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mel der Gesellschaft nicht hatten angehen dürfen, fahen ihn seine eigenen Leute selten anders, als finfter, mürrisch und unglücklich, während daß er fremde Zirkel mit einer erzwungenen Fröhlichkeit beseelte. Mit theilnehmenden Leiden sahen wir ihn auf dieser gefährlichen Bahn hinwandeln, aber in dem Tumult, durch den er geworfen wurde, hörte er die schwache Stimme der Freundschaft nicht mehr, und war jest auch noch zu glücklich, um sie zu verstehen.

Schon in den ersten Zeiten dieser Epoche forderte mich eine wichtige Angelegenheit an den Hof meines Souverains, die ich auch dem feurigsten Interesse der Freundschaft nicht nachseßen durfte. Eine un

sichtbare Hand, die sich mir erst lange nachher entdeckte, hatte Mittel gefunden, meine Angelegenhei ten dort zu verwirren, und Gerüchte von mir auszubreiten, die ich eilen mußte durch meine persönliche Gegenwart zu widerlegen. Der Abschied vom Prinzen ward mir schwer, aber ihm war er desto leichter. Schon seit geraumer Zeit waren die Bande gelöst, die ihn an mich gekettet hatten. Aber sein Schicksal hatte meine ganze Theilnehmung erweckt; ich ließ mir deßwegen von dem Varon von F*** versprechen, mich durch schriftliche Nachrichten damit in Verbindung zu erhalten, was er auch aufs Gewissenhafteste gehalten hat. Von jest an: bin ich also auf lange Zeit kein Augenzeuge dieser Begeben= heiten mehr; man erlaube mir, den Baron F*** an meiner Statt aufzuführen, und diese Lücke durch

Auszüge aus seinen Briefen zu ergänzen. Ungeach tet die Vorstellungsart meines Freundes nicht im mer die meinige ist, so habe ich dennoch an seinen Worten nichts ändern wollen, aus denen der Leser bie Wahrheit mit wenig Mühe herausfinden wird.

Baronvon.F *** an den Grafen vow

***

Erster Brief.

May 17**

Dank Ihnen, sehr verehrter Freund, daß Sie mir die Erlaubniß ertheilt haben, auch abwesend den vertrauten Umgang mit Ihnen fortzusehen, der wäh= rend Ihres Hierseyns meine beste Freude ausmachte. Hier, das wissen Sie, ist Niemand, gegen den ich es wagen dürfte, mich über gewisse Dinge herauszU= lassen. Was Sie mir auch dagegen sagen mögen, dieses Volk ist mir verhaßt. Seitdem der Pring einer davon geworden ist, und seitdem vollends Sie uns entrissen sind, bin ich mitten in dieser volkrei= chen Stadt verlassen. 3*** nimmt es leichter, und die Schönen in Venedig wissen ihm die Kränkungen“ vergessen zu machen, die er zu Hause mit mir thei= len muß. Und was hätte er sich auch darüber zu gråmen? Er sieht und verlangt in dem Prinzen nichts, als einen Herrn, den er überall finder aber ich! Sie wissen, wie nahe mir das Wohl und

Weh unsers Prinzen an meinem Herzen fühle, und wie sehr ich Ursache dazu habe. Sechszehn Jahre sind's, daß ich um seine Person lebe, daß ich nur für ihn lebe. Als ein neunjähriger Knabe kam ich in seine Dienste, und seit dieser Zeit hat mich kein Schicksal von ihm getrennt. Unter seinen Augen bin ich geworden; ein langer Umgang hat mich ihm sugebildet; alle seine großen und kleinen Abenteuer hab' ich mit ihm bestanden. Ich lebe in seiner Glückfeligkeit. Bis auf dieses unglückliche Jahr hab' ich nur meinen Freund, meinen åltern Bruder in ihm gesehen; wie in einem heitern Sonnenscheine hab' ich in seinen Augen gelebt keine Wolke trübte mein Glück, und alles dieß soll nun in diesem unfeligen Venedig zu Trümmern gehen!

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Seitdem Sie von uns find, hat sich Alerley bey uns verändert. Der Prinz von ** *d** ist vorige Woche mit einer zahlreichen und glänzenden Suite hier angelangt, und hat unserm Zirkel ein neues tumultuarisches Leben gegeben. Da er und unser Prinz so nahe verwandt sind, und jezt auf einem ziemlich guten Fuß zusammen stehen, so werden sie sich während seines hiesigen Aufenthalts, der, wie ich höre, bis zum Himmelfahrtsfest dauern soll, wenig von einander trennen. Der Anfang ist schon bestens gemacht; seit zehen Tagen ist der Prinz kaum su Athem gekommen. Der Prinz von **d** hat es gleich sehr hoch angefangen, und das mochte er immer, da er sich bald wieder entfernt; aber das

Schlimme dabey ist, er hat unfern Prinzen damit angesteckt, weil er sich nicht wohl davon ausschließen konnte, und bey dem besondern Verhältnisse, das zwischen beyden Häusern obwaitet, dem bestrittenen Range des seinigen hier etwas schuldig zu seyn glaubte. Dazu kommt, daß in wenigen Wochen auch unser Abschied von Venedig herannaht; wodurch er ohnehin überhoben wird, diesen außerordentlichen Aufwand in die Länge fortzuführen.

Der Prinz von **d**, wie man sagt, ist iu Geschäften des *** Ordens hier, wobey er sich einbildet, eine wichtige Rolle zu spielen. Daß er von allen Bekanntschaften unsers Prinzen sogleich Besitz genommen haben werde, können Sie sich leicht einbilden. In den Bucentauro besonders ist er mit Pomp eingeführt worden, da es ihm seit einiger Zeit beliebt hat, den wißigen Kopf und den starken Geist zu spielen, wie er sich denn auch in seinen Correspondenzen, deren er in allen Weltgegenden unterhålt, nur den Prince philosophe nennen läßt. Ich weiß nicht, ob Sie je das Glück gehabt haben, ihn zu sehen. Ein vielversprechendes Aeußere, be schäftigte Augen, eine Miene voll Kunstverständigkeit, viel Prunk von Lektüre, viel erworbene Natur (vergönnen Sie mir dieses Wort) und eine fürstliche Herablassung zu Menschengefühlen, dabey eine heroische Zuversicht auf sich selbst, und eine Alles niedersprechende Beredtsamkeit. Wer könnte, bey so glänzenden Eigenschaften, einer K. H. seine Huldi

gung versagen? Wie indessen der stille, wortarme und gründliche Werth unsers Prinzen neben dieser schreyenden Vortrefflichkeit auskommen wird, muß der Ausgang lehren.

In unsrer Einrichtung sind seit der Zeit viele und große Veränderungen geschehen. Wir haben ein neues prächtiges Haus, der neuen Prokuratie gegenüber, bezogen, weil es dem Prinzen im Mohren zu eng wurde. Unfre Suite hat sich um zwölf Köpfe vermehrt, Pagen, Mohren, Heiducken und dgl. m. Alles geht jekt ins Große. Sie ha ben während Ihres Hierseyns über Aufwand ge= flagt jezt sollten Sie erst sehen!

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Unfre innern Verhältnisse sind noch die alten — außer, daß der Prinz, der durch Ihre Gegen: wart nicht mehr in Schranken gehalten wird, wo möglich, noch einsylbiger und frostiger gegen uns geworden ist, und daß wir ihn jeßt, außer dem An- und Auskleiden, wenig haben. Unter dem Vorwande, daß wir das Französische schlecht, und das Italienische gar nicht reden, weiß er uns von. seinen mehrsten Gesellschaften auszuschließen, wo durch er mir für meine Person eben keine große Krankung anthut; aber ich glaube, das Wahre da von einzusehen: er schämt sich unsrer — und das schmerzt mich, das haben wir nicht verdient.

Von unsern Leuten (weil Sie doch alle Kleinig keiten wissen wollen) bedient er sich jezt fast ganz allein des Biondello, den er, wie Sie wissen,

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