صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

welche Juda Besonderheit und Eigenthümlichkeit einbitssen würde: so liesse sich dies zwar hören, aber von Gesuchtheit und Künstlichkeit würde die so modificirte Hofmannsche Erklärung, die übrigens eines jeden Haltpunkts im Buche Micha entbehrt und überhaupt ohne Parallele ist, dennoch nicht frei zu sprechen sein. Ja, ein noch viel schwereres, ein ganz entscheidendes Bedenken müsste immer noch gegen sie erhoben werden. Wie kann die Wegführung Juda's nach Assur von Micha darum als eine nach Babel bezeichnet worden sein, weil Babel der Quellort der Völkerverschiedenheiten war und Israel durch seine Wegführung nach Assur seiner Besonderheit und Eigenthümlichkeit verlustig gehen sollte, da Israels Besonderheit und Eigenthümlichkeit ja nicht mit der und durch die Zerstreuung der Völker entstanden war, mit ihr gar keinen Zusammenhang hatte? Das Volk Israel selbst entstand ja nicht schon bei der Zerstreuung der Völker, sondern erst lange nach ihr und seine Eigenthümlichkeit war keine durch sie entstandene natürliche, wie die der andern Völker, sondern eine ihm lange nach ihr in unmittelbarerer Weise durch göttliche Offenbarung angeschaffene. Als eine Rückführung Israels nach Aegypten konnte die Wegführung desselben ins Exil (Deut. 28, 68) und nach Assur ins Exil (Hos. 8, 13. 9, 3. 6) wohl bezeichnet werden, nicht aber als eine nach Babel. Weniger gesucht als die Hofmanns ist die Erklärung Helwegs; und sie ist auch nicht so ganz ohne Haltpunkt im Buche, wie jene. Micha spricht nämlich wiederholt (2, 12. 4, 6) mit Nachdruck von einer Sammlung Israels in der Verbannung; Sammlung aher setzt ihr vorangegangene Zerstreuung voraus. Ja in 4, 6 bezeichnet er die israelitische Gemeinde im Exil als eine (vgl. Jes. 11, 12); vgl. noch 1, 816. 4, 7. Allein zuvörderst bloss für: du wirst, unter die Heiden zerstreut werden kann das 66 und du kommst nach Babel" nicht stehen, weil Babel zu Micha's Zeit in einem wirklichen, geschichtlichen Verhältnisse zu dem Volke stand, von dem man damals allein die Zerstreuung erwarten konnte, dem assyrischen, in dem es zum assyrischen Reiche gehörte, die eine seiner beiden Hauptstädte war. Man müsste wenigstens annehmen, Micha habe in der Stelle ein assyrisches Exil geweissagt und statt Ninive's oder Assurs gerade das zum assyrischen Reiche gehörige und den einen seiner beiden Mittelpunkte bildende und daher, es zu repräsentiren, ganz geeignete Babel genannt, um den Gedanken auszudrücken, dass Israel vom Schicksale der Zerstreuung unter die Heiden betroffen werden würde. Aber auch so verbessert lässt sich die Helwegsche Erklärung

99

[ocr errors]
[ocr errors]

nicht halten. Abgesehen nämlich davon, dass man, sollte sie richtig sein, erwarten sollte, Micha würde sonst im Buche irgendwo ganz ausdrücklich und scharf, mit Anwendung etwa des für Gen. 11, 1-9 characteristischen 7, hervorgehoben haben, dass Israel zerstreut werden würde (was in 1, 8-16. 2, 12. 4, 6 f. geweissagt wird, ist doch nicht von der Beschaffenheit, dass man annehmen könnte, Micha sei von dem Gedanken gerade der Zerstreuung Israels so erfüllt und beherrscht gewesen, dass er ihn so, wie in 4, 10 ausdrücken konnte), so ist Babel in Gen. 11, 1-9 nicht die Stadt, von der die Zerstreuung der Völker ausging, die Stadt, welche dieselben zerstreute, sondern bloss der Ort, von wo aus sie zerstreut wurden, so dass nach Babel geführt werden, 66 von einem Volke gesagt, vielmehr den Gedanken` an eine Wiedervereinigung des Volkes, das dorthin geführt werden soll, mit den übrigen Völkern und an eine Wiedersammlung der zerstreuten Völker zur Völkereinheit, zur Einheit des Menschengeschlechts vor der Sprachverwirrung, erwecken muss.

[ocr errors]

Den Schlüssel zum Verständniss der Weissagung in 4, 10 giebt uns Micha selbst in 5, 5. Dort nennt er Assur das Land Nimrods, augenscheinlich, mit Beziehung auf Gen. 10, 8-12, weil Nimrod der Erste gewesen war, der in Asvon Babylon aus sein Reich dorthin ausbreitend (das

sur,

ist natürlich: und von diesen ומן הארץ ההוא יצא אשור

במלכה der

Lande ging er aus nach Assur), als König geherrscht hatte. Die Bezeichnung war um so treffender, als Nimrod der Stifter der ersten, der Erfinder, so zu sagen, war, und den Israeliten in dem assyrischen Reiche das erste Weltreich, das Weltreich zum ersten Male entgegentrat. Das assyrische Reich erschien Micha als mit dem alten nimrodischen wesentlich identisch, als nur eine Fortsetzung desselben; und, indem es ihm so erschien, und er demgemäss Assur als das Land Nimrods bezeichnete, trat es viel schärfer als das Weltreich (das seit Nimrod existirende Weltreich) hervor und dem Reiche Gottes in Israel als das Weltreich gegenüber, wurde der Gegensatz zwischen dem ersteren und dem letzteren ein viel schärferer. Das assyrische Reich hatte Nimrod den Nachkommen des gottlosen und in seinem jüngsten Sohne Canaan verfluchten Ham, des vorzüglichen Trägers des Verderbens nach der Fluth, Nimrod den Menschenjäger, zu seinem Stifter; seine jetzigen Könige gleichen immer noch ihrem Ahnen, und es selbst hat immer noch das Gepräge, das ihm dieser gegeben, ist immer noch nimrodischen Wesens (vgl. Gen. 10, 9 mit Stellen, wie Jer. 16, 16. Klgl. 5, 19, auch Hab. 1, 14 ff., die, von den Chaldäern ge

sagt, gewiss auch auf die Assyrier angewendet werden können); das Reich Gottes in Israel hat dagegen den Herrn zu seinem Stifter, ihn und den jedesmaligen Davididen zu seinem Könige, soll dereinst ihn und den Messias zu seinem Könige haben (2, 13. 4, 7. 8. 5, 1 ff.) und trägt schon jetzt den sanften, friedlichen Character seines Stifters (vgl. Jes. 8, 6) und wird ihn dereinst, wenn der Messias das Scepter über dasselbe führen wird, vollkommen tragen (4, 3 f.) *).” — Sah nun Micha das assyrische Reich seiner Zeit als das Nimrods an, so konnte er sehr leicht eine Wegführung nach demselben als eine Wegführung nach Babel bezeichnen. Die babylonische Gefangenschaft, das Land Sinear, war nämlich

In

*) Aehnlich wie Micha in 5, 5 Assur das Land Nimrods nennt, scheinen später Daniel in Dan. 1, 2 und Sacharja in Sach. 5, 11 von Babylonien den Namen Sinear zu brauchen. Daniel lässt in Dan. 1, 2 wohl Nebukadnezar die Geräthe des Tempels nach dem Lande Sinear bringen, um nebenbei auszudrücken, dass in seinem Reiche, das in derselben Landschaft seinen Aus-gangs- und Mittelpunkt hatte, wie das alte nimrodische, dieses wiedererschienen sei, dass es mit diesem in innerer Verwandtschaft stehe. In 2, 48 49 dagegen, wo davon die Rede ist, dass Nebukadnezar Daniel zum Herrscher über die ganze Provinz Babel und seine drei Gefährten über den Dienst derselben gesetzt, braucht er den rein historischen Ausdruck die Provinz Babel und musste er ihn brauchen, indem daselbst eine jede Beziehung auf das alte nimrodische Reich ganz unstatthaft gewesen wäre. Sach. 5, 11 sagt der angelus interpres ebenfalls wohl mit Anspielung auf die uralte Bedeutung des Landes Sinear, dass das Epha mit dem die Bosheit symbolisirenden Weibe von den beiden storchflüglichen Weibern aus dem heiligen Lande fortgetragen würde, um ihr (der Bosheit) ein Haus im Lande Sinear zu bauen. In das alte Reich Nimrods, wohin Israel vor nicht zu langer Zeit seiner Sünden wegen gebracht und von wo es vor Kurzem theilweise zurückgeführt worden, soll alles das Böse, was sich im heiligen Lande jetzt wieder von Neuem zeigt, wieder zurückgeführt werden, um dann dort für immer zu wohuen, denn dort, wo von Anfang an die Bosheit ihren Sitz aufgeschlagen und wohin Israel seiner Bosheit wegen schon einmal geführt, gehört es hin, nicht in das heilige Land. Ein blos archaistischer aus Liebe zu Archaismen gewählter Name möchte das Sinear der beiden Stellen schwerlich sein. Wenn Esr. 5, 13 Cyrus und Neh. 13, 6 Artachschasta der König von Babel heisst, so wird ihnen an diesen beiden Stellen (an jener besonders) dieser Name nur als Inhabern des ehemaligen babylonischen Reichs beigelegt. Zu diesem war Israel so stark in Beziehung getreten, dass die Vorstellung von ihm auch nach seinem Untergange in seiner Seele festhaftete und ihm sehr geläufig blieb und wesentlich eine geographisch-historische, auch eine Art theologische ward. Esr. 6, 22 heisst der persische König der König von Assur, weil er über alle Länder des ursprünglich den assyrischen Königen angehörigen Reiches herrschte und die Assyrier das erste Volk gewesen waren, welche diese Länder besessen hatten.

nach Gen. 10, 10 die Geburtsstätte der nimrodischen Herrschaft, ihr Ursitz, von dem aus sie sich erst nach Assyrien ausbreitete, und die Stadt Babel selbst war nach eben dieser Stelle wiederum ihr Ausgangs- und Mittelpunkt in Babylonien selbst. Babel wird von den vier Städten, welche in Sinear der Anfang des Reiches Nimrods waren (Babel, Erech, Akkad und Kalne), zuerst genannt, und mit Recht haben die Masorethen ban von den drei anderen Städtenamen durch Sakefkaton geschieden, es dadurch als die Hauptstadt unter ihnen bezeichnend. Und Babel konnte um so leichter Ausgangspunkt der nimrodischen Herrschaft in Sinear und ihr Mittelpunkt daselbst werden, als es Nimrod schon, durch die vereinigten Anstrengungen des gesammten jungen Menschengeschlechts, gebaut, wenn auch nicht vollendet, fand. Somit waren, wenn auch das Land Assur und seine, von Nimrod gebaute, Hauptstadt Ninive, während sie in der Urzeit eine im Vergleich mit dem Lande Sinear und der Stadt Babel untergeordnete Stellung in demselben eingenommen hatten, in der Gegenwart die wirklichen Hauptsitze und Mittelpunkte des nimrodischen Reiches waren, die Landschaft Babylonien und die Stadt Babel, welche letzte übrigens immer noch eine assyrische Hauptstadt und die zweite Stadt des Reiches war, in ideeller Beziehung noch immer ihr Hauptland und ihre Hauptstadt und daher da, wo hervorgehoben werden sollte, dass das gegenwärtige assyrische Reich das nimrodische Weltreich sei, statt Assurs und Ninive's beinahe nohwendig zu nennen. Dass aber Micha in 4, 10 das assyrische Reich sehr leicht als das nimrodische Weltreich kann haben bezeichnen wollen, zeigt klärlich 5, 5. Die Stadt Babel nannte er übrigens auch des Gegensatzes zu Zion, Jerusalem willen ( und ba stehen in der Stelle einander scharf gegenüber) *).

*) Nach 2 Chr. 33, 11 ward Manasse von den Heeresfürsten des Königs von Assur nach Babylon gebracht. Man könnte aunehmen, das der angeführten Stelle sei proleptisch statt Assurs gesetzt und sie führten ihn nach dem nachmaligen Babel, babylonischen Reiche, wohin später das ganze jüdische Volk geführt wurde.

K ) אשירה statt בבלה Der Chronist wurde da

17, 6. 18, 11) gesetzt haben, theils weil zu seiner Zeit die Babylonier über die Länder des ehemaligen assyrischen Reiches geherrscht hatten und ihm Babel, das babylonische Reich eine viel bekanntere und geläufigere Vorstellung war als die Assurs, des assyrischen, indem durch jenes in ihm näherliegender Zeit Jerusalem und der Tempel zerstört und Juda weggeführt worden war (ausserdem lebte zu seiner Zeit ein Theil des weggeführten jüdischen Volkes noch in dem ehemaligen babylonischen Reiche und

Somit bewährt sich also Nichts von Dem, was dafür, dass die Vollstrecker des Strafgerichts über Juda im Buche Micha

in der Stadt Babylon selbst), theils wohl auch indem er andeuten wollte, Manasse's Wegführung nach Assyrien sei ein Vorspiel der nachmaligen Wegführung Juda's und seiner letzten Könige (2 Chr. 36, 6. 10. 2 Kg. 25, 7) nach Babylon und eine Weissagung auf sie gewesen. würde dann in 2 Chr. 33, 11 ähnlich gebraucht sein, wie in Esr. 5, 13 und Neh. 13, 6 und wie N in Esr. 6, 22. Doch ist es gewiss viel sicherer anzunehmen, Babel sei an der angeführten Stelle die assyrische Stadt Babylon. Babylon war ja nicht nur eine assyrische Stadt, sondern auch eine assyrische Hauptstadt und die zweite Stadt des assyrischen Reichs. Warum Manasse nicht nach Ninive, sondern nach Babylon, gebracht ward, lässt sich nicht angeben und braucht auch nicht angegeben zu werden. Vielleicht, dass die Thatsache mit Assarhaddons früherem Vicekönigthume in Babylon Eus. Chron. arm. 1, 43) irgend wie zusammenhängt. Wäre Manasse nicht allein, sondern mit einem Theile seines Volkes nach Babylon gebracht worden (wovon die Chronik aber Nichts weiss), so könnte man, 2 Chr. 33, 11 mit Esr. 4, 2.9 und 2 Kg. 17, 24 combinirend, annehmen, Assarhaddon habe an die Stelle der vielleicht nach und wegen einer Rebellion in Babylon oder um eine mögliche Empörung daselbst zu verhüten nach dem Gebiete des ehemaligen Zehnstämmereichs abgeführten Babylonier Judäer gesetzt. Wurde, was das Wahrscheinlichste ist, Manasse wirklich nach der Stadt Babylon geführt, so lag in dieser Fügung ein weissagender Wink auf das, was mit dem ganzen Volke geschehen sollte, wenn es nicht Busse thäte, dass es nämlich nach Babylon sollte geführt werden, ein Wink, der in Manasse's Zeit darum nicht so undeutlich sein konnte, weil seit Sanheribs Niederlage vor Jerusalem das assyrische Reich zu sinken und das ihm noch unterthänige Babylon aufzustreben begonnen hatte. Micha's Weissagung in 4, 9. 10 ward unter Manasse auf eine kurze Zeit vorspielartig und so, dass das Vorspiel selbst wieder Weissagung war, erfüllt. Zion verlor seinen König auf einige Zeit; er zog ihm gleichsam voran ins Exil. Manasse war eine Art Warnungsbeispiel für seine Nachfolger und sein Volk. Er war bald wiedergkommen; sie sollten an seinem Beispiel sehen, wohin sie, wie er sündigend, kommen würden und sich hiiten, dass sie nicht so weggeführt würden, dass sie im Exile blie ben. Zugleich zeigte er an seinem Beispiel, wie man wieder in das heilige Land zurückkommen könnte. Er war in jeder Bezie hung ein Typus auf das Israel der babylonischen Zeit, das, in seinen Sünden verharrend, um ihretwillen (2 Kg. 23, 26. 24, 3. Jer. 15, 4) nach Babylon weggeführt und nachdem es, wie er, dort Busse gethan wieder zurückgeführt ward. Nach Hitzig, z. Jes. 39, 7, soll 2 Chr. 33, 11 aus allzuwörtlicher Deutung der angeführten jesajanischen Stelle geflossen sein. Vielmehr ging die Weissagung in Jes. 39, 7, später eigentlich und vollkommen erfüllt (Dan. 1, 3-6), gewissermassen (Manasse ward von den Assyriern nach Babylon geführt und, soviel wir wissen, nicht

[ocr errors]

am assyrischen Hofe) schon an Hiskia's Sohne vorspielartig in Erfüllung.

« السابقةمتابعة »