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ausseßt und auf sie baut, was durch vernünftige Schlüsse auf sie gebaut werden kann, so wird und muß sie Jeder als hehe Gottesgabe ehren, der die Würde seiner Natur ehrt. Sie braucht keine Ver theidigung und noch weniger Rettung. Aber freilich, wenn sie Etwas seyn will, was sie nicht seyn kann; wenn ihre Despoten sie unvernünftig machen; wenn sie Alles aus sich selbst saugen, wie die Mollusken, sich selbst begatten und befruchten will, also freiwillig mit verkehrtem Eigensinn sich der niedrigsten Stufe der lebenden Wesen gleichstellt, Vater und Mutter zugleich seyn zu wollen, da sie bestimmt ist, blos Mutter, nåhrende, pflegende, zur Geburt bringende Mutter, einer von dem Vater, innerer oder åußerer Anschauung, erzeugten Frucht zu seyn; so spricht man nicht ge= gen die Vernunft, wenn man dies tadelt, sondern gegen den Mißbrauch der Vernunft, gegen die Unvernunft. Man seht ja das Auge nicht herab, wenn man sagt, daß es nicht zugleich hören, schmecken und fühlen könne. Ueberhaupt muß der Mensch Verzicht darauf thun, die Dinge, beson= ders geistige Gegenstände an sich, was sie eigentlich sind, erkennen zu wollen. Da wir alles Erkennbare nur durch das Medium unserer Seh-, Hör-, Gefühls-, Denkformen erkennen, so können wir eigentlich nur sagen, uns erscheint es so.

Wollten wir versuchen, zu wissen, was Gott an fich, objektiv ohne allen Anthropomorphismus sey; so müßten wir ganz consequent dahin kommen Nichts von Gott zu wissen. Denn was wissen wir von Weisheit, Gerechtigkeit, Güte, Liebe, ohne Menschen, die Etwas von diesen Eigenschaften haben? Was von Ullmacht ohne menschliche Macht, von Allwissenheit ohne menschliches Wissen? Wir müßten mit Fichte behaupten, es sey Got teslåsterung, eine Existenz von Gott zu behaupten, weil wir keine Eristenz ohne Beschränkung durch Zeit und Raum kennen.

wie kann sich

,,Aber", fragen Sie vielleicht, denn der Mensch beruhigen, wenn er nur Erscheinungen erkennt und nie fähig ist, die Wahrheit an sich einzusehen?" Mich dunkt auf die einfachste Art. Er weiß ja, daß Gott ihm diese Denkform gegeben hat. Das Wesen, das ihn so organisirte, wollte also offenbar, daß er die Dinge so und nicht anders ansehen sollte, weil er sie nicht anders ansehen kann. An der Gottheit wär' also die Schuld, wenn er getäuscht würde, wenn er nicht so viel Wahrheit erkennte, als für ihn ge= rade hinreichte. Wie kann der Mensch, das un-> terste Glied des Geisterreichs, erwarten, daß er die ganze Gottheit, den höchsten Geist, übersehen

werde? Der ganze Zweck der Gottkenntniß für den Menschen ist, Zutrauen, Ehrerbietung und dankbare Liebe in ihm zu erregen. Und dazu ist ihm genug offenbart. Ich denke, dabei wollen wir bescheiden bleiben. Ich wenigstens bin dabei ganz ruhig, und bin es erst, seit ich nicht mit wächsernen Flügeln in die Sonne fliegen will.

Si e b e n z e hnter Brie f.

A n denselben.

Das habe ich erwartet, daß man Ihnen fagen würde, Mystik führe nur allzuleicht zu Fanatismus oder sey es wohl gar; die Mystiker übertrieden Alles, die Verleugnung, die Willenlosig= keit, den Glauben, die Liebe, die christliche Vollkommenheit. Man müsse sich also vor ihr hüten u. f. m.

Lieber, theurer Mann! Fanatismus heißt heut zu Tage oft Alles, was über das feinsinnliche Thier erhebt, das auch Mensch heißt; Alles, was man nicht zergliedern und dem kaltraisonnirenden Verstande begreiflich machen kann. Abraham in der erhabensten Epoche seines kindlichsten Glaubens, da er seinen Sohn opfern wollte, weil er nicht zweifeln konnte, daß Gott es ihm befohlen habe, ist ihnen ein gutmüthiger Fanatiker, den man aber,

um ihn unschädlich zu machen, in ein Irrenhaus håtte bringen, ihn dort aber recht gut behandeln sollen. Jesus selbst ist ihnen ein trefflicher Sittenlehrer, ein Feind alles Pharisäismus, Licht und Salz seiner Zeit, der sich aber ehrlich für den von den Propheten angekündigten jüdischen Volksretter hielt und sich kreuzigen ließ, weil er wähnte, das müsse so seyn. Als Paulus vor Festus von seiner himmlischen Erscheinung, von dem Leiden, dem Tode und der Auferstehung Jesus redete, da fagte der Weltmensch Festus:,,Paulus! du rafest." Und doch waren es lauter Thatsachen, die er dem Könige vortrug; und er konnte dem Könige ins Geficht sagen: du weißt es recht gut, was geschehen ift. Es ist ja nicht in einem Winkel, sondern öffentlich geschehen. In Mystikern ist freilich eine innere Erhebung ihres Wesens, die der gewöhnliche Mensch nicht begreift. Aber der Mensch muß auch, nach Richters Wort,,,wie alte Gebäude erst gehoben werden, eh' er reparirt, gebessert werden kann." Etwas Höheres, Kräftigeres, Eingreifenderes als unsere kalte, kaltlassende Moral, muß in dem Menschen aufgeregt werden, wenn die so mächtige Sinnlichkeit, die Welt außer und in uns, überwunden werden soll. Dies Höhere, Eingreifendere finden nun die Mystiker in der Liebe zu Gott oder Christus, die natürlich, wenn sie da

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