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Thesis I.

Unsere Kirche lehrt, daß allein der wahre Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, anzurufen und anzubeten sei; nicht Maria, nicht die verstorbenen Heiligen, mit einem Worte, keine Kreatur.

Die erste These hebt aus der Lehre der lutherischen Kirche von der An= rufung und Anbetung Gottes den ersten Grund heraus, welcher beweist, daß sie Gott auch hierin allein alle Ehre gebe. Zum Zweck unserer Verhandlungen wird es gut sein, diese Thesis in folgende zwei Teile zu zerlegen: 1. Alles Anrufen irgend einer Kreatur ist wider die Ehre des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, als des einigen, wahren Gottes.

2. Alles Anrufen irgend einer Kreatur ist wider die Ehre Christi, als des einigen Mittlers und Fürsprechers.

1.

Das Gebet ist nach der heiligen Schrift ein Gottesdienst, von welchem daher Gott will, daß er niemand erwiesen werde, außer ihm selbst. „Ich, der HErr, das ist mein Name; und will meine Ehre keinem andern Lassen, noch meinen Ruhm den Gößen", so ruft der Allmächtige seinem abgefallenen Volke Jef. 42, 8. zu. Matth. 4, 10. 11. führt Christus die Stelle 5 Mos. 6, 13. an:,,Du sollst anbeten Gott, deinen HErrn, und ihm allein dienen"; zur Verschärfung jenes alttestamentlichen Gebotes sest nämlich Christus, der authentische Ausleger, das Wort allein" hinzu. Dieses Wort findet sich in dieser Verbindung jedoch auch schon im Alten Testament. Denn 1 Sam. 7, 3. heißt es: Richtet euer Herz zu dem HErrn, und dienet ihm allein." Hierher gehören ferner alle die Stellen, wo Engel und Menschen die Anbetung als eine Gott allein gebührende Ehre entschieden von sich wiesen. Offenb. 19, 10. Apost. 10, 25. 26.

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Es ist in der That fast unerklärlich, wie die Papisten an ihrer Heiligenanbetung festhalten können, da doch die heilige Schrift so klar und ausdrücklich bezeugt, daß alle Anbetung irgend einer Kreatur Abgötterei sei. Zur Rechtfertigung derselben machen sie (nach Art aller falschen Lehrer) eine Unterscheidung, nämlich zwischen den Worten, die die Schrift im griechischen Grundtert für ,,anbeten" und ,,dienen" gebraucht. Das Wort „dienen“ für das griechische Wort latreuein werde freilich allein von dem Dienste Gottes gebraucht, das Wort „anbeten“ hingegen für die griechischen Wörter proskynein und duleuein auch von dem den Menschen zu erweifenden Dienst oder Anbetung. So meinen sie der Stelle Matth. 4, 10. 11. entgangen zu sein, wo Christus in dem Sat: „Und ihm allein dienen“, das griechische Wort latreuein gebraucht. Die Anwendung dieser Unterscheidung der Papisten ist aber eitel Gaukelei. Wohl redet die Schrift auch

von einem Anbeten" (proskynein) der Menschen (vgl. 1 Kön. 1, 16. 31. 2, 19.); aber man erkennt sofort, daß „anbeten“ hier eine bürgerliche Höflichkeitserzeigung ist, wie sie im Morgenlande Sitte war. Das griechische Wort proskynein und das hebräische hischtachavah, was mit dem deutschen Wort „anbeten“ überseßt ist, heißt nämlich eigentlich, sich bis auf die Erde bücken, und dies thun die Morgenländer vor ihren Göttern, um sie göttlich zu verehren, vor Menschen aber nur, um sie höflich und ehrfurchtsvoll zu begrüßen. Daß dies nun aber nicht die Bedeutung ist, in welcher die Papisten von Anbetung, Verehrung und Dienst der Heiligen reden, das liegt auf der Hand. Ihre Verehrung der Heiligen ist keine bürgerliche, sondern eine religiöse, also eine solche Verehrung, durch welche sie die allein dem Schöpfer gebührende Ehre dem Geschöpf geben. Dazu kommt, daß Matth. 4, 10. 11. Christus offenbar anbeten" und dienen" (proskynein und latreuein) ganz gleichbedeutend gebraucht, daß sich also das Wörtlein ,,allein" nicht bloß auf,,dienen", sondern auch auf,,anbeten" bezieht.

Adam Osiander schreibt über die papistische Unterscheidung, daß das griechische Wort latreia allein Gott dienen, aber duleia auch Menschen dienen bedeute, folgendes:,,Die Päbstler wenden ein: In der angeführten Stelle" (Matth. 4.),,kommt das Wort latreia vor, nicht duleia, also wird nur jene der Kreatur abgesprochen.... Antwort: Die Unterscheidung zwischen duleia und latreia lassen wir zu, wenn nämlich latreia die religiöse Verehrung, duleia aber die bürgerliche bedeuten soll. Aber damit gewinnen die Päbstler nichts für ihre Anrufung der Heiligen, weil nach ihnen die duleia eine religiöse Verehrung ist. Zum andern, obgleich Matth. 4, 10. das Wort latreuein gelesen wird, so ist doch klar, daß auch die duleia mitinbegriffen ist, weil 1) Matth. 4. der Teufel nicht die höchste Verehrung begehrt, sondern eine geringere und eine duleia; denn er sagt Luk. 4, 6.: ,Bete mich an 2c., weil mir alles übergeben ist. Er will also nicht als der höchste Herr, sondern als ein Vasall angebetet werden. 2) In der heiligen Schrift wird latreuein und duleuein auf gleiche Weise gebraucht und nicht zwischen einer höheren und geringeren Verehrung unterschieden, wie denn auch 5 Mos. 6., woraus die Worte Christi genommen sind, ein den beiden Worten gemeiner Ausdruck gelesen wird (abad = dienen). Christus gebraucht also das Wort latreia nicht im Unterschied von duleia." (Colleg. System. th. V, 360 sq.)

Daß es Abgötterei sei, irgend eine Kreatur anzubeten, das zeigt uns schon das erste Gebot. Gott spricht zu den Menschen: „Ich bin der HErr, dein Gott!" Das heißt: „Ich bin's und kein andrer." Und dann seßt er gleich hinzu: „Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Bete fie nicht an und diene ihnen nicht." Wenn ich also die Kreatur anbete, so ist sie mir ein anderer Gott neben Gott. An diesem Verbot wird die papistische Unterscheidung zwischen duleia und latreia zu Schanden. Denn hier steht für „anbeten“ eben jenes Wort (sich beugen, auf die Erde

niederwerfen), welches die Papisten von dem den Heiligen gebührenden Dienst auslegen.

Man bedenke ferner dies: Wenn die Heiligenanbetung der Anbetung Gottes nicht gleichzustellen wäre, so müßte sie in der zweiten Tafel geboten sein. Die Papisten aber finden sie im anderen Gebot, also in der ersten Tafel; mögen sie es daher noch so hartnäckig leugnen, daß ihre duleia Abgötterei sei, so geben sie dennoch der Kreatur die Ehre, die Gott keinem andern lassen will.

Wie leicht hätten einst Sadrach, Mesach und Abed-Nego der gedrohten Strafe entgehen können, wenn sie sich den papistischen Unterschied zwischen latreia und duleia hätten zu nuße machen wollen! Sie hätten nach papistischer Anschauung ganz wohl vor dem Gößenbilde des Nebukadnezar niederfallen können, ohne damit die geringste Abgötterei zu begehen. Warum thaten sie's aber nicht? Deswegen, weil sie wußten: Hier handelt es sich um einen religiösen Kultus, und von dem darf man auch nicht das Allergeringste irgend einer Kreatur zukommen lassen, ohne in die Sünde der Abgötterei zu fallen.

Es ist also wirklich Lehre der Schrift, daß nur der mit seinem Gebet Gott allein alle Ehre giebt, welcher dasselbe allein an den wahren Gott richtet; daß hingegen der als ein Gößendiener Gott die ihm gebührende Ehre raubt, welcher die Ehre der Anbetung irgend einer Kreatur erweist.

Giebt nun die lutherische Kirche mit ihrer Lehre vom Gebete Gott diese Ehre? Der Ton, in welchem die Bekenntnisse unserer Kirche den papistischen Greuel der Heiligenanbetung bekämpfen, ist ein sehr verschiedener. Die irenische Augsburgische Konfession spricht sich hierüber sehr mild aus; schärfer schon ist die Apologie derselben; bis endlich Luther in den Schmalkaldischen Artikeln mit der Donnerart dreinschlägt. Aber verleugnet haben jene anfänglichen gelinden Bestrafungen die Schriftlehre keinesweges. Doch hören wir die Bekenntnisse selbst.

In der Augsburgischen Konfession heißt es im 21. Artikel also : ,,Vom Heiligendienst wird von den Unseren also gelehret, daß man der Heiligen gedenken soll, auf daß wir unsern Glauben stärken, so wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren, auch wie ihnen durch den Glauben geholfen ist; dazu, daß man Exempel nehme von ihren guten Werken, ein jeder nach seinem Beruf; gleichwie die Kais. Majestät seliglich und göttlich dem Erempel David folgen mag, Kriege wider den Türken zu führen; denn beide sind sie in königlichem Amt, welches Schuß und Schirm ihrer Unterthanen fordert. Durch Schrift aber mag man nicht beweisen, daß man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen foll; denn es ist allein ein einiger Versöhner und Mittler gesezt zwischen Gott und den Menschen, JEsus Christus, 1 Tim. 2, 5., welches ist der einige Heiland, der einige oberste Priester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott, Röm. 8, 34. Und der hat allein zugesagt, daß er unser Gebet

erhören wolle. Das ist auch der höchste Gottesdienst nach der Schrift, daß man denselbigen JEsum Christum in allen Nöten und Anliegen von Herzen suche und anrufe." (Artikel XXI. (Artikel XXI. M. S. St. L. A. S. 33.)

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Leiser konnte Melanchthon freilich nicht auftreten. Sein Hauptvorwurf gegen die Heiligenanbetung ist, daß sie in der Schrift nicht geboten sei. Mittelbar giebt er aber hier schon zu verstehen, daß sie im Grunde Abgötterei ist. Deutlicher geht er mit der Sprache heraus in der

Apologie der Augsburgischen Konfession: Ob die Heiligen gleich beten für die Kirche, so folgt doch daraus nicht, daß man die Heiligen soll anrufen. Wiewohl unsere Konfession allein dies seßet, in der Schrift stehe nichts von dem Anrufen der Heiligen oder daß man Hilfe suchen solle bei den Heiligen. So man nun weder Gebot, noch Zusage, noch Exempel aus der Schrift mag vorbringen, so folgt, daß kein Herz noch Gewissen darauf sich verlassen kann. Denn dieweil ein jeglich Gebet soll aus dem Glauben geschehen, woher will ich denn wissen, daß Gott ihm gefallen läßt das Anrufen der Heiligen, wenn ich nicht Gottes Wort davon habe? Wodurch werde ich gewiß, daß die Heiligen mein Gebet und eines jeden besondern hören? Etliche machen schlechts Götter aus den Heiligen und sagen, sie können unsere Gedanken wissen und uns ins Herz sehen. ... Wir sagen nach, wie vor: in Gottes Wort, in der Schrift, stehet nicht, daß die Heiligen unser Anrufen verstehen, und ob sie es verstünden, daß Gott ihm solch Anrufen gefallen lasse; so hat's je keinen Grund. Dawider können die Widersacher nichts aufbringen; darum sollten die Widersacher uns zu ungewissen Dingen nicht zwingen oder dringen, denn ein Gebet ohne Glauben ist nicht ein Gebet. Denn das sie sagen, die Kirche habe es im Gebrauch, so ist es doch gewiß, daß solches ein neuer Brauch in der Kirche ist; denn die alten Kollekten, ob sie wohl der Heiligen gedenken, so rufen sie doch die Heiligen nicht an." (Art. XXI. M. S. 224; St. L. A. S. 167.)

Die Hauptstelle hierfür findet sich aber in den

Schmalkaldischen Artikeln. Da sagt Luther: Da sagt Luther: „Anrufung der Heiligen ist auch der endechristischen Mißbräuche einer und streitet wider den ersten Hauptartikel und tilget die Erkenntnis Christi, ist auch nicht geboten noch geraten, hat auch kein Exempel der Schrift, und haben's alles tausendmal besser an Christo, wenn jenes gleich köstlich Gut wäre, als doch nicht ist. Und wiewohl die Engel im Himmel für uns bitten (wie Christus selber auch thut), also auch die Heiligen auf Erden, oder vielleicht auch im Himmel: so folgt daraus nicht, daß wir die Heiligen anrufen, anbeten, ihnen fasten, feiern, Messe halten, opfern, Kirchen, Altar, Gottesdienst stiften, und andere Weise mehr dienen, und sie für Nothelfer halten und allerlei Hilfe unter fie teilen

und jeglichem eine sonderliche zueignen sollten, wie die Papisten lehren und thun. Denn das ist Abgötterei und solche Ehre gehöret Gott allein zu. Denn du kannst als ein Christ und Heiliger auf Erden für mich bitten nicht in einerlei, sondern in allen Nöten. Aber darum soll ich dich nicht anbeten, anrufen, feiern, fasten, opfern, Messe halten dir zu Ehren und auf dich meinen Glauben zur Seligkeit sehen. Ich kann dich sonst wohl ehren, lieben und dir danken in Christo. Wenn nun solche abgöttische Ehre von den Engeln und toten Heiligen abgethan wird, so wird die andere Ehre ohne Schaden sein, ja bald vergessen werden. Denn wo der Nuß und Hilfe, beide leiblich und geistlich, nicht mehr zu hoffen ist, werden sie die Heiligen wohl mit Frieden lassen, beide im Grabe und im Himmel; denn umsonst oder aus Liebe wird ihrer niemand viel gedenken, achten noch ehren." (Teil II. Art. 2. M. S. 305; St. L. A. S. 227.)

Was lehren nun aber die Papisten? Lutheranern gegenüber leugnen sie zwar, wie gesagt, daß ihre Heiligenverehrung ein religiöser Kultus" sei; sie stellen dieselbe als eine unschuldige Ehrerbietung dar, die man so standhaften, glaubensmutigen Bekennern, wie die verstorbenen Heiligen gewesen seien, schuldig sei. Sehen wir aber zu, wie sich die sogenannte katholische Kirche auf dem Konzil zu Trient, wo ihr Lehrbegriff firiert wurde, ausgesprochen hat, so hören wir da folgendes: „Der heilige Kirchenrat gebietet allen Bischöfen und den übrigen, welche das Lehramt und die Seelsorge auf sich haben, daß sie... die Gläubigen vor allem über die Fürbitte und Anrufung der Heiligen... sorgfältig unterrichten sollen, und sie belehren, wie die zugleich mit Christo herrschenden Heiligen ihre Fürbitten für die Menschen Gott darbringen, und daß es gut und nüßlich sei, sie demütig anzurufen" (das ist also der ganze „sorgfältige" Unterricht! Welcher Art diese Anrufung sein und nicht sein dürfe, darüber finden wir kein Wort; ob sie in der Schrift Grund habe oder nicht, das sagt der heilige Kirchenrat" ebensowenig; nur, daß sie,,gut und nüß¡ lich“ sei), „,und“, so heißt es weiter,,,zur Erlangung der Wohlthaten von Gott durch seinen Sohn JEsum Christum, unsern HErrn, der unser alleiniger Erlöser und Heiland ist, zu ihrer Fürbitte, Hilfe und Bei= stand Zuflucht zu nehmen" (Siehe da den gleißenden Schafspelz des reißenden Wolfes! Mit dem „alleinigen Erlöser und Heiland“ geben sie sich den Schein, Christo alle Ehre geben zu wollen, während sie doch gleich darauf zur Fürbitte, Hilfe und Beistand der Heiligen weisen) ,,daß aber diejenigen gottlos denken, welche leugnen, daß die im Himmel die ewige Seligkeit genießenden Heiligen angerufen werden dürfen, oder welche behaupten, . . . ihre Anrufung, damit sie auch für jeden einzelnen von uns (pro nobis etiam singulis) fürbitten mögen, sei Abgötterei, oder dies widerstreite dem Worte Gottes und widerstrebe der Ehre JEsu Christi, des einzigen Mittlers zwischen Gott und Menschen, oder

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