صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Pabste und derjenigen Kircheneinrichtung zu trennen, feine Stieffinder. Sie alle sind die Seinigen. Über des welcher er vorstand. lebendige Glaube an Jesum Christum macht selig; der les Dieses beschleunigte und vergrößerte nun in damaligen || bendige Glaube, nicht der tødte, welcher keine Früchte Seiten die allgemeine Trennung in der Christenheit, und bringt; der lebendige, welcher sich in der Nachahmung befestigte sie auf immerwährende Zeiten. Der Stolz und von Jesu Christi liebevollem Sinn, von feiner Unschuld, die anfängliche Sorglosigkeit des römischen Hofes beför: Heiligkeit und Selbstaufopferung für Andere offenbart. derte die Sache derer, welche sich von ihm losrissen. Da Nicht Katholiken, nicht Evangelijd) - Lutherische, nicht mit vereinigten sich viele andere Umstände, welche den Evangelisch-Reformirte sind im höhern Sinne des Wors ewigen Bruch vollendeten. Alles, Alles, das Wichtigste tes Gottes Kinder, sondern Paulus spricht: Welche und das dem Anschein nach Unbedeutendste, mußte nun der Geist Gottes treibet, die sind Gottes nach dem göttlichen Rathschluffe zusammentreffen, die ge- Kinder. (Röm. 8, 14.) waltige Scheidung der Gemüther, der Kirchen und Glaubensparteien zu erweitern. Hier war Gottes Finger! Menschen vermochten das nicht.

Geift Gottes! Macht der Heiligung! erwärme, belebe, treibe auch Du mich; ziche mich empor über alles Niedrige und Jrdische, welches nur eine kleine Weile dauert, hinauf zum Unvergänglichen. Von deiner Krast durchdrungen will ich alles Unvergängliche in mir vertils gen, jede böse Leidenschaft, welche ich dermaleinft in der, Gottes und Menschenfreund fein; feinen haffen, auch den Sünder nicht, sondern nur das Sündliche in ihm; auch den nicht, der mich haßt und kränkt, sondern will Mitleid tragen mit feinen Verirrungen; am wenigften denjenigen, welcher in einer andern Kirche feinen Jesum

Gleich wie nun schon seit langer Zeit die gesammte Christenheit des Morgen- und Abendlandes in zwei große Hälften zerfallen war, in eine griechische und eine fatho-|| lische Kirche, so zerspaltete sich nun wieder die abendlän: || Sterbestunde bereuen könnte, in mir ersticken. Ich will dische Christenheit in mancherlei Abtheilungen und Glau bensarten. Und sie bestehen noch bis zum heutigen Tage. Wir sehen noch neben der römisch -katholischen Religion eine evangelisch-reformirte, eine evangelisch - lutherische, eine anglikanische Kirche und mehrere andere von geringe rer Ausdehnung.

liebt.

Alle, welche sich zu diesen Kirchen bekennen, nennen Geift Gottes! Macht der Heiligung! stärke mich, fich Chriften. Doch welcher von ihnen gebühret der Vor- || daß ich ohne Menschenfurcht die Wahrheit bekenne, und zug? In welcher herrscht die meiste Lauterkeit und Wahr. muthvoll vertheidige, was gerecht und billig ist, jedoch heit? In welcher Christus? Fast gilt das wieder, was ohne Stolz und ohne Haß und Bitterkeit. Treibe mich, der göttliche Erlöser von den Zeiten fagte, die der Zerstö: Geift Gottes, daß ich Gottes Kind sei und bleibe in rung Jerufalems und der Zerstreuung des jüdischen Volks|| Ewigkeit. Amen. vorangingen; da es hieß: fiche, hier ift Christus, oder da ist Chriftus! Noch hört man Verdammungs und VerFeherungsurtheile wider einander; doch meistens nur von Leuten, die voll übertriebenen Eifers oft im Herzen nur voller Haß und Leidenschaft sind, keineswegs vom Geifte Jefu und seiner unendlichen Liebe gegen alle erfüllt.

Wen soll ich nun von allen Häuptern der Kirche Heiz lig nennen? Wahrlich, Keinen; denn Niemand ist heilig, denn nur allein Gott! sagt Gottes Wort. Wen foll ich von allen Häuptern der verschiedenen Kirchen Vater heißen? Wahrlich, Keinen. Denn Jefus fagt: Einer ift euer Vater, der im Himmel ist! Wer ist unser Meister? Ist es der Pabst ? ist es Luther ? ist es Zwingli ? ist es Calvin? Wahrlich, von allen Keiner. Denn Jesus spricht: Einer ift euer Meister, Chriftus. (Matth. 23, 8-10.)

[ocr errors]

407.

Die Trennung der chriftlichen Kirche.

8 weiter

Joh. 13, 35.

beil

Verzweifelnd sieht der Aberglaube
Zurück zur Welt, nach seinem Raube,
Die täglich mehr erleuchtet wird!
Wie ftrebt er wider Gottes Lehren,
Durch unsre Luft uns zu empören,
Weil, wer gern fündigt, gern auch irrt!

Wohl mir, wenn mich kein Wahn verführet,
Nicht Leidenschaft mein Herz regieret;
Denn Wahn und Lafter find verwandt:
Wo Gott das Licht der Wahrheit schenket
Und Liebe unsere Thaten lenket,

Da irrt, da straucheit kein Verftand.

In welcher von allen Kirchen ist Christus? fönnte mancher verlegen fragen, welcher hört, wie sich jede derselben für die auserwähltefte hält und rühmt. Freund, warum kümmerst du dich? Ehe Katholiken, Lutheraner, Reformirte, Griechen und andere Religions, In jenen Zeiten, da die allgemeine chriftliche Kirche in parteien waren, find Christen gewesen. Warum können sich selbst über den wahren Geist und die Lauterkeit des fie nicht auch heute in und neben allen Religionsparteien Christenthums uneins ward und zerfiel, entstand noch vorhanden sein? Ich will es dir fagen mit göttlichem eine andere Berwirrung, auf welche anfänglich kaum ges Mort, in welcher Kirche die wahrhaft Erleuchteten, die achtet worden war. Derjenige Theil der Chrißten näm2 wahren Bekenner des Herrn find. Jesus selber hat es gelids, welcher sich aus Liebe zur Wahrheit und ursprüngs fagt: Wo Zwei oder Drei in meinem Namen versammeltlichen Beschaffenheit des von Jefu Chrifto verkündigten find, da will ich mitten unter ihnen sein. Die Glaubens muthig und standhaft von der Mutterkirche ents alle Jefum aufrichtig lieben, aufrichtig suchen, zu wel:fernt hatte, gerieth unter sich selbst in große Entzweiung. cher Kirche fie äusserlich auch gehören mögen, die werden ihn finden. Nicht diese oder jene Kirche macht felig; teine hat dereinft von Gott felber einen Vorzug erhalten; der himelische Vater hat auf Erden keine Schooskinder,

Denn in den verschiedenen Ländern, bei verschiedenen
Umständen, unter verschiedenen Lehrern, hatten sich die
Einen mehr, die Andern weniger von den angenommenen
Lehrsägen der katholischen Kirche entfernt. Es fehlte das

her vollkommen an Uebereinstimmung unter ihnen; die frei überging. Die Einen hüteten sich billig, mit ihren Einen erschracken vor den Andern, weil sie gemeint hat-Lehren in das Wesen der bürgerlichen Ordnung einzus ten, bei ihrem gemeinschaftlichen Widerwillen gegen das || greifen; die Undern, in ßtürmischer Hiße, wollten Alles, von ihnen so geheißene Pabsithum in Allem einerlei Wege und selbst die bürgerlichen Verhältnisse, verändert haben. zu gehen. Die Einen wolten aus reinem Triebe zum Güten Vers

Die Anhänger Luthers behielten in ihren Kirchen noch befferungen; die Andern konnten sich mancher eigennützigen viel von dem äuffern Schmuck der Tempel bei; die An-|| Nebenabsichten nicht erwehren. Indem Jeder glaubte, hänger Zwingli's und Calvins aber verwarfen in ihrem das Recht zu haben, der Wahrheit nachforschen zu kön Eifer allen Zierrath. Noch mehr entzweiten sich beidenen, bedachte nicht Jeder, daß er auch mit allen dazu Theile über den Sinn derjenigen Worte, deren sich Je gehörenden Eigenschaften ausgerüstet sein müffe, und Irs fus Chriftus bei Einschung des Abendmahls bedient hatte;ren menschlich fei. Indem Alle die heilige Schrift zur fo wie über die Meinung von der Gnadenwahl oder die einzigen Quelle der christlichen Lehre machten, und das Frage: ob Gott in feiner unendlichen Vollkommenheit bei menschliches Ansehen verwarfen, bedachten sie nicht, einige feiner erschaffenen Menschen von Ewigkeit her zur daß je nach verschiedenen Ansichten, Kenntnissen und Seligkeit, andere zur Verdammniß bestimmt habe. Die Gemütheneigungen, vielerlei Auslegungen der Schrift englische Kirche ftimmte zwar mit den Reformatoren in möglich wären. den Grundfäßen überein, aber nicht in der Einfalt ihrer i Also bezüchtigte eine Sefte die andere des Irrthums. Kirchenordnung: sondern fie verband mit den reformirten Indem sich nun alle neue Echrer und Kirchenparteien uns Glaubensfäßen das Regiment und die Form der alten tereinander mit Heftigkeit schalten und verdächtig mach. Kirche, viele Zeremonien derselben, die bifchöfliche Gesten, bestärkten sich diejenigen, welche bei der katholischen walt, als ein göttliches Recht, jedoch mit Verwerfung des Klosterlebens und der päbstlichen Obergewalt.

Kirche geblieben waren, in der Treue zu ihrer Mutter. kirche. Indem jene mit dem gänzlichen Umsturz des von ihnen gehaßten Papfithums drohten, befestigten sie das selbe vielmehr durch ihre eigene Zwietracht und Verwir rung, ganz gegen ihre Absicht.

Neben diefen drei großen Kirchenparteien entstanden noch viele andere, von denen sich zwei am ausgebreitetsten zeigten, deren eine die geheimnisvolle Lehre von der Dreieinigkeit verwarf; und die andere, welche völlig zur Man sah in diesem Streit Aller gegen Alle endlich allerersten Einfalt des Urchristenthums zurückgehen wollte, wohl ein, daß man sich unter einander über gewisse selbst diejenigen Christen, die zu ihr übertraten, noch) || Hauptpunkte der neuen Lehre vereinigen müsse, um seinen einmal taufte, als wären sie vorher keine Christen ge-Gegnern mit Bestimmtheit sagen zu förnen, was man wesen. eigentlich glaube und nicht glaube. Man sah ein, daß, Jede dieser Sekten zerfiel, je nach Verschiedenheit würde Jedem gestattet, immerdar in Veränderungen fortder Ansichten, wieder in mehrere Unterabtheilungen, da zufahren, denselben zuicht kein Ziel mehr zu sehen sei, von eine der andern in Nebensachen widersprach, also, und eine allgemeine Zersplitterung und Serstreuung erfol daß zulegt unter denen, welche von der alten Kirche av› | gen müsse. So fing man frühzeitig an, den gleichsam gefallen waren, eine wahrhafte Sprach- und Meinungsfrei gewordenen und wild ausgebrochenen Strom der verwirrung entstand. Man fuchte sich etnonder zu verstän digen. Aber, wie Einer den Andern von der Vorzüglich Feit feiner Ueberzeugungen belehren wollte, mischte sich fehr bald Leidenschaft und Bitterkeit ein. Statt einander näher zu kommen, wichen die Seften feindseliger ausein ander. Jede Partei erklärte ihre Kirche für die alleinfelig-|| machende; jede verdammte und schalt die andersgesinnte. Die Liebe wich aus Allen, und mit ihr der wahre Geist des Christenthums. Wohl riefen von Zeit zu Zeit fromme Männer noch den Entzweiten zu, mit den erhaberen, verföhnenden Worten des Propheten Maleachi (2, 10): Haben wir nicht alle einen Vater?» hat uns nicht ein Gott gefchaffen? Warum verachten wir denn Einer den Andern?

Glaubersmeinungen wieder in enge und fefte Schranken einzudämmen. Man ftellte einen Lehrbegriff auf, ein Kennzeichen jener neuen Religionstekten. Man wählte daz zu am liebsten die Worte und Lehren aus den Schriften der ersten sogenannten Reformatoren. Es entstand gegen dicfe, besonders nach dem Tode derfelben, eine besondere Werehrung, als wären. fie aufferordentliche Werkzeuge Gottes gewesen, die das Licht der Erkenntniß in vollem Maße gehabt hätten. Man schior nun zu ihrer Worten, ohne zu bedenken, daß auch sie Menschen gewesen, und dem Jerthum allerdings so gut wie Andere unterworfen || waren. Auf diese Weife fchieden sich Alle, welche aus dem Schoose der Mutterkirche neuen Lehren gefolgt waren, uns Jene Sprache und Lehrverwirrung unter den von der ter einander in neuen Kirchen fest und bleibend ab. Sie alten Kirche abtrünnig gewordenen Christen mußte aber verabscheuten sich gegenseitig wegen der Säße, in welchen unausweichlich eintreten. Denn, indem sie ausgingen, fie von einander abwichen, mit der allergrößten Erbirstatt deffen, was fie als mangelhaft verworfen hatten,terung, und waren nur in ihrem Haffe gegen die Anhäns Befferes zu suchen, zerstreuten sie sich auf allerlei Wege. ger der alten Kirche einig; gleichwie diese ihrerseits Alle Die Führer der Einen hatten mehr gelehrte Kenntniß, als Irrlehrer und Abtrünnige mit fürchterlichem Gros als die der Andern. Die Einen wollten gänzliche Unter- von sich stießen. Welch ein trauriges Schauspiel! Sie fcheidung von der alten Kirche in allen Dingen; die Anhatten Alle einen Gott, Alle einen Heiland und Se. dern nur Abschaffung deffen, was ihnen gefährlich schien, ligmacher, wach welchem sie sich Christen nannten, ́ohne deswegen zu verwerfen, was an fich unschädlich sein || aber das Wichtigste felbft fehlte ihrem Gemüthe. Sie hatfonnte. Die Einen behandelten die Verbesserung der Kirche ten nicht den durch Chriftum Jefum gegebenen Geist der und des Glaubens mehr mit kalter Prüfung, als eine Sache des Verstandes; die Yndern mit größerer Gut müthigkeit, welche oft in geheimnißfüchtige Schwärme

[ocr errors]
[ocr errors]

Kindschaft zu Gott angenommen, und waren keine Brüs der unter einander; ste hatten nicht die wahre Seele des Christenthums, nämlich die Liebe. Alle, ohne Aus,

nahme, hatten über die oft vernunftlofeften oder spikfin, | wirklichen Jesusjüngerschaft an. Aber welche von allen digsten Säge klügelnder Schulgelahrtheit, um welche sie Kirchenparteien, alten und neuen, trug dieses Kennzeią nicht selten mit blutdürftiger Grausamkeit ftritten, die || chen? Nicht eine unter allen! Sämmtlich standen sie wis einfachen Lehren der chriftlichen Religion vergessen und || der einander auf, und statt daß durch Wiederherstellung beseitigt, und hingen Nebendingen an, welche sie zu || des wahren Glaubens die ganze chriftliche Welt eine große Hauptsachen ihrer besondern Lehrgebäude machten. Familie, ein Zusammenwirken aller Kräfte zur Beglückung Die sogenannte Kirchenverbesserung hatte demnach Aler, ein weites Paradies, eine Heimath des Friedens, keineswegs die herrlichen Erfolge, welche man sich an der Redlichkeit, der gegenseitigen Treue, der Dienstfer fangs davon vorspiegelte. Es ward durch die bleibende || tigkeit und anderer Jesustugenden geworden wäre, ward Festschung der Lehrbegriffe, durch welche sich die Par-fie der Schauplah des Mordes und Brandes, der Arg. teien unterscheiden wollten, mancher Irrthum für lange lift und Verrätherek, der Scheinheiligkeit und Glaus Zeit beibehalten. Es entstand damit wieder ein Stillstand | bensivuth, und aller Verbrechen, die aus Ehrgeiz, des Forschens, und Niemand wagte ohne Gefahr über Habsucht, Rachgier und ähnlichen Leidenschaften ents die Grenzlinie hinwegzuschreiten, welche irgend einer von springen. den ersten Anführern der kirchlichen Parteien nach seiner Benn wir uns dieses nun leider keineswegs verbergen Einsicht vorgezeichnet hatte. Was war nun gewonnen ? können: sollen wir darum überhaupt das Bemühen derer Diejenigen, welche aus Liebe zur Geistesfreiheit, zur verdammen, welche die große Kirchenspaltung in der ChriWahrheit, und aus Haß gegen Glaubens- und Gewif- ftenheit angefangen und vollendet haben? Soll uns das fenszwang, die Aussprüche und die Untrüglichkeit des zu der Meinung berechtigen, es wäre beffer gewesen, Papstes verworfen hatten, glaubten nun wieder an die wenn man keine Aenderung und Neuerung in Glaubends Untrüglichkeit eines Zwingli, oder Luther, oder Calvin, dingen unternommen hätte? - O, mit nichten! — oder Menno, oder Socinus, oder Anderer. Diejenigen, Wir follen nie das Gute ganz verachten um des Schädlis welche sich nicht dem in Glaubensangelegenheiten unter:chen willen, welches die menschliche Natur gern damit zu werfen wollten, was Kirchenversammlungen der Geift, verknüpfen pflegt.

Sichkeit in den frühern Jahrhunderten aufgestellt hatten, So betrübend allerdings für jeden Menschenfreund machten nun das zu ihrer Richtschnur, was einige Geißt, || und Christusverehrer der Anblick jener Gräuel der Vers liche der Zeit für sich und die folgenden Zeiten als Wahr, folgungen und Kriege sein muß, welche aus der Trens heit aufzustellen für gut fanden. Es ging alfo die Freis nung der chriftlichen Kirche hervorsprang; oder jener heit des Forschens und Prüfens wieder unter, wie sie || plößliche Stilstand, welchen die Parteien in ihre Nachs vormals untergegangen war; und dazu war die ganze forschungen und Fortschritte zum Beffern brachten, so, abendländische Christenheit in so ergrimmte Stimmung daß sie sogleich wieder auf dem kaum betretenen Wege zur gegen einander gebracht, daß die allgemeinsten und || Erkenntniß des Wahren stehen blieben: follen wir von blutigsten Kriege und Verfolgungen daraus hervorgehen mußten.

der andern Seite erwägen, daß dies alles eine unvermeiðs liche, aus der Ordnung der Dinge erwachsende Nothwens Sehnsucht nach der ursprünglichen Einfalt, Würde digkeit war. Die Menschheit konnte damals nicht weiter, und Schönheit des Christenthums hatte den Drang nach nicht schneller vorrüden, als fie inwohnende Kraft und Berbefferung der Kirche und des entstellten Glaubens Fähigkeit besaß. In der Natur sind keine plößlichen Uebers herbeigerufen, oder die menschliche Leidenschaft Alles, gänge vom Unvollkommenen zum Besten und Bollendets was dafür Gutes begonnen werden sollte, wieder ver- ften. Ihre Entwickelung seßt sich überall ftufenweise ført. derbt. Denn wäre das wahre Christenthum in jenen Sei Ein Tag bereitet den andern vor, was geschehen soll. Es ten in feiner ganzen Reinheit und Kraft wiederhergestellt gab in jenen Seiten allerdings erhabene Geister, die in worden, wahrlich, es würden ganz andere Früchte des || ihren Ansichten weit die gemeinen Ansichten ihres Zeitals felben erschienen fein. Man würde die alte Eintracht, die ters überwogen. Es sind dergleichen in allen Jahrhunders zärtliche Freundschaft der ersten Chriften wieder gesehen ten. Aber der große Haufe der Ungebildeten, gelähmt haben, mit der fte sich jederzeit in Noth und Freude ber durch Trägheit, Gewohnheit und Unwissenheit, verkennt gegneten. Man würde die alte Ehrfurcht der ersten Chrisjene nicht selten ganz, oder schleicht in ihnen doch nue Ren wieder gesehen haben, mit der sie sich den bürgerli- schüchtern und schwerfällig nach. Daher geschah, daß chen Gefeßen und Obrigkeiten, und deren weltlichen Bers man sich mit den ersten Søritten begnügte, und dem ordnungen unterzogen, auch wenn diese Obrigkeiten von || freien Gewissen wieder neue Fesseln anlegte. nachdem man anderer Religion waren. Man würde die alte Demuth die ersten kaum zerbrochen und abgestreift hatte. Wir aber der ersten Christen wieder gesehen haben, in welcher fie follen nun die heilige Sache nicht verurtheilen wegen ihrer neben einander lebten, also, daß kein Bischof, kein Geißt,|| übeln Sachwalter und Führer. Wir follen ziemals, weil licher fich durch äusserlichen Prunk, oder durch Rechtha,|| wir nicht sogleich das Beffere oder das Allerbeste haben berei, über Andere erheben mochte. Man würde die alte fönnen, das weniger Gute verschmähen und verdaminen. Friedfertigkeit der ersten Christen wieder gesehen haben, Erleben wir denn nicht Aehnliches noch heutiges Tas in welcher fie auch ihre Feinde liebten und fegneten, fichges in mancherlei andern Verhältniffen? O, wie viele des gegenseitigen Haffens und Verfolgens enthielten, und vortreffliche Gedanken sind ins Leben hinausgetreten, von nur darauf achteten, ob der Glaube an Jefum auch die deren Erfüllung sich die Welt Seligkeit versprach! Und rechten Früchte der Barmherzigkeit, der Geduld und der fte wurden mit allgemeiner Begeisterung empfangen, und Sanftmuth brachte. Daran wird Jedermann erfen›|| man trachtete, ste ins Werk zu sehen; aber die Ohnmacht uen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter ein des Zeitalters offenbarte fid) daran. In das Uneigennütige ander habet." (Joh. 13, 35.) So gab Jesus cinst das mischte sich Eigennuk, in das Heilige unheiliges. Biele untrügliche Merfinal des wahren Christentpuans und der || arbeiteten mit Eifer dagegen, Andere mit Ungeschsďlichs

[ocr errors]

keit datur. So blieb zuleht das, was wirklich geschah, || scheidende Merkmal zwischen den Thaten des Chriftusjūns weit hinter dem anfänglichen Urbilde und Ziel zurüd, gers und des von seinen Leidenschaften Verblendeten. welches den großen Haufen zu der Meinung verleitete,Daran, sprach Jesus, wird Jedermann erkens felbft das Urbild_tauge nichts, und sei nur ein schönes nen, daß ihr meine Jünger seid, so thr Blendwerk, eine fantastische Grille eitler Schwindelföpfe.Liebe unter einander habet. Dies ist fast die Geschichte jeder wichtigen Erfindung,

Daran, mein Heiland und himmlisches Vorbild,

die erft in spätern Zeiten eine Vollendung empfing, welche daran, du ewiger Richter meines Gewissens, wirst Du man ihr nicht in den erßten Augenblicken geben konnte. auch mich erkennen. Ja, ich will fortan bei meinen Un«* Es ist die Geschichte beinahe jedes großen Gedankens,||ternehmungen keine eigennüßigen Beweggründe gelten lass welcher in der Menschheit neues Leben und Streben zur sen; bei den größten, wie bei den kleinsten, soll mich Ehr. Veredlung erweckt. Er beginnt sein Wirken gewöhnlich || furcht für das Billige, Gerechte, Wahre und Göttliche, sehr unscheinbar, und vollendet sich erst durch Jahrhun=||soll mich Menschenliebe und Wohlwollen leiten. Und was derte zur vollen Herrlichkeit. Er bringt anfangs zurvei, fich aus diesen Absichten, mit Anwendung aller Vorsicht len sogar Wirkungen hervor, die mit seinem Wesen und und Klugheit, verrichte, das wird, Bater im Himmel, Zweck im offensten Widerspruch fiehen, und läutert fifidh Deines Segens erfreuen können. Ach, daß ich doch erft im schweren Kampfe, und kringt den Zeitgenossen f in allen Stunden meines Leben diesen großen Vorfak vor Fluch, den nachfolgenden Geschlechtern Segen. Augen hätte der mich allein der Jüngerschaft Jesu Chrifti würdig machen kann! Mein Jesus, wenn ich aber jemals wieder wanke, ich blicke zu Dir im Geifte empor, und erde mich durch dich gestärkt fühlen. Amen.

408.

Das Recht der Unbeglückten im Staat.

[ocr errors]

Auch der geringste Diener iff
Bestimmt zum höhern Leben;
Es hat für in auch Jesus Chrift
Sich in den Tod gegeben.

Bor Dir, o Gott, hat einft der Knecht
Mit seinem Herrn ein gleiches Recht.

O, präge dieses tief mir ein!
Nie will ich mich erkühnen,
Tirannisch gegen die zu sein,
Die Armuths wegen dienen.
Der ärmste Mensch ist Mensch, wie ich,
Vor Gott vielleicht mehr werth', als ich.

Diese Betrachtungen aber follien mit nichten unfern Muth niederbeugen, mit dem wir etwas, das an sich gut, wahr und recht ist, anfangen: sondern sie sollen ihn vielmehr erheben und stärken. Denn damit das Güte, so wir zu stiften gedenken, bleibe und dauerhaft wirke, fol=|| len wir unsere Kraft gegen allen Widerstand verdoppeln, unser ganzes Lebensalter daran wenden, um es zu befefti= gen, damit es auch nach unserm Tode uns zum Heil der Welt überlebe. Gleich wie derjenige, welcher eine junge Eiche pflanzt, feine Hoffnnng hat, fie nach Jahrhunder ten in ihrer ganzen Pracht, Größe und Nüßlichkeit zuil bewundern und zu gebrauchen: eben so wenig foll derje=| nige, welcher ein für Tie Menschheit heilsames Werk un ternimmt, erwarten, daß er selber schon die Früchte da von geniessen werdt. Er soll sich mit der tröstenden Ueberr zeugung begnügen, daß überhaupt das Gute, was er thut, nie vergebens gethan ist. Er soll groß und befd): i=|| den genug denken, daß er f:lber nicht seine Sache so vol: lendet darfiellen könne, wie das Bild davon in ihm lebt, sondern bie Schicksale und Zeiten auch ihr Recht daran ausüben, und die Sache gestalten wollen, wie sie der Menschheit unter den wandelbaren Umständen derselben Die ersten ins Auge fallenden Wirkungen der großen am zweɗmäßigsten sei. Denn nichts, was von Menschen Renderung in und ausser dem Kreise der alten chriftlichen ausgeht, ist allen Ständen und Jahrhunderten gerecht. Kirche waren von solcher Art, daß fie allerdings bei vies Alles taugt nur für seine ihm gebührende Zeit. Er sollten Menschen damaliger Zeit Furcht und Schrecken errefich aber auch nicht durch Widerspruch und Entstellung sei- ||gen, und Zweifel veranlassen mußten, ob das, was von ner Absichten, selbst nicht durch traurige Wirkungen, den neuen Lehrern gepredigt ward, gottgefällig fein könne. welche seine gute Sache hervorzubringen scheint, von Aue- || Denn auch abgesehen von allem Zank und Streit der mans führung eines gottgefälligen und rechtschaffenen Unterneh:nigfaltigen Parteien und Seften unter einander, brachte mens abschrecken laffen. So wie Jesus Christus voraus: die Glaubens- und Kirchenveränderung beinahe in allen fah, daß seine heilige Lehre Streit und Blutvergiessen, Ländern, wo sie eindrang, die gefährlichsten Erschütteruns Sturz der Thronen und Reiche mit veranlassen werde, gen in den alten bürgerlichen Ordnungen und Einrichtunund dennoch darum vom göttlichen Welterlösungswerk gen der Staaten hervor. Am zerstörendften äusserte sich nicht abstand: eben so sollen diejenigen thun, welche seine dieser nachtheilige Einfluß besonders in den höchsten Stän Jünger fein wollen. Trägt doch auch ein Arzt kein Beden des Volfs, unter Königen, Fürsten und Herrn, und denken, seinen Kranken durch die Heilmittel oft größere wieder in den niedrigsten Ständen des Volks unter den Schmerzen zu verursachen, als ihnen die Krankheit selber Bauern, armen Leuten, leibeigenen Knechten. Jene woll macht; Alles, um das Edlere in ihnen zu retten, dasten die Gelegenheit benußen, große Befißungen, die ihnen Gefahr leidet. nicht gehörten, und größere Gewalt an fich zu reiffen z ́ Solche Grundsätze freilich kann euch der Ehrgeizige diese hingegen wollten der weltlichen Obrigkeit eben so we und Boshafte zur Bollziehung und Rechtfertigung selbst-nig mehr unterthan sein, als der geistlichen, von drea füchtiger und grausamer Handlungen annehmen; aber Gewalt man fie losgebunden hatte. Würdiger betrug man darum ist seine Sache nicht geheiligt oder gerechtfertigt. fich in der sogenannten Mittelklasse des Volks. Sie blieb Die Liebe, die Sehnsucht der Menschheit, die Vergessen in den Schrankelt der Rechtlichkeit. Aus ihr war auch heit alles eigenen Wohls und Glücks für unserer Mitmen-eigentlich zuerst der gewaltige Entrieb zu einer Grundschen · Mohlergehen und Glüdfeligkeit macht das unter-verbefferung der Kirche und des Glaubens gekomm:n. Gie

batten weniger das Jrdische als das Göttliche im Gemüth || fich Leute von zweierlei Herrschaften mit einander verhels und Auge. Fast immer hat man bei großen Veränderun- || ratheten, wurden die aus der Ehe erfolgenden Kinder ungen der Reiche wahrgenommen, daß die mittlern Stände || ter den beiden Herrschaften getheilt. So waren diese Undabei am reinsten von großer Ausschweifung und herrschen beglückten ohne Eigenthum, ohne Freiheit, ohne Recht, dem Berderben blieben. In ihnen war gleichsam der wahre gewissermaßen den Thieren gleich gehalten; bloße WertGeist und Werth der Nation am reinsten dargestellt; inzeuge zum Vortheil ihrer Besizer. ihnen ward jederzeit die meiste Ordnungsliebe, Rechtlich= Diese Besizer hätten freilich menschlicher sein, und feit und Religiosität gefunden. in thren Angehörigen ned, die Würde des Menschenthums Diefen ehrwürdigen Werth und Vorzug des Mittel-ehren sollen. Diese Beflger hätten freilich, als Chriften, flandes vor den höhern und tiefern Ständen hatte derfelbe|| sich an die Gebote der heiligen Schrift erinnern follen, eigentlich seiner eigenthümlichen Stellung zwischen beiden an das Gotteswort, welches ihnen sagte; Ihr Hers zu danken, seiner gleichweiten Entfernung von nadterren, was recht und billig ist, das beweifet Dürftigkeit und prunkendem Ueberflusse. Er hatte durch den Knechten, und wiffet, daß auch ihr einen feine Rechtsame, durch seinen Fleiß und Beruf immer Herrn im Himmel habet. (Kol. 4, 1.) Allein Vermögen genug, sich der größten Noth zu erwehren; bei dem allgemeinen Verfall der Religion Jesu in den da war nicht gezwungen, fein gesammtes Leben bloß niedri- maligen Zeiten, bei der aufferordentlichen Verwilderung gen Nahrungsforgen hinzugeben, sondern behielt auch der Begriffe und der Sitten, die in den höhern und nie Freiheit genug, seinen Geist zu bedenken, und Zeit auf dern Ständen herrschte, verklang die Mehnung Gottes die Pflege desselben zu verwenden. Von der andern Seite unwirksam. Hatten doch Priester, Bischöfe und Klößter ward er durch keinen unmäßigen Reichthum zum Müßig selbst dergleichen Leibeigene, niedergedrückte Unterthanen, gang und zu den Nachtheilen desselben verleitet. Er ward || und behandelten solche oft mit eben so vieler ungerechten durch täglich erscheinende Bedürfnisse immer zu einer nüß-Härte, als weltliche Herren thaten.

lichen Anwendung seiner Kräfte und Gaben gereizt. Er Als nun aus Gottes Wort die Wiederstellung des ers war also durch seine Verhältnisse eben so sehr von der Ver- || sten Christenthuns gepredigt ward; als nun der in den fuchung zu den Lastern übergroßen Reichthums als über großer Dürftigkeit entfernt. Daher blieb dem Mittelkande || jederzeit, neben feinen bürgerlichen Geschäften, der Ges danke an das Gute und Göttliche über Alles wichtig und unverdunkelt.

Staub niedergetretene Knecht vernahm, daß alle Mens schen, Hohe und Niedere, Gott zum Bater hätten, daß alle unter einander Brüder wären und sein sollten, daß alle vor Gott gleiche Rechte hätten; als er in der Bibel las, 'daß den Herrschaften allerdings auch Pflichten gegen Hingegen die Könige, die Fürften, in finnliche Ver: die Untergebenen aufgelegt frien: expörte sich das Geranth gnügungen versunken, von vielen Schmeichlern umgeben, der lange und grausam Mißhandelten. Sie forfchten in im müßigen, forgenlosen Leben auferzogen, kannten nichts der Schrift, nicht um ihr Inneres zu heiligen, und den Höheres als die Vermehrung des Wohllebens, die Erhö-||wahren Weg zu Gott zu finden: sondern um zu erfahren, hung thres Glanzes, die Vermehrung ihrer Herrschaft. welche Vortheile im bürgerlichen Leben ihnen zugestanden Die mittlern Stände des Volls hatten bei der Verände- werden follen. Sie lafen von dem Wandel der ersten rung oder Befferung des Kirchenthums feinen Zuwachs chriftlichen Gemeinden, die durch Jesum selbst und durch von zeitlichem Vermögen, von Erwerb und Verdienst zu seine Jünger geftiftet waren. Allein sie fuchten nicht nach erwarten. Sie liebten also die Verbesserung nur um ihrer den Tugenden derselben, um solchen in Demuth und Freus felbft, nicht irdischer Vortheile wegen. Hingegen die Ködigkeit nachzuahmen; fondern sie richteten ihre Blicke ledignige, Fürsten und Herren sahen dabei nicht geringen Ge- lich auf die bürgerliche Gleichheit, welche zwischen den winn für sich; sie wurden von der Botmäßigkeit des rö- || ersten Chriften, selbst zwischen Aposteln und neubekehrten mischen Hofes in ihren Ländern frei; sie fahen dabei den bisherigen Einfluß der Priesterschaft vermindert, der ihnen oft großen Widerstand geleistet hatte; fie wurden in ihrer Herrschaft unbeschränkter, fie sogen die bisherigen Ein Fünfte der Geistlichkeit an sich; sie hoben die große und reichbegüterte Menge von Klößtern, Abteien, und andere fromme Stiftungen auf, und nahmen derselben Vermögen an sich.

Juden rud Heiden, statt fand; oder auch auf die Gemeinschaft der Güter, die damals bei den ersten Jesusbetennern eingeführt war, wo allesammt aus gemeinsamem Vermögen gekleidet und gespeiset wurden, und der Arme aus dem Gute des Reichen ernährt ward. Das war es, was ihrem irdischen Sinn am besten zufagte; das schien ihnen die rechte chriftliche Verbrüderung und Gleichheit, das der rechte Geist des Urchriftenthums. Nun von Wies derherstellung desselben in allen Ländern die Rede war, wollten fte nichts Anderes hergestellt sehen, als jene ihnen angenehmen Einrichtungen.

Auf ähnliche Weise suchte die unbeglückte Volksklaffe aus den untersten Ständen ihren irdischen Nugen bei der allgemeinen Veränderung der Dinge in der christlichen Welt. Zu dieser Klasse gehörten die armen Landleute, Diese Verwechselung der Religionsfreiheit mit der die Knechte, d Leibeigenen, welche fast gar fein Eigen bürgerlichen Freiheit, der geistigen Berbrüderung mit der thum besaßen, ihr ganzes Leben hindurch für den Dienst gemeinen irdischen, war einem unwissenden, nach Erleichs Ihrer Herren arbeiten mußten, von derselben oft mit grau-terung feines lange getragenen Joches feufzenden Volke famer Härte behandelt wurden, und kaum für ihre Sache allerdings wohl verzeihlich. Ein kluges, besonnenes Nache einen Richter und Recht fanden. Sie waren zum Theil geben der Herrschaften in billigen Dingen würde viele der Menschen, die mit Leib und Gut Eigenthum ihrer Her- nachmaligen Gräuel verhütet haben. In der That erfuhr ren waren, von denselben ungestraft mißhandelt, verkauft, man in allen denjenigen Gegenden nichts von Empiruns vertauscht und verpfändet werden konnten. Sie hattengen, wo die unbeglückten Volksklassen menschlicher gehalnicht einmal die Erlaubniß, sich ohne Genehmigung ihrer ten waren. Doch der Sinn der wenigsten geistlichen und Eigenthümer zu verheirathen, und wenn es geschah, daß weltlichen Gebieter vertrug fidh mit den Forderungen der

« السابقةمتابعة »