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wie es der irdischen Noth und dem irdischen Sinne entsprach, den man besaß, und schmeichelte sich dann mit der Hoffnung, gerade so müsse der Messias sein, und ein solcher irdischer Retter werde gewiß kommen. Und als nun Jesus erschien, diese irdischen politischen Hoffnungen zers störte und dennoch erklärte, er sei der Messias, da gebrauchte die List und Bosheit der Pharisåer und Priester gerade jenes falsche Bild, das sie sich vom Messias entworfen hatten, als Anklagepunkt gegen ihn vor dem römischen Landpfleger, was um so schändlicher war, als sie Jefum gern angenommen haben würden, wenn er nur ihren irdisch politischen Erwartungen hätte entgegen kommen wollen, denn eben die, welche vor Pilatus so viel Ergebenheit gegen den Kaiser heuchelten, waren zu jeder Empörung gegen das römische Joch so überaus geneigt; um so schändlicher war dieser Anklagepunkt, je ungegründeter er war, um so verwerflicher die Gesinnung der Feinde Jesu, die ihn dessen anklagten, wofür sie ihn so gern anerkannt håtten. Andere, nicht weniger fleischlich gesinnt, erwarteten ein ganz sinnliches Wohlleben vom Messias, und schmeichelten sich in 'ihrem den Lüften der Erde ergebenen Herzen, er werde in feinem Reiche die ausgesuchtesten Vergnügungen und Ergöhlichkeiten den Seinen zu Theil werden lassen, und auch solche verkehrte Hoffnungen gründete man auf mißverstandene prophetische Stellen, welche die Glückseligkeit des messianischen Reiches schilderten. Bei solchen Vorurtheilen darf es uns nicht wundern, wenn der in Knechtsgestalt erscheinende Messias, der Entfagungen, Kreuztragen und Lebensaufopferung verlangte, und Haß von Seiten der Welt und Trübfale den Seinen verkündete, von allen so gesinnten Herzen zurückgestoßen und nicht anerkannt wurde. Zwar wenn er das Volk sättigte, so wollten sie ihn haschen und laut für den Messias erklären und zum Könige ausrufen, aber bald årgerten sie sich wieder an ihm, wenn er in der Schule zu Kapernaum das Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes verlangte, Joh. 6., und wichen von ihm zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Die Pharisäer, deren so viele Schriftgelehrte waren, hätten wohl eine bessere Erkenntniß has ben und verbreiten sollen, aber sie theilten diese Irrthümer; und weil ihr inneres Auge für die viel höhere Seelennoth des Volkes, für das weitverbreitete sittliche Verderben verschlossen war, und sie in diesem nicht die Quelle der anerkannten äußeren Noth und des leiblichen Elends erblickten; weil sie die Bedürfnisse des Herzens nach Licht, Wahrheit und innerm Frieden nicht einmal ahneten, noch weniger lebhaft fühlten, so wußten sie auch gar nicht, was dem Volke noth that und was für eines Messias sie bedurften, und deshalb verstanden sie nicht, was die heiligen Propheten von der geistigen Hülfe und Rettung in irdischen

Bildern verkündet und geschildert hatten. Daß sie daher einen Messias, wie Jesum, nicht mogten, darf nicht auffallen, denn, sie waren Fremds linge auf dem Gebiete des innern Lebens, und das sagt ihnen Jesus Joh. 5, 37. In den Bedürfnissen des Herzens zeugte der Vater vom Sohne, und eben diese waren der geheimnißvolle aber mächtige Zug des Baters zum Sohne (Joh. 6, 44.); den verstanden, den fühlten sie aber nicht einmal, und hatten nie diese Stimme des Vaters gehört, weil sie nur die Eingebungen ihres weltlich gesinnten, eiteln Herzens vernahmen; und wie viel sie auch von bürgerlicher Freiheit sprachen und sie als eine Wohlthat des Messias hofften, so kannten sie doch die Freiheit nicht, welche Christus den Seinen verheißt und gibt, die Freiheit von der Macht der Sünde und des den natürlichen Menschen beherrschenden Bösen; daß sie selbst in dieser Beziehung Knechte waren, ahneten sie nicht, und verstanden das Wort Jesu nicht, Joh. 8, 31-36. So verhielt es sich mit den Pharisåern und zum Theil auch mit den Sadducåern.

Die Sadducåer, die Reicheren unter den Juden, unbekannt mit der Noth des Lebens, welche oft beten, und mit der Anfechtung, welche auf das Wort merken lehrt, bestritten die pharifäische Verfälschung der mosaischen Religion, aber indem sie jene mündliche Ueberlieferung nicht anerkannten, wollten sie überhaupt die Fortbildung und weitere geschichtliche Entwicklung des Judenthums durch die Propheten nicht zugeben, verwarfen ihre Schriften, und somit auch alle die Lehren und Wahrhei ten, welche in denselben erst ausführlicher offenbart worden waren, schrieben nur den fünf Büchern Mosis göttliches Ansehn zu, und ließen auch hier bloß die buchstäbliche Auslegung gelten. Demzufolge leugneten sie die Lehre von dem andern Leben gänzlich, weil sie dieselbe nicht mit kla: ren Worten in Moses fanden; ganz kurz ist ihre Glaubensansicht oder vielmehr ihr Unglaube bezeichnet, Apostg. 23, 8: Denn die Sadducåer sagen: Es sei keine Auferstehung, noch Engel, noch Geist: die Pharifåer aber bekennen beides. Lange nicht so viel, wie mit den Pharisåern hatte der Erlöser mit den Sadducdern zu thun, als sie sich aber einst unterfingen, den Glauben an das andere Leben und an die zukünftige Auferstehung, durch eine, sei es eine erfonnene oder wirklich vorgekom mene Begebenheit, anzugreifen und lächerlich zu machen, Matth. 22, 23. ff. da sprach Jesus zu ihnen: Ihr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes; den Unglauben nennt er hier das Irren der Sadducåer, denn wenn auch die Pharisäer nicht die reine Wahrheit, sondern dieselbe nur getrübt durch menschliche Zufäße hatten, so befas Ben sie doch im Aberglauben Wahrheit, aber die Sadducäer befanden sich durch Unglauben in einem vollständigen Irrthum wenigstens über

diese Wahrheit, besaßen gar nichts von ihr, indem sie die Auferstehung leugneten; und das hatte seinen Grund in dem buchstäblichen Verständs niß der Schrift und im Verkennen der göttlichen Allmacht; die falsche Schriftauslegung greift Jesus an, indem er aus Moses 2 Buch 3, 6. die Worte anführt Matth. 22, 31. 32: Habt ihr aber nicht gelesen von der Todten Auferstehung, das euch gesagt ist von Gott, da er spricht: Ich bin der Gott Abraham, und der Gott Isaak, und der Gott Jakob. Gott aber ist nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen. Nicht buchstäblich, sondern durch das tiefste geistliche Verständniß dieser Stelle lehrt Jesus hier die Auferstehung, als schon in den Büchern Mosis enthalten und gelehrt, denn Gotte leben alle, auch die, welche wir für todt erachten, und deswegen nennt Gott sich vor Moses den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, weil er auch für diese långst verstorbenen, heiligen Erzvåter Gott sei, ihr höchstes Gut, welches nicht sein könnte, wenn sie selbst gar nicht mehr lebten, sondern durch den Tod vernichtet wåren. Wegen der Feindschaft der Sadducåer gegen die Auferstehungslehre werden sie, als die Apostel von der Auferstehung Jesu Zeugniß abs legen, Feinde des Evangelii, und verfolgen als solche die Bekenner dess selben gemeinschaftlich mit den Pharisåern.

Außer diesen beiden weit verbreiteten und vorherrschenden Geistesrichtungen der leßten vorchristlichen Zeit gab es im Volke doch noch Viele, die weder die politischen noch die groß - sinnlichen Vorstellungen und Erwartungen von dem Messias hatten, sondern die es anerkannten, wie die Besserung des Lebens so nothwendig sei, wenn der Mensch zu einer beseligenden Gemeinschaft mit Gott kommen sollte, und daher erwarte: ten sie von dem Messias, er werde eine sittliche neue Schöpfung vorneh men, um alsdann nachher ein Reich aufzurichten, von dem sie allerdings meinten, daß es auch mit äußerlichen Gebehrden kommen werde, wogegen der Erlöser solchen versicherte Luk. 17, 20. 21: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebehrden, man wird auch nicht sagen: Siehe hie oder da ist es, denn sehet das Reich Gottes ist inwendig in euch; im Innern des Menschen wird es aufgerichtet, wenn das Herz sich gläubig dem Willen Gottes unterwirft. Manche Juden, besonders die nach Egypten verpflanzten, hatten die Hoffnung auf einen persönli chen Messias ganz aufgegeben, und so fehlte ihnen ein wesentlicher Glaus benspunkt zur Annahme Jesu, als des Messias; allein auch bei diesen fanden sich zum Theil allerlei irdische und sinnliche Vorstellungen, indem man wähnte, wenn sich die Juden einst in Wahrheit zu Gott bekehrt haben würden, so werde sie der Messias aus allen Ländern und von allen Völkern, wohin sie zerstreut worden waren, durch ein Wunderzeis

chen am Himmel plöklich nach Jerusalem zurückverfeßen, dann würden sie auf immer von ihren Feinden unangetastet bleiben, und ein golds nes Zeitalter werde beginnen. Das Christenthum lehrte aber, ein fol: cher Zustand werde auf Erden nur im Herzen des Gläubigen vorbereitet, und erst jenseits im Himmel auch für die Anschauung eintreten.

Die dritte Periode.

Die Zeit unter der Gnade, seit der durch Jesum Christum gestifs teten Erlösung.

Wenn bisher die Geschichte des Reichs Gottes auf Erden an der Geschichte des von Gott erwählten und von allen übrigen Völkern auss gesonderten, heiligen Volkes Israel betrachtet werden konnte; wenn Gottes Gnadenabsichten, die er mit allen Menschen hat, nur in Is: rael durch die göttliche Offenbarung recht klar und bestimmt bekannt gemacht wurden; wenn sich Gottes Sorgfalt für die Erziehung, Besse: rung und Befeligung des menschlichen Geschlechts fast auf dies eine Volk zu beschränken, und er die andern Völker allesammt ihre eignen Wege gehen zu lassen schien, so daß das Walten feiner Regierung und eben damit seine Heiligkeit und Gnade, feine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit vorzugsweise nur in den Schicksalen der Juden hervorleuchtete: so wird das durch die Erscheinung und das Werk Jefu Christi ganz anders, und die Kirche des Sohnes Gottes ist jeht der Verein oder die Gesellschaft, Gemeinde, welche das Himmelreich auf Erden bildet, ein Reich, nicht mehr auf ein Volk beschränkt, sondern auf alle Völker berechnet, die daher allesammt zu demselben berufen werden sollen. Die fernere Geschichte des göttlichen Reiches auf Erden ist daher eigentlich die Geschichte der christlichen Kirche, und was Kirchengeschichte, als Wissenschaft, genannt wird, soll, der höchsten Bes stimmung nach, eine geschichtliche Darlegung sein, wie die Gnade und Wahrheit, welche der Heiland gebracht hat, als ein Sauerteig, die Massen der Völker und ihr ganzes Leben durchsäuert, neugestaltet und umgebildet hat in jeder Beziehung. Denn so wie das ganze Leben Israels, dem Bunde mit Gott zufolge, durch das göttliche Gefeß regiert und demselben gemäß geführt werden follte, so soll das öffentlichbürgerliche, das häusliche Familienleben und das innere verborgene Leben der Seele eines Christen und eines christlichen Volkes ganz und

gar gemäß sein der Gnade Gottes, die er uns durch Christum erwies fen hat; und nachzuweisen, wie im Leben, in der gemeinsamen Gots tesverehrung, in der Erkenntniß Gottes und der ewigen Wahrheit das Evangelium sich wirksam erwiesen, welche Veränderungen es hervorgebracht, welche Erfolge es herbeigeführt habe, das ist die große Aufgabe der Kirchengeschichte, als Geschichte der Entwickelung des götte lichen Reiches bei Völkern und bei Einzelnen.

Alle die großen Erfolge und Umånderungen, die sich da eingestellt haben und noch immer weiter entwickeln, wo das Christenthum herrschend geworden ist, welches keineswegs schon das Leben auch nur eines Volkes oder eines Menschen so durchdrungen hat, daß es nicht vielmehr noch in seiner Entwickelung bei allen und jedem stånde, alle, diese außerordentlichen Wirkungen haben ihren Ursprung und einzige Quelle in dem Leben des Erlösers, daß Gott sich im Fleisch geoffenbart, daß das ewige Wort Fleisch geworden ist und unter uns Sündern gewohnt hat. Das Leben des Erldsers, sein irdisches Leben in Niedrigkeit und sein Leben im Himmel nach seiner Erhöhung, das ist es, wodurch die neue christliche Zeit herbeigeführt und ein Himmelreich auf Erden, obwohl noch innerlich verborgen, aber doch von da heraus sich offenbarend, gez gründet worden ist; dadurch sind Kräfte in die menschliche Natur gekommen, die sie vorher nicht besaß, und eine Anstalt ist dadurch zur Beseligung, Heiligung und Verherrlichung aller Sünder gegründet, in welcher alle zum Bilde Gottes erneuert werden. Wenn diese neue Schdpfung, die allmählig über alle Menschen sich erstrecken, ja die sogar nicht ohne Einfluß auf die Natur bleiben soll, in der wir leben, allein von dem Leben des Erlösers herzuleiten ist, so wird darunter alles zu sammengefaßt, was sich mit ihm zugetragen hat und von ihm ausges gangen ist, seitdem er als Mensch auf Erden zu wohnen angefangen hat, seit jenem Augenblick, wo es hieß: Euch ist heute der Heiland geboren; also die ganze Wirksamkeit des Gottmenschen, sein Lehren und Wandeln, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung, und was er als Erhöheter zur Rechten des Vaters thut und in alle Ewigkeit hinaus thun wird, das ist der Lebenskeim, aus welchem sich alles entwickelt, was zum Himmelreich gehört, sei es nun in der Zeit und für dies Leben, oder in der Ewigkeit des jenseitigen Lebens, denn nur Jes fus Christus und Er allein immerhin ist es, durch dessen Einfluß und' Gnadenwirkungen die, welche zu seinem Reiche gehören, alles werden, was sie nach Gottes ewigem Gnadenrathschluß durch den Eingebornen Gottes werden sollen und können, und zu diesem Reiche gehört das gan ze menschliche Geschlecht, ohne Ausnahme und Unterschied, alle, fie md

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