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Evangelium: Luc. VIII. v. 1- 9.

Ich habe euch heute aufmerksam auf einen Um

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stand in der Geschichte Jesu, unsers Herrn, und feiner Apostel zu machen, M. 3., den man ge. wöhnlich ganz vernachlässigt, und der es doch um mehr als einer Ursache willen verdient, von jedem nachdenkenden Christen ernstlich erwogen zu wer den. Allen Nachrichten der Evangelisten zu Folge ist es nämlich Thatsache, daß die Apostel Jesunie Wunder von ihm verlangt, daß fie sogar da, wo sie in Verlegenheit waren, nicht die Wunderkraft ihres Herrn in Anspruch ge nommen, sondern sich nach natürlichen Hülfs. mitteln umgesehen haben. Wie zudringlich und unbescheiden die übrigen Mitbürger Jesu in diesem Punkte waren, wisset ihr Alle. Man for derte Wunder von ihm, sobald er sich irgendwo zeigte; aus allen Gegenden versammelte man hülflose Kranke, um sie von ihm heilen zu lassen; man suchte ihn in der Wüste auf, mehr um seine aufferordentlichen Thaten zu sehen, als seinen Uns terricht zu hören; man war sogar unverschämt ge nug, ihm vorzuschreiben, wie er seine Wunder

D. Reinh. Pred. ster Band 1803.

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kraft beweisen solle, und ein Zeichen vom Himmel von ihm zu verlangen; er konnte sich bey den Forderungen, die von allen Seiten her an ihn geschahen, nicht enthalten, in die Worte auszubrechen: wenn ihr nicht Zeichen und Wunder fehet, so glaubet ihr nicht, und von seinen zudringlichen Gegnern mit unverkenn barem Unwillen zu sagen: die böse und ehebrecherische Art suchet ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben wer den, denn das Zeichen des Propheten Jonas.

Wen dürfte es befremden, M. 3., wenn die Apostel Jesu an dieser Wundersucht ihrer Mit bürger Theil genommen, wenn sie, die doch die nächsten Ansprüche an Jefum hatten, und ihn fast täglich aufferordentliche Dinge für Fremde thun sahen, auch für sich etwas Ungewöhnliches von ihm verlangt hatten? Aber ihr werdet in der ganzen evangelischen Geschichte kein Beyspiel fin den, daß sie in ihren Angelegenheiten ein Wunder von ihm gefordert hätten. Nicht, als ob es ih. nen an Gelegenheit und Veranlassung dazu gefehlt hätte. Auch sie hatten zuweilen Kranke, und bey dem ersten Besuche, den Jefus in dem Hause Petri ablegte, fand er die Schwiegermutter desfelben im Fieber. Aber Niemand muthete ihm zu, ein Wunder an der Kranken zu verrichten; aus freyer Bewegung ergriff fie Jesus bey der Hand, und machte sie gesund. Und wie oft waren sie in Verlegenheiten! Ein Beyspiel werden wir in dem heutigen Evangelio finden, wo sie es, bey dem kleinen Vorrath von Nahrungsmitteln, mit wel chem sie versehen waren, für unmöglich erklären, eine Anzahl von mehrern tausend Menschen in

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der Wüste zu sättigen. Aber auch in solchen Fällen berufen sie sich nie auf die Wunderkraft Jesu, und enthalten sich jeder unvorsichtigen Zumuthung. Nicht einmal in Gefahren wagen sie es, eine aufferordentliche Hülfe zu suchen. Sie lassen es, als ihr kleines Schiff auf dem See Genezareth im Begriff ist, von den Wellen ver schlungen zu werden, dabey bewenden, Jefum aus dem Schlafe zu wecken, und von der drohenden Gefahr zu unterrichten. Håtten sie auch nur den leisesten Wunsch geåussert, durch ein Wunder gez-. retret zu werden; so hatte er ihnen nicht sagen. Fönnen: ihr Kleinglaubigen, warum seyd ihr so furchtsam? Ueberhaupt ist es nicht die Begierde nach Wundern, nicht ein unvorsichtiges Rechnen auf Wunder, was Jesus an sei nen Jüngern zu tadeln findet; ihr Mißtrauen flagt er an, daß sie auch da besorgt waren, und sich nach natürlichen Mitteln umsahen, wo sie gar wohl eine besondre Hülfe erwarten konnten, das macht er ihnen zum Vorwurf. Ihr Kleinglaubigen, sagt er ihnen, als fie unruhig dar über waren, daß sie sich nicht hinlänglich mit, Brod versehen hatten, ihr Kleinglaubigen, was befümmert euch doch, daß ihr nicht habt Brod mit euch genommen? Ver. nehmet ihr noch nichts? Gedenket ihr nicht an die fünf Brode unter die fünf Tausend, und wie viel Körbe ihr da aufhubet?

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3u auffallend ist der Unterschied, welchen' wir hier zwischen der Denkungsart der Juden zu den Zeiten Jesu und dem. Benehmen seiner. зи Apostel finden, M. 3., als daß wir uns niche nachdenkend dabey verweilen und etwas tiefer in

denselben eindringen sollten. Es kann nicht feh len, je sorgfältiger wir alles überlegen, je lebhaf ter wir uns in die Umstände versehen, in welchen die Apostel Jesu so handelten, je unbefangener wir den Ursachen nachforschen, die bey ihrem Ver halten wirksam waren: desto mehr Betrachtungen werden sich uns aufdringen, die uns Jesum in seiner Herrlichkeit zeigen, die unsre Achtung gegen seine Freunde erhöhen, die uns zur Belehrung und Ermunterung dienen werden. Möge Gott diese Stunde, welche wir solchen Betrachtungen wid. men wollen, segnen; und möge Er, von dem seine Freunde mit Entzücken riefen: wir sahen feine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als bes eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit, uns auch heute in seiner himmlischen Grösse sichtbar wer den! Darum flehen wir in filler Andacht.

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Evangelium: Marc. VIII. s. 1-9.

Wåren die Apostel Jesu gewohnt gewesen, M. 3., bey Verlegenheiten die Wunderkraft ih res Herrn in Anspruch zu nehmen, so håtten sie, als Jesus nach dem vorgelesenen Evangelio mit ihnen zu Rathe gieng, wie man einer Anzahl von fast viertausend Menschen eine Mahlzeit verschaf fen könne, ganz anders antworten müssen, als sie wirklich geantwortet haben. Denn wie? sagen fie vielleicht: du bedarfst unsers Rathes nicht, da dir die ganze Natur gehorcht? Sprechen sie viel leicht mit jenem wundersüchtigen Haufen: unfre Water haben Manna gegessen in der Wüsten, wie geschrieben steht: er gab ihnen Brod vom Himmel zu effen; es muß dir etwas Leichtes seyn, dasselbe zu thun?

Nehmen sie es vielleicht für bekannt an, es müsse jezt etwas Aufferordentliches geschehen, und überLassen sich blos einer neugierigen Erwartung? Nichts weniger, als dieß, M. 3., ihre VerLegenheit gestehen sie ein; für unmöglich er. Flåren fie es, unter den vorhandnen Umständen dem Bedürfniß der versammelten Menge abzu Helfen; woher nehmen wir Brod, sagen sie, hier in der Wüste, daß wir sie fåttigen? Uebersehet es ja nicht, daß Jesus in einem åbn lichen Falle bereits auf eine wunderbare Weise geholfen hatte. Schon im sechsten Kapitel hatte Marcus gesagt, fünftausend Menschen habe Jesus in einer unbewohnten Gegend, in die sie ihm aus den umliegenden Städten nachgeeilt waren, mit fünf Broden und zwey Fischen gespeiser, und mit einem äusserst geringen Vorrath einen grossen Mangel gestille. Hätten sich die Apostel nun, da ähnliche Umstände eingetreten waren, nicht geradehin auf diesen Fall berufen und Jesum zu einem Wunder auffordern sollen? Håtten sie dieß nicht um so mehr thun können, da ihr Vorrath von Nahrungsmitteln dießmal grösser und die hung, rige Menge kleiner war, als das erstemal, da sie ihm für noch nicht viertausend Menschen sieben Brode anbieten fonnten? Aber nein, sie sind es nicht gewohnt, auf Wunder zu rechnen; sie über. legen blos, was durch natürliche Mittel zu be wirken sey, und darnach geben sie ihr Gutachten; es fällt ihnen gar nicht ben, ihrem Herrn selbst da, wo er sie veranlaßt, auf etwas Ungewöhnli ches zu bringen, eine ausserordentliche Wirksam. feit zuzumuthen,

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Laffet es uns etwas schårfer ins Auge faffen, M. 3., dieses Verhalten der Apostel Jesu; las

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