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aber sehr, das Blatt möchte sich vielmehr wenden, und der Führer bey seinem Zöglinge in die Schule gehn, wozu sich auch bereits alle Umstände anzulassen scheinen.

Der Prinz von **d** ist nun abgereist, und zu unserm allerseitigen Vergnügen, auch meinen Herrn nicht ausgenommen. Was ich voraus gesagt habe, liebster ***, ist auch richtig eingetroffen. Bey so entgegengeseßten Charakteren, bey so unvermeidlichen Kollisionen konnte dieses gute Vernehmen auf die Dauer nicht bestehen. Der Prinz von **d** war nicht lange in Venedig, so entstand ein bedenkliches Schisma in der spirituellen Welt, das unsern Prinzen in Gefahr sehte, die Hälfte feiner bisherigen Bewunderer zu verlieren. Wo er sich nur sehen ließ, fand er diesen Nebenbuhler in feinem Wege, der gerade die gehörige Dosis kleiner List und selbstgefälliger Eitelkeit besaß, um jeden noch so kleinen Vortheil geltend zu machen, den ihm der Prinz über sich gab. Weil ihm zugleich alle kleinlichen Künstgriffe zu Gebote standen, deren Gebrauch dem Prinzen ein edles Selbstgefühl untersagte, so konnte es nicht fehlen, daß er nicht in kurzer Zeit die Schwachtöpfe auf seiner Seite hatte, und an der Spiße einer Parthie prangte, die seiner würdig war*). Das Vernünftigste wåre

Das harte Urtheil, welches sich der Baron von F *** hl und in einigen Stellen des ersten Briefs über einen

freylich wohl gewesen, mit einem Gegner dieser Art sich in gar keinen Wettkampf einzulassen, und einige Monate früher wäre dieß gewiß die Parthie gewesen, welche der Prinz ergriffen hätte. Jeßt aber war er schon zu weit in den Strom gerissen, um das Ufer so schnell wieder erreichen zu können. Diese Nichtigkeiten hatten, wenn auch nur durch die Umstände, einen gewiffen Werth bey ihm erlangt, und hatte er sie auch wirklich verachtet, so erlaubte ihm sein Stolz nicht, ihnen in einem Zeitpunkte zu entsagen, wo sein Nachgeben weniger für einen freywilligen Entschluß, als für ein Geständniß seiner Niederlage würde gegolten haben. Das unselige Hin- und Wiederbringen vernachlässigter, schneidender Reden yon beyden Seiten kam dazu, und der Geist von Nivalität, der seine Anhänger erhit te, hatte auch ihn ergriffen. Um also seine Eroberungen zu bewahren, und sich auf dem schlüpfrigen Plaße zu erhalten, den ihm die Meinung der Welt einmal angewiesen hatte, glaubte er die Gelegenheiten häufen zu müssen, wo er glänzen und vers binden konnte, und dieß konnte nur durch einen fürstlichen Aufwand erreicht werden; daher ewige

geistreichen Prinzen erlaubt, wird Jeder, der das Glück hat, diesen Prinzen nåher zu kennen, mit mir übertries ben finden, und es dem eingenommenen Kopfe dieses jugendlichen Beurtheilers zu Gute halten.

Anm. des Grafen v. D***.

Feste und Gelage, kostbare Konzerte, Pråsente und hohes Spiel. Und weil sich diese seltsame Naserey bald auch der beyderseitigen Suite und Dienerschaft mittheilte, die, wie Sie wissen, über den Artikel der Ehre noch weit wachsamer zu halten pflegt, als ihre Herrschaft, so mußte er dem guten Willen setner Leute durch seine Freygebigkeit zu Hülfe kommen. Eine ganze lange Kette von Armseligkeiten, alles unvermeidliche Folgen einer einzigen ziemlich verzeihlichen Schwachheit, von der sich der Prinz in einem unglücklichen Augenblicke überschleichen ließ!

Den Nebenbuhler sind wir zwar nun los, aber, was er verdorben hat, ist nicht so leicht wieder gut zu machen. Des Prinzen Schatulle ist erschöpft, was er durch eine weise Oekonomie seit Jahren er: spart hat, ist dahin; wir müssen eilen, aus Venedig zu kommen, wenn er sich nicht in Schulden stürzen soll, wovor er sich bis jetzt auf das Sorg: fältigste gehütet hat. Die Abreise ist auch fest befchloffen, sobald nur erst frische Wechsel da sind.

Möchte indeß aller dieser Aufwand gemacht seyn, wenn mein Herr nur eine einzige Freude dabey gewonnen håtte! Aber nie war er weniger glücklich, als jeßt! Er fühlt, daß er nicht ist, was er sonst war er sucht sich selbst — er ist unzus frieden mit sich selbst, und stürzt sich in neue Zerstreuungen, um den Folgen der alten zu entfliehen. Eine neue Bekanntschaft folgt auf die andere, die

hier

ihn immer tiefer hinein reißt. Ich sehe nicht, wie das noch werden soll. Wir müssen fort ist keine andre Rettung

Venedig,

Wir müssen fort aus

Aber, liebster Freund, noch immer keine Zeile von Ihnen! Wie muß ich dieses lange hartnäckige Schweigen mir erklären ?

Baron von F*** an den Grafen von D***

Vierter Brief.

12, Junius.

* Hl

Haben Sie Dank, liebster Freund, für das Zeichen Ihres Andenkens, das mir der junge B*** von Ihnen überbrachte. Aber was sprechen Sie darin von Briefen, die ich erhalten haben foll? Ich habe keinen Brief von Ihnen erhalten, nicht eine Zeile. Welchen weiten Umweg müssen die genommen haben! Künftig, liebster O***, wenn Sie mich mit Briefen beehren, senden Sie solche über Trient und unter der Addresse meines Herrn.

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Endlich haben wir den Schritt doch thun müssen, liebster Freund, den wir bis jeßt so glücklich vermieden haben. - Die Wechsel sind ausgeblieben, jekt in diesem dringenden Bedürfnisse zum ersten Male ausgeblieben, und wir waren in die Nothwendigkeit geseßt, unsre Zuflucht zu einem Wuche:

rer zu nehmen, weil der Prinz das Geheimniß gern etwas theurer bezahlt. Das Schlimmste an diesem unangenehmen Vorfalle ist, daß es unsre Abreise verzögert.

Bey dieser Gelegenheit kam es zu einigen Er: läuterungen zwischen mir und dem Prinzen. Das ganze Geschäft war durch Biondello's Hände gegangen, und der Ebråer war da, eh' ich etwas davon ahnete. Den Prinzen zu dieser Extremitåt gebracht zu sehen, preßte mir das Herz, und machte alle Erinnerungen der Vergangenheit, alle Schrecken für die Zukunft in mir lebendig, daß ich freylich etwas gråmlich und düster ausgesehen haben mochte, als der Wucherer hinaus war. Der Prinz, den der vorhergehende Auftritt ohnehin sehr reizbar gemacht hatte, ging mit Unmuth im Zimmer auf und nieder, die Rollen lagen noch auf dem Tische, ich stand am Fenster, und beschäftigte mich, die Scheiben in der Prokuratie zu zählen, es war eine lange Stille, endlich brach er los.

,,F***!" fing er an! „Ich kann keine finstern Gesichter um mich leiden."

Ich schwieg.

,,Warum antworten Sie mir nicht? Seb ich nicht, daß es Ihnen das Herz abdrücken will, Ihren Verdruß auszugießen? und ich will haben, daß Sie reden. Sie dürften sonst Wunder glanben, was für weise Dinge Sie verschwiegen."

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