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auch in derselben Zeit, in welcher Micha sein Buch schrieb, im Anfange der Regierung Hiskia's, verkündigte, dass es den Assyriern nicht gelingen würde, Jerusalem einzunehmen, dass ihre Macht sich an der Hauptstadt des jüdischen Volkes brechen würde. Bedrängen sollen sie dieses wohl, schwer bedrängen, aber es gänzlich zu überwältigen, ihm den gänzlichen Untergang zu bringen, das soll ihnen nicht gelingen. Vergl. z. B. Jes. 10, 28-34. 29, 1-8. 30, 27-33. 31, 4 9. Und mit Jesaja stimmt Hosea überein, wenn er in 1, 4-7 sagt, der Herr werde in derselben Zeit, in welcher er das Königthum des Hauses Israel vernichten und den Bogen Israels im Thale Jesreel zerbrechen würde, des Hauses Juda sich erbarmen und ihnen helfen durch den Herrn ihren Gott. Micha würde, hätte er Untergang des jüdischen Volkes durch die Assyrier verkündet, sich also in den schneidendsten Widerspruch mit seinen prophetischen Zeitgenossen und vor Allem mit dem Propheten gesetzt haben, mit dem er sonst in so erstaunlicher Weise zusammenstimmt. Und endlich, sind die Strafwerkzeuge bei Micha die Assyrier,

haben sich alle seine Strafverkündigungen über Juda nicht erfüllt. Sanherib nahm zwar die meisten jüdischen Festungen ein, verwüstete Judäa und brachte Hiskia in schwere Bedrängniss (Jes. 36, 1. 33, 8 f. 37, 3); aber in den Besitz von Jerusalem gelangen, was er wünschte, und das jüdische Volk in die Gefangenschaft führen, was er beabsichtigte (s. Jes. 36, 16. 17), konnte er nicht. Hiskia musste er auf dem jüdischen Throne und seine Hauptstadt und ihren Tempel unzerstört lassen. Vor Jerusalem selbst ward sein Heer in einer Nacht unmittelbar durch den Herrn selbst vernichtet (Jes. 37, 36). Später führte zwar Assarhaddon Manasse nach Babel, aber dieser bekam nachher die Erlaubniss, wieder nach Jerusalem zurückzukehren (2 Chr. 33, 11 -13) und weder ward Jerusalem mit seinem Tempel von dem genannten assyrischen Könige zerstört, noch das jüdische Volk von ihm ins Exil geführt. Dagegen hat sich alles von Micha Gedrohte aufs Herrlichste erfüllt, wenn er erwartet hat, dass die Babylonier dasselbe erfüllen würden.

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So stark aber auch alle diese Gründe für die Ansicht, dass die Strafwerkzeuge bei Micha nicht die Assyrier, sondern die Babylonier sind, zu sprechen, so nothwendig sie dieselbe zu machen scheinen sie halten alle keine Prü

fung aus.

Am Wenigsten der dritte und letzte. Einmal ist näm¬ lich der Satz, der demselben zu Grunde liegt, dass alle Weissagungen sich unbedingt haben erfüllen müssen, ein unbe

rechtigter. Jeremia erklärt in Jer. 18, 5-10 ausdrücklich, dass Umkehr die Erfüllung von Strafverkündigungen und Abfall die Erfüllung von Verheissungen verhindern könne, dass also die Erfüllung jener und dieser bedingt sei, die jener durch Unbussfertigkeit, die dieser durch Treue. Daher denn auch in den prophetischen Schriften häufig Strafverkündigungen von Ermahnungen zur Busse begleitet sind; s. z. B. Jer. 4, 3 ff. Und die heilige Geschichte hat nicht wenige Beispiele von Nichterfüllung von Strafverkündigungen, weil die Bedrohten umkehrten, aufzuweisen. So ward, um nur ein Beispiel anzuführen, die Verkündigung Jona's, dass Ninive in 40 Tagen solle zerstört werden, nicht erfüllt, weil die Niniviten Busse thaten (s. Jon. 3, 3-10). Bisweilen (wenn etwa die begangenen Sünden zu schwer gewesen, als dass sie ganz oder für immer unbestraft bleiben konnten, oder es der Reue an Tiefe gebrach) wird die Strafe wenigstens gemildert oder verschoben (s. 1 Chr. 12, 5-8. 1 Kg. 21, 29. 2 Kg. 22, 15-20.) Und wie konnte es auch anders sein, da die göttliche Barmherzigkeit den Tod des (noch nicht absolut verhärteten) Sünders nicht will? (Vgl. mit dem Auseinandergesetzten noch meine Beitr. zur Einl. in das B. Jes. S. 96 98). Sodann aber wird Jer. 26, 18. 19 geradezu erzählt, dass die Strafverkündigung in Mich. 3, 12 und also, da diese Strafverkündigung die Spitze aller Strafverkündigungen im Buche Micha ist, die übrigen Strafverkündigungen in ihm einschliesst und voraussetzt, Micha's Strafverkündigungen überhaupt, weil die Bedrohten Busse thaten, sich nicht erfüllten, worüber weiter unten mehr.

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Was den zweiten Grund gegen die Ansicht, dass die Strafwerkzeuge bei Micha die Assyrier seien, anbetrifft, so ist nicht ausser Acht zu lassen, dass die prophetische Verkündigung eine doppelte sein kann, eine Verkündigung dessen, was bedingt, (bei Strafverkündigungen für den Fall des Nichteintritts von Busse) und eine Verkündigung dessen, was überhaupt geschehen werde, welche letztere bei Verheissungen von Errettung oder doch nicht gänzlichem Untergange entweder schon vorhandene Busse oder das sichere Vorherwissen, dass solche eintreten werde, voraussetzt. Die Verkündigungen Jesaja's uud Hosea's, dass Juda von den Assyriern nicht überwältigt werden solle, gehören der zweiten, die Micha's von der Wegführung Juda's, der Aufhebung des davidischen Königthums und der Zerstörung Jerusalems durch die Assyrier der ersten Art von Verkündigung an. Warum aber Micha das, was Juda von Seiten der Assyrier bedingt, Hosea und Jesaja dagegen das, was ihm von ihnen überhaupt

widerfahren würde, verkündeten, lässt sich aus der Verschiedenheit der Zeitpunkte, in welchen sie ihre Weissagungen von dem, was die Assyrier an Juda verüben würden, aussprachen, und aus der mit ihr zusammenhängenden, aus ihr folgenden Verschiedenheit des Grundgedankens und Zweckes dieser Weissagungen leicht erklären. Wenn Jesaja z. B. in der im Anfange der Regierung des Ahas verfassten (s. Beitrr. S. 175-78 und Ueber den syr.-ephr. Krieg S. 64 f.) Weissagung in C. 10, 5-12, 6 weissagt, das assyrische Heer würde Jerusalem nicht einnehmen, sondern in seiner Nähe vom Herrn vernichtet werden, so hat diese Verkündigung zunächst darin ihren Grund, dass er in diessr Weissagung den Grundgedanken durchführen will, dass das Weltreich Israel um dessen Sünden willen in der näheren Zukunft zwar schwer bedrängen werde, aber nicht werde ganz überwältigen und vernichten können, und zwar zu dem Zwecke, die Gläubigen in der Zeit der bevorstehenden Drangsal und Noth vor Verzweifelung zu bewahren (s. Jes. 10, 24). Diesen Grundgedanken zu diesem Zwecke durchzuführen, war aber in der Epoche, in welcher Juda in eine Verbindung mit dem assyrischen Weltreiche getreten war oder zu treten eben im Begriffe stand, die für dasselbe höchst gefährlich und verhängnissvoll zu werden drohte, am Eingange des ganzen Zeitraums der assyrischen Bedrängniss, durchaus in der Ordnung, an der Zeit. Hier, am Anfange des ersten Stadiums des Kampfes zwischen dem Reiche Gottes und dem Weltreiche (das für den ganzen Kampf zwischen ihnen vorbildlich war) hatte die Prophetie das wirkliche, definitive Ende, den wirklichen, definitiven Ausgang desselben zu verkündigen. die Bedingung dieses Endes, die Umkehr des damals tiefgefallenen Israel, vor ihm eintreten werde, setzt er stillschweigend voraus und hatte er schon in 8, 20 ff. verkündet. Wenn dagegen Micha in seinem im Anfange der Regierung Hiskia's geschriebenen Buche Wegführung Juda's in das Exil, Aufhebung des jüdischen Königthums und Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Assyrier verkündet, so hat diese Verkündigung zunächst darin ihren Grund, dass er den Ge danken durchführen will, dass das gegenwärtige furchtbare Verderben aller leitenden Stände des jüdischen Volks nothwendig dies Alles in der nächsten Zeit zur Folge haben müsse (ein Gedanke der deutlich in Mich. 3, 12 liegt), und zwar zu dem Zwecke, die Sünder zur Busse zu führen, damit das Gedrohte nicht eintrete. Den angeführten Gedanken zu die» sem Zwecke durchzuführen, war aber in der Epoche, in welcher einerseits das Gericht über Gesammtisrael durch die As

Dass

syrier immer näher rückte (das über das Zehnstämmereich stand ganz unmittelbar, das über Juda auch nahe bevor schon befand man sich in der Regierung des Königes, unter dem es eintreten sollte), andererseits durch die Thronbesteigung des frommen Hiskia die Vorbedingung zur Umkehr gegeben war, ganz in der Ordnung, an der Zeit. Hier in der Mitte des Zeitraums vom Anfange der Regierung des Ahas bis zum vierzehnten Jahre Hiskia's, des Zeitraums der assyrischen Bedrängniss und Gefahr, hatte die Prophetie den Eintritt der nothwendigen Bedingung der von ihr selbst verheissenen Errettung Juda's von der Hand der Assyrier, der Umkehr, den sie im Anfange desselben vorausverkündigt und vorausgesetzt hatte, hervorzurufen; denn hier, wo die Krisis sich näherte und die Vorbedingung zur Umkehr gegeben war, war diese Hervorrufung dringend nöthig trat die Umkehr nicht bald ein, so konnte sich die Verheissung nicht erfüllen - und leichter möglich. Und die Prophetie konnte im Anfange der Regierung Hiskia's die damals nöthige und leichter mögliche Busse durch Nichts besser hervorrufen, als dadurch, dass sie aufs Schärfste hervorhob, dass die gegenwärtige Verderbtheit in Juda Untergang des Staates durch die Assyrier bewirken müsse, ja geradezu verkündigte, dass sie ihn bewirken werde. Ja sie konnte, bei der tiefen Verderbtheit des Volkes, die Umkehr durch nichts Anderes hervorrufen als durch solche Verkündigung. Nur durch sie wurde es zu ihr, so zu sagen hingeschreckt, und zu ihr hingeschreckt musste es werden. Hätte sie damals es aussprechen wollen, dass Jerusalem von den Assyriern nicht erobert werden, dass die Assyrier vor ihm vernichtet werden würden, die Bewohner Jerusalems hätten sich auf diese Verkündigung verlassen und nicht Busse gethan, und die gegebene Verheissung wäre gerade so nicht in Erfüllung gegangen. Ja hätte sie damals auch nur von der Unbussfertigkelt als von der Bedingung des Untergangs gesprochen und hervorgehoben, dass er nicht unbedingt sei, man durch Busse dem Verderben noch eutrinneu könne, die Umkehr wäre schwerlich, oder sie wäre doch schwerer eingetreten. Nur wenn die Unbussfertigkeit als Bedingung des Untergangs und die Möglichkeit, demsel ben durch Busse zu entrinnen, bloss stillschweigend vorausgesetzt und die Strafverkündigung so ausgesprochen ward, als ob sie sich unbedingt erfüllen würde, war ihr kräftige Wirkung gesichert. Und dass sie, so ausgesprochen, wirklich kräftig gewirkt hat, davon legt uns Jer. 26, 18 f. ein glänzendes Zeugniss ab. Durch so ausgesprochene Strafverkündigung im Anfange der Regierung Hiskia's kräftige Busse

hervorzurufen und dadurch die grosse Errettung im vierzehnten Jahre Hiskia's möglich zu machen, das war Micha's Haupt-, das war seine Lebensaufgabe für seine Zeit.

Aber hat nicht Jesaja auch in den in eben derselben Zeit, in welcher Micha mit der Verkündigung auftrat, die Assyrier würden das jüdische Volk ins Exil führen, dem jüdischen Königthume ein Ende machen und Jerusalem und den Tempel zerstören, im Anfange der Regierung Hiskia's, verfassten (s. Beitrr. S. 79-109) Weissagungen in Jes. 28-32 wiederholt (s. Jes. 29, 1 – 8. 30, 19. 27 ff. 31, 4 ff.) verheissen, dass sie Jerusalem zwar belagern und bedrängen, aber nicht erobern würden? War es damals, um kräftige Busse hervorzurufen, nöthig, so zu reden, wie Micha redet, warum redet Jesaja nicht wie er? Arbeitete er nicht, wenn er so redete, wie z. B. in Jes. 29, 1-8. Micha geradezu entgegen? Und mussten nicht die beiden Propheten, wenn der eine von ihnen zu derselben Zeit Untergang Jerusalems durch die Assyrier verkündigte, wo der andere verkündigte, es würde durch dieselben nicht untergehen, das Volk nothwendig verwirren und ihm die Wahrheit ihrer wider einander streitenden Aussprüche und ihre göttliche Sendung zweifelhaft machen?

Durchaus nicht -wenn Jesaja die Weissagungen in C. 28-32 etwas später ausgesprochen hat als Micha sein Buch öffentlich vortrug, wenn sie nachdem Mich. 3, 12 die Jer. 26, 18 f. angegebene Wirkung gehabt hatte, entstanden sind *). Denn nachdem Micha's furchtbar strenges Wort in 3, 12, nachdem die scharfen Drohungen seines Buches überhaupt Busse gewirkt hatten (dass sie solche gewirkt haben, dafür bürgt uns Jer. 26, 18 f.), war es möglich, ja war es nicht nur dies, sondern war es auch an der Zeit, zu verheissen, dass Jerusalem von den Assyriern nicht würde überwältigt werden, und nur noch, um die Busse zu vollenden, Bedrängniss desselben durch sie zu drohen. An der nach dem Auseinandergesetzten nothwendigen Annahme aber, dass die Weissagungen in Jer. 28-32 etwas später als das Buch Micha ausgesprochen seien, hindert uns Nichts. Es ist in ihnen keine Spur davon, dass sie früher oder absolut gleichzeitig mit dem Buche Micha entstanden sind. Ja man könnte umgekehrt darin, dass Micha von den Bestrebungen, ein Bündniss mit Aegypten zu schliessen, die Jesaja in Jes.

*) Beitrr. S. 98 ist irrig das Umgekehrte aufgestellt: dass Micha 3, 12 nach Jes. 29, 1-4 und 32, 9-14 ausgesprochen wor

den ist.

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