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in die Ewigkeit. Du hast eine der heiligsten Pflichten ge: Ende alles Leidens ist, wo das Leiden schon aufs gen diejenigen erfüllt, denen du durch die Bande des hört. Nur die Krankheit ist das Bittere; aber die Kranf Blutes gehörest. Man darf jederzeit vorausseßen, daß || heit ist nicht Tod, sie führt denselben erst langsam here der, welcher in seinen häuslichen Angelegenheiten Ord- bei. Wen Gott plößlich aus der Welt ruft, der ist selbst nung hielt, auch in seinen übrigen, wichtigern Verhält den Unannehmlichkeiten des Krankenlagers entzogen. Er niffen, in den Verhältnissen zu Gott, nicht unvorberei- stirbt, ohne den Tod geschmeckt zu haben. Zwischen seis tet vom Tode überrascht wurde. Lebe und handle jeden || nem Erden- und Himmelsleben liegt kaum ein AugenTag so, daß nach deinem Tode, und wenn er in der || blick. Ohne Sorgen, ohne Furcht, ohne Schmerz, geht nächsten Stunde erfolgen würde, deine Familie ohne Kum- || er aus dem Hiersein in einen bessern, edlern Zustand hinmer, dein Name ohne Schande sei. Denn der Name eines über, wie ein Träumender in das helle Erwachen überVerstorbenen muß allezeit der fegenvollste Nachlaß für die geht. Er weiß nichts von dem Kampf des Triebes zum Ueberlebenden sein.. Richte deine Sachen nur allezeit so || Leben mit dem Tode; in ihm ist keine Sehnsucht, hier ein, daß sie zu jeder Stunde fremden Augen offenbar länger bei den Seinigen zu bleiben, noch Reue um das, werden können, wie es doch immer mehr oder minder was er verläßt, noch furchtsames Erwachen deffen, was nach unserm Absterben der Fall zu sein pflegt. kommen wird.

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Herr

Bereite dein Haus! Lebst du allezeit fromm, Ja, ich betrachte den schnellen Tod nicht als eine schuldlos, menschenfreundlich, wohlthuend, ohne Hader Strafe Gottes, sondern als eine seiner schönsten Wohlthaund Groll, ganz wie dein Heiland, dein Jesus, dich zuten. So rief er einen Elias, einen Enoch zu sich. leben lehrte: so ist der plöklichste Tod für dich nur die Wie könnte auch jemals das ein Uebel sein, o du nas plöhlichste Wohlthat. Wie solltest du dich scheuen, vormenlose Güte! was von deiner Hand komint? Gott zu treten? Stehest du nicht beständig vor ihm ? || des Seraphs und des Wurms, Herr des Lebens und des Bist du nicht von deiner Geburt an eins seiner Kinder, Todes, ich bin in Deiner Hand; thue mir, wie Du das er mit Liebe in feinen Armen hält, bewacht und || willst, denn was Du thuft, ist wohlgethan. Als Du schirmt? - Freilich, du zitterst vor seinem Richterblicke. || mich aus dem Nichts in dies Leben hineinriefft, war meinEr kennt deine Fehler. Aber er kennt ja auch dein ernst: || Glück Dein Wille; wenn Du mich abrufft vom Leben, liches Bemühen, sie abzulegen. Er kennt ja auch deine || follte da mein Glück weniger Dein Wille sein? Nein, redlichen Anstrengungen, wie du, um seiner würdig zu nein, Du bist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, fein, die Versuchungen zur Sünde übermunden; wie oft der bleibet in Dir, o Gott, und Du in ihm. Du, Herr, du deinen Zorn, deine Neigung zum Geiz und zur Wol- || bist mein Licht und mein Heil; warum sollte ich mich luft besiegt und unterdrückt hast; wie du jeden Fehltritt || fürchten ? Du bist der Herr meines Lebens, wofür follte wieder durch besfere Handlungen gut zu machen bemüht || mir grauen? warst. Soll sich denn nun ein Kind fürchten, auch wenn

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es noch nicht alle Fehler abgelegt hat, vor seinen liebevollen Vater hinzutreten? Hat uns Jesus nicht die nn

316.

endliche Barmherzigkeit dieses Vaters so schön offenbart? Ist ein langsames oder plößliches HinsterHat er uns nicht dessen Gnade und Vergebung zuges fichert?

-

Wer immer vor dem Allgegenwärtigen mit liebendem Jesussinn wandelt, der darf vor dem Allgegenwärtigen nicht zittern; und der plöglichste Tod wird ihm zur plöglichsten Wohlthat. Ein schnelles Hinscheiden nimmt dem Tode sein Bitterftes. Der Anblick weinender Geliebten und Freunde, der Gedanke an die Trauer derer, die entfernt sind, erschwert uns nicht den unvermeidlichen Abschied von der Welt. Und doch ist eben dies für ein zärtliches Herz das Traurigste von Allem, was der Tod bringen kann. Wer mag ohne tiefe Schmerzen den Gram der Seinigen sehen, so gut fie ihn auch zu verheimlichen fuchen? - wer gelassen sein, wenn sie sich uns nahen, zum leztenmal die Hand der treuen Liebe darzureichen? wer gelassen sein, wenn sie betend mit tiefem Jammer unser Sterbelager umringen?

ben wünschenswürdiger?

8 weiter Theil.

Jerem. 31, 25.

Es ist noch eine Ruh vorhanden;
Auf, müder Geißt, und werde Licht!
Du seufzeft hier in Deinen Banden,
Und deine Sonne, scheinet_nicht.
Sieh auf zu Gott, der dich mit Freuden
Bor feinem Thron wird schöner kleiden;
Und dir, den er unendlich liebt,
Berklärung, statt des Stcubes, gibt.

Es ist noch eine Rub vorhanden;
Auf, müder Geist, ermanne dich.
Gott selber läset deine Banden,
Und führt zum Heiligthume dich.
Bald ist dein schwerer Kampf vollendet,
Bald, bald der faure Lauf geendet,
Bald winkt der Siegeskranz dir zu:
Geh' ein, geh' ein zu deiner Ruh.

Selbst die mancherlei feierlichen Vorrichtungen auf den Fall unsers Absterbens; das bange Lauschen und Achts haben unserer Lieben auf jede unserer Bewegungen; alle Wenn auch Viele sein mögen, welche, stände ihnen die die Umkände, welche gewöhlich einen Sterbenden zu um: || Wahl frei, einst schnell, ohne die Bitterkeit des Todes ringen pflegen, erschweren diesen lehten Augenblick des zu sehen, dahinsterben möchten: find doch gewiß noch Lebens. Darum fendet Gott oft seinen Lieblingen einen || viel mehr, deren Wunsch ist, sich, wenn auch schon auf schleunigen Tod. Er entzieht sie der traurigen Nothwen- einem langen und schmerzlichen Krankenlager, zum Eme digkeit, Zeugen zu fein von dem fruchtlofen, oft unmäßi- pfang ihrer legten Stunde vorbereiten zu können. Auch gen Schmerz der Zurückbleibenden. fterben wohl die meisten Menschen auf diese Weise; nur

Der Tod, das Entschlummern selbst, ist nicht bitter.|| wenige plöglich dahin, von einem unerwarteten Schicksal Er ist ja kein Leiden und kann es nicht sein, weil er das getroffen.

duldet auch die Krankheit gelaffen. Er findet sie leicht. Er weiß, was der Herr verheißt: Ich will die müden Seelen erquicken. (Jeremias 31, 25.)

Der füßeste von allen Toden ist unstreitig der eines hohen, frommen, ehrenvollen Alters, wo mit allmälig verschwundenen Kräften die Lebensliebe erloschen ist, und der Geist sich zu einem beffern Sein hinübersehnt. Da ist Der Tod, welchen man auf dem Sterbebette vorause das Leben ein nach und nach verglimmendes Licht, wel- sieht, hat vor einem plöhlichen Hinsterben wichtige Vors ches so lange, wenn gleich dunkel, brennt, bis der leßtezüge. Ist dieses oft eine Wohlthat unsers Gottes — und Tropfen Del in der Lampe verzehrt worden. der Vater im Himmel weiß ja immer am besten, was Jedem Den füßen Tod des ruhigen Alters zu sterben, unter das Beste ist so ist jene Art des langsamen Hinslerbens || frommen Kindern und Enkeln an Entkräftung einzu vielleicht wieder eine noch größere Gnade. schlummern, ist wohl Jedermanns heimlicher oder offener Wunsch. Er wird felten erfüllt. Selten, weil wenige Menschen verstehen, sich ein gesundes und glückliches Alter mit ihren frühern Tagen vorzubereiten. Die meisten halten in der ihnen von Gott verliehenen Lebenskraft in den jugendlichen und reifern Jahren übel Haus. Sie vers schwenden zuviel davon, bald durch übermäßige Arbeit, bald im Schoose der Wollust, bald durch unvorsichtigkeit in Bewahrung ihrer Gesundheit, bald durch die Gewalt der Leidenschaften, welchen sie sich überlassen. Nichts reibt die menschliche Kraft schneller auf, als Leidenschaft; die unglückselige Neigung zum Born, zum Haß, zum Neid, zur thierischen Wolluft. Nichts befördert sicherer zum Alter, als heitere Gleichmüthigkeit im Glück und Unglück, wenn man nie im Uebermaß Furcht oder Freude empfindet.—Theils diese Verschwendung unserer Lebenskraft, theils angeerbte innere Neigungen zu einer oder der andern Krankheit, theils Ursachen zu Todeskrankhet: ten, die wir ohne eigenes Verschulder, durch Ansteckung, Witterung und andere Umstände, empfangen, bringen uns meistens früher, als wir hoffen und wünschen, auf

das Sterbebett.

merhin in seinen Lebensgeschäften sei, wird er doch, ehe
Denn so sorgfältig und Ordnung liebend einer auch im
er sich auf immer von den Seinigen trennt, noch vielerlei
34 berichtigen haben, um nicht Verwirrung, Mißver-
theils das rechtliche Eigenthum, theils ber gute Name
ständniß und Unannehmlichkeiten zu hinterlassen, wodurch
gefährdet werden kann. Wer ist in seinem Hauswesen alle
Tage so geordnet, daß er zu jeder Stunde ohne großen
Nachtheil der Seinigen eine lange Reise antreten könnte?
Eine Krankheit, welche uns, vielleicht ohne Hoffnung
der Genesung, niederstreckt, mahnt uns, vor allen Din
gen unsere häuslichen Angelegenheiten in Ordnung zu
feßen. Dazu wollte uns Gott zum Besten der Unferigen
Frift verleihen. Wer kann mit Ruhe in den Tod gehen,
wenn er nicht vorher für seine Angehörigen gesorgt, Jes
dem mit Gewissenhaftigkeit das Seinige gegeben, und
Niemand in Verlegenheit oder Streit gerathe? Es ist
darauf Bedacht genommen hat, daß nach seinem Tode
wenig daran gelegen, ob wir den Unferigen ein großes
Vermögen hinterlassen denn nicht Jeder hat zu dessen
Erwerb Gelegenheit gehabt, aber Alles ist daran
gelegen, daß Ehrlichkeit noch den Namen des Verstorbes
Gott sorgt nach dem Tode für das Andere, das wir nicht
nen ziere. Wir müssen thun, so viel wir vermögen;
vermocht haben. Er ist der Vater der Unferigen. Schon
dies ist ein Beweis, daß er es fein will, weil er uns bis

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Es geschicht gewiß sehr mit Unrecht, wenn man fich davor fürchtet, während einer Krankheit seine endliche Auflösung mit Gewißheit vorauszusehen. Zwar die Krank heit selbst hat vielleicht zuweilen schmerzhafte Augenblicke. Aber doch wiffen wir, daß körperliche Schmerzen aller Art ihr gewisses Maß haben, welches fie nie überschreiten zugeben; über das, was uns gehört, ein Vermächtniß Art ihr gewisses Maß haben, welches fie nie überschreiten zum Tode eine Zeit vergönnt hat, fremdes Gut zurückmögen. Sie können anhaltend, aber dann nie von uns anzuordnen, worin wir, wenn wir es vermögen, nicht mäßiger Größe sein. Erreichen fie den höchsten Grad, sonur unsere nächsten Verwandten, sondern auch unser le empfinnur unsere nächsten Verwandten, sondern auch unser verlieren sie sich in Betäubung, wo man nichts empfin Hausgesinde bedenken sollen, welches uns mit Treue und det. Es gehört nicht immer Todeskrankheit dazu, um Redlichkeit gedient hat; nicht nur unser Hausgesinde, große Schmerzen zu erzeugen. Wie viel Menfchen litten fondern auch öffentliche Anstalten, die zum gemeinen Nuken Burch Serschmetterung und Verstümmelung ihrer Glieds dienen. Noch auf dem Sterbebette soll unsere Vaterlandss maßen bei aller übrigen Fülle der Gesundheit mehr, als liebe ein schönes Zeugniß von sich dem Vaterlande geben. tödtliche Krankheiten Leiden verursachen können! Demun geachtet wurden solche Unglücksfälle, und oft mit bewun= Auch darum ist ein nicht allzuplößlicher Tod als cine dernswürdigem Heldenmuthe überstanden. Ja, die mei der schönsten Wohlthaten Gottes zu betrachten, weil wir ften Krankheiten, welche für die Zuschauer am schauder: damit Zeit gewinnen, unsere Freunde vorzubereiten auf haftesten zu sein pflegen durch die dabei erscheinenden Ver: unser Abscheiden. Sie werden weniger erschüttert, wenis zuckungen, find für den Kranken selbst gewöhnlich von ger zermalmt fein, als wenn wir plöglich von ihnen wegs geringer Schmerzhaftigkeit. Auch würden viele erkrankte geriffen würden. Ihr Schmerz mag noch immer groß sein; Personen gewiß muthig die schwersten Krankheiten erdul-aber man trägt das Vorausgesehene stärker, die Stimme den, wenn sie mit Sicherheit auf ihre Genesung hoffen des Troftes findet leichter Gehör.

Wie schön bereitete

könnten. Ein Beweis, daß ihr ungesunder, oft tödtli- Jesus seine Geliebten vor, als er dem Tode, dem unausz cher Zustand ihnen nicht allzupeinlich ist. Ein solcher Zu-weichlichen, entgegen ging! Welch ein herzerhebendes stand wird aber weniger durch sich selbst, als durch die Beispiel hat er hinterlassen!

Gemüthsart der leidenden Personen erst läßtig und uner- Zudem hat jeder Mensch in seinem Leben noch manträglich. Gott legt Niemandem mehr auf, als er zu tragen | cherlei kleine Entwürfe zu irgend etwas Gutem, das er vermag, aber der Mensch vermehrt seine Bürde oft selbst || nur wegen anderer Umstände verschob. Gott verhütet, daß nur zu sehr durch Ungeduld, Mißmuth, Furchtsamkeit und ihn ein jäher Tod zu schnell davon hinweg raffe. Er ems Verzärtelung. Nicht das körperliche Uebel, sondern das || Seelenübel ist immer am schwersten.

Der Mensch mit dem Heldenmuth chriftlicher Weisheit

pfängt Frist, noch mancherlei Gutes zu bewerkstelligen, und das Ende feines irdischen Daseins mit einigen schönen Handlungen zu krönen. Wie kann man seine Seele

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freudiger ausathmen, als mit dem Bewußtsein, noch in heller als jemals, auflodert. Folglich ist schon im Stere den legten Augenblicken göttlich gethan zu haben! ben die Erhöhung des Geistes. Es streift die schweren Und wären wir auch nicht reich genug, um auf dem || Bande des Körpers ab; er wird engelhaft. Er geht nichts Krankenlager mit fterbender Hand freigebig zu sein, und weniger als in Bewußtlosigkeit und Schlaf, sondern offens Gutes zu unterstüßen muß man denn immer reich sein, bar in das hellste, unbegreiflichste Selbstbewußtsein über. um Gutes zu thun? Ift nicht oft ein einziges weises Man hat den gewöhnlichen Schlaf oft den Bruder des Wort tröstlicher, fruchtbarer, heilbringender, als eine Todes genannt, aber damit eine ganz irrige Vorstellung Tonne Goldes? zumal ein Wort, gesprochen auf dem || mit ins Leben gebracht. Man denkt sich den Schlaf als Sterbebette von erblaffenden Lippen! Ja, das Sterbe- || eine Bewußtlosigkeit, weil man sich beim Erwachen nicht bett ist eine Rednerbühne, von welcher herab kein Seuf-deffen erinnert, was der Geist während des Leibesschlums zer, kein Wink vergebens gethan wird. Und der, welcher mers dachte. Aber der Geist hat beständiges Bewußtvon da spricht, wird mit Ehrfurcht, Glauben und Liebe || fein; er lebt nur ein doppelartiges Leben. Das eine mit angehört. Er scheint an den Schwellen des Lebens, vor dem Leibe, das andere lebt er unabhängig vom der offenen Pforte der Ewigkeit, ein anderer Mensch ge: Leibe. Was er mit dem Leibe, das ist mit offenen worden zu sein. Wahrheit liegt in des Sterbenden Mund. Sinnen, lebt, deffen erinnert er sich allemal bei offe= Ein plöglicher Tod raubt uns alle diese Vortheile.nen Sinnen oder wachend wieder. Hingegen was er und Vortheil darf es doch heißen, wenn wir noch vorbei geschlossenen Sinnen, oder schlafend, lebt, unabdem Uebergang in ein anderes Leben Segen über unsere hängig vom Körper, dessen erinnert er sich wachend nicht, lehten Stunden verbreiten können. So sirahlt auch die oder allenfalls nur dunkel aus Träumen, in die er überz untergehende Sonne, che sie scheidet, noch einmal herr-tritt, wenn er seine Verbindung und Thätigkeit mit den lich über alle Fluren hin, welche sie während ihres Tages: Werkzeugen des Körpers wieder anknüpft. laufes erquickte mit Licht und Wärme. Dann können wir Allein in den Zustand, da er gleichsam unabhängig uns heiter abwenden von der Erde nach dem schönen Jen= || vom Körper, bei geschlossenen Sinnen, für sich selbst lebt, feits; dann nach dem vollbrachten Tagewerk der Vererinnert er sich sowohl alles deffen, was er wachend ger heißung des Herrn gewärtig sein: Ich will die mű-||than hat, als auch dessen, was er in seinem unabhängis den Seelen erquicken. gen Zustande lebte. Hier genießt er also gleichsam die

Für den glaubigen Chriften, den guten, Gott erges Frucht von seinem doppelten Dafein. An uns selbst könbenen Menschen, den wahren Weisen, hat das Sterben || nen wir dies nicht leicht wahrnehmen, weil wir wa chend felbst durchaus nichts Schreckhaftes; am allerwenigsten nur das einfache Sinnen- und Leibesleben führen, wo aber in dem Augenblick, da fich der Geist von seiner ir: wir uns von dem Fürsichsein des Geistes keine Vorstelluns dischen Hülle trennen will. Es ist für viele Sterbende eingen machen. Aber doch, auf der Grenzscheide beider Zus wahrhafter Genuß gewesen, in der Stille die Einbildung fände, wo das Sinnenleben und Fürsichsein des Geistes ihres Geistes vom Staube zu beobachten. Sie haben dies zusammenschmilzt, im Traum, entdecken wir die Spudeutlich geäuffert, zumal wenn sie an Krankheiten erlaren. So erinnern wir uns zuweilen erst im Traum eines gen, welche ihnen eine ungestörte Selbstbetrachtung ge- früher gehabten Traumes, deffen Bild wir wachend nicht statteten. Nichts weniger, als daß ihnen dieser Zustandfähig waren, herzustellen. Ein Beweis von der Thätigs ein Graufen erregte, wie sie vielleicht in ihren gesunden || keit des Geistes in Augenblicken, die wir wachend nicht Tagen selbst gefürchtet haben mochten: nein, sie waren || mehr kannten. So begegnet vielen Menschen, daß fle heiterer, feierlicher; Welt und Leben schienen ihnen werth: bei manchen Anlässen zu sich selbst sprechen möchten:,,Wie loser gegen den höhern Zustand, in welchen sie sich wun: derbar verseht fühlten.

ist mir, ist das, was jezt geschicht, nicht schon einmal da gewesen? Habe ich das nicht schon erlebt ?“ Sie find Das Anfangen des Sterbens ist beim Menschen das dessen so sicher, daß fie oft in dem Augenblicke wissen, wirkliche Anfangen eines höhern Geisteszustandes; und wer nun reden, was man nun reden und thun werde, der Geift Beht in solchen Augenblicken darum höher, weil weil es schon einmal so geschehen ist. Und in der That, die ihn lähmende Schwere des irdischen Leibes nach und || was sie dachten, wird geredet, wird gethan. Und doch nach von ihm läßt. Er wird frei; er erscheint sich selbst || ist dies keine Wiederholung einer wirklich wachend erleb- in einer ihm vorher unbekannten Stärke und Größe. Diesten Begebenheit: sondern offenbar eine aufgeregte Erinhat man schon an vielen Sterbenden bemerkt. Sie haben || nerung an die Beschäftigung des Geistes während seines zuweilen vor ihrer gänzlichen Auflösung einige hellc Au: || Fürsichseins. Er trat damals in die Zukunft gleichsam genblicke, wenigstens solche, in denen sie sich heiterer den || spielend hinaus. Für ihn, unabhängig von den Sinnen umstehenden mittheilen können und mögen. Gewöhnlich des Leibes, ist keine Trennung vom Künftigen gewefen. wiffen sie dann nicht nur die Stunde, nein, beinahe den Wachend haben wir nur seltene schwache Abspiegelungen Augenblick ihres Todes genau voraus. Sie treffen auf vom Thun des Geistes in seinem Fürsichsein. dieses hin ganz unbefangen ihre Verfügungen. Sie selbst Auffallender, als an sich selbst, erkennt man die ans können aber nicht erklären, wie sie zu dieser Einsicht ge- Wunderhafte grenzende Hoheit des Geistes, und seines langt sind. Ihre Kräfte haben angefangen, sich auf wun: || Selbstbewußtseins, an solchen Kranken, die nervenschwach derbare Art zu veredeln. Sie sehen das Längstvergangene find, oder im Zustand der Schlafwandler und Schlafred= wieder hell vor sich, das sie in gesunden Tagen vergessenner. Sie erinnern sich in solchen Zuständen alles ähnlizu haben schienen, oder deffen sie sich nur dunkel erinner: chen Vorangegangenen, und zugleich dessen, was sie was ten. Andere sprechen von künftigen Dingen, und diese || chend thaten. Sobald ihr Geist aber wieder in engere gehen in Erfüllung. Man hat den Zustand der Sterben Verbindungen mit den offenen Sinnen tritt, erins den daher oft mit einer Entzückung verglichen, oder mit nern sie sich durchaus nicht dessen, was sie im Schlafe was einem Licht, das vor seinem Erlöschen noch einmal, und || ren und thaten. Sie würden, nun sie wachend find,

glauben, im Schlafe bewußtlos gewesen zu sein, wenn man sie nicht vom Gegentheil belehrte. Der Geift ist also niemals bewußtlos, der Leib schlafe oder wache. Viel mehr wiffen wir aus einfachen Erfahrungen an eben ge= geschilderten krankhaften Personen, daß der Geist, wäh rend seines Fürsichseins, eine unglaubliche Gewalt hat. Er bedarf der äussern Sinne nicht, um wahrzunehmen, was da ist und geschieht. Er erkennt auf eine für uns unerklärliche Art Menschen und Thiere, selbst das In= nere der Personen, felbst das Thun und Treiben entfern= ter Personen, die er im wachenden Zustand nie gesehen und gekannt hat.

In diese Losgebundenheit vom schweren Sinnenleben tritt der unsterbliche Geist beim völligen Absterben des! Körpers wieder ein. Daher ist der Anfang des Absters bens eine Erhöhung feines Zustandes, ein herrliches Freiwerden. Daher die Ruhe der Sterbenden, wenn endlich

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Vollbracht, wie lang' es auch noch währe
Rief' einst auch ich, und bald, und dann
Bin ich entstorben jeder Zahre,

Bin dort, wo nichts mehr Fränken kann.
Ein Herz von Lieb' und Glauben voll,
Weiß, was es hoffen darf und soll.

Wenn die Sterblichen schon in der Wiege thre Schick-
fale und Leiden voraussehen könnten, viele würden noch
mehr vor dem Leben zittern, als vor dem Ende desfels
ben, welches wir Lod nennen.

der wundervolle schöne Augenblick eintritt. Es muß ein unaussprechlich füßer Augenblick sein. Man scheint oft in den Zügen der Verstorbenen, einige Stunden nach ih rem Tode, noch ein zufriedenes, unaussprechlich heiteres Lächeln, als den schwachen, leßten Ausdruck ihres Wohl= befindens, zu sehen. Man glaubt in ihren Mienen zuvorgestellt. So ist es. Es ist eine Reise, ohne unsern lesen, wie an ihnen das Wort des Herrn erfüllet ward: Ich will die müden Seelen erquicken.

So ist der Tod also, zumal dem Gerechten, nichts weniger als furchtbar. Es ist ein himmelvoller Augen blick, da der Geist in feine eigenthümliche Freiheit und Würde zurückkehrt. Hat er schon früher gelebt, als auf Erden: so wird er sich da erst dessen wieder erinnern, während ihm dieses so lange unmöglich war, als ihn die dunkele Bürde der irdischen Sinne umfaßte, wie er tragen mußte, weil er ein Mensch sein wollte.

Man hat oft das Leben unter dem Bilde einer Reise

Willen begonnen, ohne unsern Willen vollendet. Mit gewaltiger Eil, unaufhaltsain seßen wir sie fort; wir fangen sie in einer dunkeln Morgendämmerung an, treten aus einer unbekannten Nacht hervor, und eilen einer ans dern Nacht entgegen. Alles ist Gottes Werk.

Die Augenblicke flüchten, die Stunden rennen an uns vorüber. Gern möchten wir unter den ersten Blumen verz weilen, die uns im Morgenroth der Jugend anlächeln. Umsonst! Eine verborgene Macht reißt uns davon, die Blumen fallen welkend aus unserer Hand, die heisse Mits Und so wird mir Jesu bedeutungsreiches Wort hell: tagssonne des Lebens brennt schon über unserm Haupte. ,, Bater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir Wir sehen freundliche Schatten, wo Erquickung zur Ruhe 2 feien, die Du mir gegeben hast." (Joh. 17, 24.) Ja, einladet. Gern möchten wir ruhen. Es ist unmöglich; es ist ein Wiederfinden der Geliebten, ein Wiedererken wir müssen davon, wir halten umsonst die Freude fest, nen nach der Trennung! Gibt es schon auf Erden Zu- die wir am Wege finden. Sie verschwindet. - Schon stände, wo der Geist des Menschen, zum Theil entbun-röthet sich vor uns der Abend, und hinter dem Abendden vom Leibe, von den ihn blendenden Sinnen, durchroth schleicht die Nacht heran. Gern möchten wir stille feinen bloßen Willen mächtig ist, entfernte, ihm fremde halten, und der Kühle des lieblichen Abends noch lange Personen in ihm fremden Gegenden wahrzunehmen: warum geniessen. Weiter! weiter! ruft eine unbekannte Stimme. nicht mehr noch dann, wenn jede Fessel gebrochen ist? Wir umklammern vergebens, was wir finden, um den O Gott, o Vater! auch meine müde Seele Flug unserer Reise zu verspäten. Allein nichts hilft uns; wirst Du erquicken. Nein, ich will nicht mehr || Alles flieht mit uns den schnellen Strom hinab. Die zittern vor der Auflösungsstunde. Ich will fie mit jener Röthe des Abends verliert sich. Dunkelheit umhült die Heiterkeit, mit jener feligen Zuversicht erwarten, die mir Gegenstände; alles Licht verlöscht; Alles ist verschwun= Jesus gab, der Ueberwinder der Todesschrecken; mit jener den; unsere Sinne ruhen, die Reise ist gethan. Wir ste= Heiterkeit, zu welcher Deine unendliche Güte und Liebehen in der Nacht, die Menschen haben uns vergessen. mich berechtigt. O des Entzückens, wenn mir all mein Dies ist unser 2008; wir kennen es Alle. Du bebft Verlornes nun in dem heiligen, herrlichen Leben wieder nicht mehr vor der Nacht, aus welcher du in dies Leben wird, dem Du mich geweihet hast! Wenn ich, was || hinübergegangen bist warum schauderst du vor der meiner Seele theuer war, nach der kurzen Trennung wie:|| Nacht, in die du übergehen sollst? Ist denn dies wun= derfinde! derbare Spiel deines Dasein dein eigenes Werk? Nein, Halleluja! Halleluja! Gelobet fei Gott, der na-es ist die unabänderliche Folge weiser Anordnungen einer menlos Herrliche, der namenlos Barmherzige! Halleluja, höhern Gewalt. dem allliebenden Vater der Seelen, die er erquickt und| verklärt in den Stunden des Todes. Gepriesen sei der Unendliche, der Vater des Lichts und der Seligkeit, von Welten zu Welten durch die Ewigkeit hinab. Amen.

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Was heißt Sterben ? — Auslöschen und in füßer Bes täubung fein eigenes Selbst und alle Erscheinungen des Tages vergessen, wie einen dämmernden Traum; überschweben in neue Verbindungen der göttlichen Welt, wie in einen Traum; eingehen in erhabenere Verhältniffe, und leises Fortschreiten auf der menschlichen Stufenleiter der Schöpfung.

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Wir kennen das Jenseits nicht; aber es kann auch keinem Sterblichen offenbart und ausgesprochen werden, weil es nothwendig alle seine bisherigen Erfahrungen übersteigt, und alle Sinne ihm dafür mangeln. Wie würdet ihr auch nur einem Blindgebornen das Entzücken mittheis len, welches eine schöne Gestalt oder der Zauber einer Frühlingsgegend unter Blumen und Morgenröthen in euch regt? Wenn die Seele eines Thieres jemals eine mensch liche Gestalt, und damit das Licht der Vernunft empfinge:| würde der neue Mensch sich sehnen, in das vorige Loos des Thieres zurückzukehren, wo es dumpf nur über den gegenwärtigen Augenblick hinbrütete, und nichts wußte, als was jedesmal vor ihm schwebte?

Warum fürchten wir also den Tod, den gewiffen Uebergang zum Beffern? Warum scheint uns neben dem felben das Dasein, wie wir es haben, schöner, ungeach= tet doch nur wenige Menschen sein würden, welche ihr Leben, mit allen feinen Jammerstunden, Thorheiten und Selbstpeinigungen, ganz wie es war, noch einmal leben möchten, wenn sie darin nichts abändern dürften?

Vorzüglich sind zwei Hauptquellen der Todesfurcht, welche unsere Aufmerksamkeit verdienen.

1. Die Gottheit selbst hat tief mit un ferm ganzen Wesen den Trieb zum Leben verflochten. Daher entspringt die allgemeine Empő rung unserer Natur gegen Alles, was Tod heißt.

Indianer in der Wäldern seiner noch unentdeckten Heimath sehen mit frohem Glauben auf eine Ewigkeit.

Aber darin fehlt der Mensch, daß er den Trieb zum Leben auf eine wiedernatürliche Weise in seine quälende Leidenschaft vers wandelt; daß er sich vor dem Tode mit vergeblichen Einbildungen ängstiget, oder dem jeßigen Leben einen so unermeßlichen Werth beilegt, den es wirklich nie hat.

Oft ist es nur kränkliche Reizbarkeit, was den Tod, in der Einbildung, mit gespensterhaften Schrekfen umgibt; es ist ein Hang zur Schwermuth, welcher, wenn er überhand nimmt, uns unaufhörlich mit der leeren Furcht vor dem Sterben peinigt. Nicht die Verwandlungen des Todes, sondern die Zerrbilder davon sind Furcht ers regend, welche sich der Mensch zu seiner eigenen Folter schafft.

Dieser unangenehme Zustand des Gemüthes ist oft nur eine Folge allzurubiger, fißender Lebensart und daraus entstehender Verdickung der Säfte im menschlichen Körs per und peinlichen Druckes derfelben auf das zarte Spiel der Nerven in uns. Er kann zuweilen leichter und schneller durch Bewegungen, förperliche Arbeiten, große Zers ftreuungen, als durch die besten Trostgründe, verändert mit Vorstellungen des Erkrankens martert, und in forts werden. Die Lage eines Menschen, der sich beständig dauernder Todesangst lebt, ift schrecklich. Er gehört den Mitteln eines weisen Arztes an.

Nie sollte man sich selbst, nie Andern den Tod und das Grab mit fürchterlichen Farben vormalen, die an sich weder dem Lode noch dem Grabe gehören. Finstere Vorftellungen dieser Art zerrütten nur die Einbildungskraft, und machen höchft verderblichen Eindruck auf schwache Gemüther.

Ohne diese heftige und fast unüberwindliche Lebensfucht, ohne diesen natürlichen Abscheu vor dem Tode, würde die Erde schon jetzt eine menschenleere Einöde sein. Mit zahllosen Gefahren hat der Mensch hienieden zu rin gen; er wäre tausendmal von ihnen verschlungen; aber der Trieb zum Leben gab ihm Muth, und der Muth ihm Der Sterbende empfindet den Tod so wenig, als der den Sieg. Manchen hätte die Qual selbstverschuldeter Müde das Einschlafen. Wir haben viele Menschen gefe: Leiden, oder auch nur die voreilige Furcht, längst des hen, welche mit vollem Bewußtsein auf dem Sterbebette Lebens satt gemacht, und er wäre vor der Zeit seiner Reife den Augenblick der Auflösung erwarteten, und selbst vers dahingefunken; aber die Finsterniß des Grabes schreckte fündeten. Man hatte vorher ihre Einbildungskraft nicht ihn auf, und föhnte ihn mit den Mühseligkeiten des Taserhist, fie entschliefen lächelnd, ohne Angst, wie jeder ges aus. Schon hatte die Verzweiflung sich in ihrem du stern Wahnsinn dem Abgrund genaht, und die freiwillige Flucht in das stille Land der Todten beschlossen; aber da lächelte sie das freundliche Leben an mit neuen Reizen, und die Hoffnungen, welche es beständig begleiten, winden der Berzweiflung den Dolch aus der erhobenen Hand. Es ist göttliche Bestimmung, wir sollen leben, um für höhere Bestimmung reif zu werden; darum wurden wir durch die sanfteften und unzerreißbarsten Bande an das Leben geschlossen.

Chrift entschlafen soll, der an Gott glaubt und Bertrauen zu dem Ewiggütigen in frommer Brust nährt. Was die umstehenden am Sterbebette in den Mienen des Entschlas fenen sehen, weiß, der da einschlummert, nicht. Eine Krankheit kann schmerzvoll sein, ihr Aufhören nicht.

Wenn wir den Anblick des entseelten Leichnams schauderhaft finden, wie er da liegt, klar und starr, bleich und ohne Athem, ohne Theilnahme an unfern Empfindungen, ohne Mitleid mit unfern Thränen, als hätte er nie zu uns gehört, nie uns gefannt: so beruht dies Schauders Ohne diefe heftige Begierde zum Sein und Leben hafte nur in einer Täuschung unser selbst. Prüfen wir würde die Fortdauer nach dem Tode uns ein gleichgülti- uns genau, und es wird uns nicht entgehen, daß wir ges Gut sein, und mit unserer Vorbereitung zur höhern den Todten beklagen um das, was er nun alles verloren Vollkommenheit wäre es nie Ernst. Aber die Lebensbe-hat. Aber er weiß nicht darum. Wir bilden uns ein, gierde ist da, und mit ihr der Wunsch, auch nach den wie zärtlich er uns liebte, wie gern er noch bei uns ge= Berwandlungen im Tode fortzuleben. Und mit der Hoff-|| nung auf die Ewigkeit verbindet sich nun das Gefühl der Nothwendigkeit, eines Lebens nach dem Tode, eines schönern, würdig zu werden.

So wird aus der uns angebornen Sehnsucht zum Da=|| fein eine göttliche Offenbarung von unserer Fortdauer nach dem Tode. Und nicht nur den Christen ist durch Jesum Chriftum, nein, auch allen andern Völkern ist diese beseligende Offenbarung zu Theil geworden. Der Weiseste unter den Weisen des hohen Alterthums und der wildeste

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blieben sein würde, wie eine unbekannte Hand ihn von uns trennte, und wir vergebens ihn halten wollten. Aber der Todte weiß nicht darum, und selbst diese wehmüthigen Gefühle waren in seinen leßten Tagen und Stunden nie so laut, als sie bei uns Gesunden zu sein pflegten. Er verschwand aus dem Reiche dieses Lebens, und ließ uns feine Asche und Hülle, eine kalte Bildsäule, zurück, die wir einst liebten, da fie beseelt war, die ihm aber nie gehörte, sondern den Elementen wieder zufällt, aus welchen sie nach und nach gebildet ward.

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