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dicta sey dem blossen Bekenntniss? Wird man das aber nicht können, so wird man auch die ganze Lehre nicht halten können, sondern so offen seyn müssen zu gestehen, dass wo das vere credere aufhöre da auch die Kirche aufhöre. Wir gestehen in dieser Lehre ein Zeichen des allmälig verfallenden lutherischen Bewusstseyns erkennen zu müssen, dem es darum zu thun ist, den empirischen Bestand der Kirche durch die Formel zu rechtfertigen und zu stützen. Man wird mithin den Ausgangspunkt der ganzen Lehre als irrig erkennen und anstatt eines selbst gesetzten zu dem Alles setzenden Princip, anstatt des Glaubens zu der lebendigen Ursache des Glaubens durchdringen und was dasselbe ist, man wird die Materie der Kirche nicht mehr als die wahrhaftig gläubigen Menschen, sondern als Christus in der und der bestimmten Relation definiren müssen.

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Damit wenden wir uns zur Lehre selbst um zu erfahren ob sie das zu leisten vermag, was sie vorgiebt; und da muss es uns zunächst schon Wunder nehmen, dass sie das von ihr selbst postulirte Moment der Gemeinschaft nicht aus ihrer eignen Fülle hervorzubringen vermag. Die unsichtbare Gemeinschaft der vere credentes soll eben Gemeinschaft seyn; und sicher hat Christus keine unbewusste bloss thatsächliche Gemeinschaft gewollt, wenn er wollte, dass seine Jünger sollten Eins seyn. Nun aber erwächst diese Gemeinschaft erst im Gebiet der Sichtbarkeit; und die Lehre von der unsichtbaren Kirche ist daher in dem Fall ein von ihr selbst postulirtes wesentliches Moment von einem reinen accidens her entnehmen

zu müssen.

Hier sagt man uns denn freilich die Sichtbarkeit sei nicht accidens; aber ist sie dann nicht das, was die Kirche principaliter mitausmacht? Aber erst mit dem Folgenden treten wir in die Mitte des Irrthums, und da betonen wir's nun und legen das höchste Gewicht darauf, dass man uns mit der bestrittenen Lehre das Princip des gesammten Begriffs der Kirche geben will. Dass dem in der That so ist beweisen drei Jahrhunderte und der durch drei Jahrhunderte festgehaltene Satz: jenes Unsichtbare sey das Prius, das Sichtbare das Posterius. Die nur Gott kündliche Gemeinschaft der vere credentes, sie soll also das erzeugende, alle realen Momente der Kirche aus sich heraus setzende Princip seyn. Sie soll ihre Sichtbarkeit aus sich selber herauswirken und zu ihrer Aeusserlichkeit sich verhalten wie die Seele zum Leibe. Das wird zu fordern seyn, widrigenfalls die Lehre nicht Princip ist und nicht zu leisten vermag, was sie vorgiebt. Was ist nun aber die Sichtbarkeit und worin besteht sie wesentlich?

Welche sind die Zeichen mittelst welcher die Erkennbarkeit der Kirche gewonnen wird? Bekenntniss wie Dogmatik und Kirchenordnung antworten: die heiligen Gnadenmittel; und in welcher Lage befindet sich die Lehre nun mit dieser Antwort? Kann es die innerste Meinung der lutherischen Kirche seyn, dies Posterius der heiligen Gnadenmittel als aus dem Prius der Gemeinschaft der vere credentes erzeugt zu denken? Man wird uns nicht sofort die Absurdität entgegenhalten dürfen. Denn wenn man uns sagt, die Predigt solle das Gemeinebewusstseyn ausreden, und wenn man die Sakramentsfeier wesentlich als Bezeugung der Gemeindeeinheit fasst, so hat man genau den Gedanken ausgesprochen, auf welchen der Satz nothwendig führt: das Unsichtbare das Prius, das Sichtbare das Posterius. Aber darum handelt sich's freilich, ob dieser Gedanke in der lutherischen Kirche möglich ist; und wenn er nun schlechthin unmöglich ist, so ist damit eben die Unmöglichkeit erwiesen, dass die Kirche principaliter die unsichtbare Gemeinschaft der vere credentes sey. Er mag sein Recht haben; aber es ist erwiesen, dass man sich selber widersprochen hat, wenn man einerseits die Principalität der Lehre behauptet, anderseits die von derselben auszuwirkende Aeusserlichkeit und Sichtbarkeit wesentlich in die heiligen Gnadenmittel gesetzt hat. Die Sichtbarkeit der Kirche verhält sich zu dieser Unsichtbarkeit mithin nicht wie der Leib zu der Seele; und es wird daher nichts übrig bleiben als ein anderes Princip erfinden, aus dessen Fülle der ganze Bau der Kirche thatsächlich real sich erbauen könne.

Wir haben daher zu fragen, ob sich dies andre Princip nicht unvermittelt bei den Vätern finde? Es ist uns klar geworden, die Vollziehung der Principalität jener Lehre führt auf einen wesentlich ausserlutherischen Gedankenzusam. menhang; und es drängt sich der Gedanke auf, ob die Lehre nicht überhaupt ausserlutherisch sey? Man hat wiederholt nachgewiesen, wie auch im Begriff des Glaubens der lutherisch-reformirte Gegensatz sich vollziehe, insofern nämlich die lutherische Kirche allein den Glauben schlechthin und somit den Glauben als Werk des heiligen Geistes fordere, die reformirte aber die Lebendigkeit des Glaubens zur Bedingung der Heilsaneignung mache; und wird man sich nun verhehlen können, dass dies reformirte Princip, das überdies nur die andere Gestalt der fides formata ist, in dem vere credere der bestrittenen Lehre sich geltend macht? Ferner entspricht die Unsichtbarkeit der Kirche offenbar nur wie ei

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nerseits der Dunkelheit des ewigen Rathschlusses, so anderseits der spiritualistischen Fassung des Sichtbaren und Leiblichen; und wird man sich nun verhehlen können, dass es in der That fremde Elemente sind, welche durch die bestrittene Lehre sich unter uns festgesetzt haben? Es ist bekannt, dass wie einerseits bei Calvin zur Erklärung der sichtbaren Kirche auf die menschliche Schwachheit" rekurrirt wird, so anderseits von Huss her bis zu der Formel fortgeschritten wird: die Kirche die Zahl der zum Leben Prädestinirten; und wird man nun der Meinung seyn dürfen in der bestrittenen Lehre den innersten Gedanken einer Kirche wiederzufinden, die nach beiden Seiten hin total verschiedene Voraussetzungen hat? die von keinem andern Rath weiss als von dem in Christo offenbarten und in offenbarer Weise an dem Einzelnen sich verwirklichenden? die so wenig die Leiblichkeit und Sichtbarkeit durch den Begriff der Schwachheit" zu verstehen sich begnügt, dass sie vielmehr die Verherrlichung der Menschennatur des Herren Jesus lehrt? Es muss nach dem Allen ein anderes Princip bei den Vätern zu finden seyn; und da ist es uns denn keineswegs unwichtig, dass der Name der fremden Sache sich im Bekenntniss nicht findet, von höchster Wichtigkeit aber dass sofort Aug. Conf. 7. 8. das andere Princip neben jenem auftritt: congregatio sanctorum et vere credentium in qua Evangelium recte docetur et recte administrantur sacramenta. Wir können auch diese Definition nicht billigen. Denn abgesehen davon, dass sie anstatt der Kirche überhaupt sofort die rechte Kirche beschreibt, stellt sie eben unvermittelt zwei Principe neben einander und lässt es somit unklar, wo die eigentliche sachliche Quelle zu finden sey, ob in dem vere credere? ob in den heiligen Gnadenmitteln? Aber es ist uns eben von höchster Wichtigkeit diesen andern Born der Sache hier zu finden; und wenn wir nun von hier aus kein lutherisches Zeugniss von der Kirche finden, das nicht die Gnadenmittel in die Mitte der Sache stellte; wenn wir wie in der über unsrer Arbeit stehenden Stelle unsrer vaterländischen Kirchenordnung, die durch eine ganze Schaar gleichlautender Stellen verstärkt werden könnte, konsequent und mit bewusster Polemik die Kirche als Sichtbarkeit definirt finden; wenn wir endlich alle Relationen der Kirche, dass sie sey una und unica, sancta, catholica, apostolica, bei unsern Dogmatikern nicht sachlich erwachsen sehen aus dem Begriff vere credere, sondern vielmehr aus der Einheit des Hauptes, aus dem Vorhandenseyn des heiligen Geistes in den Gnaden

mitteln u. s. w. *) dann werden wir im lebendigen Zusammenhange mit unsrer Kirche stehen, wenn wir noch einmal die Principalität der Lehre von der unsichtbaren Kirche läugnend das in den heiligen Gnadenmitteln uns entgegentretende Princip als das gnesiolutherische behaupten, und welch' anders ist dies nun als der in den Gnadenmitteln gegenwärtige Christus in der unten anzugebenden bestimmten Relation? Die Sache ist mithin diese. Im Gegensatz zu der katholischen Vergöttlichung der kirchlichen Geschichte und Ordnung, in Folge welcher die Seligkeit an die Ursache des kirchlichen Thuns gebunden war, hat die lutherische Kirche den ewig gültigen Satz gefunden, dass nicht die empirische Gemeinschaft der Kirche, sondern die nur Gott kündliche Gemeinschaft des Glaubens den Einzelnen selig mache. Diesen an seinem Orte (s. unten) unzerstörbaren Satz hat sie dann aber, vielleicht unter reformirtem Einflusse, irrigerweise an den Ort des Princips des ganzen Gebiets gestellt, nicht minder aber ein andres Princip ausgesprochen und aus demselben gelebt bis auf diesen Tag, so dass die Gegenwart eben hieran zu knüpfen und von hieraus zu fragen und zu suchen hat. Dies Princip ist bis dahin nur genannt. Aber es wird schon jetzt erkennbar seyn, dass Alles was die Kirche durch die bestrittene Lehre hat erreichen wollen an Negation römischer Ceremonialgesetzlichkeit, so wie an Position zur Verherrlichung des Glaubens und der Kirche, die sie nicht hat entwürdigen lassen wollen zur externa politia dass das Alles erfolgreicher gewonnen wird, wenn das Objekt der Unsichtbarkeit nicht mehr Gemeinschaft des Glaubens, sondern Jesus Christus der Auferstandene in der Gesammtheit seiner Offenbarung und Sichdargebung ist. Wir lassen mithin die Unsichtbarkeit den Quell alles Sichtbaren in der Kirche seyn. Aber wir verändern einerseits ihr Objekt und vermögen sie dann ander

*) Nichts kann die Sache klarer machen als die Notiz, dass fast sämmtliche Relationen der Kirche nicht aus der bestrittenen Lehre abgeleitet werden, zumal nicht die grossen, dass sie sey una und sancta. Das kann doch unmöglich Princip der Sache seyn, aus dem die Sache in ihrer Konkretheit nicht erwächst. Das vielmehr muss dies Princip seyn, aus dem sie erwächst; und ist sie nun una um des einen Haupts willen und ist sie sancta um des heiligen Geistes willen, wo anders wird der Quell der ganzen Sache seyn als in diesem Einen im heiligen Geiste gegenwärtigen Haupte? Man wird das sehr selbstverständlich finden. Aber dann sollt es auch selbstverständlich seyn, dass die Kirche die unsichtbare Versammlung der Gläubigen principaliter nicht ist.

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seits in der thatsächlich angestrebten Einheit mit der Sicht barkeit zu fassen, so dass die Kategorie der Kirche allerdings nicht seyn wird Unsichtbarkeit schlechthin, sondern vielmehr Unsichtbares in seiner Sichtbarkeit und Jenseitiges in seiner Diesseitigkeit. Damit wird der ganze Standpunkt ein anderer geworden seyn und anstatt des Kirchlich - Geschichtlichen, möge dasselbe als Geschichte des Ganzen (katholische Form) oder als Geschichte der einzelnen Seele (protestantische Form) gefasst werden, werden wir durch Wegweisung der ächt lutherischen Anschauung der Gnadenmittel das Centrum alles Kirchlichen auch zum Centrum des Begriffs machen und zu dem Ende zunächst ob auch in grosser Kürze die heilige Schrift reden lassen.

Wir hören also die Schriften des Neuen Bundes und überhören nicht, wie häufig zu geschehen pflegt *), Anfang und Ende. Ja wir haben alle Ursache zuerst das Ende zu hören, weil erst am Ende thatsächlich erschlossen ist, was die Sache principaliter ist in Anfang und Mitte. Was hören wir demnach am Ende? Welche Definition von der Kirche giebt die grosse Stimme aus dem Himmel Apok. 21,

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Siehe da," spricht sie, eine Hütte Gottes bei den Menschen und er wird unter ihnen wohnen und sie werden sein Volk seyn und er selbst Gott mit ihnen, wird ihr Gott seyn." In dieser Stelle verschlingen sich A und O, und wie sie die höchste alttestamentliche Weissagung von der Kirche wieder aufnimmt (Hezechiel 37, 27 cf. 2 Sam. 7, 13), weist sie auf die höchste vorbildliche Kirchenstiftung zurück, dieselbe erfüllt sehend in der Kirche; und was ist nun nach dieser abschliessenden Stelle die Kirche principaliter? Sie ist die oznyǹ Gottes des N. Test., mithin Stätte der Wohnung und Offenbarung Gottes in der Menschheit. Eben darum ist sie aber auch ein Anderes, als das Volk der Hütte; und mag nun die Einheit zwischen dem Volk der Hütte und der Hütte selbst in der angeführten Stelle die intensiveste seyn, so weist doch das dreimalige uɛtù c. Gen. dem Begriff des Wohnens Gottes und somit dem Begriff der Hütte seine eigene vom Begriff des Volkes der Hütte unabhängige Realität und Selbstständigkeit zu. Die abschliessende Bedeutung unsrer Stelle

*) Es giebt nicht wenige Untersuchungen über die Kirche und ihr Amt, welche so thun als ob nur in der Epistel von der Sache gehandelt würde, ja nicht wenige, welche sich fast ausschliesslich auf die vom Apostel getadelten Zustände der Korinthischen Gemeinde beschränken.

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