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Gnade fey mit euch und Friede von Gott,

unserm Vater, und dem Herrn, Jesu Christo; Amen.

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So viel Eigenschaften und Vortheile das Lafter auch besist, M. Z., wodurch es eine ausgebrettete Herrschaft behauptet, und Unheil stiftet: die gefährlichste Kunst desselben ist gewiß die, daß es ein so groffes Vertrauen zu sich einzuflößen weiß. Die Schrift spricht von einem Betruge der Sünde; nichts ist treffender, als dieser Ausdruck, nichts ist fähiger, uns zu betrügen, als das Laster. Zurückbeben würden wir, › würden › Eckel und Abscheu empfinden, wenn es uns in seiner wahren Gestalt und mit allen Merkmalen seiner empörenden Schändlichkeit erschiene. Aber so zeigt es sich nie; unzählbar find die lieblichen For men, die reißenden Gestalten, die blendenden Ver kleidungen, durch die es uns zu bethören weiß, Erschrecken würden wir, Furcht und Entseßen würde uns ergreifen, wenn wir die schädlichen Folgen, wenn wir das ganze Unglück erblicken soll.

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ten, das aus dem Laster entspringt. Aber davon läßt es uns nichts merken; es schmeichelt uns mit der Hoffnung eines nahen Vergnügens und lockt uns durch scheinbare Vortheile. Entsehen würden wir uns, Schaam und Verzweiflung würden sich unfrer bemächtigen, wenn wir wissen sollten, unfre Nachgiebigkeit gegen das Laster werde einst fund werden, und dann werde uns alle die Schmach und aller der Abscheu treffen, welcher den Sklaven defselben gebührt. Aber auch diese Furcht weiß es uns zu benehmen; es zeigt uns tausend Mittel, wie sich unsre Ausschweifungen den Augen der Welt entziehen und verborgen halten lassen, und beruhigt uns mit dem Gedanken, das uns doch Niemand in das Herz sehen könne.

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Vielleicht ist unter allen Arten des Betrugs, burch die uns das kaster bethört, die zulezt ge. nannte die schädlichste, M. Z. Wissen wirs gewiß ein Vergehen könne nicht verborgen bleiben, es müsse über furg ober, lang an den Tag kommen: fo halten wir uns zurück, und wagen es nicht, uns desselben schuldig zu machen. Die Hoffnung, unentbecht zu bleiben, muß man uns zeigen, wenn man den Entschluß, etwas Böses zu thun, in uns zur Reife bringen will. Und wie groß, wie leben dig weiß das Lafter diese Hoffnung in uns zu ma chen! Wie viele Schlupfwinkel, wie viele eine fame, unzugängliche Derter zeigt es uns, wo wir shun dürfen, was uns beliebt, wo wir uns unge Fört jeder Ausschweifung überlassen können.' Mic welcher Sicherheit läßt es uns auf die Verschwiegenheit unfrer Mitschuldigen rechnen, und wie viele Mittel giebt es uns an die Hand, diese Berschwiegenheit zu erkaufen oder zu erzwingen! Wie reich ist es an Erfindungen, das Böse mit

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einer guten Art auszuüben, und es in den reihenden Schleyer feiner Sitten, einer anständigen Freyheit, einer liebenswürdigen Dreiftigkeit zu hüllen! Wie nachdrücklich empfiehlt es uns die Kunst, unsre eigentlichen Gesinnungen zu verber. gen, und alles um uns her durch einen angenom menen guten Schein zu blenden! Wie oft schlägt es uns zu einem sichern Mittel, diesen Schein zu verstärken, und ihm den höchsten Grad von be thörender Kraft zu geben, sogar die Religion vor, und läßt uns die Hoffnung faffen, unter dieser Hülle sey es gar nicht möglich, den bösen Grund unsers Herzens zu entdecken.

Wahrer Ernst, uns von der schändlichen Herrschaft des Lasters loszureissen, wird es uns nie werden, M. 3., so lange auch nur eine Spur diefer Hoffnung in unserm Herzen ist, so lange wir es noch für glaublich halten, man werde unsre Ausschweifungen nie erfahren, und dem guten Scheine trauen, mit welchem wir uns geschmückt haben. Ste zu vertilgen, sie euch ganz zu entreiffen, diese schädliche Hoffnung, dieses gefährliche Blendwerk des lasters, das soll also dießmal der Endzweck meiner Bemühungen seyn; mit einer Klarheit, die euch in die Augen leuchten wird, will ich barthun, daß ein böser Grund des Herfens, wie künstlich man ihn auch verhüllen mag, schlechterdings nicht unentdeckt blei ben könne. Es ist der Hauptinhalt unsers heutigen Evangelii, den ich hiemit ins Licht feßen werde; alles in demselben zwecket darauf ab, die groffe Wahrheit anschaulich zu machen, das Laster sen über kurz oder lang sein eigner Verrå ther, und alle Anstrengungen, die Herrschaft, die es im Herzen behauptet, zu verbergen, und auf

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ferlich gut zu scheinen, feyen eben so widerfinnig, als vergeblich. Lasset uns hören, M. Br., laffet uns zu Herzen nehmen, was uns in dem heutigen Evangelio zu bedenken gegeben wird. Es ist der, der uns Alle kennt, der nicht bedarf, daß ihm Jemand Zeugniß gebe von einem Menschen, der wohl weiß, was im Menschen ist, es ist unser Herr und Richter, der zu uns spricht, und uns das Gericht vorher sagt, dem kein lasterhafter entfliehen kann, das jeden Heuchler entlarven und bestrafen wird. Er segne diese Stunde, und lehre uns bey Zeiten bedenken, was zu unserm Frieden dienet. Darum flehen wir in stiller Andacht.

Evangelium: Matth. VII. v. 15-23.

Künstlicher kann sich das Laster unmöglich verbergen, M. 3., reißender kann es unmöglich erscheinen, als wenn es sich der Mittel bedienet, welche Jesus in dem vorgelesenen Evangelio nennt. Wolfe in Schafskleidern, Verführer, mit allen Reißen der Unschuld, der Sanftmuth und der Liebe geschmückt, wen sollen die nicht einnehmen und bethören; wer soll nicht Propheten traus en, die den Namen Jesu in dem Munde führen, die in diesem Namen weissagen, und Teufel austreiben, und aufferordentliche Tha ten verrichten? Jesus giebt es auch deut lich genug zu verstehen, wie leicht solche Betrüger Eingang finden, wie leicht sich die groffe unvor. fichtige Menge durch sie bethören läßt; daher eben der Zuruf: sehet euch vor vor den falschen Propheten; daher die Regel: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Aber eben so deutlich sagt es der Herr, wenn wir uns von solchen Menschen blenden lassen, so sey es

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སྙིང་

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lebiglich unsre Schuld. Mit unwiderleglichen Gründen beweiset er, auch durch den feinsten Be trug, auch durch die überlegtesten Künste, könne sich das Laster nie ganz unkenntlich machen; für den, der aufmerken und prüfen wolle, werde der böse Grund des Herzens auch bey dem geübtesten Heuchler sichtbar werden, und sich verrathen. Gilt dieß von Betrügern, die Meister in ihrer 2 Kunst sind: wie bald wird man mit euch im Klaren feyn, Unglückliche, die ihr euch ben weit we niger Klugheit und Uebung mit der Hoffnung schmeichelt, euer innres Verderben den Augen Der Menschen verbergen zu können? Aber je Herrschender sie dennoch ist, diese thorichte Hoffnung, je mehr sich unzählige Menschen mit derfelben trösten, wenn sie Böses thun, und einer gründlichen Besserung überhoben seyn wollen: de sto nöthiger ist es, fie in ihrer Nichtigkeit dar. zustellen, und ernstlich davor zu warnen. Wohlan also: es ist nicht möglich, daß ein böser Grund des Herzens ganz unentdeckt bleiben sollte, dieß ist der Saß, der uns heute beschäftigen soll. Ermist eben so wahr, als wichtig, diefer Sah; beides Punkte ver. dienen es, daß wir sie einer besondern Aufmerks samkeit würdigen. Lasser mich also zuerst be, weisen, es sey "wirklich nicht möglich, daß ein böser Grund des Herzens ganz unentdeckt bleiben follte. Hernach wollen wir sehen, wie sehr es diese Wahrheit verdiene, daß wir sie bey unserm Vers halten und Leben nie, aus den Augen verlieren.

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Zweyerley läßt sich bey der sittlichen Verfassung eines Menschen unterscheiden, M.

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