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Lebensweisheit zu genieffen. Wie wärest du jemals wohl gung, und schalt meinen Wankelmuth. Bald hielt ich noch eines größern Looses werth gewesen? diefen für eine verzeihliche Schwäche, bald für eine Wirs

Und du, o Jungfrau! ungewiß ist für die Zukunft || kung des in mir wohnenden natürlichen Verderbens. Es bein Loos; ungewiß, ob dir Jemand die Hand als Gatte ist oft geschehen, wenn ich, nach langer Entfernung von bieten wird, und wer es sei! Aber bereite dich vor, so zu frommen Empfindungen, durch einen äussern Umstand werden, daß du künftig mit Keinem vollkommen unglück-wieder gereizt ward, ernster an Gott und Ewigkeit zu lich sein könnest. Deswegen erwarte wenig vom Schick denken, daß ich, tief beschämt, kaum im Seifte zu dem sal, das Meiste von dir. Gewöhne dich an keine Bequem Vater im Himmel aufzublicken wagte, dessen ich so lange lichkeiten, die dir einst schwer sein würden, entbehren zu vergessen hatte. müssen. Dein schönster Schmuck sei Sittsamkeit, Beschei= Oft nahm ich mir vor, diesen ungewissen Zustand denheit, Häuslichkeit; in den Kleidern Reinlichkeit, Ein-meiner Frömmigkeit abzuändern, und ihn dadurch fester falt, ohne Prachtsucht, ohne Mitmachen jeder neuesten || zu machen, daß ich fleißiger die Kirche besuchte und res Mode. Der vernünftige Mann wählt nie nach dem, was gelmäßig mich an tägliche Gebete zu gewiffen Stunden die Jungfrau trägt, sondern was die Frau bringt. Der gewöhnen wollte. Allein zulegt war mir, auch wenn ich jenigen gewährt er aber allezeit und mit Recht den Vor- meinem Vorsak treu blieb, die Kirche, wie das Gebet, zug, die schon durch ihre äussere Bescheidenheit verkün- zur kalten Gewohnheit; ich konnte mich der Gleichgültigs digt, daß fie wenig bedürfe und fordere, hingegen durch feit gegen das Alltäglich gewordene keineswegs erwehren; Ordnung, Sparsamkeit und Liebe zum Häuslichen vermein Kirchenbesuch ward eine unnüße Aussensache, ein räth, das sie Vieles zu geben fähig sei. todter Gebrauch; mein Gebet ward ein bloßes Wörters machen ohne Begeisterung, ohne Andacht. Ich fand endlich selbst, dies könne keine wahre Gottesverehrung ges nannt werden: und es sei beffer, dergleichen zu unters laffen, als unwürdig in dem Tempel des Herrn und zu feinem Altar zu treten; besser, nicht zu beten, als unwürdig zu beten. Und dies währte, bis ich wieder ums kehren und meine Zuflucht zu Gott nehmen konnte mit tiefer Inbrunst. Dann rief ich mit David: Sende Dein* | Licht und Deine Wahrheit, daß ste mich leiten und bringen zu Deinen heiligen Bergen und zu Deiner Wohnung. Daß ich hineingehe zu dem Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und Dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott! (Pf. 43, 3. 4.)

Mein Vater im Himmel, der Du mir nach Deinen Einsichten einen Stand anweiseft, -baß mich ihn mit Würde erfüllen: er ist der beste für mich. Du haft mich berufen. Indem ich durch meinen redlichen Eifer, ohne alle Absichten des Ehrgeizes und der Habsucht, die Pflichten dieses Standes in ihrem ganzen Umfang erfülle, erfülle ich nur Deinen heiligen Willen! Amen.

244.

Die Vergegenwärtigung frommer
Gefühle und Gedanken.

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Ich darf nicht gweifeln, daß es vielen andern Menschen geht, wie mir; daß sich Viele über diese Unbestän= digkeit der Gesinnungen betrüben, wie ich mich betrübt habe; daß Viele fürchten, eben dadurch von der Gnade Gottes ausgeschloffen zu werden. Andere hingegen werden dies ganz gleichgültig finden, wohl gar lächerlich, daß man fich deswegen mit Vorwürfen peinige. Ihre Religion gehört zu den oberflächlichen Halbreligionen, in denen fie fich es bequem machen, bis ein erschütternder Schlag des Schicksals, wenn ihr Glück wankt und stürzt, wenn Alles fie verläßt, ihnen den Gedanken: Gott und Ewigkeit, bedeutungsvoller macht.

Was habe ich aber zu thun? Wie kann ich mir meine guten Vorfäße und Entschlieffungen, meine frommen Gefühle immer ver= gegenwärtigen, daß ich nicht lauwerde?

Sehr oft ist mir begegnet, daß Lage und Wochen ka- Es ist die richtige Antwort auf diese Frage äusserst men, in denen ich mehr zur Frömmigkeit gestimmt war wichtig für mein äufferes Leben in der Welt. Denn was und zu heiligen Gesinnungen, als in andern Seiten. nüßt mir meine Frömmigkeit, wenn sie nicht anhaltend Dann kamen wieder Stunden, ja Monate, wo ich we- ist? Was mein Glauben an Gott, wenn ich ihm so oft niger an Gott dachte, weniger an göttliche Dinge; we abtrünnig werde? — Sie ist wichtig für mein inneres niger betete, noch beten mochte. Ich habe den grösten || Leben. Denn quälend ist es allerdings, wenn man in sich Theil meines Lebens in diesem schwankenden Zustande einen ewigen Wechsel der Grundfäße gewahr wird, und meines Gemüths zugebracht. Ich bin mir in meinen Ge-||wie man sich niemals gleich bleibt; heute voll Inbrunst finnungen nie gleich geblieben; mein inneres Leben war gegen Gott, morgen gleichgültig, heute zerknischten, beständig zwischen guten Entschlüssen und Schmerzen der || morgen gleichgültigen Herzens ist.

Reue getheilt; zwischen Andacht und Zerstreuunge; zwi Um aber richtig antworten zu können, muß ich schlechschen Frömmigkeit und Leichtsinn. terdings zurückfehen auf die wahren Quellen meiner VerDies war freilich gegen meine eigenen Wünsche; den-|| änderlichkeit in religiösen Angelegenheiten. Diese Quellen noch konnte ich es nicht ändern. Ich machte mir selbst oft|| liegen theils in mir, theils in meinen Umgebunbittere Vorwürfe in den Stunden der einsamen Ueberte:》 gen. Sie liegen in mir, und zwar in der Natur

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arbeiten, nie Gottes gedenken, heißt zum Thier werden; beständig beten, nie arbeiten, heißt zum unnüßen Träumer und lieblofen Müßiggänger werden. Bete und arbeite! befiehlt Gottes Wort. Ein beständiger Beter vernichtet durch sein träges, thatenloses Leben, was er in seinen Gebeten gut machen wollte.

meiner Gefühle und meiner Gedanken. Es ist selbst zwizin dem geräuschvollen Alltagsleben. Dort können wir uns schen diesen ein großer Unterschied. Alle Gefülle, der freilich ohne große Mühe zur ftillen Selbstbetrachtung. Freude und des Schmerzes, der Hoffnung und der Furcht, sammeln; hier aber sind wir unaufhörlich durch Geschäfte,, oder welchen Namen fie haben mögen, sind unbeständig Arbeiten, Gespräche, Nachrichten und Sorgen von hunund ihrer Natur nach von keiner anhaltenden Dauer. derterlei Art in Anspruch genommen und zerstreut. Wie Muß doch endlich selbst der größte Schmerz um geliebte wäre es möglich, daß wir, die wir so beschränkte Wesen Verstorbene verschwinden mit der Zeit; warum nicht find, in der Mitte von zusammendrängenden Umständen, manches andere, minder heftige Gefühl? Ja, es ist gewelchen wir Aufmerksamkeit widmen müffen, gleiche Ins wiß, daß eine lebhafte Aufwallung der Empfindungen brunst und Erhebung des Gemüths haben sollten, als nie lange in gleicher Stärke dauert, und daß der Mensch wie wenn wir uns in tiefer Einsamkeit selbst überlassen nicht fähig wäre, fie ununterbrochen zu ertragen. find? Alles hat seine Zeit, der Gedanke an Gott, Gedanken kann sich der Mensch zu jeder Zeit schnell wie der Gedanke an die Geschäfte und Bedürfnisse des zurückrufen, ohne große Mühe; aber Gefühle kann erirdischen Lebens; das Gebet, wie die Arbeit. Beständig nicht plöslich durch den bloßen Willen in sich erneuern; und wenn er es könnte, würde solche erkünftelte Freude, erkünftelte Liebe, erkünftelte Andacht keine wahre Freude, Liebe und Andacht sein. Der Gedanke ist mehr eine Handlung des Geistes, der in uns lebt; das Gefühl aber hängt mehr von der jeweiligen Stimmung und Reizbarkeit unserer Nerven, und von äussern oder innern Er: Es ist also nicht als Lauheit und fündliche Wankeleignissen ab, welche ungewöhnlich auf sie wirken. Daher muth_gegen Gott anzusehen, wenn wir nicht jeden Augibt es wohl feste Grundsäße, denn sie beruhen auf genblick, wo wir es wünschen, im Stande sind, lebhafte Ueberzeugungen des denkenden Geistes; aber keine fe- Gefühle der Inbrunst und Andacht in uns zu erneuern. ften Gefühle, denn sie beruhen auf dem Irdischen | Denn die größere oder geringere Stärke gewiffer Empfin in uns, und alles Irdische ist der Wendelbarkeit undungen ist mehr abhängig vom Zustande des Körpers, terworfen. als von unserm geistigen Willen. Es ist nicht als LauAus diesem ergibt sich nun von selbst, daß meine Re-heit und fündliche Wankelmuth gegen Gott anzusehen, ligiosität um so wankender und sich ungleich sei, je mehr wenn wir uns nicht, sobald wir es wünschen, plöglich fie fich auf bloße Gefühle stüßt. Weicht der alle erhabenen Vorstellungen von Gott und göttlichen Boden: wie mag das darauf beruhende Gebäude be- Dingen vergegenwärtigen können, die wir sonst hatten. stehen? So wenig der Mensch im Stande ist, durch sei- || Denn auch unser Gedächtniß sogar hängt mehr oder wes nen bloßen Willen in immerwährender Freudigkeit, in niger von körperlichen Zuständen ab; unter zerstreuenden unveränderlichem Entzücken oder in gleichbleibendem || Verhältnissen des Lebens ist auch der stärkste Geist nicht Schmerze zu sein: eben so wenig ist er fähig, sich durch fähig, sich so vollkommen zu sammeln, als er es in feinen bloßen Willen in die tiefste Rührung, Andacht der Eimsamkeit oder in andern günstigen Umständen und Inbrunst zu versehen, oder immer im Gewühl des vermag.

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Lebens dasjenige mit der gleichen Innigkeit zu empfinden, Nach allem diesem wird die Beantwortung der Frage was er sich in einer begeisterten Stunde des Gebetes so || schon einfacher: Wie kann ich mir meine guten Vorfäße zu empfinden vornahm. Daß man richt jederzeit den sehr || und Entschliessungen und meine frommen Gefühle verges richtigen Unterschied zwischen Gefühlen und Gedanken genwärtigen, daß ich nicht lau werde? Ich kann es in beobachtete, gab sehr guten Christen oft Anlaß, sich mit Rücksicht der Gefühle, wenn ich nicht eine immerðar Vorwürfen wegen Leichtsinns, Gleichgültigkeit und Lau- gleiche Lebhaftigkeit derselben von mir fordere. Gott felbst heit in ihren Gesinnungen gegen Gott zu betrüben. Allein fordert sie nicht, denn er gab uns die Kraft dazu nicht. sie wollten, indem sie Gefühle bleibend zu machen || Wir können einen Freund, eine Freundin, wir können suchten, das wahrhaft Unmögliche. Nicht in ihren Aeltern, wir können Kinder mit größerer Zärtlichkeit lie Gesinnungen, nicht ihrer Denkart gegen das Himmlische || ben, ohne beständig in jenem Entzücken zu schwimmen, waren fie anders geworden, sondern sie konnten sich nur welches wir nach langer Trennung von ihnen im ersten nicht auf der Höhe ihres Gefühls von Liebe und Andacht Augenblicke des Widersehens zu fühlen pflegen. Ich erhalten und die ehevorige Gemüthsstimmung erneuern, kann es, sowohl in Rücksicht der Gefühle, als der Ge= weil dies nicht von ihnen abhing. Sie hatten Unrecht, danken, wenn ich die dazu schickliche Zeit erwähle, in dies als eine Wirkung der Erbsünde anzusehen, oder gar || der ich mein Gemüth von andern Sorgen zu befreien als eine Macht des Satans. Es war die nothwendige fähig bin. Der Mensch denkt und handelt in der Zeit. Folge ihrer Natur, die ihnen Gott verliehen, und welche || Er ist im gleichen Augenblicke nicht zwei verschiedener überall keiner bleibenden Anstrengungen fähig ist, ohne Gedanken und zwei verschiedener Gefühle zugleich mächwieder erschlafft zu werden. Der Körper, wenn er durch tig. Er muß in jedem Augenblick und auf jeder Stelle anhaltendes Wachen erschöpft ist, muß nothwendig in um immer das ganz sein, was der Augenblick und die so tiefern Schlaf versinken. Stelle von ihm fordert. Wer zweien Herren dienen will, Aber auch in den Umgebungen des Men wird beiden unnük. Gehöre zur rechten Zeit Gott, zur schen liegen die Ursachen seiner veränder-rechten Zeit dem Glück und dem Wohlergehen deiner lichen religiösen Stimmung. Und er ist nicht || Mitmenschen. Wenn die heilige Schrift gebietet: habe immer Schöpfer und Herr der Umgebungen, welche auf|| Gott beständig vor Augen, so heißt dies nicht, unauffein Gemüth einwirken. Es ist schon ein großer Unterhörlich an Gott denken. Menschen, die dies versuchen, schied zwischen unserm Zustand in der Einsamkeit, und treiben das Unmögliche. Sie werden Träumer oder

Schwärmer, Kopfhänger und endlich frömmelnde Heuch=ftrebt sein gottbegeistertes Gemüth zur Vollkommenheit ler, die sich selbst täuschen. und Weltbefeligung.

Am leichtesten geschieht die Vergegenwärtigung from= Weil aber unsere Gefühle oft auf lange Zeit erschwas mer Gesinnungen durch Annahme eines festen Lebens- chen können, und die Berstreuungen des Weltlebens uns grundfakes, dessen Wahrheit und Erfprießlichkeit uns oft auf lange Zeit von göttlichen Dingen abziehen köns vollkommen einleuchtet. An einen solchen Grundfak, dem nen, ist es wohlgethan, äuffere Hilfsmittel nicht zu ver unser Inneres gleichsam Treue geschworen hat, können schmähen, durch welche wir uns fromme Gedanken und wir uns selbst im vollkommensten Getümmel des Lebens Gefühle leichter vergegenwärtigen. Su solchen Hilfsmit wer kennt nicht erinnern. Ein flüchtiger Gedanke daran ift genug, uns teln gehören heilige Gesänge; die gehörige Richtung und Stärke zu geben, daß wir die Macht der Töne über das menschliche Herz! - das wohlgefällig vor Gott wandeln, wenn wir gleich nicht esen erbaulicher Schriften, die uns in gleis chem Verhältniß erheben und zu einem göttlichen Sinn erwecken, wie fie uns belehren; der Besuch der Kirche, zumal der Predigt, und Verkündigung des Wortes Gottes, wo auf die Veredelung und Heiligung unsers Gemüthes in lehrreicher Darstellung der Größe Gottes, des Wandels Jesu, der Liebenswürdigkeit der Eugend und der Schändlichkeit des Lafters gearbeitet wird.

beten.

Wähle dir einen solchen Grundsah nach deinem eigenen Bedürfniß; und die Abschaf fung deines größten Fehlers, desjenigen, der dir die meisten Unannehmlichkeiten verursacht, oder der den An dern am kränkendsten ist, das ist dein dringend: tes Bedürfniß. Alles wird dich dann im gemeinen Leben an deinen Grundsaß erinnern, und dein Fehler, deine böse Neigung dir am öfterften das vergegenwärtis gen, was du in einer heiligen Stunde beschlossen hattest. Das heißt Gott rechtschaffen verehren im Geist und in der Wahrheit. Da wird unfer ganzer Lebenslauf zum Ge: bet, selbst wenn wir keine Hände zum Himmel emporfalten. Da zeugt unser Thun und Lassen, und jeder Kampf und jeder Sieg gegen unsere bösen Neigungen, von der in uns wohnenden Liebe zu Gott, selbst wenn wir im Augenblick des Handels nicht an Gott denken. So beweiset ein Kind, wenn es auch von den Aeltern ab wefend ist, feine zärtliche Verehrung zu denselben am wahrsten und rührendsten, wenn es immerdar nach den Lehren und Grundsägen thut, die es von den Aeltern empfangen hat, auch wenn es nicht unaufhörlich an diese denkt, oder von ihnen spricht. So beweisen ein Vater, eine Hausmutter die lebendigste Zuneigung zu ihren Kindern, wenn sie schon nicht an dieselben denken, dadurch, daß sie für dieselben im Schweiß ihres Angesichts ar beiten.

Bist du nicht in der Stimmung, dich in anhaltender Andacht mit deinem Gott im Gebet zu beschäftigen, weil du ermüdet oder zerstreut bist: so erkünftele keine An= dacht, welche dir mangelt; erkünftele dir keine Inbrunst und Begeisterung, weil dein Bemühen eben so unnüş als vergeblich sein würde. Es ist dann schon genug, daß du deines himmlischen Vaters mit stummer Ehrfurcht geden= keft. Ein flüchtiger Seufzer ist ja oft das herrlichste Gebet. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr bittet! lehret Jesus, der Heiland. (Matth. 6, 8.)

Aber von der andern Seite sollen wir uns auch nicht ganz einschläfern und in wirkliche Gleichgültigkeit verfal len. Nein, es ist keineswegs gleichgültig, Gottes, uns fers Schöpfers, unsers Richters eingedenk zu sein, oder zu vergessen. Der Mensch ist nur durch seine Verbindung mit Gott groß, dauerhaft froh, edel und gegen alle Schicksale stark. Je näher der Mensch im geistigen Ver kehr mit Gott steht, je höher steht er. Die Zugend der Sterblichen ist nur dadurch göttlich, daß sie ihr Antlik zu Gott richtet. Ehrlich, feusch, verständig, mäßig, flug, o, auch Thiere können es in ihrer Art sein. Aber durch Gemeinschaft mit Gott wird der unsterbliche

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Ach mein Vater, mein Gott, um Dich mir zu verz gegenwärtigen, fönnte es mir denn jemals an Mitteln fehlen? Redet nid Alles zu meinem Herzen von Dir? Bist du nicht mein Alles? Bin ich nicht Alles nur durch Dich? Und find gleich zuweilen die Flügel meines Geis tes gelähmt durch die angebornen Schwächen meiner its meines Willens, nicht in solcher Kraft immer zu Dir erdischen Natur, kann ich mich, auch mit allem Ernst heben, als in einzelnen, geweihtern Augenblicken mein Vater, o mein Gott, doch liebt Dich mein Geist, und hängt an Dir mit unsterblicher Ehrfurcht und Liebe. und schweigt mein Mund, o mein Geist verläugnet Dich Sende Dein Licht und Deine Wahrheit, ja nie. laß sie micht leiten! Amen.

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245.

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Am Geburtstage des Christen.

f. 111, 4.

Preis Dir, Vater, für mein Leben!
Laut foll Dich mein Lied erheben,
Ganz sich meine Seele freu'n,
Lobgesang mein Herz nur sein!
Worte zwar sind arm und schwächen
Deiner Liebe Gluth und Licht!
Nein, mit Zungen auszusprechen,
Gott! ist Deine Liebe nicht.

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Du hast, ewig mir gewogen,
Mich von Kindheit an erzogen,
Mich ernähret, mich gestärkt,
Jeden Schritt haft Du bemerkt;
Mich geleitet alle Tage,
Gütig, mächtig, wunderbar;
Wogeft auf der Weisheit Wage
Freuden mir und Thränen dar.

Bis auf heut', bis diese Stunde
(Preis sei Dir aus meinem Munde,
Dank aus vollem Herzen Dir!)
Warst Du, Gott, mein Gott, mit mir.
O mein Vater boller Liebe,

Der Du mich zum Glück erschufft,
Bleibe mir mit Deiner Liebe,
Bit Du mich zu Dir berufft!

Menschengeist und seine Handlungsart vergöttlicht. Er Gewöhnlich werden von denen, welche sich irgend eines thut nicht das Kluge, Nüßliche, Gerechte allein: es | Wohlstandes zu erfreuen haben, der Geburtstag, oder

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statt dessen der Namenstag, mit kleinen Geschenken, edle Seelen, die Stunde der endlichen Auflösung im Tode Angebinden und Luftbarkeiten gefeiert. Diese Sitte ist zu eine freudige Wiedergeburt zu einem vollkommneren Leben. unschuldig, zu angenehm, zu wichtig fogar für das Wer möchte sich beim Tode des Sünders freuen, den fein Herz, als daß man sie nicht beibehalten sollte; und im Gericht unfehlbar erwartet! mer ist fie der Aufmerksamkeit des Christen werth. An Immer ist jedoch für den nachdenkenden Christen, dem folchen Tagen pflegen uns die Glückswünsche wohl nichts im Leben ganz gleichgültig ist, der Jahrestag fei= meinender Freunde zu begegnen. An solchen Tagen || nes Eintritts in diese Welt ein wichtiger Tag, an welfuchen dankbare Kinder ihren Aeltern, edle Zöglinge ih=|| chen sich große Erinnerungen knüpfen. Dieser Tag ist eine rem Lehrherrn, die Gattin dem treuen Gatten, der Gatte || entscheidende Stufe in seinem Lebenslauf, und solcher dem geliebten Weibe, Vater und Mutter dem Kinde, Stufen find wenige. Es gilt hier im Gewöhnlichen das, eine freudige Ueberraschung zu verschaffen. Und auch was im Gebot Moses, des Mannes Gottes, über die derjenige, für welchen der jährlich wiederkehrende Ge- Hinfälligkeit unsers irdischen Daseins gesagt wird. Unfer burtstag kein Familienfest ist, pflegt ihn nicht leicht vor Leben währet siebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, übergehen zu lassen, ohne sich seiner, als einer wichtigen || so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so neuen Lebensstufe, es sei nun mit angenehmen oder unan= || ist's Mühe und Arbeit gwefen; denn es fährt schnell das genehmen Empfindungen, zu erinnern. Immer geht der hin, als flögen wir davon. (Psalm 90, 10.) - Nur Gedanke durch seine Seele: So alt bin ich nun ge=|| wenige Menschen zählen in ihrem Leben so viel Stufen : worden! Je nachdem der Mensch mehr oder weniger die meisten erreichen sie nicht, und gehen früher zu Grabe. gewohnt ist, über sich und seine Verhältnisse nachzudenFen, schlüpft er entweder leichtsinnig darüber hinweg, oder die Betrachtung wird ernsthafter.

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Und wie viel Stufen an deiner Lebensleiter hast du schon zurückgelegt? Wie viel bleiben dir aller Wahrscheins lichkeit nach noch zu thun übrig? Und wenn du die lekte Es ist uns erzählt worden, daß es in der Vorzeit betreten haft, auf welche du hoffen kannst; wie alt bist Menschen gegeben, welche unter ihren religiösen Hausfe- du dann? wie betagt find dann deine Freunde, ften von der gemeinen Art, den Geburtstag zu begehen, deine Freundinnen, deine Blutsverwandte ? — wie gänzlich abwichen. Sie feierten die Geburt eines Kindes wird dann in und auffer dir Alles anders geworden mit Wehklagen und Mitleid. Sie betrauerten schon im || sein? wie viele von deinen Lieben werden dir dann Voraus dessen Widerwärtigkeiten, die es noch erfahren schon fehlen, die dich heute noch freundlich umgaben? — würde; die Krankheiten, Schmerzen, Sorgen, Müh-So denkst du; so denken Andere. Ach, vielleicht bist du seligkeiten, welche es noch zu ertragen habe. Sie sprachen:es, der ihnen dann fehlt! Wer weiß es, Jüngling, Wie sollen wir uns freuen über das Erscheinen des Säug- Mädchen, ob du nicht schon in der Mitte deiner kurzen lings, der unter Schmerzen geboren ward, und mit Wei- || Laufbahn stehst? nen in die Welt tritt, als sähe er schon die Reihe von Je älter wir werden, je kürzer dünken uns die Jahre. Uebeln voraus, die ihn erwarten? Dagegen feierten Wie ein Stein, der vom Berge rollt, seine Geschwindigs sie den Todestag ihrer Freunde mit stillem Vergnügen, feit vermehrt, je tiefer er fällt: eben so das Leben, je als den Erlösungstag von allen irdischen Leiden, als das || weiter es sich von der Kindheit entfernt, und dem Alter Geburtsfest der Seele zur ewigen Seligkeit. Sie schmück- und dem Grabe zueilt. Allen verrinnt der Sand im ten den Leichnam mit Blumen, und bekränzten ihr eige-Stundenglase erst zu langsam, dann viel zu schnell. Das nes Haupt mit denselben, zum Zeichen ihrer Theilnahme || Kind strebt begierig nach der Höhe des Lebens, weil es an dem Wiederaufblühen des abgeschiedenen Geistes in fich nach Freiheit sehnt, und nach dem Genusse der Erschönern Gefilden Gottes. wachsenen. Aber nur zu bald wird es über die Flüchtigs Diese Sitte widerspricht freilich gewissermaßen der keit einer Zeit erschrecken, der man keine neue Flügel menschlichen Natur, aber doch ist sie nicht ohne einen erschenken sollte, weil die ihrigen schon so gewaltsam und habenen Gedanken, welcher zur Ueberlegung reizt. Es ist || unaufhaltsam forttragen.

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etwas Wahres darin, daß wir uns eigentlich nicht immer Mit Wohlgefallen tritt der Jüngling in das schöne über die Geburt eines Menschen zu freuen haben, deffen Lebensalter, wo er, der älterlichen Aufsicht entzogen, Schicksale uns noch von der wohlthuenden Hand der Zu- nun eigener Gebieter feiner Tage und Handlungen wird. kunft verschleiert sind. Es ist etwas Wahres darin, daß Was sonst nur dunkele Hoffnung gewesen, blüht vor ihın wir den Todestag als ein Erlösungsfest der Seele von ih-in Erfüllungen. Er fühlt feine Kraft, und zweifelt an ren irdischen Banden betrachten müssen. Allein nicht das, nichts. Er entwirft seine Plane, er geht muthig an'ihre was dem neugebornen Kinde bevorsteht, haben wir eigent Vollstreckung; seine Einbildungskraft bekleidet Alles mit lich zu beklagen-kein anderes Schicksal, als was es ungewöhnlichem Zauber. Er berechnet alle Möglichkeiten, sich selbst durch seine künftige Denkart erwirbt, oder was um seine besten Wünsche auszuführen: aber nicht die ihm Gottes Vatergüte bereitet hat, erwartet dasselbe Flüchtigkeit der Jahre, nicht die Hinfälligkeit der Kräfte, sondern wir haben uns seines Daseins zu erfreuen, weil || nicht Mißgeschick der Zeiten. Er wird Mann, Gatte, Gottes Gnade auch diese Seele ins Leben rief, um fie, Vater. Er lernt in bittern Erfahrungen, daß der Mensch, und vielleicht auch durch sie gute Aeltern, zu beglücken.|| weit entfernt, Alles thun zu können, was er sich vorge= Eben so wenig können wir eigentlich den Todestag desfest habe, nur so viel könne, als er wegen der eisernen Menschen immer als den Erlösungstag von irdischen Lei Gewalt des Verhängnisses dürfe. Wo er Wohlleben ers den mit Frohlocken feiern; denn diese Erdenwelt als einen || wartete, fand er Sorgen; wo er sein leßtes Ziel vermus Aufenthalt des Jammers zu denken, ist der Wahrheit || thete, unerwartete Schwierigkeiten. Unvermerkt ist bei widersprechend, der Barmherzigkeit und Liebe des ewigen diesem Arbeiten und Ringen nach dem, was er nie erVaters zuwidergedacht, und keineswegs mit Jefu Sinn reicht, sein Haar grau geworden. Er erschricht davor. Er vereinbar. Auch ist nur für gute Christen, für wahrhaft wird ernster, gelassener, stiller. Viele tiefe Wunden hat

er im Kampfe fürs Leben davongetragen; von mancher is daran. Was er ordnet, das ist löblich und herrlich, und blutet noch sein Herz; andere find vernarbt. Er sieht hin- seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Er hat (auch in meis ter sich. Er entdeckt jeßt erst, wo er oft geirrt hat. Er nem Lebenslaufe) ein Gedächtniß gestiftet seiner Wunist weiser geworden, und bereut Manches, was er gethan,||der, der gnädige und barmherzige Herr! Pf. 111, 2—4. noch Mehreres, was er ehemals unterlaffen. Diese Weisheit ist ihm köstlich, aber oft zu theuer erkauft, immer zu spät gekommen.

Er rief mich an das Licht der Welt, da ich nichts von mir wußte, und sprach zu mir: Werde! che ich war, um für mich zu sorgen, und mich zu beglücken. Nicht Mit Wohlgefallen tritt die aufblühende Jungfrau in bloß den Leib wollte er beglücken, und mit dem, was die Frühlingstage ihrer Schönheit ein. Diese Schönheit die Menschen im gemeinen Leben für vortrefflich halten; findet ihre Bewunderer. Man umringt sie mit kleinen Fe- denn war das Irdische an mir ist, das ist das Geringste. sten, mit Schmeicheleien. Ihr Herz wird von unbekann=|| Sondern mein unsterblicher Geist ist's, der das Edelste ten weiblichen Gefühlen bewegt; sie geht von einer Freude ist, und welcher besonders der Vaterhuld des Schöpfers zur andern über; sie sieht von ihrer Höhe herab auf die || geniessen soll. jüngern, fie vergleicht sich nicht ohne geheimen Stolz mit Wer bin ich? Von wannen komme ich? Was war den ältern, schon verblühten Schwestern. Sie kann durch dieser Geist, ehe ihn Gott mit einer menschlichen Gestalt die Blumenfülle ihres Lebensfrühlings noch nicht die bekleidete?— Lebte er schon früher und unter Umständen, Gluth der sommerlichen Sonne empfinden, welche alle deren ich mich nicht mehr erinnern kann, weil sie ganz Kraft austrocknen wird. Sie ahnet die Freuden ihres || von den menschlichen verschieden sind? Beseelte dieser Geist künftigen Standes, das Vergnügen der Gattin an eines vielleicht schon früher eine andere Hülle, in welcher er geliećten Mannes Seite, das Vergnügen der Mutter von noch unvollkommener war, als gegenwärtig? Ist vielscherzenden Kindern umringt. Aber ein Geburtstag leicht mein gegenwärtiger vollkommener Zustand eine hös um den andern rückt herbei. Nicht ohne geheimen Schau=|| here, belehrende Stufe meiner Kraft, die sich dazu in der zählt sie endlich auch denjenigen unter ihren Tagen, frühern Verhältnissen würdig machte? Wird vielleicht der sie über ihr Blüthenalter hinwegführt. Ihre Schön- der Zustand meines Geistes nach dem Tode dieses Leibes heit ist halb vergangen; jüngere machen ihr schon den || nicht eben so verschieden sein von meiner Lage, als Mensch, Preis derselben streitig. Baldes kostet noch die Feier wie mein gegenwärtiger menschlicher Zustand ganz anders einiger Geburtstage ist sie von denen verlassen, die und erhabener sein mag, als derjenige gewesen, den ich fie sonst bewunderten. Die Rosen der Ehe zeigen nur zu || mir jetzt unbewußt, in einer Zeit hatte, da ich noch nicht oft auch die in der Ferne nicht wahrgenommenen Dornen. || diesen irdischen Leib bewohnte? Die weinende Mutter muß auch lernen ein geiiebtes Kind aus der Wiege nehmen, um es in den Sarg zu legen, und die Freude an andern mit Sorge erkaufen. Zu schnell floh ihr das Leben, und immer schneller, je näher es den Gebrechlichkeiten des höhern Alters zueilt.

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Wir können kaum an unsere Geburt denken, ohne nicht unwillkührlich an solche Fragen zu rühren. Aber welche Antwort auch gegeben werden möge: keine befrie» digt unsere Neugier. Da stehen die unüberschreitbaren Grenzsteine des menschlichen Wissens. Wir traten Betrachtungen, wie diese, sind die Betrachtungen denn Gott winkte aus einer unbekannten, unerhellboo des Christen in einer einsamen Stunde des Tages, da er ren Nacht hervor, und gehen einer andern Nacht entge vor mehrern Jahren in die Erdenwelt eintrat. Nicht im- || gen, die nur die Gewißheit göttlicher Weisheit und Liebe mer aber find es seine Betrachtungen; jedoch sollten sie erleuchtet. Möge ich schon früher im Weltall vorhan es sein. Die Flügelschnelle der Zeit sollte ihn daran erin- den gewesen sein oder nicht, wahrlich, als vernünftiger nern, früh mit Weisheit zu handeln, um nicht zu spät Geift habe ich des ewigen Schöpfers Gnade zu preifen, von einer verderblichen Reue gefoltert zu werden. Wer in daß sie mich auf solche Stufe der geistigen Vollendung der Jugend die Besonnenheit und die Erwägungen des || schon erhoben hat. Wie tief stehen unter mir noch andere spätern Alters annimmt, darf im Greifenalter sich des Wesen; wie tief noch das beseelte Thier; wie tiefer noch Heiterfinns und der Selbstzufriedenheit der Jugendtage die einfachere Pflanze! Und welches auch in der neuen erfreuen. Geburtsstunde meiner Seele, in der Stunde ihrer Verz Es wäre zu wünschen, daß der Geburtstag nicht bloß || wandelung, von den Menschen Tod geheißen, ihr Schidein häusliches Fest glücklicher Familien wäre, sondern fal, ihre treue Verbindung sein mag: Gottes Offenba auch einer der heiligsten und ernstesten jedes Gemüths.rungen in der Natur, im Worte Jesu, in den Gefeßen Wir erleben ihn nur selten, und an jedem find wir an meiner Vernunft verkünden es mir, mein Glaube an die ders geworden, und die Umstände rings umher sind auch höchste Weisheit und Liebe des Weltenvaters sagt es mir: nicht mehr dieselben. Wie viel liegt noch vor mir, spricht || jenes Schicksal wird unendlich herrlicher, als das menschder Jüngling; wie viel liegt schon hinter mir, der be-liche hienieden sein, wenn meine Seele, durch ihre Ente jahrte Mann. Wie Mancher fehlt schon heute im Kreise | wickelung und Stärke gegen alles Irdische, sich eines sols meiner Freunde, der noch vor wenigen Jahren dazu ge=|| chen fähig gemacht haben wird. hörte, und wie weit bin ich noch vom Ziele meiner letzten Darum soll mein Leben auf der Erde, dies kurze, Wünsche! spricht Jeder.

Ich aber, wenn ich den Tag begehe, an welchen mich der Schöpfer vor mehrern Jahren in diese Erdenwelt hineinrief, will mich vor Allem zuerst seiner Liebe und Huld erfreuen; will, so weit ich mich zurückerinnern fann, meinen Lebenslauf betrachten, dann das Schicksal meines lehten Jahres, und mit David sprechen: Groß sind die Werke des Herrn an mir; wer ihrer achtet, hat eitel Lust

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flüchtige Leben, mit Wucher benutzt werden für die Seele,
daß sie dereinst nichts Geringeres zu erwarten habe, als
sie schon hienieden hatte. Darum soll mein Leben, das
heißt jede That, die ich thue, dankbar meine Empfins
dung gegen Gottes Gnade verkündigen. Möchte ich nie
einen Tag meiner irdischen Geburt mit Thränen der Reue
mit Umvillen über mich und meine Schwachheiten, son-
weit
dern mit dem Bewußtsein begehen: ich bin in vielen Din-

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