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andern, denn Christus ist nun dein Richter worden. Siehe, wie du ihn dir möchtest versöhnen und gnädig machen. Lauf' in ein Kloster und zermartere dich mit Fasten und Beten und ruf' die Heiligen an, peitsche dich selbst also lange, bis daß du selbst deine Sünde vertilgest. Das ist die Lehre und der Glaube des Pabsts gewesen. ... Ich bin oft für dem Namen JEsu erschrocken, und wenn ich ihn anblickte am Kreuz, so dünkte mir, er wäre mir als ein Bliß, und wenn sein Name genennet wurde, so hätte ich lieber den Teufel hören nennen; denn ich gedachte, ich müßte so lange gute Werke thun, bis Christus mir dadurch zum Freund und gnädig gemacht würde." (45, 154. 156.) Es dünkt uns ganz schrecklich, wenn wir solche Geständnisse dieses Gottesmannes lesen; aber er war eben erst ein guter papistischer Christ und mußte daher Christum, „den harten Richter", mehr fürchten, als selbst den Teufel.

Meurer erzählt in seinem „Leben Luthers" folgende Geschichte, die seit noch nicht so gar langer Zeit bekannt ist. Er schreibt: „In jener Zeit (etwa 1503) widerfuhr ihm auch ein anderer Unfall. Er war (am dritten Osterfeiertage) auf der Reise zu seinen Eltern. Unterwegs stieß er von ohngefähr mit dem Fuße an den Degen; das Messer schoß aus und er stach sich drein, so daß es eine Hauptader zerschnitt. Er war mit einem einzigen Begleiter, ohngefähr eine halbe Meile von Erfurt. Das Blut floß furchtbar heraus und ließ sich nicht stillen, und da er sich an den Rücken legte, das Bein in die Höhe kehrte und den Finger gegen die Wunde hielt, so schwoll das Bein gewaltig auf. Endlich kam ein Chirurg aus der Stadt und verband die Wunde. Luther aber rief in der Todesgefahr:, Maria, hilf!' und als in der Nacht die Wunde aufging und er eine Ohnmacht bekam, rief er gleichfalls nur die Maria an. Damals' später , wäre ich auf Marien dahingestorben."" Leben. Jugend- und Volksausgabe. Leipzig 1878. S. 7.)

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sagte er (Luthers

Hie und da freilich kam doch troß des herrschenden Aberglaubens eine Seele zum Frieden dadurch, daß sie sich zu Christo allein wandte. So erzählt

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Ludwig v. Seckendorf in seiner Reformationsgeschichte von dem Ende Herzog Georgs von Sachsen, eines der wütendsten Feinde der Reformation, folgendes: Pater Eisenberg bemühte sich bestens, den sterbenden Fürsten auf sein eigen Verdienst und die Heiligen zu weisen; bevoraus befahl er ihm die Anrufung seines Schußheiligen, St. Jakobi, ernstlich an. Als man nun wohl sahe, wie dieser Trost bei dem beängstigten Herrn noch lange nicht genugsam und zulänglich war, so erkühnte sich Dr. Rothe, die Arme um den kranken Fürsten zu schlagen und ihm zuzuschreien: Gnädiger Herr, ihr habt ein Sprichwort: Geradezu giebt die besten Renner; darum so achtet nicht, was man euch von verstorbenen Heiligen und andern Fürbittern sagt; sondern richtet euer Herz geradezu auf den gekreuzigten JEsum, welcher für unsere Sünde gestorben und unser einiger

Fürbitter und Seligmacher ist, so seid ihr eurer Seligkeit desto gewisser." Als nun inmittelst die beiden Kammerjunker den ungestümen Schreier Eisenberg hinausgeschafft und der Fürst erwähnte Trostworte hörte, soll er gesagt haben: „Ei, so hilf mir, du treuer Heiland JEsu Christe; erbarme dich über mich und mache mich selig, durch dein bitter Leiden und Sterben, Amen.' Sodann verschied er.“ (Junii Compend. Seckendorfianum, oder Kurzgefaßte Reformationsgeschichte. Frankfurt 1755. III, 402.) Und, wie

wir hoffen, entschlief er selig. Denn nicht des Menschen Verdienst oder Würdigkeit, sondern Gottes freie Gnade ist es, die auch dem verworfensten Sünder den Himmel öffnet, wenn er sich im Glauben Christi Verdienst zueignet. Endlich möge hier noch eine Stelle aus einem Brief der

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Gemeinde von Smyrna aus dem zweiten Jahrhundert folgen, in welchem dieselbe das Ende des Märtyrers Polykarpus beschreibt; was abermals ein Beweis ist, wie auch die alte Kirche nur zu Christo, als dem einigen Fürsprecher, sich wandte. Gegen Ende dieses Briefes heißt es nämlich also: „Es gaben einige dem Nicetas unter den Fuß, mit dem Prokonsul zu sprechen, daß er seinen (des Polykarpus) Leichnam nicht herausgäbe, damit die Christen nicht, wie sie sagten, den Gekreuzigten fahren ließen und diesen zu verehren anfingen. Dies sagten sie auf Angabe der Juden, die uns sorgfältig beobachteten, als wir ihn aus dem Feuer wegnehmen wollten. Sie wußten aber nicht, daß wir weder Christum jemals verlassen können, der für die Seligkeit der Erlösten in der ganzen Welt gelitten hat, noch auch irgend einen andern verehren können. Denn ihn beten wir als den Sohn Gottes an, die Märtyrer aber lieben. wir als Jünger und Nachfolger des HErrn wohlverdientermaßen wegen ihrer überschwenglichen Liebe gegen ihren König und Lehrer. Möchten wir doch auch ihre Mitgenossen und Mitjünger werden!" (Eusebius, Kirchengeschichte, übers. von Stroth. St. Louis, Mo. Verlag von Volkening, 1869. Buch IV. Kap. 15. S. 119 f.)

Denken wir nun an die schrecklichen Gewissensnöte, in welche Luther in ganz außerordentlichem Maße durch die Heiligenanrufung hineingestürzt wurde, und in welchen sich noch heute unzählige gute Katholiken vergeblich abquälen; und denken wir dann zugleich daran, daß Gott uns in einer Kirche hat geboren werden und aufwachsen lassen, die ihm alle Ehre giebt, und eben damit ihren Angehörigen die reichste Trostquelle öffnet durch die reine Erkenntnis, daß wir einen freien Zugang zu Gottes Gnade haben durch Christum, unseren einigen Mittler: da sollte unser Herz wohl vor Freude wallen und unser Mund voll Dankes sein; da sollten wir nun aber auch recht fleißig in allen unsern Anliegen, welcher Art sie seien, durch Christum zum Vaterherzen unseres Gottes eilen.

Thesis II.

Unsere Kirche lehrt, daß Christus, Gott und Mensch in einer Person, anzurufen und anzubeten sei, nicht allein seine Gottheit.

Man möchte bei der Betrachtung dieser These freilich tief hineingehen in die wunderbare Lehre von der Person JEsu Christi, von der persönlichen Vereinigung beider Naturen in Christo und von der Mitteilung der Eigenschaften. Doch müssen wir uns hier mit dem Einfachsten begnügen.

Das Evangelium Johannis beginnt mit den geheimnisvollen und erhabenen Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.... Und das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh. 1, 1-4. 14.)

Mit diesen Worten offenbart uns der Heilige Geist, daß das ewige persönliche Wort, durch welches alles geschaffen ist, was geschaffen ist, also der wahre, lebendige Gott selbst ein Mensch geworden ist. Er, der eingeborne, eigene Sohn Gottes, hat nicht etwa nur seine Wohnung aufgeschla= gen im Fleisch; das könnte eine Einwohnung Gottes sein, wie jeder gläubige Christ sie erfahren darf. Nein, es heißt: „Das Wort ward Fleisch!" Das ist das größte, höchste, tiefste, wunderbarste, anbetungswürdigste Geheimnis göttlicher Weisheit und Erbarmung unter allen, die Gott in seinem Worte uns geoffenbaret hat. Da muß auch ein Apostel Paulus durch den Heiligen Geist voll Bewunderung ausrufen: „Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott ist geoffenbaret im Fleisch!" (1 Tim. 3, 16.) Ja, selbst die heiligen Engel gelüftet's, in diese Tiefe hinabzuschauen, wie Petrus im ersten Kapitel seines ersten Briefes im 12. Verse schreibt.

So unbegreiflich aber dies Geheimnis ist, so redet doch die heilige Schrift mit ganz unmißverständlichen Worten davon. Kol. 2, 9. sagt Paulus: In ihm (in Christo) wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (wpatixis), das heißt: So, wie die Seele im menschlichen Leibe wohnt, so daß beide eine geistleibliche menschliche Person ausmachen; so wohnt die ganze Fülle der Gottheit in Christi menschlicher Natur, so daß Gottheit und Menschheit eine gottmenschliche Person sind. Wie es denn im Athanasianischen Glaubensbekenntnis heißt: Gleichwie Leib und Seel' ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch ein Christus."

Daher nennt auch die heilige Schrift den Gott Christus Mensch und den Menschen Christus Gott, und sagt von dem Gott Christus menschliche Dinge und von dem Menschen Christus göttliche Dinge aus. Sie sagt

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also den wahrhaftigen 1 Kor. 2, 8.) „Christus der da ist Gott über

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3. B.:,,Den Fürsten des Lebens" — also den wahrhaftigen Gott,habt ihr getötet"; „den HErrn der Herrlichkeit" Gott,habt ihr gekreuzigt." (Apost. 3, 15. kommt her aus den Vätern nach dem Fleisch, alles, gelobet in Ewigkeit" (Röm. 9, 5.), also hat der wahrhaftige Gott eine menschliche Abstammung. Gott hat die Gemeinde durch sein eigen. Blut erworben." (Apost. 20, 28.),,Das Blut JEsu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde." (1 Joh. 1, 7.) Da schreibt die heilige Schrift Gott etwas rein Kreatürliches, Menschliches zu, daß er nämlich Blut habe. Wiederum aber sagt die Schrift von Christo, der da Mensch ist, göttliche Dinge aus. Sie sagt: „Das Heilige, das von dir geboren wird" also der wahrhaftige Mensch ,,wird Gottes Sohn genannt werden" (Luk. 1, 35.), das ist, Gottes Sohn sein. „Der andere Mensch ist der HErr vom Himmel." (1 Kor. 15, 47.) Christus selbst nennt sich im Stande der Erniedrigung des Menschen Sohn, der im Himmel ist“ und „gen Himmel fähret“, als der, der vom Himmel herniedergekommen ist." (Joh. 3, 13.) Ja, als er einst seine Jünger fragte: „Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei?“ und Petrus antwortete: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn", da weist Christus diese Antwort nicht etwa als eine Gotteslästerung zurück, sondern preist im Gegenteil Simon Petrus selig, weil ihm solches nicht von Fleisch und Blut, sondern von seinem Vater im Himmel geoffenbaret sei. (Matth. 16, 13. 16.)

Hieraus folgt nun von selbst, daß Christus als Gott und Mensch in einer Person, also nicht nur nach seiner Gottheit, sondern auch nach seiner Menschheit anzurufen und anzubeten sei. Aber nicht auf diese bloße Schlußfolgerung gründen wir dies Stück der Lehre vom Gebet; sondern die Schrift selbst fordert dies ausdrücklich. Wir finden nämlich darin zweierlei: einmal, daß wir zur Anrufung der ganzen Person Christi, also auch nach seiner Menschheit, oder als Mensch, und zwar dies auch ausdrücklich, aufgefordert werden, und sodann, daß die Gläubigen uns hierin mit ihrem Beispiel vorangegangen sind.

So heißt es erstlich Phil. 2, 9-11.:,,Darum hat ihn auch Gott erhöhet und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen JEsu sich beugen sollen alle derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß JEsus Christus der HErr sei, zur Ehre Gottes des Vaters." Daß hier von Christo als Menschen geredet werde, liegt auf der Hand. Es heißt hier nicht bloß, daß die Kniebeugung oder Verehrung und Anrufung im Namen des Sohnes Gottes, sondern ausdrücklich: „im Namen JEsu" geschehen solle. JEsus aber ist der Name unsers Heilandes, den er in seiner Menschheit empfing. Und ferner soll gerade der nach diesen Worten angerufen werden, welcher erhöhet worden ist; erhöhet zur Rechten des

Vaters, zu göttlicher Allmacht und Majestät. Die Gottheit aber kann so wenig erhöhet, als erniedriget werden. Von ihr gilt: „Du bleibest, wie du bist." Also kann nicht von der Gottheit, sondern muß von der Menschheit die Rede sein. Dies zeigen endlich auch die Worte: „Und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist." Nach der Gottheit konnte aber Christo nichts mehr gegeben werden, da er als Gott schon alles von Ewigkeit hatte. Was Christo in der Zeit gegeben ist, das ist ihm nach der Menschheit gegeben", so lautet daher die alte theologische Regel. Also wird in diesem Spruche die Anbetung Christi gerade als Mensch oder nach der Menschheit von Engeln und Menschen gefordert.

Psalm 45, 12. heißt es: Denn er ist dein HErr, und du sollst ihn anbeten." Wer ist der HErr, den die Kirche hiernach anbeten soll? Der, den dieser Psalm mit den Worten preist:,,Du bist der Schönste unter den Menschenkindern." Hierher gehören alle messianischen Stellen des Alten Testaments, in denen dem zukünftigen Heilande der Welt, also Christo dem Gottmenschen in einer Person, die Ehre der Anbetung zuerkannt wird. 3. B.: Psalm 72, 11.: „Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen.“ Psalm 97, 7.:,,Betet ihn an, alle Götter!" (Vergl. Hebr. 1, 6., wo jene Stelle von Christo ausgelegt wird.) Jes. 45, 23.:,,Mir sollen sich alle Kniee beugen.“ (Vergl. Röm. 14, 11., wo jene Stelle ebenfalls von Christo ausgelegt wird.) Joel 3, 5.: „Wer den Namen des HErrn anrufen wird, der soll errettet werden." (Vergl. Röm. 10, 13., wie oben.)

Wenn endlich Paulus Röm. 10, 14. fragt: „Wie sollen sie anrufen, an den sie nicht glauben?“ so erklärt er damit zugleich, daß man nur den anrufen könne, aber auch anrufen solle, an welchen man glaube. Nun glauben wir aber nicht allein an die Gottheit Christi, sondern an den gan= zen Christus, Gott und Mensch in einer Person. Denn nur als solcher ist er unser Mittler. Wie es denn 1 Tim. 2, 5. heißt: „Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus JEsus."

Unter den Beispielen, die die heilige Schrift uns vorführt, steht obenan das der Weisen aus dem Morgenland, von denen es heißt: Sie fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an", nicht die Mutter, sondern das Kind. (Matth. 2, 11.) Sodann flehten während der Zeit des öffentlichen Lehramtes Christi unzählige Hilfsbedürftige ihn, den allmächtigen Helfer, vor ihm auf die Kniee fallend, um Hilfe an. Nie hat der HErr ihnen dies gewehrt, sondern diese Ehre allezeit als eine ihm gebührende angenommen. Oder beteten etwa alle diese Hilfesuchenden nur seine Gottheit an, indem sie von seiner Menschheit ganz absahen? - Nach der Auferstehung heißt es von den Jüngern: „Da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und beteten ihn an." Matth. 28, 17. Luk. 24, 52. Sie sahen ihn nur nach seiner Menschheit, und doch

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