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daß es die höchste Bestimmung des Menschen few, den Geist des Weltschöpfers in seinem Kunstwerke zu ahnen. Zwar weiß auch ich für die Thätigkeit des vollkommensten Wesens kein erhabeneres Bild, als die Kunst. Aber eine wichtige Verschiedenheit scheinst Du übersehen zu haben. Das Universum ist kein reiner Abdruck eines Ideals, wie das vollendete Werk eines menschlichen Künftlers, Die ser herrscht despotisch über den todten Stoff, den er zu Versinulichung seiner Ideen gebraucht. Aber in dem göttlichen Kunstwerke ist der eigenthümliche Werth jedes seiner Bestandtheile geschont, und die fer erhaltende Blick, dessen er jeden Keim von Energie, auch in dem kleinsten Geschöpfe, würdigt, verherrlicht den Meister eben so sehr, als die Hou monie des unermeßlichen Ganzen. Leben und Freyheit, im größten möglichen Umfange, ist das Gepräge der göttlichen Schöpfung. Sie ist nie erhabener, als da, wo ihr Ideal am meisten ver. fehlt zu seyn scheint. -Aber eben diese höhere Poll: kommenheit kann in unsrer jeb1⁄4.gen Beschränkung von uns nicht gefaßt werden. Wir übersehen einen zu kleinen Theil des Welkalls, und die Auflösung der größern Menge voy. Mißtönen ist unserm Ohre unerreichbar. Jede Stufe, die wir auf der Leiter der Wesen emporsteigen, wird uns für diesen Kunstgenus empfänglicher machen, aber auch als dann hat er gewiß seinen Werth nur als Mit: tel, nur insofern er uns zu ähnlicher. Thätigkeit Schillers sämmtl, Worte Xl,

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begeistert. Tråges Anstaunen fremder Größe kann nie-ein höheres Verdienst seyn. Dem edlern Menschen fehlt es weder an Stoffe zur Wirksamkeit, noch an Kräften, um selbst in seiner Sphäre Schó pfer zu seyn. Und dieser Beruf ist auch der Dei: nige, Julius. Hast Du ihn einmal erkannt, so wird es Dir nie wieder einfallen, über die Schranten zu klagen, die Deine Wißbegierde nicht überschreiten kann.

Und dieß ist der Zeitpunkt, den ich erwarte, um Dich vollkommen mit mir ausgesöhnt zu sehen. Erst muß Dir der Umfang Deiner Kräfte völlig bekannt werden, ehe Du den Werth ihrer freyesten Aeußerung schäßen kannst. Bis dahin zürne im: mer mit mir, nur verzweifle nicht an Dir selbst.

Briefe über Don Karlos.

Erster Brief.

Sie sagen mir, lieber Freund, daß Ihnen die bisherigen Beurtheilungen des Don Karlos noch wenig Befriedigung gegeben, und halten dafür, daß der größte Theil derselben den eigentlichen Gesichtspunkt des Verfassers fehlgegangen sey. Es däucht Ihnen auch wohl möglich, gewisse gewagte Stellen zu retten, welche die Kritik für unhaltbar erklär: te; manche Zweifel, die dagegen rege gemacht wor den, finden Sie in dem Zusammenhange des Stúcs

wo nicht völlig beantwortet, doch vorhergesehen und in Anschlag gebracht. Bey den meisten Einwürfen fånden Sie weit weniger die Sagacitât der Beurtheiler, als die Selbstzufriedenheit zu bewundern, mit der sie solche als hohe Entdeckungen vor tragen, ohne sich durch den natürlichsten Gedanken stören zu lassen, daß Uebertretungen, die dem Blöd::

sichtigsten sogleich ins Auge fallen, auch wohl den Verfasser, der unter seinen Lesern selten der am wenigsten Unterrichtete ist, dürften sichtbar gewesen feyn, und daß Sie es also weniger mit der Sache selbst, als mit den Gründen zu thun haben, die ihn dabey bestimmten. Diese Gründe können øller: dings unzulänglich seyn, können auf einer einset= tigen Vorstellungsart beruhen: aber die Sache des Beurtheilers wäre es gewesen, diese Unzulänglichkeit, diese Einseitigkeit zu zeigen, wenn er anders in den Augen desjenigen, dem er sich zum Richter aufdringt, oder zum Nathgeber anbietet, einen Werth ~erlangen will. .

Aber, lieber Freund, was geht es am Ende den Autor' an, ob sein Beurtheiler Beruf gehabt hat, oder nicht? Wie viel oder wenig Scharfsinn er bewiesen hat? Mag er das mit sich selbst ausmachen. Schlimm für den Autor und sein Werk, wenn er die Wirkung desselben auf die Divinetionsgabe und Billigkeit seiner Kritiker antommen ließ, wenn er den Eindruck desselben von Eigenschaften abhängig machte, die sich nur in sehe wenigen Köpfen vereinigen. Es ist einer der fehlerhaftesten Zustände, in welchem sich ein Kunstwerk be inden kann, wenn es in die Willkür des Betrachters gestellt worden, welche Auslegung er daven macher will, und wenn es einer Nachhülfe bedarf, ihn in den rehten Standpunkt zu rücken. Wolls tea Sie mit andeuten, daß das meinige sich in

diesem Falle befånde, so haben Sie etwas fehr Eclimmes davon gesagt, und Sie veranlassen mich, ts aus diesem Gesichtspunkte noch einmal genauer zu prüfen. Es kåme alfo, dåucht mir, vorzüglich darauf an, zu untersuchen, ob in dem Stücke Ale les enthalten ist, was zum Verständnisse desselben dient, und ob es in so klaren Ausdrücken angege ben ist, daß es dem Leser leicht war, es zu erken nien. Lassen Sie Sich's also `gefallen, lieber Freund, daß ich Sie eine Zeitlang von diesem Gegenstande unterbalte. Das Stück ist mir fremder geworden, ich finde mich ießt gleichsam in der Mitte zwischen dem Künstler und seinem Betrachter, wodurch es mir vielleicht möglich wird, des Erstern vertraute Bekanntschaft mit seinem Gegenstande mit der Unbefangenheit des Lehtern zu verbinden.

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Es kann mir überhaupt – und ich finde nöthig, dieses vorauszuschicken es kann mir begegnet fenn, daß ich in den ersten Akten andere Erwar tungen erregt habe, als ich in den leßten erfüllte. St. Reals Novelle, vielleicht auch meine eignen Aeußerungen darüber im ersten Stücke der Thalia, mögen dem Leser einen Standpunkt angewiesen ha= ben, aus dem es jeßt nicht mehr betrachtet wer den kann. Während der Zeit nämlich, daß ich es ausarbeitete, welches, mancher Unterbrechungen wes gen, eine ziemlich lange Zeit war, hat sich mir felbst Vieles verändert. An den verschiedener Schicksalen die während dieser Zeit über meine

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