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I.

Wenn wir von der Kraft und Wirksamkeit des göttlichen Worts reden, so meinen wir das Wort der Schrift, welches den Inhalt der christlichen Predigt bildet und diese zu dem macht, was sie ist; und zwar haben wir dabei vornehmlich das Evangelium im Sinn.

Die erste These dient nur zur Einleitung. Sie zeigt, was wir unter dem Ausdruck, Wort Gottes" verstehen. Wenn ein Christ von „Gottes Wort" redet und reden hört, so denkt er dabei an das Wort, das uns Christen jest in der Schrift vorliegt, an das Wort der Schrift. Das Wort der Schrift oder die heilige Schrift ist das Wort Gottes im eigentlichen Sinn des Worts.

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Das bezeugt die Schrift selbst. Das Gesez des Alten Bundes und zwar gerade das geschriebene Gesetz oder das Gesezbuch, das ist die fünf Bücher Mose, wird in den späteren Schriften des Alten Testaments öfter kurzweg das Gesetzbuch Gottes“ oder das „Gefeß des HErrn“ genannt. Vergl. Neh. 8, 8. 18. Die Schriften der Propheten, z. B. das Buch des Jesaias, führen den Titel „Gesicht“ oder „Weissagung“, das ist Offenbarung Gottes. Schon mit diesem Titel wird angezeigt, daß Gott selbst es ist, der in diesen Schriften redet. Viele einzelnen Prophetien werden mit den Worten eingeleitet: So spricht der HErr Zebaoth." Der HErr ist's, der durch die Propheten geredet hat, auch durch ihr schriftliches Zeugniß. Christus und die Apostel berufen sich zum Beweis der Wahrheit ihrer Lehre unzählige Male auf die Schrift, das ist die Schrift Alten Testaments, und erkennen damit dieselbe als das an, als was sie auch bei den Juden galt, als Gottes Wort. Im Neuen Testament wird oft bemerkt, daß Gott oder daß der Heilige Geist durch die Propheten geredet hat; das gilt aber von den Schriften der Propheten, denn es werden eben da, wo das Neue Testament so redet, Stellen aus der alttestamentlichen Schrift citirt. Vgl. Matth. 1, 22. Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllet würde, das der HErr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht" - und nun folgt der Spruch Jes. 7, 14. Apost. 1, 16.: „Es mußte die Schrift erfüllet werden, welche zuvor gesagt hat der Heilige Geist durch den Mund Davids" und dann folgen etliche Psalmsprüche. Wir erinnern hier auch an den bekannten Spruch 2 Tim. 3, 15. ff.:,,Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißest" 2c. Wenn es hier heißt: „Alle Schrift von Gott eingegeben“, so ist eben die heilige Schrift" gemeint, welche Timotheus von Jugend auf weiß. Diese heilige Schrift, welche bei den Juden in Brauch und Geltung war, die den ersten Theil unserer Bibel bildet, ist von Gott eingegeben", ist Gottes Wort. So wird sie auch direct „Gottes Wort" genannt. Marc. 7, 13. heißt es: Und hebt auf Gottes Wort durch eure Auffäße, die ihr

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aufgesetzt habt, und desgleichen thut ihr viel." Der HErr straft die Schriftgelehrten, daß sie durch ihre Menschensaßungen Gottes Wort aufheben, und meint da mit dem Worte Gottes" solche Gebote und Schriftworte, wie das vierte Gebot. Röm. 9, 4. hebt St. Paulus hervor, daß den Juden neben andern Gütern Gefeß und Verheißung anvertraut war, und daß eben. diese Juden jezt von Christo verbannt seien, und fährt dann fort: „Aber nicht sage ich solches, daß Gottes Wort darum aus sei." V. 6. Was den Juden vertrauet war, Geseß und Verheißung, die Schrift, faßt er unter dem Ausdruck „Gottes Wort“ zusammen.

Wie das Alte Testament, so ist nach dem Zeugniß der Schrift auch das Neue Testament Gottes Wort. Christi Wort und Predigt heißt Gottes Wort. Luc. 5, 1.: „Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drang zu hören das Wort Gottes" 2C. Die Lehre und Predigt der Apostel hat denselben Namen. Paulus sagt 1 Thess. 2, 13. von seiner und seiner Mitapostel Predigt: „Da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, nahmet ihr es auf, nicht als Menschen Wort, sondern (wie es denn wahrhaftig ist) als Gottes Wort." Und 1 Cor. 14, 36.: „Oder ist das Wort Gottes von euch auskommen? oder ist's allein zu euch kommen?" Nun ist Christi Lehre und Predigt jezt in Schrift gefaßt, und diese Schrift ist demnach auch Gottes Wort. Die Schrift selbst stellt die schriftliche Verkündigung der Apostel, also die Schriften des Neuen Testaments, auf gleiche Stufe mit der mündlichen Verkündigung der Apostel. 1 Cor. 2, 10. 13. bekennt St. Paulus von seiner und seiner Mitapostel Rede, wobei er gerade auch an das denkt, was er jegt in diesem Brief den Corinthern sagt, daß Gott" ihnen das, was sie reden, durch seinen Geist offenbart hat", und daß sie das auch reden mit Worten, die der Heilige Geist lehret". 1 Joh. 1, 3. 4. schreibt Johannes: Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch. . . . Und solches schreiben wir euch" 2c. Es ist also ganz von derselben Bedeutung, ob die Apostel predigen oder schreiben. Als Apostel, als solche, die durch den Geist Gottes reden, stellen sich die heiligen Schreiber den christlichen Gemeinden gerade auch in ihren Briefen dar. Wir erkennen: Es ist echt schriftgemäß, daß wir das geschriebene Wort „Wort Gottes" nennen, und daß wir, wenn wir von Gottes Wort" reden, an das Wort der Schrift denken.

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Nun aber wird dieser hohe Name und Titel „Gottes Wort" in der Schrift auch der Predigt solcher Leute beigelegt, welche nicht Apostel, also nicht inspirirt waren. Apost. 8, 4. lesen wir: „Die nun zerstreuet waren, gingen um und predigten das Wort", das heißt, die Christen, welche durch die erste Christenverfolgung aus Jerusalem vertrieben waren, durchzogen. die umliegenden Länder und predigten überall das Evangelium, so auch in Samaria. V. 14. heißt es dann weiter: Da aber die Apostel höreten zu Jerusalem, daß Samaria das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrum und Johannem." Also das Wort, das die Samariter

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gehört und angenommen hatten, ehe Apostel zu ihnen kamen, aus dem Mund nichtapostolischer Männer, wird hier Gottes Wort" genannt. Und so nennen wir jede rechte christliche Predigt Gottes Wort. Wir sagen von jedem rechtschaffenen christlichen Prediger, daß er Gottes Wort predigt, ja von einem einfältigen Christenmenschen, der den Namen Christi vor den Menschen bekennt, daß er Gottes Wort redet. Mit welchem Recht reden wir so? Wie ist das gemeint? Das ersehen wir aus Röm. 10, 17.: ,,So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes." Durch das Wort Gottes geschieht das Predigen, wird die Predigt zu einer Predigt, die den Glauben wirkt. Die Predigt hat gleichsam ihren Bestand in dem Wort Gottes. Was der christlichen Predigt ihren Gehalt, ihren Werth, ihre Bedeutung, ihre Wirkung gibt, was die christ liche Predigt zu dem macht, was sie ist, das ist Gottes. Wort, das Wort, das Gott selbst geredet hat, oder das Wort der Schrift. Was geschieht denn in der Predigt? Da wird ein Schriftwort nicht nur vorgelesen, sondern ausgelegt und angewendet; es wird gezeigt, was für Sinn und Verstand, was für Mahnung und Trost in diesem Schriftwort beschlossen liegt. In der Predigt tritt Gottes Wort, das Schriftwort recht nahe an die Ohren, an Verstand, Herz und Gewissen der Christen heran. Und so können wir sagen, daß der Prediger nichts Anderes thut, als daß er Gottes Wort verkündigt.

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Hierher gehört auch, was der HErr JEsus im hohepriesterlichen Gebete sagt, daß die Kirche bis an den jüngsten Tag durch das Wort der Apostel zum Glauben kommen werde, Joh. 17, 20., durch das Wort, das der Heilige Geist ihnen eingegeben hat, und das jezt in Schriften steht. Wenn Jemand jetzt gläubig wird, so geschieht es also dadurch, daß er das Wort der Apostel hört, welches in der Predigt erschallt. Das Wort der Schrift, das Wort der Apostel und Propheten, Alten und Neuen Testa= ments denn das Alte Testament wird nicht für weniger wichtig und nothwendig erklärt, wenn Christus hier nur das Wort der Apostel nennt; diese sagen ja selbst, daß sie nichts sagen außer dem, was die Propheten gesagt haben, daß es geschehen sollte, und Moses (Apost. 26, 22.) — dieses Wort ist es, was den Inhalt der christlichen Predigt bildet und dieselbe zu dem macht, was sie ist. Nur sofern und soweit die Predigt das Wort der Schrift enthält, erklärt, deutlich macht und den Zuhörern nahe bringt, ist es eine rechte christliche Predigt. So ist's im Grunde dasselbe Ding: das geschriebene Wort und das gepredigte Wort. Das geschriebene, inspirirte Wort geht und klingt durch die Predigt hindurch und bildet ihren Inhalt. Predigen und Hören ist der vornehmste Brauch des Wortes der Schrift.

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Das ist also das Ding, von dessen Kraft und Wirkung wir hier reden wollen: das Wort der Schrift, das in der Predigt hörbar wird, oder das äußerliche, das geschriebene und gepredigte Wort.

Und zwar meinen wir das ganze Wort Gottes nach seinem gesammten

Umfang, Gesetz und Evangelium. Den Unterschied zwischen dem Geseß und Evangelium und den Wirkungen beider sehen wir dabei als bekannt voraus. Insonderheit freilich haben wir es, wie sich zeigen wird, mit dem Evangelium zu thun.

Zur Verdeutlichung des Gedankens, daß jede rechte christliche Predigt mit Recht Gottes Wort genannt wird, wurde noch Folgendes bemerkt. Es kann eine Predigt mit Bibelworten gespickt sein und doch nicht Gottes Wort enthalten, nämlich falls die Bibelworte falsch erklärt und angewendet werden. Hinwiederum kann eine Predigt keinen einzigen Bibelspruch bringen und doch durch und durch Gottes Wort sein, falls sie nämlich den Inhalt des Worts richtig wiedergibt. Es kann eine Predigt äußerlich sehr christlich erscheinen, nämlich voll sein von Ermahnungen zur Bekehrung, zum Glauben, zu guten Werken, und ist doch keine christliche Predigt, weil ihr der eigentliche Inhalt der christlichen Predigt, das Wort Gottes, das Evangelium fehlt. Es wird wohl über das Evangelium gepredigt, aber nicht das Evangelium selbst. Es wird zur Bekehrung aufgefordert, aber es wird nicht gezeigt, wie die Bekehrung geschieht, nämlich nicht Gesetz und Evangelium in ihrer rechten Verbindung und Unterscheidung dargelegt. Es wird ermahnt zu guten Werken, aber nicht gezeigt, wie die guten Werke zu Stande kommen; es wird nicht evangelisch ermahnt. Die christliche Predigt ist nicht ein Reden über das Wort der Schrift, sondern das Wort der Schrift nach seinem gesammten Inhalt, Gesetz und Evangelium muß ihren Gehalt bilden. Darum sind es allein die sogenannten Lehrpredigten, durch welche eine Gemeinde recht gebaut wird und welche mit Recht den Namen christlicher Predigten tragen.

Die alten Lehrer unserer Kirche weisen bei diesem Lehrstück von der Wirksamkeit des göttlichen Wortes noch darauf hin, daß wir da nicht an die Striche und Häkchen, Buchstaben und Silben zu denken haben, aus denen ein geschriebenes Wort besteht, noch an den Schall der Stimme, die verschiedenen Laute, aus denen ein gesprochenes Wort sich zusammensett, sondern an den Sinn und Verstand der Worte. Freilich dem äußerlichen Wort legen wir mit Luther so große Kraft und Wirkung bei; aber selbstverständlich ist an dem rechten Sinn und Verstand des geschriebenen und gepredigten Wortes Alles gelegen. Das Wort Gottes hat keine magische Kraft, ist kein Zaubermittel. Das schärfte schon der alte Kirchenvater Chrysostomus dem Christengeschlecht seiner Tage ein, als die abergläubische Sitte einriß, daß Frauen und Kinder Papierstreifen, auf denen Sprüche aus den Evangelien aufgeschrieben waren, sich um den Hals hängten und dadurch gegen allerlei Unglück gesichert zu sein meinten.

Unsere Thesen betrachten das Wort Gottes als Gnadenmittel, aber nur nach einer Seite. Das Wort Gottes ist in zwiefacher Hinsicht Gnadenmittel. Die alten Lehrer unserer Kirche unterscheiden eine vis collativa und eine vis effectiva des Worts. Das heißt: Erstlich gibt das Wort etwas,

theilt etwas mit; der Schaß, den Christus erworben hat, Vergebung der Sünden, Leben, Seligkeit wird im Wort nicht nur bekannt gegeben, sondern auch vorgetragen, denen, die das Wort hören, dargeboten und mitgetheilt. Zum Andern wirkt das göttliche Wort auch auf die Herzen der Zuhörer ein, bringt etwas in ihren Herzen hervor. Und nur von dieser letteren Kraft des Wortes soll hier die Rede sein. Freilich werden wir, wenn wir die Wirkungen des Worts näher besehen, immer wieder darauf zurückkommen, daß das Wort, sofern und weil es einen so großen, herrlichen Inhalt hat und einen so reichen Schaß darbietet, auch so große Dinge wirkt.

II.

Eben dieses Wort, das geschriebene und gepredigte Wort, ist lebendig und kräftig, bewegt das Herz des Menschen, wirkt den Glauben und alle guten Werke, führt zur Seligkeit, baut und erhält die Kirche Gottes auf Erden.

Hier werden die mannigfaltigen Wirkungen, welche in der Schrift dem Wort beigemessen werden, zusammengestellt und beschrieben.

Zunächst bezeugt die Schrift, daß das göttliche Wort ein lebendiges und kräftiges Ding ist, kein bloßer Hall und Schall. 2 Tim. 3, 16. heißt es: Alle Schrift von Gott eingegeben, ist nüße zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit." Die heilige Schrift ist nüße zur Lehre; sie belehrt uns über die höchsten und wichtigsten Dinge, die es für uns Menschen gibt. Und das ist keine todte, unfruchtbare Lehre. Dieses Buch wirkt auch etwas an und in dem Menschen, der es aufmerksam liest und betrachtet. Die heilige Schrift straft und überführt uns, wo wir Unrecht gethan haben, bessert uns und erzieht uns in der Gerechtigkeit. Einem christlichen Bischof oder Prediger schärft der Apostel Paulus neben andern auch folgende Pflicht ein: Und halte ob dem Wort, das gewiß ist und lehren kann, auf daß er mächtig sei zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher." Tit. 1, 9. Deshalb soll ein Prediger vor allen Dingen im Studium des göttlichen Worts anhalten, weil er auf diese Weise, nämlich durch das Wort, mächtig, tüchtig, fähig wird, Andere zu lehren, zu mahnen, zu strafen. Die Lehre des göttlichen Worts ist, wie man sagt, keine bloße Theorie, sondern ist praktisch wirksam. Der Apostel Paulus nennt seine Predigt, das Wort vom Kreuz, „eine Kraft Gottes", 1 Cor. 1, 18. Er sagt von dem,,Wort göttlicher Predigt", daß es auch wirket in euch, die ihr glaubet". 1 Thess. 2, 13. Er sagt von dem „Wort der Wahrheit“, daß es „fruchtbar“ ist. Col. 1, 6. Es ist „ein Wort des Lebens", welches neues Leben schafft. Phil. 2, 16. scharfes Schwert". Jes. 49, 2. Und nun denken wir an den bekannten Spruch: Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer, denn

Es ist ein

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