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werdet in meinem Namen, so wird er's euch geben." (Joh. 16, 23.) ,,Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, so werdet ihr's empfahen." (Matth. 21, 22.)

Giebt es denn nun aber wirklich eine Kirche, die da leugnet, daß ein rechtes, gottgefälliges Gebet auf Gottes Befehl und Verheißung und auf Christi Verdienst gegründet sein müsse? - Zwar leugnet keine Kirche dies geradezu; aber keine Kirche außer der evangelisch-lutherischen macht damit rechten Ernst. Die Schwärmer z. B. machen die Gottgefälligkeit des Gebetes abhängig von des Menschen Würdigkeit und Geschicktheit zum Beten. Ein Gebet, das nicht mit großem Redefluß frei „aus dem Herzen“ gesprochen ist, wird von ihnen kaum für ein Gebet angesehen. Und doch verhält sich's gewöhnlich gerade so, daß, je geringer das Gefühl der Würdigkeit ist und je weniger die Worte fließen, das Gebet Gott desto angenehmer ist. Denn dann klammert man sich recht an an den göttlichen Befehl, als ob man sagen wollte: „Wenn du's nicht geboten hättest, o Gott, ich würde es nicht wagen, zu dir zu schreien. Aber du willst's ja haben. Und du hast verheißen, daß du, die dich anlaufen, nicht zu Schanden werden lassen willst. Auf dies dein Gebot und Verheißung hin trete ich im Namen JEsu vor dich." Mag dann der Betende sich selbst noch so unwürdig fühlen, mag er sich eben jezt mit einer Todsünde befleckt haben, mag er soeben, wie Petrus, seinen Heiland verleugnet haben, mag sein Mund keine Worte finden können und nur Thränen seine Wangen neßen, oder doch nur der Seufzer des Zöllners: Gott, sei mir Sünder gnädig!" aus der Tiefe seines Herzens zu Gott emporsteigen: so ist dies doch ein mächtiges Gebet, ein Gebet, das Gott wohlgefällt und das er nicht unerhört lassen kann.

Aber daran, daß man sich lediglich und einfältig an Gottes Gebot und Verheißung hält, fehlt es so sehr und leider nicht nur bei den Sekten, sondern selbst auch bei uns Lutheranern. Wieviel eilender und freudiger würden wir uns in jeder Not, auch in der Not unserer Seelen, in den Anfechtungen, die unsere Sünden uns bereiten, zu Gott wenden, wenn wir allezeit seines Gebotes und seiner Verheißung gedächten! Wenn ein König sich nicht nur bereit erklärte, allen Schuldnern seines Landes ihre Schulden zu bezahlen, sondern ihnen auch beföhle, sich dieselben aus seinem Schahe bezahlen zu lassen, würde da wohl auch nur einer dahinten bleiben? Ebenso freundlich aber, ja, noch viel freundlicher ist Gott, der uns nicht nur ge= bietet, unsere Schulden von ihm uns vergeben zu lassen, sondern auch alles, was wir bedürfen, von ihm zu erbitten. Darauf müssen daher alle Prediger hinarbeiten, daß gerade der evangelische Charakter des gebotenen Gebetes zuerst bei ihnen selbst und dann in ihren Gemeinden zur Geltung komme. Die Dogmatiker des 17ten Jahrhunderts behandelten die Lehre vom Gebete meist unter dem Locus vom Gesez, und dadurch trat allerdings der reiche Trost, der in der Forderung des Gebetes liegt, etwas mehr in den Hintergrund. In der Zeit der Reformation finden wir hingegen.

in den Dogmatiken das Gebet immer in einem besondern Kapitel abgehandelt, wo dann das Gesetzliche mehr zurück tritt und die echt-lutherische, das ist, schriftgemäße, evangelische Anschauungsweise des Gebotes zu beten zu ihrem Rechte kommt.

Blicken wir nun in die Bekenntnisse der evangelisch-lutherischen Kirche, so finden wir, daß dieselbe in der That die Gottgefälligkeit des Gebetes auf nichts anderes gründet, als auf Gottes Gebot und Verheißung und Christi Verdienst.

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Schon unsere Kinder lernen auf die Frage: Was heißt Amen?" diese Antwort geben: „Daß ich soll gewiß sein, solche Bitten seien dem Vater im Himmel angenehm und erhöret; denn er selbst hat uns geboten, also zu beten, und verheißen, daß er uns wolle erhören, Amen, Amen, das heißt: Ja, ja, es soll also geschehen."

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Im Großen Katechismus heißt es:,,Durch das Anrufen und Bitten wird der Name Gottes geehret und nüßlich ge= braucht." Wenn wir nämlich nur nicht in Heuchelei beten und uns nicht nur so stellen, als ob wir beteten, unsern Morgen- und Abendsegen oder das heilige Vaterunser nicht bloß herplappern, während wir eigentlich gar nichts von Gott wollen und kaum daran denken, was unsere Lippen aussprechen; denn durch ein solches Gebet wird freilich Gott nicht geehrt; ein solches ist vielmehr eine schändliche Entheiligung des Namens Gottes, ja, es ist gar kein Gebet, sondern nichts als ein Heuchelwerk. Das sollst du vor allen Dingen merken, daß man damit schweige und zurückstoße solche Gedanken, die uns davon halten und abschrecken; denn gleichwie es nichts gilt, daß ein Sohn zum Vater sagen wollte: Was liegt an meinem Gehorsam? Ich will hingehen und thun, was ich kann, es gilt doch gleich so viel; sondern da stehet das Gebot: Du sollst und mußt es thun; also auch hie steht es nicht in meinem Willen zu thun und zu lassen, sondern soll und muß gebetet sein (bei Gottes Zorn und Ungnade. Das soll man nun vor allen Dingen fassen und merken, daß man damit schweige und zurückschlage die Gedanken, so uns davon halten und abschrecken, als liege keine große Macht daran, ob wir nicht beten, oder sei denen befohlen, die heiliger und mit Gott besser daran sind, denn wir; wie denn das menschliche Herz von Natur so verzweifelt ist, daß es immer vor Gott fleucht und denkt, er wolle und möge unsers Gebets nicht, weil wir Sünder sind, und nichts denn Zorn verdienet haben. Wider solche Gedanken [sage ich] sollen wir dies Gebot ansehen und uns zu Gott kehren, auf daß wir ihn durch solchen Ungehorsam nicht höher erzürnen. Denn durch solch Gebot giebt er genugsam zu verstehen, daß er uns nicht von sich stoßen, noch verjagen will, ob wir gleich Sünder sind, sondern vielmehr zu sich ziehen, daß wir uns vor ihm demütigen, solchen unsern Jammer und Not klagen, um Gnade und Hilfe bitten. Daher liest man in der Schrift, daß er auch zürnet über die, so um ihrer Sünde

willen geschlagen worden, daß sie sich nicht wieder zu ihm kehreten und durch das Gebet wider seinen Zorn gelegt und Gnade gesucht haben). Daraus sollst du nun schließen und denken, weil es so hoch geboten ist zu beten, daß beileibe niemand sein Gebet verachten soll, sondern groß und viel davon halten, und nimm immer das Gleichnis von den andern Geboten. Ein Kind soll beileibe nicht seinen Gehorsam gegen Vater und Mutter verachten, sondern immer gedenken: Das Werk ist ein Werk des Gehorsams, und das ich thue, thue ich nicht anderer Meinung, denn daß [es] in dem Gehorsam und Gottes Gebot geht, darauf ich könnte gründen und fußen, und solches groß achten, nicht um meiner Würdigkeit willen, sondern um des Gebots willen. Also auch hie, was und wofür wir bitten, sollen wir so ansehen, als von Gott gefordert und in seinem Gehorsam gethan, und also denken: Meinethalben wäre es nichts, aber darum soll es gelten, daß [es] Gott geboten hat. Also soll ein jeglicher, was er auch zu bitten hat, immer vor Gott kommen mit dem Gehorsam dieses Gebots. Darum bitten wir und vermahnen aufs fleißigste jedermann, daß man solches zu Herzen nehme und in keinem Weg unser Gebet verachte; denn man bisher also ge= lehret hat ins Teufels Namen, daß niemand solches geachtet hat, und gemeinet, es wäre gnug, daß das Werk gethan wäre, Gott erhöret oder höret es nicht. Das heißt das Gebet in die Schanze geschlagen und auf Ebenteuer hin gemurrt; darum ist es ein verloren Gebet. Denn wir uns solche Gedanken lassen irren und abschrecken: Ich bin nicht heilig noch würdig genug; wenn ich so fromm und heilig wäre, als St. Petrus oder Paulus, so wollte ich beten. Aber nur weit hinweg mit solchen Gedanken; denn eben das Gebot, das St. Paul getroffen hat, das trifft mich auch, und ist ebensowohl um meinetwillen das andere Gebot ge= stellet, als um seinetwillen; daß er kein besser noch heiliger Gebot zu rühmen hat. Darum sollst du so sagen: Mein Gebet, das ich thue, ist ja so köstlich, heilig und Gott gefällig, als St. Paulus und der Allerheiligsten; Ursache, denn ich will ihn gerne lassen heiliger sein der Person halben, aber des Gebots halben nicht, weil Gott das Gebet nicht der Person halben ansiehet, sondern seines Worts und Gehorsams halben. Denn auf das Gebot, darauf alle Heiligen ihr Gebet sehen, sehe ich meines auch; dazu bete ich eben das, darum sie allzumal bitten oder gebeten haben; so ist mir's ja so hoch und mehr vonnöten, denn jenen großen Heiligen. Das sei das erste und nötigste Stück, daß alle unser Gebet sich gründen und stehen soll auf Gottes Gehorsam, nicht angesehen unsere Person, wir seien Sünder oder fromm, würdig oder unwürdig; und sollen wissen, daß Gott in keinen Scherz will geschlagen haben, sondern zürnen und strafen, wo wir nicht bitten, so wohl als er allen andern Ungehorsam strafet; danach, daß er unser Gebet nicht will lassen umsonst und verloren sein; denn wo er dich nicht erhören wollte, würde er dich nicht heißen beten und so

streng Gebot darauf schlagen. — Zum andern soll uns desto mehr treiben und reizen, daß Gott auch eine Verheißung dazu gethan und zugesagt hat, daß es soll ja und gewiß sein, was wir bitten; wie er spricht im 50. Psalm:, Rufe mich an zur Zeit der Not, so will ich dich erretten'; und Christus im Evangelio Matth. 7.:,Bittet, so wird euch gegeben 2c.; denn ein jeglicher, wer da bittet, der empfähet. Solches sollte je unser Herz erwecken und anzünden mit Lust und Liebe zu beten, weil er mit seinem Wort bezeuget, daß ihm unser Gebet herzlich wohlgefalle, dazu gewißlich erhört und gewährt sein soll, auf daß wir's nicht verachten noch in Wind schlagen und auf ungewiß bitten. Solches kannst du ihm aufrücken und sprechen: Hie komme ich, lieber Vater, und bitte, nicht aus meinem Vornehmen, noch auf eigene Würdigkeit, sondern auf dein Gebot und Verheißung, so mir nicht fehlen noch lügen kann. Wer nun solcher Verheißung nicht glaubt, soll abermal wissen, daß er Gott erzürnet, als der ihn aufs höchste unehret und lügenstraft." (Drittes Hauptstück, vom Gebet. M. S. 463 ff.; St. L. A. S. 321 ff.)

Auf jeden Fall nimmt daher derjenige Gott seine Ehre, der an der Erhörung seines Gebetes zweifelt, sei es nun, daß er im Grunde seines Herzens Gott die Ehre seiner Wahrhaftigkeit nicht giebt, oder aber daß er sich für nicht gut und würdig genug hält, erhört zu werden, also Gottes Gnade in Zweifel zieht. Freilich werden auch bei dem besten Christen noch oftmals Zweifel entstehen, ob Gott sein Gebet hoch anschlagen werde. Denn Teufel und Fleisch sind geschäftig. Aber um so fester soll sich der Christ da auf Gottes Gebot und Verheißung steifen und nicht aufhören zu flehen: „Ich glaube, HErr; hilf meinem Unglauben!"

Wohl meinen viele thörichte Christen, es sei Demut, wenn man sein Gebet recht gering achte und herunterseße, etwa weil ihnen der Fluß der Worte oder die süßen Empfindungen fehlen; gerade als ob diese das Gebet vor Gott besser machten; aber nicht Demut ist dies, sondern Hoffart; man will die Ehre für sich selbst. Ein Christ soll von seinem Gebet, wenn es nur auf Gottes Gebot und Verheißung und Christi Verdienst gegründet ist, groß halten, und so gewiß Gott wahrhaftig ist, so gewiß soll der Christ glauben, daß sein Gebet ihm nüßen, ja, den Himmel und das Vaterherz Gottes öffnen werde. Was Luther einst in seinen Predigten wider den Stürmer Karlstadt von der Beichte sagte: „Ich wäre längst vom Teufel überwunden und erwürgt worden, wenn mich diese Beichte nicht erhalten hätte", das müssen alle Christen von ihrem Gebete sagen. Wie können, wie dürfen sie es darum gering schäßen, ohne Gott die Ehre zu rauben?

Daß der Glaube an die Erhörung des Gebets ganz fest auf der Wahrhaftigkeit Gottes ruhe, sagt Luther in seiner Predigt über das Evangelium von der Hochzeit zu Kana: Hier siehst du auch, wie der Glaube nicht fehlet und Gott ihn nicht läßt, sondern mehr und herrlicher giebt, denn man bittet. Denn hier wird nicht allein Wein, sondern köstlicher und

guter Wein gegeben, und des die Menge. Damit er uns abermals reizt und lockt, tröstlich an ihn zu glauben, ob er gleich verzieht. Denn er ist wahrhaftig und kann sich selbst nicht leugnen; gut und gnädig ist er, das muß er von sich selbst bekennen, dazu auch beweisen; es sei denn, daß man ihn hindere, und ihm nicht Zeit und Stätte und Weise dazu lasse: endlich kann er's nicht lassen, so wenig als er sich selbst lassen kann, wer es nur kann erharren." (Walch XI, Hall. A. S. 648; St. L. A. S. 472 f.)

2.

Die vorliegende These sagt, daß die lutherische Kirche auch darum mit ihrer Lehre von der Beschaffenheit des Gebetes Gott allein alle Ehre giebt, weil sie zum andern lehrt, daß auch das schwachgläubigste Seufzen ein vor Gott köstliches Gebet ist und gewißlich Erhörung findet.

Wenn der Christ nicht mehr zusammenhängend mit Gott reden kann, wenn die Not ihn so drückt und quält, daß ihm gar keine Worte einfallen wollen; er wünscht beten zu können, aber fühlt keine Kraft dazu; er kämpft, aber sieht keinen Sieg; er seufzt jedoch fort und fort: „Ach Gott, ach Gott, hilf mir, erbarme dich mein!" so ist dies das allerkräftigste Gebet, welches es im Himmel und auf Erden geben kann. Niemals betet ein Christ wahrhaftiger und ernstlicher, als wenn er in großer Bekümmernis meint ganz ohnmächtig zu sein. Da ist er ein rechter Israel und ringt mit Gott, und trägt gewiß den Sieg davon.

Das Beispiel Mosis am Roten Meer ist hiefür ein gar herrlicher Beleg. Das Volk Israel war auf seinem Auszug aus Ägyptenland bis ans Rote Meer gelangt. Aber siehe! mitten in ihrer Freude, endlich glücklich den Händen ihrer Dränger entronnen zu sein, erblicken sie plötzlich Pharao mit großer Heeresmacht ihnen nachjagen. Entseßen ergreift das Volk. Nirgend sehen sie einen Ausweg. Moses selbst kann kein Wort hervorbringen. Und doch ruft ihm Gott zu:,,Was schreiest du zu mir?"

Über diese wunderbare Geschichte sagt Luther folgendes: „Wenn die Verzweiflung nicht dazu kommt, sondern ist ein Seufzen, so ist es die vollkommenste Kraft in der allerschwächsten Schwachheit." Wenn der Mensch freilich an Gottes Gnade verzweifelt, dann ist sein Gebetwenn er überhaupt noch betet eine Gotteslästerung. Wenn aber der Christ in sich nur Ohnmacht fühlt, ja, gerade wenn er sein Gebet für Gotteslästerung hält, aber doch wünscht, aus diesem Zustand herauszukommen, dann ist das ein Geschrei, das Himmel und Erde erfüllet.

Das beweist Luther nun aus Mosis Beispiel, wenn er in der angefan= genen Stelle fortfährt: „Also spricht der HErr zu Mose im andern Buch am. 14. Kap. V. 15.:,Was schreiest du zu mir? Nun schrie aber Mose gar nicht, sondern er war stumm vor Furcht; man hat daselbst keinen Laut irgend einer Stimme gehört; er war, als wäre er tot. Der Heilige Geist

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