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Denselben Grund wider die Anrufung der Heiligen macht auch die Apologie der Augsburgischen Konfession geltend, wenn es da heißt: Solchen Greuel wider Christum . . . können die Bischöfe und Theologen leiden. . . Uns aber, die wir das Evangelium rein predigen, wollten sie gerne vertilgen; so wir doch darum das Anrufen der Heiligen anfechten, damit Christus allein der Mittler bleibe." (Art. XXI. § 38. M. S. 230; St. L. A. S. 172.)

Dieselbe:,,Da lehren nun die Widersacher, wir sollen die Heiligen anrufen, . . . und machen doch damit, daß man größer Vertrauen auf die Heiligen seßt, denn auf Christum; so doch Christus sagt: „Kommet zu mir, nicht zu den Heiligen." (Art. XXI. M. S. 226; St. L. A. S. 169.)

Wer ohne Umwege, geradezu zu Christo geht, seinem Zurufe gemäß: ,,Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid!", der darf gewiß sein, daß er einen sanftmütigen Heiland finden werde, vor dem ihm nicht zu bangen braucht.

Hören wir nun aber, wie sich die Papisten hiezu stellen. Wohl haben die Papisten in allen ihren Kirchen Kruzifire, und das Kreuzeszeichen wird bei ihnen mehr, als irgendwo, gebraucht. Aber der Gekreuzigte ist längst aus ihren Kirchen hinausgethan. Unter ihren Kruzifixen steht oft der engelische Gruß:,,Ave Maria, gratia plena!" „Gegrüßet seist du, Maria, voll von Gnade!" wie sie es auslegen, statt „du hast Gnade funden". Und das Kreuzeszeichen ist bei ihnen zum Zaubermittel herabgesunken.

Konrad Dannhauer schreibt in seiner,,Katechismusmilch": „Der Jesuit Mendoza bringt eine sonderbare Frage auf die Bahn, welches besser sei, den Namen JEsu oder den Namen Mariä in Nöten anzurufen; deci diert dieselbe also: Es sei ratsamer, man gehe getrost, unmittelbar und alsobald an die Jungfrau Maria, als welche sich bisweilen leichter bewegen lasse als ihr Sohn; derselbe sei ein strenger Richter, die Mutter aber aller Barmherzigkeit sei die Patronin und Fürbitterin; gleich wie die Königin Esther Ahasverum, als er über die Juden ergrimmet gewesen, wiederum begütiget, zu der der König gesagt, auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden: also sei die Jungfrau Maria dieselbe Königin, der Gott die Hälfte seines Reiches eingeräumt, das Reich der Gerechtigkeit für sich behalten, das Reich der Barmherzigkeit, als durch welche mehr Devotion. und Andacht bei den Menschen zu gewinnen, hab' er seiner Mutter überlassen; daher es oft kommen, wann Christus über die Sünde der Welt so heftig erzürnet gewesen, die Hände mit feurigen Pfeilen und Donnerkeilen armiert, die Welt zu verderben, daß sich die Mutter Gottes darein gelegt und ihrem Sohn also begegnet, daß er die Rute fallen lassen und seinen gefaßten Rachzorn widerrufen.“ (Kat.-Milch S. 150.)

Freilich ruft man uns zu, das sei nur eine Privatschrift und der Kirche

könne nicht zur Last gelegt werden, was einzelne Theologen ausgesprochen hätten. Aber damit soll nur den Einfältigen Sand in die Augen gestreut werden. Die römische Kirche ist sonst scharf genug in ihrer Zensur, wenn ihr etwas nicht in ihren Kram paßt. Aber hier schweigt sie stille, weil sie es gerne sieht, wenn einmal ein Theologe auch recht grob mit der Sprache herausgeht.

Übrigens sprechen ihre Bekenntnisse ganz ähnlich. So heißt es unter anderem im Römischen Katechismus: „Freilich sollen sie (die verstorbenen Heiligen) auch deswegen noch mehr verehrt und angerufen werden, weil sie beständig für das Heil der Menschen bitten, und Gott uns um ihrer Verdienste und um ihrer selbst willen viele Wohlthaten erweist. Denn wenn im Himmel Freude ist über einen Sünder, der Buße thut, werden da nicht auch die Himmelsbürger die Büßenden unterstüßen? Werden sie nicht, wenn sie darum angegangen werden, für uns Vergebung der Sünden erflehen, und uns die Gnade Gottes erwerben?" (III, 2, 13.)

Derselbe: Die heilige Kirche Gottes hat aber auch mit Recht dieser Danksagung noch Gebete und eine Anrufung der heiligsten Mutter Gottes hinzugefügt, wodurch wir andächtig und demütig zu ihr unsere Zuflucht nehmen, damit sie uns Sünder durch ihre Fürbitte mit Gott versöhne und uns die Güter erlange, deren wir sowohl zu diesem als zum ewigen Leben bedürfen. Folglich müssen wir, Evas verbannte Kinder, die wir dieses Thränenthal bewohnen, unablässig die Mutter der Barmherzigkeit und die Fürsprecherin (advocatam) des gläubigen Volkes anrufen, daß sie für uns Sünder bitte, und von ihr durch dieses Gebet Hilfe und Beistand erflehen; da nur der Gottlose und Boshaftige zweifeln kann, daß sie bei Gott die herrlichsten Verdienste und den besten Willen habe, dem Menschengeschlechte zu helfen." (IV, 5, 8.)

Es ist schon schrecklich, daß das Pabsttum in leiblicher Not die Seelen zur Anrufung der Heiligen, als der besten Fürsprecher, ermahnt. Denn das ist eben eine greuliche Abgötterei. Aber das ist unendlich viel schrecklicher, daß es auch in Seelennöten, in Gewissens-, Sünden- und Todesnot zu den Heiligen weist. Denn dadurch verstellt es seinen Kindern den Weg, Vergebung der Sünden zu erlangen, und es tröstet sie entweder in die Hölle hinein oder läßt sie in Verzweiflung dahinfahren. Wer da noch nicht erkennen kann, daß der Pabst der geweissagte Antichrist ist, der muß ganz mit Blindheit geschlagen sein. Sogar Pusey, der doch sehr zum Katholizismus neigte, ließ sich sonderlich dadurch vom schließlichen Übertritt zum Pabsttum abhalten, daß er erkannte,,,die Religion der römischen Kirche sei mehr eine marianische, als eine christliche".

Zum Beweis der Mittlerschaft ihrer Heiligen pflegen die papistischen Theologen darauf hinzuweisen, daß ja schon unter Menschen jeder vor

nehme Mann nur solche Gesuche berücksichtige, die ihm von seinem Sekretär oder seinen Günstlingen vorgetragen und unterstüßt werden. Wieviel mehr müsse also dies bei dem großen Gott der Fall sein! Darum sagt die

Apologie: „Wo ist die Ordnung von Gott eingefeßt, da Gabriel (Biel) von redet, daß wir sollen zu den Heiligen fliehen? Er bringe doch ein Wort, ein einig Erempel aus der heiligen Schrift. Sie machen vielleicht die Ordnung von dem Brauch, der in Fürstenhöfen ist, da die Räte des Fürsten armer Leute Sachen vortragen und als Mittler fördern. Wie aber, wenn ein Fürst oder ein König einen einigen Mittler bestellete und wollte durch keinen andern die Sachen in Gnaden hören oder alle Bitte durch den allein erhören? Darum so Christus nun allein zu einem Hohenpriester und Mittler gesezt ist, warum suchen wir denn andere? Was können nun hie die Widersacher dawider sagen?" (Art. XXI. § 24. M. S. 226 f.; St. L. A. S. 169.)

Chemnis spricht sich über diesen vermeintlichen Beweis der Papisten sehr gründlich also aus: (Die Päbstlichen sagen:) „,,An den königlichen Höfen steht den Unterthanen der Zugang zum Fürsten selbst nicht sogleich offen, und wenn jemand ohne weiteres vor das Angesicht des Königs hervorbräche, würde er übel empfangen werden. Man muß sich vielmehr zuerst an diejenigen, welche bei dem Fürsten in Ansehen stehen, wenden und sie durch Dienste sich verbindlich machen, damit durch dieselben unsere Sachen bei dem Fürsten abgemacht werden. Also wird dies noch viel mehr zu beobachten sein, wenn wir uns an Gott zu wenden haben. Auf dieses Argument ist die Antwort leicht. Denn nicht aus Vergleichungen. mit menschlichen Dingen, namentlich mit solchen, welche durch die Sünde verderbt sind, sondern aus dem von Gott geoffenbarten Worte ist über den Willen Gottes zu urteilen. Denn es steht geschrieben: Ich bin Gott, und nicht ein Mensch', Hos. 11, 9. Und über die Sache der Anrufung selbst steht geschrieben: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HErr; sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege, und meine Gedanken denn eure Gedanken.' Jes. 55, 8. 9. Und was die Gedanken und Wege des HErrn seien, was die Anrufung be= trifft, so hat er uns dies durch sein überliefertes gewisses Wort geoffenbart. Von demselben abzugehen und Gott nach den verderbten Sitten der Höfe zu beurteilen, würde wahrlich höchst thöricht, um nicht zu sagen gottlos, sein. Denn daß die Fürsten die Ihrigen nicht selbst hören, das thun sie nicht vermöge ihres Amtes, sondern entweder aus Stolz und Nachlässigkeit, weil sie die Ihrigen verachten und keine Sorge um dieselben tragen, oder weil sie anderen Lüsten und Vergnügungen ergeben sind und sich zu den Sachen der Jhrigen keine Zeit nehmen wollen. Wie schlecht aber durch diese verderbten Gewohnheiten für die Sachen der Unterthanen gesorgt

werde, das bezeugen die Klagen des ganzen Morgen- und Abendlandes, so daß ein gewisser Wißkopf dieses Argument anmutig verspottet hat. Denn als er an einem gewissen Hofe mit Händedrücken, mit Schmeichelworten und mit Versprechung von Geschenken lange umgeführt worden war und doch wenig ausrichtete, und hierauf einen Bischof aus jener Hoffitte die Anrufung der Heiligen öffentlich verteidigen hörte, rief er aus: Wenn es im Himmel, wann wir uns an Gott wenden, so hergeht, wie an den Höfen, dann ist es gänzlich um uns geschehen.' Ich habe aber dieses Argument voranstellen wollen, daß man merke, wie die Anrufung der Heiligen nicht aus Gottes Wort genommen, sondern aus jenen menschlichen Vernunftschlüssen fabri= ziert worden ist, aus welchen alle Gößendienste der Heiden entstanden sind. Denn daß sich die Heiden dieses Arguments zur Bestätigung ihrer Abgötterei bedient haben (wie man durch Grafen zum König gelangt), bezeugt Ambrosius in der Auslegung des ersten Kapitels des Briefes an die Römer. Und Augustinus berichtet im 8ten Buch vom Gottesstaat, daß die Platoniker darum gewisse Mittelgottheiten zwischen dem höchsten Wesen (principium) und den Gebeten der Menschen als Mittler erdichtet haben, welche unsere Gebete empfingen und dieselben vor den höchsten Gott brächten, die Erfüllung derselben auswirkten und, nachdem dieses geschehen, dieselben zu uns zurückbrächten; denn sie hätten gedacht, wir seien nicht würdig, selbst Gott zu nahen, und es sei gegen Gottes Majestät, sich um die Gebete jedes einzelnen anzunehmen, da es wahrscheinlich sei, daß jene höchste Majestät mit größeren Sachen beschäftigt sei. Es ist aber aus der Schrift die so füße Lehre bekannt, daß Gott wolle, ja, es gebiete, daß wir uns mit Anrufung an ihn wenden, und verheiße, jeden einzelnen zu hören und auch für die geringsten Sachen jedes einzelnen, wie für die vom Haupte fallenden Haare, sorgen zu wollen." (Examen Concil. Trid. Ed. Genev. f. 617 sq.)

Es ist unsagbar, was für traurige Früchte diese schändliche Lehre, daß man nicht direkt zu Christo nahen dürfe, sondern die Vermittlung der Heiligen suchen müsse, getragen hat. Vorerst diese, daß höchst selten einmal jemand zu Gott betete.

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Chemnih schreibt: Erasmus berichtet scherzend nach seiner Weise: Als einst in einem Schiffbruch jeder zu seinem Heiligen, als zu seinem Schuhgott, ihn anrufend, seine Zuflucht nahm, da habe einer, als er sah, daß die dringendste Gefahr bevorstehe, welche keinen langen Verzug und späte Hilfe nicht zulasse, allerlei bei sich bedacht: wenn er seinen Nikolaus anrufe, so sei es ungewiß, ob er ihn höre; er sei vielleicht damit beschäftigt, auf die Gebete anderer zu hören und dieselben zu erfüllen, und könne ihm nicht so schnell dienen, aber wenn er auch wolle, finde er nicht so schnell bei Gott Gehör. Endlich habe er daher das Gewisseste und Sicherste zu thun beschlossen, nämlich geradezu zu Gott durch Christum seine Zuflucht zu neh

men, weil geschrieben stehe Ps. 50.: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen'; ferner Hebr. 4, 16.: ‚Darum lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl, auf daß wir Barmherzigkeit empfahen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird." (Examen Concil. Trid. Ed. Genev. f. 613.) —

Die zweite böse Frucht war, daß Christus für die gemarterten Gewissen der gnädige Heiland zu sein aufhörte und zum strengen Richter, von dem hinweg man sich lieber zu den Heiligen wenden müsse, wurde. Hierüber schreibt

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Chemnit: Man erwäge nur jene Gründe, welche man angiebt, warum außer Christo auch die Heiligen als Mittler und Anwälte oder Fürbitter anzurufen seien, weil nämlich Christus härter, strenger und rauher sei, die Heiligen aber gnädiger, gütiger und barmherziger, ja, zu erhören und zu helfen williger, da sie dieselben Nöte im Fleisch selbst auch erfahren hätten. Dieser Grund sett unleugbar die Heiligen im Mittleramt nicht nur neben Christum, sondern offenbar auch über ihn, und streitet damit schnurstracks gegen die ausge= drückte Meinung der Schrift, Hebr. 2, 17. 18. 4, 15. 16." (Examen Concil. Trid. Ed. Genev. f. 615.)

Luther ist hiervon das deutlichste Beispiel, wie er an verschiedenen Stellen seiner Schriften von sich selbst bekennt. So sagt er in seinen ,,Predigten über das dritte und vierte Kapitel des Evangeliums Johannis“, die er von 1537–1540 hielt: „Ich bin auch so tief in der Finsternis gewesen, daß ich Christo gar feind war und Mariam und St. Georg lieb gewann." (Erl. A. 47. S. 41.) In seinen „Predigten über eßliche Kapitel des Evangelisten Matthäi“ (1535—1540) spricht er: „So sollen wir nun bei dem HErrn Christo bleiben, wenn wir gesündigt haben, und ihm nicht den Rücken zukehren, sonst verlieren wir die Vergebung der Sünde. Als ich im Kloster in der Kappe steckte, da war ich Christo so feind, daß wenn ich sein Gemälde oder Bildnis sahe, wie er am Kreuz hinge 2c., so erschrak ich dafür und schlug die Augen nieder, und hätte lieber den Teufel gesehen. Denn mein Herz war gar vergift mit dieser papistischen Lehre, daß ich mein Westerhemd besudelt hätte, auch Christum und die Taufe verLoren, und müßte mir nun selber helfen; wie man denn im Pabsttum heutigestages noch also prediget: Christus hab' nur für die Erbsünde genug gethan, aber wer nach der empfangenen Taufe fündige, der mag selbst genug thun; und ist aus Christo, dem Heiland, ein Teufel geworden. Darum so ist man auch Maria unter den Mantel gekrochen, zu den Heiligen Wallfahrt gehalten, dieses und jenes gethan; aber es heißt nicht in Himmel, sondern in Abgrund der Hölle geführet," (Erl. A. 44, 127.)

In denselben Predigten schreibt Luther: „Wir alle haben im Pabsttum also geglaubt und auch also gepredigt und gelehrt und fürgegeben: Wie? wenn Christus nicht mehr dein Heiland wäre? Darum suche einen

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