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Ueber das

gegenwästige deutsche Theater.

Aus dem würtembergischen Repertorium der Literatur 1782.)

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Der Geist des gegenwärtigen Jahrzehends in Deutschland zeichnet sich auch vorzüglich dadurch von den vorigen aus, daß er dem Drama beynahe in allen Provinzen des Vaterlands einen lebhaftern Schwung gab; und es ist merkwürdig, daß man noch nie so oft Seelengröße zu beklatschen, und Schwachheiten auszupfeifen gefunden hat, als eben In dieser Epoche Schade, daß dieß nur auf der Bühne ist. Die Egyptier bestellten für jedes Glied einen eignen Arzt, und der Kranke ging unter dem Gewicht seiner Aerzte zu Grunde Wir halten jeder Leidenschaft ihren eignen Henker, und Haben täglich irgend ein unglückliches Opfer dersel ben zu beweinen. Jede Tugend findet bey uns ihren Lobredner, und wir scheinen sie über ihrer Bewunderung zu vergessen. Mich däucht, ́es verhalte sich damit, wie mit den unterirdischen Schiz şen in den Gespenstermährchen: Beschreiet den

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Geist nicht! ist die ewige Bedingung des Ve schwörers. Mit Stillschweigen erhebt man das ein Laut über die Zunge, und hinunterTM finkt zehntausend Klafter die Kiste.

Gold

Allerdings sollte man denken, ein offener Spiegel des menschlichen Lebens, auf welchem sich die geheimsten Winkelzüge des Herzens illuminirt und fresko zurückwerfen, wo alle Evolutionen von Tu gend und Laster, alle die verworrensten Intriguen des Glücks, die merkwürdige Dekonomie der ober ften Fürsicht, die sich im wirklichen Leben oft in langen Ketten unabsehbar verliert, wo, sage ich, dieses alles in kleinern Flächen und Formen aufgefaßt, und dem stumpfesten Auge übersehbar zu Gesichte liegt; - ein Tempel, wo der wahre nas türliche Apoll, wie einst zu Dodona und Delphos, eine goldne Orakel mündlich zum Herzen redet solche Anstalt, möchte man erwarten, sollte die reinern Begriffe von Glückseligkeit und Elend um so nachdrücklicher in die Seele prågen, als die finn liche Anschauung lebendiger ist, denn nur Tradizion und Sentenzen. Sollte sage ich und was follten die Waaren nicht, wenn man den Ver fäufer höret? Was sollten jene Tropfen und Pulver nicht, wenn nur der Magen des Patienten sie verdaute, wenn nur seinem Gaum nicht davor efelte? So viele Don Quirotes sehen ihren eigenen Narrenkopf aus dem Savovardenkasten der Komödie gucken, so viele Tartuffes ihre Masken,

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so viele Fallstaffe ihre Hörner; und doch deutet einer dem andern ein Eselsohr und beklatscht den wißigen Dichter, der seinem Nachbar eine solche Schlappe anzuhängen gewußt hat. Gemälde voll Diührung, die einen ganzen Schauplah in Thränen auflösen, Gruppen des Entsehens, unter deren Anblick die zarten Spinneweben eines hysterischen Nervensystems reißen; – Situationen voll schwankender Erwartung, die den leisern Odem fesselt, und das beklommene Herz in ungewissen Schlägen wiegt, - Alles diefes, was wirkt es denn mehr, als ein buntes Farbenspiel auf der Fläche, gleich dem lieblichen Zittern des Sonnenlichts auf der Der ganze Himmel scheint in der Fluth Ihr stürzt euch wonnetrunken hin-tappt in kalt Wasser. Wenn der touflische Macbeth, die kalten Schweißtropfen auf der Stirne, bebenden Fußes, mit hinschauerndem Auge aus der Schlafkammer wanket, wo er die That gethan hat, welchem Zuschauer laufen nicht eiskalte Schauer durch die Gebeine?

Welle. zu liegen, ein, und

Und doch welcher Macbeth unter dem Volke läßt seinen Dolch aus dem Kleide fallen, eh' er die That thut? oder seine Larve, wenn sie gethan ist? Es ist ja eben König Dunkan nicht, den er zu verderben eilet. Werden darum weniger Mädchen verführt, weil Sara Samson ihren Fehltritt mit Gifte bu Bet? Eifert ein einziger Ehmann weniger, weil der Mohr von Venedig sich so tragisch übereilte? Tys

rannisirt etwa die Konvenienz die Natur darum weniger, weil jene unnatürliche Mutter, nach der That reuig, vor euren Ohren das rasende Gelächs ter trillert? Glücklich genug, wenn eure Emis lia, wenn sie so verführerisch jammert, so nachläss sig schön dahin sinkt, so voll Delikatesse und Grazie ausröchelt, nicht noch mit sterbenden Reizen die wollistige Lunte entzündet, und eurer tragischen Kunst aus dem Stegreif hinter den Koulissen ein demüthigendes Opfer gebracht wird. Beynahe möchte man den Marionetten wieder das Wort reden, und die Machinisten ermuntern, die Garrikischen Künste in ihre hölzernen Helden zu verpflanzen, so würde doch die Aufmerksamkeit des Publikums, die sich gewöhnlichermaßen in den Inhalt, den Dichter und Spieler drittheilt, von dem leßtern zurücktreten, und sich mehr auf dem ersten versammeln. Eine abgefeimte italienische Iphigenia, die uns vielleicht durch ein glückliches Spiel nach Aulis gezaubert hatte, weiß mit einem schelmischen Blick durch die Maske ihr eigenes Zauberwerk wohlbedacht wieder zu zerstören, Iphigenia und Aulis find weggehaucht, die Sympathie stirbt in der Bewunderung ihrer Erweckerinn. Wir sollten ja die Neigungen des schönen Geschlechts aus seiner Meisterinn kennen! Die hohe Elisabeth hätte eher eine Verlegung ihrer Majestát, als einen Zweifel gegen ihre Schönheit vergeben.- Sollte eine Aktrice philosophischer denken? Sollte diese wenn der Fall der Aufops

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