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III. Anfragen, Bescheide, Vermischtes.

Missionsgaben.

Bei uns in Bayern wurde im Jahre 1850 bei dem Missionsfeste in Nürnberg mündlich und hernach in Zeitschriften (den kirchlichen Zeitfragen besonders, und im Sonntagsblatte von Nördlingen) mehrfach die Frage behandelt, ob von Lutheranern auch Gaben für anderweitige Missionen und Missionsanstalten z. B. Basel, ohne sich an ihrer Kirche zu versündigen, gegeben werden können, oder nicht. Die Controverse zog sich, wenn auch mit weniger Ausführlichkeit, auch in das Jahr 1851 hinein. Mir scheint extra et intra viel Wahres behauptet, aber nicht immer genug unterschieden worden zu sein. Beides, sowohl unterschiedslos alle Gaben an nicht lutherische Missionen gutheissen, als auch sie alle unterschiedslos verwerfen zu wollen, ist gefehlt. Gewiss ists, dass in der bisherigen Weise zu geben von Vielen vielfach die Treue und Dankbarkeit gegen die Kirche verletzt wurde; gewiss ist es ungerecht gegen die eigene Kirche und partheiisch für eine andere, etwa zu gleichen Theilen zu theilen, während es geradezu nicht Kinderart, sondern (ich kann es nicht anders bezeichnen) bastardartig ist, die eigene bedürftige Mutter nicht zu unterstützen in ihren Werken, aber eine fremde. Sofern stimme ich mit der strengeren Richtung und bin auch praktisch schon seit einer Reihe von Jahren (nehmlich seit die Anstalt ihre unkirchlichen Grundsätze bekannt gemacht hat, 1842) dagegen, die Basler Anstalt als solche zu fördern mit Gaben. (Hingegen wo sie ein Tractätchen, an zwei Lebensgeschichten von Bekehrten des Herrn Wort: Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demüthigen aber ist er gnädig, bewährend, verbreitet und ich finde nichts darin, was meinen lutherischen Glauben verletzt, so sehe ich kein Unrecht, es zu kaufen oder Wünschenden es zu verkaufen). Aber jede Gabe von lutherisch Gesinnten an andere Missionen für Verleugnung des Bekenntnisses zu erklären, das halt ich, und diess ist das Entscheidende, nicht für schriftgemäss. Der Vorgang und das Wort unseres Herrn Jesu, der zum cananäischen Weibe spricht: Es ist nicht fein, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde, und der

doch für sie die Brosamen von seinem Tische fallen liess, zeigt mir ein Anderes. Sollte sein Zion, seine Tochter, nicht auch desgleichen thun? Zweierlei aber fordern muss man, wenn eine solche Gabe gerechtfertigt sein soll; erstens muss der Geber das Brod den Kindern, seinen, gegeben haben, ehe er anderer Eltern Kindern Gaben spendet, mit anderem Wort, er muss seiner Kirche vorerst nach seinem Vermögen das Seine, das Beste, (Brod) gereicht haben, ehe er eine andere bedenkt; zweitens wo seine Kirche bittende Hände aufhebt, in einem Lande, wo lutherische Mission ist (wollen wir Indien nennen), da darf er die Gabe nicht in andere denn in diese Hände legen, sonst verleugnet er seine Kirche; aber da, wo sie noch nicht ist, wenn in einem Lande noch keine lutherische Mission besteht (es sei China genannt), da von der Liebe Christi gedrungen ein Scherflein beizutragen zur Evangelisiruug eines Volkes, das für unlutherisch zu erklären dazu kann ich mich nun und nimmer verstehen. Da meine ich, sollte man die Gewissen unverworren lassen. Verweist man auf die andern Kirchen, deren Glieder stets nur die eigene Kirche unterstützen, so ist diese Instanz ganz recht gegen die Partheilichkeit, Untreue und den Indifferentismus, überhaupt gegen den getriebenen und zum Theil noch bestehenden Missbrauch, so spricht sie auch recht die Regel aus, aber gegen die Ausnahme und beschränkten Gebrauch entscheidet sie nicht; es gibt über den Standpunkt des Rechts den höhern der Liebe. Und wenn, vorausgesetzt in recht begrenzter Weise, meine Kirche allein die andern unterstützt, SO freue ich mich dess, dass sie die reichste an Liebe ist. Sie soll, sie muss es auch sein, weil sie die Rechtfertigung aus Gnaden allein am reinsten im Glauben ergreift; da ist mir die lutherische Kirche gleich dem Weibe, das die Füsse des Herrn mit Salben salbte und nicht abliess sie zu küssen, und von der Er sprach: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebet; welchem aber wenig vergeben wird, der liebet wenig. Endlich hoffe ich, wie geschrieben steht, wer da säet in Segen, der wird auch ernten in Segen, so werde auch so gesagt werden dürfen, wo man säet, wird man ernten. Ich hoffe, wenn draussen mehr die Zeit kirchlicher Entscheidung kommen wird, da wird unsere Kirche unerwartete Siege feiern, nicht in dem Sinne, wie die katholische, in Sünde schneiden, wo sie nicht gesäet, sondern Viele werden ihr von Herzen frei zufallen und sie rufen, dass sie nach Gottes Willen in die Arbeit anderer kommen wird. Mag ihre Gegenwart noch so unscheinbar sein, ihrer wird die Zukunft sein. Bin ich aber auch auf Seite derer, die milderer Ansicht zugethan sind, wie

sie der Centralausschuss und die Glieder der lutherischen Fakultät Erlangens vertreten, so sehe ich doch gar nicht ab, wie man nicht den Eifer, die Treue und Ueberzeugung anderer ehren und achten könnte, und auf gegenseitige Liebe und Achtung Anspruch zu machen berechtigt wäre. Auch zwischen denen, die auf Einem Grunde des Glaubens stehen, wird eine Mannigfaltigkeit der Richtungen statt finden, die der Kirche und den Richtungen selbst, so sie nur aufrichtig sind und nicht das Ihre suchen, und sich nicht weigern, gegenseitig sich zu ergänzen und vor Fehlern warnen zu lassen, zum Segen gereichen müssen. Lasset uns nur, wir mögen reden oder schreiben, aufsehen auf den Anfänger und Vollender unsers Glaubens Jesum Christum, der die Gnade und Wahrheit ist und will dass auch wir in der Welt sein sollen wie Er, dass wir nicht um der Gnade willen die Wahrheit, noch über dem Halten über der Wahrheit die Gnade verletzen. Wie die Kinder, ehe sie sagen, was sie auf dem Herzen haben, in des Vaters Angesicht schauen, fragend mit Blicken, ob sie es aussprechen dürfen, ob es recht oder nicht, so wollen wir als des Herrn Kinder und Knechte in sein Antlitz voll Gnade und Wahrheit uns stellen, fragend in das heilige Auge blicken, ob wohl, was wir meinen, bestehe vor ihm oder nicht. Thun wir das, so wird auf dem Acker Gottes, der Kirche, Liebe und Treue, Eifer und Einheit wachsen, Gnade und Wahrheit sich begegnen, Friede und Recht sich küssen. O Herr voller Gnade und Wahrheit eine die wir durch das Wort an dich glauben, auf dass wir eins seien, gleichwie der Vater in dir und du im Vater, dass wir in dir und dem Vater eins seien; gib uns die Herrlichkeit, die der Vater dir gegeben hat, dass wir eins seien, gleichwie du und der Vater eins sind, du in uns und der Vater in dir, auf dass wir vollkommen seien in Eins; thue uns deinen Namen kund, wie du ihn uns auch kund gethan hast, auf dass die Liebe, damit der Vater dich liebet, sei in uns und du in uns! Amen, Amen. T. F. Karrer.

uns,

Erklärung.

Herr Prof. Ebrard hat in dem eben erschienenen 2ten Theile seiner Christlichen Dogmatik gegen meine Lehre vom Abendmahle eine Anzahl höchst gereizter Bemerkungen gerichtet, deren Summe die Versicherung ist, dass ich in hundert Windungen auf allen Punkten die lutherische Lehre aufgebe“

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(S. 674.). Dieser Behauptung eine Erwiederung zukommen zu lassen, bin ich mir und der Sache schuldig.

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Als Beleg für jenes summarische Urtheil finde ich an zwei Stellen die Angabe, das ich das Blut Christi höchst unlutherisch als die Sühnkraft des Todes Christi auslege" (S. 673.), wobei (S. 653.) aus meiner Schrift Stellen angeführt werden, welche allerdings das Blut Christi so bestimmen. Wenn ich im Abendmahle nur die Aneignung des Opfertodes Christi sehe, so erlasse ich Herrn Prof. Ebrard jeden anderen Beweis seiner Behauptung und erkenne an, dass ich die lutherische Lehre aufgegeben habe.

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Die Belegstellen dafür hat Herr Prof. Ebrard aus ei nem Abschnitte genommen, den ich also abschliesse (S. 82 ff.): Wir sind nun auf dem Punkte, das Resultat unserer Untersuchung ziehen zu können. Die Auffassung des Abendmahles als Aneignung des Oopfertodes Christi, gestützt auf das Wort: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, nimmt den Tropus oder die Metonymie in einer sich selbst überbietenden Verdoppelung in Anspruch. Es ist sprachlich unmöglich, Leib und Blut der Einsetzungsworte in Tod aufzulösen. Wo Blut vom Opfer Christi steht, bedeutet es nicht den Tod, sondern das durch den Tod hindurchgegangene Leben Christi. (Aus diesem Theil der Untersuchung nimmt Herr Prof. Ebrard jene Citate). Im Sinne des Sühnopfers kann Blut hier nicht stehen, weil sowohl der parallel stehende Leib als der Zusatz dies nicht gestatten, weil der Opfertod Christi kein Bund ist, weil Genuss eines Sühnopfers eine der Schrift widersprechende Vorstellung ist. Gesetzt also, es läge in den Einsetzungsworten ein Tropus oder eine Metonymie, so könnte das Opfer Christi in keinem Fall der Inhalt derselben sein“ (S. 82.). Herr Prof. Ebrard nennt also meine Lehre vom Abendmahle unlutherisch, weil er mir eine Ansicht zuschreibt, welche ich mit besonderer Ausführlichkeit (S. 56-84.) zurückgewiesen habe.

Leipzig, den 8. Febr. 1852.

Selbstberichtigung.

Dr. Kahnis.

In meiner Arbeit,,zur Lehre von der Kirche und ihrem Amte" (1852. 1.) befinden sich zwei Irrthümer, welche ich in der Kürze hinwegräumen möchte. Von dem einen glaub' ich freilich erst, dass es Irrthum ist, bin überzeugt, aber doch noch nicht vollständig der Sache gewiss. Er betrifft die Lehre von der

unsichtbaren Kirche, von der ich gesagt, sie sey auch die der Bekenntnisse und der Reformatoren. Je mehr ich aber darauf die Symbole angesehen; je mehr ich bedacht, wie Luther selbst in seiner spiritualistischsten Periode die sichtbare Kirche nicht gleich Calvin aus dem Begriff Schwachheit, sondern vielmehr aus dem Begriff Leiblichkeit entstehenlässt; je mehr ich von Melanchthon und Chemnitz gehört; je mehr ich mir gesagt, dass mit dem durchgreifenden Satz der Symbole,, da die Kirche, wo die Gnadenmittel" die Sache entschieden sey, weil laut desselben das subjektive vere credere als Entscheidungsgrund überwunden und dieser in das Objektive, in den den Gnadenmitteln immanenten Christus verlegt sey desto mehr hab ich auch meine Aussage als Irrthum erkannt, hab eingesehen, dass die Kirche der Gnadenmittel und der Ubiquitat die Lehre von der Unsichtbarkeit der Kirche nicht haben könne und nicht habe. Die scheinbar widersprechenden Stellen erklären sich leicht, sofern sie klarer Weise nicht die Kirche schlechthin, sondern die wahre Kirche, das was ich mündige Gemeinde nannte, definiren. Für diesen Ort ist das vere credere Princip, während für die Kirche an sich die Gnadenmittel und Christus, der präsente, Princip bleiben. In Folge dieser Erkenntniss fühle ich mich gedrungen meinen Irrthum zurückzunehmen, und kann also um so freudiger weil in keiner Weise wider die väterliche Kirche streitend bei meiner Polemik gegen die Lehre von der Unsichtbarkeit der Kirche gegen die Lehre von der Principalität des vere credere verbleiben. Das ist der eine Irrthum, dessen Erkenntniss und Wegfall meine Arbeit nach allen Seiten hin sicher stellt. Der andere Irrthum scheint sie nun aber freilich nach allen Seiten hin in Frage zu stellen. Ich hab' es nämlich als Irrthum erkannt, wenn ich I. a die Kirche als das Amt der heiligen Gnadenmittel definirte. Darin liegen in der That gefährliche Consequenzen. Es gehen neben jener Formel eine Menge anderer Formeln her, welche diese Consequenzen verbieten, welche es namentlich verbieten das Amt den Gnadenmitteln bei zuordnen, hinsichtlich ihres materialen Gehaltes. Jene Consequenzen und der Irrthum, der die Kirche als Amt definirt, sind mithin nicht gewollt; dennoch aber ist der Irrthum vorhanden. Indem ich die ganz äusserliche Kategorie:,,das Amt schliesse die Gnadenmittel in sich, nicht jene dieses", anwandte, hatte ich denn doch thatsächlich das Amt materialiter in eine Linie mit den Gnadenmitteln gestellt. Diesen Irrthum und das damit Zusammenhängende nehme ich zurück. Aber habe ich damit nicht etwa die ganze Arbeit zurückgenommen? In keiner Weise; denn das ist der Kern der

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