelegte Fülle der unerfassbaren Fülle Christi sey und wie in jedem lebendigen Gliede der Gemeine sich irgend eine besondre Tugend des Auferstandenen darstelle, mit welcher Schonung daher und welcher Liebe und welcher Ehrfurcht die Träger der Kirche mit ihrem geringsten Gliede zu handeln haben, und endlich auch davon, welche Herrlichkeit in jedem noch so ärmlichen Gottesdienste sey als der wahrhaftigen Zusammenkunft des Auferstandenen und der aus ihm gezeugten neuen Menschheit. Allein der Raum verbietet

es. Wir heben es daher nur noch hervor, dass wir deswegen die Gemeine nicht als den heiligen Geist, sondern als Christus in bestimmter Relation definirt haben, weil wir die positive Gabe des Sakraments eben als Christi Gabe wissen,

*) Es ist uns von jeher unbegreiflich gewesen, wie man aus diesem und ähnlichen Worten durch mechanisch - buchstäbelnde Fassung jede unterschiedliche Stellung im Reiche Gottes hat bestreiten wollen. Auch die Männer sollen nicht herrschen und doch sollen sie regieren. Gerade so aher hier. Es ist von der Weise, von der Christus gemässen Weise jene besondre Stellung zu üben die Rede; und das ist daher doch eine sonderliche Exegese, die hierdurch die Stellung selbst beseitigt meint. In dem Reiche der Gnade eben muss alles für seine Zwecke Nothwendige göttlicher Befehl seyn; und man hüte sich doch, das Ethische mechanisch – juristisch zu fassen.

ihre Entwicklung dagegen in Busse, Glauben u. s. w. als Wirkung des heiligen Geistes; und wir schreiten dann dazu den eben angedeuteten Unterschied zwischen mündiger und, unmündiger Gemeine kurz darzulegen. gliedschaft der Gemeine an? Mensch seinen Anfang nimmt. Gebiet der neuen Menschheit.

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Wo fängt die MitOffenbar da, wo der neue

Denn die Gemeine ist das Und wo ist nun der Anfang

und die erste Gabe des neuen Menschen? Es ist die Antwort der Schrift: wie viel euer getauft sind, die haben Christum angezogen und die Antwort der Kirche : die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt darum, dass in derselben wir von neuem geboren,, und mit dem Geist der Kindheit versiegelt und begnadet werden" (Visitations - Artikel IV.)*). Darnach beginnt die Mitgliedschaft mithin in der Taufe, und es wird mir auch das Herz weit, wenn mir in jeder Taufe die Gnade entgegentritt, die das Nichtseyende ruft, dass es sey. Die Gemeinschaft der Gemeine wird doch nicht engere Gränzen sich stecken können als die Gemeinschaft des in der Kirche offenbaren Herrn, und kann es bezweifelt werden, dass diese sich vollziehe am Täufling? Es ist im Grunde nur der pietistische Standpunkt, der auf das Seine am Glauben und an der Busse selbstgefällig Gewicht legt, von dem aus bezweifelt werden kann, was der Begriff des Bades der Wiedergeburt fordert. Oder wo der Herr ist und wo der neue Mensch ist und wo das Urtheil der Rechtfertigung gesprochen ist über das ganze Leben Ida sollte nicht die Mitgliedschaft der neuen Menschheit seyn ? Es ist bekanntlich das hohe Verdienst Delitzsch'ens, diese Consequenz der orthodoxen Lehre von der Taufe gezogen zu haben, aber die Sache hat sie gezogen. Oder wäre das ein Einwurf, der von der Exkommunikation hergenommen wird? Unser Unterschied von Kirche und Gemeine, näher mündige Gemeine hebt ihn. Denn wir werden nun sagen, dass der Exkommunicirte noch Theil habe an der Kirche, nicht aber mehr an der Gemeinschaft der mündigen Gemeine. Oder wäre das ein Einwurf, der von den todten Gliedern hergenommen wird? Die Lehre von der eccls, late et stricte dicta hat ihn nicht heben können. Denn das Princip der eigentlichen Kirche bleibt nicht in der late d. eccl. des vere credere, ist nicht nachzuweisen

*) Wir möchten auch an unserm geringen Theil auf die hohe Bedeutung und formal wie material vollkommne Fassung dieser V. Artikel hinweisen und den Wunsch aussprechen, dass unsre Kirche in einer repetitio confessionis ibre gesammte Thesis und Antithesis in gleicher Schärfe und Fülle formuliren möchte.

im Gebiet der late dicta eccl., so dass sie hiernach überhaupt nicht mehr eccl. wäre. Hier aber löst sich der Einwurf. Denn weil hier die objektive Gnade das die Mitgliedschaft Bedingende ist, so kann die Rede seyn von todten, nämlich subjektiv todten, von der objektiven Gnade aber immer noch geduldeten Gliedern. So stehen wir wieder auf dem Punkt, auf welchem die Kirche die Gemeine gebiert und das Gebiet der Gemeine so weit erscheint als die Thätigkeit der Kirche reicht. Aber dies Gebiet ist das des Werdens, und der entscheidende Zielpunkt des Werdens ist nach Schrift und Bekenntniss der bussfertige Glaube. Von diesem Begriff aus entsteht der Begriff der mündigen Gemeinde. Denn erst im bussfertigen Glauben ist die Gabe der Taufe freier Besitz des Herzens und freie Entscheidung des Willens geworden.. Diesen Begriff vollzogen und angewandt zu haben ist bekanntlich das unsterbliche Verdienst der Reformatoren, und wir gehen ihm in alle seine Consequenzen nach gegen alle die alttestamentliche Kirchenempirie des Romanismus; und auf diesem Punkte nun wiederholen wir die Lehre von der unsichtbaren Versammlung der Gläubigen. Wir konnten sie nicht als das sachliche Prius des gesammten Gebiets anerkennen. Aber um so mehr betonen wir's hier, dass sie für dies Gebiet, für das Gebiet der mündigen Gemeine der Quell der Sache ist und das Licht nicht soll unter den Scheffel gestellt werden. Denn wie es gepredigt werden soll, dass die Taufe dir giebt die Gabe in Christo, so soll nicht minder vernehmlich gepredigt werden, dass sie dir nicht zur endlichen Seligkeit werden wird, wenn du sie nicht mit der ganzen Freiheit deines Willens ergreifst, und dass das eben nur Gott kund sey und darum die Gemeinschaft der Kirche nicht die endliche Seligkeit gewiss mache, sondern die Gott kündliche Gemeinschaft des Glaubens. Es will sich uns wieder eine falsche Kirchenempirie aufdrängen, schlimmer noch fast als die katholische, nämlich die Empirie des fleischlichen Geboren seyns im Gebiet der Kirche; und da thut's also wiederum Noth mit den Vätern zu zeugen, dass noch andre Dinge als der Christenname u. s. w. dazu gehören, um Presbyter oder Kirchenrath oder die Kirche dirigirender Cultminister zu seyn. Wir geben in diesem Gebiete keinen Tittel auf von der Schärfe, mit welcher die Väter das vere credere als Schwerdt des Geistes geführt, und wir haben alle Ursache nicht zu schonen, indem wir zeugen, dass nur mündige Christen das Werk der Gemeine thun dürfen. Und das weist uns denn weiter. Denn für das Christseyn ist das Zeichen schon die Taufe, wie für das Gebiet der Gemeine überhaupt Zeitschr. f. luth. Theol. I, 1852.

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den Faktor die Kirche ist; aber welch ist nun das Zeichen für das mündige Christseyn? Die Antwort ist

I. c.

das Bekenntniss, und mit dem Bekenntniss stehen wir bereits im Gebiet des kirchlichen Gemeinwesens. Wir haben ge

sagt, der Herr habe sich ein sichtlich Haus gebaut für die Fülle der unsichtbaren Welt. Aber faktisch sehen wir dies Haus nicht in seiner Isolirtheit, sondern aus der Kraft des gelegten Grundes und der gesetzten Strebepfeiler hat sich durch freie That der Gemeine ein vollständig sichtlich Haus erbaut, in welchem also die Kräfte der Kirche und die Kräfte der Gemeine sich frei einen. Alle Gabe der Kirche, sie will hindurch gehen durch den freien Aneignungsprocess der Gemeine, um wieder dem Einzelnen gegenüber etwas Gegenständliches, ihn Bedingendes wie Haltendes zu werden. Wir meinen hier nicht, dass nun Gnadenmittel und Amt, was die göttliche Stiftung betreffe, zur blossen Potenz heruntergesetzt werde. Wir scheiden vielmehr, da wir ein stetes Neubauen des primären Hauses durch den gegenwärtigen Herren wissen, mit den Vätern aufs Schärfste göttliche Stiftung und kirchliche Ordnung. Wir wissen, dass es der Grundfehler des Romanismus ist seine geschichtliche Objektivität mit der Macht und Ehre göttlicher Stiftung auszustatten, so dass er im Vorwegnehmen der jenseitigen Stadt Gottes das bare Fleisch mit äusserlicher Heiligung heiligt und eben darum die Kirchenordnung zur Stätte der Heilserwerbung macht. Wir lassen uns dadurch weisen und mengen nicht göttliche Geschichte und kirchliche Geschichte, göttliches Werk und kirchliches Werk. Wir stellen vielmehr das gesammte Gebiet der Kirchenordnung unter die normative Auktorität des Wortes Gottes, und wie wir einerseits die ganze Pflicht des Neuen nur aus dem Alten zu werden auch für das Neue der Kirchenordnung geltend machen, fordern wir anderseits für dasselbe Gebiet stete Reinigung und Erneuerung am Worte Gottes. Wir stehen hier schlechthin im Gebiet des Sekundären und wir wissen, dass sich auch die Schwachheit, wo nicht die Sünde, in dieser Objektivirung der Gemeine mit objektivirt. Anderseits betonen wir hier nun auch jenen am andern Orte bestrittenen Satz vom Prius des vere credere. Denn die Kirchenordnung ist eben die Verleiblichung des Glaubenslebens, und was daher nicht mehr Gefäss seyn kann des Glaubenslebens oder noch keinen lebendigen sein Objekt fordernden Trieb des Glaubenslebens zur Voraussetzung hat, das mag Ordnung seyn, Kirchenordnung aber

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